Macht es Sinn alte Bücher zu lesen?

12 Antworten

Ich finde das mitunter sehr interessant. So kann man Geschichte gewissermaßen mit den Augen ihrer Zeitgenossen betrachten. Das ist besonders dann spannend, wenn diese Werke Zukunftsprognosen für eine Zeit enthalten, die heute bereits angebrochen oder sogar überschritten ist. Viele Autoren lagen völlig daneben, aber es gibt auch einige mit erschreckend genauen Treffern.

Das "Problem", das nicht mehr alles aktuell ist, hat man übrigens auch bei historisch wertvollen Werken, etwa bei Platons "Politeia". Es ist schon skurril, wenn man liest, dass einer der größten Denker der europäischen Geschichte die Demokratie für eine degenerierte und schlechte Staatsform hielt - und das auch noch als Grieche...

LahaLI 
Fragesteller
 27.11.2022, 22:37

Gibt es denn irgendwie eine Reihenfolge, eine Liste von solchen Büchern oder andere Anhaltspunkte, woran ich mich orientieren könnte?

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Alte Unterhaltungsliteratur zu lesen ist wohl überwiegend Zeitverschwendung.

Was Fachbücher angeht, würde ich klar unterscheiden zwischen Orginalarbeiten und Sekundärliteratur über diese:

Die Orginalarbeiten sollte man dringend lesen, das ist meistens super erhellend.

Die Sekundärliteratur, wo Leute diese Orginalarbeiten diskutieren, sind nur dann von Interesse, wenn man die damalige Rezeption des Orginalarbeit studieren will. Man sollte nie den Fehler machen zu glauben, dass man das Orginal schneller versteht wenn man nur seine sekundäre Zusammenfassung liest.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
LahaLI 
Fragesteller
 05.12.2022, 13:15

Danke für die Antwort, was bedeutet denn Originalarbeit und Sekundärliteratur genau?
Wie erkenne ich diese Unterschiede?

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Ja, ich finde es interessant. Früher hat man da ganz anders drauf geschaut. Ich meine nicht nur Politik, auch Pflichtliteratur. Was wurde uns armen Schülern nicht alles reingeprügelt. Faust, Antigone, der Handschuh, Scholochow Ein Menschenschicksal, wie der Stahl gehärtet wurde, Kabale und Liebe, Nathan der Weise.....Noch den Schimmelreiter vergessen.

Mit solcher Literatur konnte man den Schülern den Unterricht versauen. Weil das Literatur für Erwachsene ist. Begriffen habe ich das erst, als sich meine Kinder damit abquälten und ich merkte, daß ich von Faust und der Antigone begeistert bin und jede Aussage, ja jedes Wortspiel freiwillig studierte.

Warum nicht ?

Zum einen sind viele Themen und Ideen immer noch aktuell und es lässt sich vergleichen wie sich die Situation entgegen der These oder Beobachtung entwickelt hat.

Außerdem lassen sich so zurückliegende politische Debatten und Prozesse verfolgen und einordnen oder zu verstehen.

Eventuell gibt die Ansicht oder Haltung von damals Aufschluss darauf warum Situation x so oder so gehandhabt wurde.

Journalisten, Historiker , Politikwissenschaftler, Wissenschaftler allgemein, Philosophen usw arbeiten alle zu jeder Zeit auch mit alten Material und alten Aufzeichnungen oder Quellen

Meiner Ansicht nach macht das durchaus Sinn, da man aus solchen Büchern (auch wenn sie vielleicht mittlerweile teilweise als wissenschaftlich oder thematisch überholt gelten mögen) immer etwas darüber erfahren kann, wie Menschen zur jeweiligen Zeit über eine bestimmte Thematik dachten.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich lese viel und äußerst gerne