Mit 15 war ich sehr schüchtern und wurde von der älteren Schwester meiner Freundin darauf angesprochen, andere Leuten beim Sprechen anzusehen - Eure Meinung?

Das Ergebnis basiert auf 8 Abstimmungen

Das war nett und richtig von ihr 63%
Sowas fördert die Entwicklung des Angesprochenen 38%
Das war demütigend und unpassend 0%
Es ging sie nichts an 0%
Das sind Machtspiele 0%

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Sowas fördert die Entwicklung des Angesprochenen

Ich kann mich nicht richtig entscheiden. So etwas ist oft gut gemeint, kommt aber ggf. auch durch die eventuell missverständliche Wahl der Formulierung beim Empfänger nicht richtig an und wird als unangenehm oder als demütigend wahrgenommen oder auch als Einmischung interpretiert nach dem Motto ... das geht doch die/den nix an, wie ich mein Leben leb'.

Mir wurde in dem Alter auch so was Ähnliches gesagt - da hieß es, ich müsse "cooler und selbstbewusster" werden, aber es wurde nachgeschoben, dass ich so ruhig, wie ich bin, "mit Sicherheit keine Lehrstelle finden dürfte". Ich fand das damals nicht besonders nett, auch wenn ich wusste, dass es eigentlich als Hilfestellung gemeint gewesen sein dürfte. Die Person, die es gesagt hat ... verkehrt war sie nicht, aber sie hat generell nicht immer den richtigen Ton getroffen. Das war eine Mitschülerin, von der ich weiß, dass sie sogar mal in mich verliebt war - die hat es schon gut gemeint und wollte mir helfen.

Als Jugendlicher kriegt man so was bzw. manchen Rat auch etwa von Lehrern oder Eltern, die es einfach nur gut mit einem meinen, mangels Lebenserfahrung und Menschenkenntnis und weil man es nicht richtig einstufen kann öfters mal in den falschen Hals - das kommt noch dazu.

Richtig ist aber, dass so eine Äußerung am Ende die Entwicklung fördern kann, aber nur dann, wenn man sie zuzuordnen weiß und es als gutgemeinten Rat ansieht, nicht aber als Bevormundung oder Demütigung oder als Geste "von oben herab".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Rosenmary 
Fragesteller
 01.04.2024, 20:36

Es hat mir tatsächlich geholfen, da ich immer den Blicken auswich und meine Schuhe interessanter fand. Warum ich so schüchtern war, weiß ich nicht, da die Erziehung eigentlich liebevoll war.

Die Schwester meiner Freundin war einige Jahre älter und so eine mondäne Künstlerin.

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rotesand  01.04.2024, 20:41
@Rosenmary

Ich war vom Ding her eigentlich ein gütiger, lustiger und offener Typ, die ganze Grundschulzeit über - ich war sogar im Schulchor. Sogar im Zeugnis wurde mein "freundschaftlicher Umgang mit Gleichaltrigen" gelobt, an die Formulierung erinnere ich mich - das war in der zweiten Klasse, als ich eben neun Jahre alt geworden war.

Ich bin durch die Realschule binnen weniger Wochen nach dem Schulwechsel verstockt und verschüchtert, litt unter Schulangst und würde heute sagen, dass da auch Phasen von depressiven und resignierenden Zuständen dabei gewesen sind, als ich so 12 gewesen bin. Ich wurde misstrauisch und eigensinnig, bis ich in der siebten/achten Klasse neue Lehrer hatte und dann auch einige Störenfriede weg waren sowohl in der Klasse als auch in der Lehrerzimmer. In der Ausbildung war dann wieder alles gut, aber kaum war ich danach wieder in meiner Heimatstadt in den Strukturen, fing es wieder an und wurde bis zum Wegzug immer schlimmer.

Mondäne Künstlerin klingt aber gut - das ist auch jemand, zu dem man als Jugendlicher sicherlich aufsehen kann. Für mich war mein Großonkel jemand, der mir alles hätte sagen dürfen, ich hätte es in der Regel gemacht - weil ich wusste, der meint es gut. Und ich habe ihn auch irgendwie als Typ bewundert, weil er anders war als andere.

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Sowas fördert die Entwicklung des Angesprochenen

So ist es.