Schlechtes Gewissen, das Studium abzubrechen?
Ich hatte ja die ganze Zeit schon intensiv darüber nachgedacht. Nachdem nun noch einige Dinge passiert sind, möchte ich morgen nun endgültig den Exmatrikukations-Antrag abgeben.
Allerdings hab ich ein total schlechtes Gewissen. Nicht unbedingt wegen mir, sondern eher wegen den anderen. Wegen dem mitleidigen Blick, den die Sekretärin machen wird. Wegen der Enttäuschung meiner Professoren. Dass sie mich als Versager ansehen. Und wegen der Nachfragen und Überredungsversuche meiner Kommilitonen, die kommen werden, wenn ich es ihnen sage.
Was soll ich nur tun?
7 Antworten
Hallo Hessen,
ein schlechtes Gewissen - dass musst Du wenn dann nur vor Dir selbst und Deiner eigenen Entscheidung haben. Als Außenstehender kann man Deine sehr "harte" Entscheidung gar nicht beurteilen.
Wenn Du Dir - wovon ich mal außgehe - mit Deiner Entscheidung zu 100% sicher bist - dann musst Du auch kein schlechtes Gewissen haben. Versager kannst Du gar nicht sein: Weil nicht die Enscheidung ist das spannende - sonder der Weg zur Entscheidung und die Entscheidung zu treffen!
Naja - und zum Thema "Überredungs-Versuche": Vielleicht kommen ja tatsächlich neue Argumente die Dich in Deiner - sehr schweren und Zukunftsweisenden Entscheidung - beeinflussen.
Und Du wärst ja verrückte (und das bist Du nicht!) wenn Du nicht auf Gute Tipps hörst und Deine Entscheidung vielleicht überdenkst und dann neu bewertest.
Wünsche Dir die notwendige Muse dafür!
Du siehst diese Leute niemals mehr wieder und sie werden dich vergessen haben, sobald du ein paar Tage oder Wochen nicht mehr in ihrem Umfeld weilst. Denen bist du keine Rechenschaft schuldig, sie sollten dir egal sein wie du es ihnen bist - für die bist du einer unter vielen, die das Studium aus welchem Grund auch immer abbrechen. Lass dir auch nicht einreden, versagt zu haben - es war eben nicht dein Fach und auch nicht dein menschliches Ambiente. In Wahrheit hast du gewonnen, weil du dir eingestanden hast, dass es das nicht war und es ein falscher Entschluss war, der mit diesem Schritt revidiert wurde. Das macht man nicht mal eben zwischendurch und einfach so, dazu gehört gewisser Schneid und ich will nicht wissen, wie viele sich durch Studiengänge quälen und das denken, was du planst, sich jedoch zieren und in Wahrheit total unglücklich sind.
Als Schüler habe ich mir gedacht: Das Bündnis zur Klasse reißt irgendwann einmal, das zur Verwandtschaft aber nie. Und so ist es auch hier. Das Bündnis zu diesem Umfeld reißt ab, das zu denen, die dir wichtig sind jedoch nicht. Und alle anderen können im Quadrat springen oder was auch immer, es ist DEIN Entschluss und daher schon in Ordnung.
Alles Gute für dich!
sieh an, du musst erst gehen wollen, bevor sie dich loben.
Das ist oft so. Als ich vor einigen Jahren avisiert hatte, aus dem Ehrenamt aussteigen zu wollen, wurde das auch mit "größtem Bedauern" aufgefasst und die Leute sagten, ich hätte das ja so toll gemacht und nie gab es Klagen, man werde mich so sehr vermissen und ich soll bitte bitte bitte weiter machen - wohlgemerkt nachdem ich jahrelang eine Art Dödel der Nation gewesen bin, der als Prellbock für Sachen verantwortlich gemacht worden ist, für die er gar nichts konnte und noch nicht mal einen Dank erfuhr.
Meist gibt es solche "verbalen Abschiedsgeschenke" - so meine Erfahrung - ausgerechnet von Personen, die ein schlechtes Gewissen haben und/oder meinen was gut machen zu müssen, indem sie auf einmal nette Töne anschlagen. Ich würde das einfach so stehen lassen und nicht weiter beachten.
Und ein Professor sagte mir, ich solle es nochmal überdenken, denn ich hätte durchaus Potential - zumindest in einigen Fächern.
Wenn du rhetorisch fit genug bist und dir das zutraust, sage ihm doch ... danke, das ist nett,, aber das hätte er vorher sagen sollen, denn auch die fehlende Motivation und das Gefühl hängen gelassen zu werden und nichts richtig hinzukriegen führte maßgeblich zu deinem Entschluss. Klar kann er das dann als Nachtritt werten, aber da du diesen Menschen wohl nie wieder siehst, kann dir auch das egal sein und deinem Ego tut es vielleicht gut. Ich habe so was schon einige Male gemacht und es hat mir geholfen weil ich mich das traute und merkte ... aha, ich kann's ja doch.
Ich habe mein Studium vor ca 10 Jahren auch abgebrochen und bin dann in eine Lehre gegangen. Damals habe ich noch gedacht, dass alles vorbei ist; dass ich versagt hätte; dass das Gymnasium und das Abitur umsonst gewesen wären, weil andere mir immer eingeredet haben, dass ich studieren sollte etc bzw. ich mir das dann auch noch selbst eingeredet habe. War sogar depri. Derweil war es die beste Entscheidung. Das mit dem Studieren war einfach nix für mich. Und verdienen tu ich inzwischen auch genug.
Da Du keine Einzelheiten zu deinem Studium und deinen Problemen nennst, kann man dir auch keinen Rat geben. Geh´ wenigstens zur Zentralen Studienberatung deiner bisherigen Hochschule. Da könntest Du noch einmal über deine Probleme reden, dir aber auch Rat zu deinem künftigen beruflichen Weg holen.
Da trau ich mich halt nicht so. Das ist ein bisschen wie beichten gehen. Nur, dass dir der Studienberater nicht die Absolution erteilen kann.
Ich war früher selbst Leiter einer großen Studienberatungsstelle. Das was Studierende oder Studierwillige uns erzählen, wird vertraulich behandelt. Und wir versuchen immer, den Ratsuchenden ohne moralische Wertung zu helfen.
"Da trau ich mich halt nicht so"
Wovor fürchtest du dich denn? Himmelherrgott noch mal, leg deine Hemmungen ab, es geht um deine ZUKUNFT! Ein Berater ist dazu da, dich zu beraten, nicht, dir die Absolution zu erteilen (wofür auch?)
Musst du den persönlich abgeben oder geht nicht auch per Post? Würde es einfach wenn’s geht vermeiden es persönlich abzugeben, ansonsten geh zu einer Uhrzeit hin wo die das nicht gleich so mitkriegen
Naja eine Kommilitonin probiert mich die ganze Zeit zu überreden, weiter zu machen. Und mir fällt es dann immer so schwer, andere zu enttäuschen. Sie meint halt, es wäre vernünftiger, jetzt erstmal weiter zu studieren, bevor ich es irgendwann bereue. Aber auf der anderen hab ich halt echt keinerlei Ahnung, wie ich die Prüfungen schaffen soll. Und ein Professor sagte mir, ich solle es nochmal überdenken, denn ich hätte durchaus Potential - zumindest in einigen Fächern. Und ich dacht mir - sieh an, du musst erst gehen wollen, bevor sie dich loben.