Liegen wir Christen falsch mit dem Kreuz oder haben die Zeugen Jehovas recht mit dem Pfahl?

9 Antworten

Nein, Christen liegen in einigen sehr wichtigen Punkten, auch in dieser Thematik, völlig richtig.

Auch hier werden nämlich seitens der Wachtturmgesellschaft weitere Anstrengungen unternommen um auch das christliche Kreuz zu negieren - wie so einiges im Christentum madig gemacht werden soll.

Dabei werden bewusst Missverständnisse gepflegt, aber auch thematisch geschickte Ablenkungen ins mindset der JZ übertragen.

Doch zunächst eine vielleicht interessante Aussage aus aktuellen "Unterredungsbuch" (eine Art Minilexikon der WTG) zum Thema "Kreuz":

Das griechische Wort, das in vielen modernen Bibelübersetzungen mit „Kreuz“ („Marterpfahl“ in der  NW) wiedergegeben wird, ist  staurós. Im klassischen Griechisch wird damit lediglich ein aufrechter Stamm oder Pfahl bezeichnet. Später wurde das Wort auch als Bezeichnung für einen Hinrichtungspfahl benutzt, an dem ein Querbalken angebracht war.

Ohne Witz, das breitgedruckte steht tatsächlich so darin.

siehe ->hier Google Suche erstes Ergebnis.

Doch aus diesem Zitat ergeben sich zwei Fragen, die nirgendwo in der Wachtturmliteratur beantwortet werden:

  1. Wenn die Römer ein Kreuz verwendet hätten, welches griechische Wort hätte man verwendet? Denn damals gab es kein griechischen Begriff für ein Kreuz.
  2. Wieso hatte "später" der Begriff dennoch die Bedeutung eines Kreuzes?

Zu 1) - es gab gar keinen ursprünglichen griech. Begriff den man hätte verwenden können um ein Kreuz zu bezeichnen.

Zu 2) Na wegen der bekannten Foltermethode der Römer. Das geht bis ins erste Jahrhundert zurück.

Die römische Hinrichtung ist eigentlich nichts unbekanntes - z.B. weiß man heute eigentlich ziemlich genau, das der Hauptstamm bei Golgota wahrscheinlich bereits am Vortag gesetzt wurde, wenn er nicht sogar permanent dort stand, um sich immer die schwere Arbeit zu sparen. Das war eine Arbeit die mehrere Männer erledigen mussten und einige Stunden dauerte.

Den Hauptstamm zu tragen wäre für jeden Sträfling alleine viel zu schwer gewesen - er trug daher lediglich den Querbalken zur Hinrichtungsstätte - da dies ein einzelner Balken war, ist logisch das die Bibel es auch nur als Einzelteil definiert.

Übrigens wäre der Pfahl ebenso ein heidnisches Symbol - siehe Einsichtenbuch "heilige Pfähle".

(War noch im Zwischenspeicher, ich dachte ich hätte es damals abgesendet)


Hoerli79 
Beitragsersteller
 10.02.2025, 15:53

patibulum heißt der querbalken

Ein Argument pro Kreuz ist Johannes 20:25 hier sagt der zweifelnde Apostel Thomas:

Die anderen Jünger erzählten ihm: „Wir haben den Herrn gesehen!“ Doch er entgegnete: „Das glaube ich erst, wenn ich die Spuren der Nägel an seinen Händen sehe, meine Finger in die Wunde lege und mit meiner Hand seine Seite berühre.“ Das Wort „Nägel“ steht hier im Plural.

Das bedeutet, dass es mindestens zwei Nägel gewesen sein müssen, die die Hände Jesu durchbohrten. Wäre es nur ein Nagel gewesen, wie bei einer Hinrichtung an einem Pfahl, hätte hier der Singular stehen müssen.

Tatsächlich richteten die Römer ihre Gefangenen zur Zeit Christi in verschiedenen Positionen hin. Es gab sowohl die Nagelung an einem Kreuz als auch an einem Pfahl, wie wir es aus anderen Quellen kennen. Sehr verbreitet war auch die Y-Form (ähnlich einer Baumgabel) oder die X-Form, wie bei der Andreas-Kreuzigung. Jede dieser Formen könnte in Betracht kommen.

Ein zeitgenössisches römische „Grafits“ von einer eindeutig gekreuzigten Person.

 https://www.archeoflegrei.it/taberna-graffiti-puteoli/crsss/

Bild zum Beitrag

Zeugen Jehovas behaupte das christliche Kreuz habe einen heidnischen Ursprung. Ihre Führung stützt sich als Quelle für diese Annahme vor allem auf William Edwy Vine und sein Werk Vine’s Complete Expository Dictionary of Old and New Testament Words.

https://en.wikipedia.org/wiki/Instrument_of_Jesus%27_crucifixion

William Edwy Vine war ein Theologe und Schriftsteller, er stand den Adventisten und deren Lehren nahe – jener Glaubensgemeinschaft, aus der auch die Bibelforscher hervorgingen, die später als Zeugen Jehovas bekannt wurden. Vine selbst distanzierte sich jedoch ausdrücklich von den Lehren der Zeugen Jehovas.

Vines Theorie lautete im Kern, dass das altgriechische Wort „stauros“, das im Neuen Testament für „Pfahl“ oder „Kreuz“ verwendet wird, mehrdeutig sei und verschiedene Hinrichtungsmethoden umfassen könne – also Pfahl, Kreuz, Gabelung oder Ähnliches. Vine stellte die Hypothese auf, dass sich der Begriff „Kreuz“ in lateinischen Übersetzungen durchgesetzt habe, um Heiden, die den Gott Tammuz verehrten und das Tau-Symbol (T) als heilig ansahen, den Übertritt ins Christentum zu erleichtern.

Aber auch wenn das Kreuz wegen eines heidnischen Einflusses populär geworden ist, bleibt die Annahme, dass Jesus an einem Pfahl gestorben ist, fraglich.

Das Alexamenos-Graffito (126 n. Chr.) eine Zeichnung welche Jesus verleumdet in dem sie ihn gekreuzigt mit einem Eselskopf dargestellt haben.

Hier wird Jesus an einem Kreuz gezeigt, lang vor der Entstehung eines organisierten Christentums oder der Bibel. Zu der Zeit gab es noch keinen Anlass ein Kreuz als Synonym für den Gott Tammuz zu verwenden.

Bild zum Beitrag

https://de.wikipedia.org/wiki/Alexamenos-Graffito

Die vom Archäologen P. Bagatti auf dem Ölberg entdeckte Katakombe aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. enthält ebenfalls Inschriften, die eindeutig auf ihre Nutzung durch die allerersten Christen in Jerusalem hinweisen.

Bild zum Beitrag

https://www.leaderu.com/theology/burialcave.html

Bild zum Beitrag

Auch ein in Haus in Herculaneum (Italien), dass beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. begraben wurde, enthält den Abdruck eines traditionellen römischen Kreuzes. (Quelle: Maier, 1976, S. 141).

Es gibt somit einige Indizieren die gegen die Pfahl-Theorie stehen.

Denn das Kreuz wurde schon vor der Missionierung heidnischer Tammuz-Anhänger als christliches Symbol verwendet. Allerdings rechtfertigt dies meiner Meinung nicht die exzessive Nutzung dieser Symbolik und widerlegt auch nicht das es genutzt würde um Heiden den Übergang ins Christentum zu erleichtern, wie es bekanntlich mit anderen heidnischen Bräuchen auch der Fall war.

Letztlich ist es jedoch irrelevant, ob Jesus am Kreuz oder an einem Pfahl gestorben ist. Interessant bleibt, wie die Zeugen Jehovas aus solchen nebensächlichen Details ein großes Thema macht, um sich von anderen christlichen Religionen, insbesondere der Kirche, abzugrenzen.

Ob ein Christ ein Kreuz z.B. als Kette nutzen möchte um seine Hingabe zum Christentum zu symbolisieren sollte jeden selbst überlassen sein.

Die Theorie von William Edwy Vine wurde von der Führung der Zeugen Jehovas dankend angenommen. Es handelt sich dabei um einen typischen Trick, mit dem sich Gruppen elitärer darstellen möchten: „Seht her, wir sind anders, also wissen wir mehr.“ Abgrenzungsmerkmale schaffen, um die Gemeinschaft zu stärken und nach außen abzuschirmen.

Für den Glauben und das Bibelverständnis ist es völlig irrelevanten ob Jesus am Pfahl oder Kreuz gestorben ist. Sondergemeinschaften nutzen solchen Abgrenzungsmerkmale aber sehr häufig und vor allem bewusst.

Woher ich das weiß:Hobby – Interesse an der Bibel, Exegese, Auslegung, Geschichte
 - (Christentum, Gott, Bibel)  - (Christentum, Gott, Bibel)  - (Christentum, Gott, Bibel)  - (Christentum, Gott, Bibel)
Eure Meinung?

Zeugen Jehovas behaupten das entgegen aller Belege.

Die Juden identifizierten das römische Folterinstrument des Kreuzes seit dem 2.Jh mit dem "Holz" aus Dtn 21,23 (in Qumran hat man das schwarz auf weiss gefunden). Auf griechisch übersetzt ist das dann "stauros" und dieses Wort kann auch mit "Pfahl" übersetzt werden.

Das ist alles.

Ich bin der Meinung, das wir nicht an Symbolen haften sollten, sondern wir uns darum bemühen sollten unser Bewusstsein auf das Wesentliche auszurichten.

Wenn du alles verlierst, man dir alles wegnimmt, alles zerstört wird - materielles Eigentum, zwischenmenschliche Beziehungen, soziale Sicherheit - was bleibt dann?

Ist dein innerer Frieden von einem Symbol abhängig?

Ein Symbol kann für wichtige Dinge stehen, die unser Leben beeinflussen - vom "Stop"-Schild im Verkehr, bis hin zu religiösen Symbolen.

Aber ein geschnitztes Kreuz bleibt ein Stück Holz, in das ein Handwerker viel Zeit und Energie fließen ließ. Dieses Stück Holz war mal Teil eines Baumes.

Können wir uns mit dem gleichen Respekt und der gleichen Achtung und Demut vor einem Baum verneigen, wie wir es vor einem menschengemachten Objekt tun?

Wenn man das nicht kann, dann begeht man meiner Meinung nach einen Fehler.

Vermutlich unterscheidet man zwischen "heilig" (Symbol) und "profan" (Baum).

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es diese Trennung nur in unserem Geist gibt und nur durch unsere Erziehung entstanden ist.

Alles ist "heilig" und alles ist "profan" - das ist eine Frage unserer Geisteshaltung.

Jesus starb am Kreuz.

Joh. 20, 25 Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben.

Bei einem Pfahl wurde nur ein Nagel für die Hände verwendet. Da Thomas aber von Nägeln spricht, kann es nur ein Kreuz gewesen sein.

Ausführlicher dazu in dem Artikel: https://www.jesus-christus-ist-gott.de/kreuz-oder-pfahl

Hier wurde das auch ausführlich diskutiert. Ich denke man erkennt, dass die Beweislage so eindeutig ist, dass ZJ nur ausweichen können: https://www.gutefrage.net/frage/an-zj-habt-ihr-eine-antwort-auf-diese-frage

Lg

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigener Glaube -- bin bibelgläubiger Christ