Lehrer die sich über Schüler beklagen, was ist davon zu halten?

Das Ergebnis basiert auf 44 Abstimmungen

Das ist wirklich so / halte ich für glaubwürdig 91%
Übertrieben und Blödsinn / stimmt nicht 9%

19 Antworten

Das ist wirklich so / halte ich für glaubwürdig

Ich bin grade im Abi Jahr (in nichtmal zwei Wochen sind die Prüfungen) und ich kann da definitiv zustimmen. Es ist eher eine Ausnahme, wenn ein Schüler regelmäßig anwesend ist, sogar in Prüfungsfächern. Zurzeit sind wir oft grade mal die Hälfte der Klasse (ca. 8-11 von 18 Leuten).

Unsere Klasse ist in mehr oder weniger drei Gruppen aufgeteilt, die eine Gruppe (5 Personen) lernt relativ viel, schreibt sehr viele gute Noten und gibt sich echt Mühe.
Die zweite Gruppe (5 Personen) ist so im Mittelfeld, meistens auch ganz gute Noten (schnitt so ungefähr 10-12 Notenpunkte).
Die dritte Gruppe (8 Personen) ist ganz knapp über der Schwelle, überhaupt zum Abi zugelassen zu werden, die meisten haben noch genau einen Kurs, den sie nicht unterpunkten dürfen und sind fast nie pünktlich, wenn sie denn überhaupt kommen. Die Person mit den meisten Fehlstunden dieses Jahr hat über 250h.

sumpfbub  13.04.2022, 18:20

Der mit den meisten Fehlstunden ist wahrscheinlich Elon 2 und gründet sein drittes Startup. Schule ist da nur lästiges Schmuckwerk.

Heute sieht man ja auf YT, dass jeder, aber auch wirklich jeder, im Grunde ein Superstar sein kann. Und in wenigen Tagen zum Millionär avanciert. Was soll man sich da mit so blöden Dingen wie Allgemeinbildung belasten, wenn man mit eSports eine lebenswichtige Größe wird...

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Das ist wirklich so / halte ich für glaubwürdig

Es gibt tatsächlich immer mehr Schüler, die ÜBERHAUPT nichts mehr zu tun gedenken, um in einem Fach positiv abzuschneiden. Ich habe jedes Jahr ein zwei Nachhilfeschüler, denen ich sagen muss, dass sie mich nicht mehr konsultieren sollen, da ich keinerlei Antrieb sehe. Oft erlebe ich, dass ein Schüler keine Hausaufgaben macht, sich in keinster Weise mit dem Fach beschäftigt und dann einen Tag vor einer schriftlichen Arbeit glaubt, er braucht nur einmal kurz You-Tube schauen und das wars. Die verlassen sich oft einfach darauf, dass ich ihnen die vorgegebenen Beispiele durchrechne und würden nie auf die Idee kommen, sich einmal ein paar Stunden auf den Hintern zu setzen. Neulich hatte ich einen Fall, wo am Lehrplan Winkelfunktionsgleichungen standen. Am Abend vor der entscheidenden Arbeit stellte sich heraus, dass der nicht mal wusste, wie sich Winkelfunktionen überhaupt definieren und dass dies was mit rechtwinkeligen Dreiecken zu tun hat.

Ich muss zugeben, dass mir da manchmal fast der Kragen platzt und verstehe es daher, wenn Lehrer im Laufe der Zeit ihren Kopf beim Eingang der Schule abgeben, um irgendwie durch den Tag zu kommen.

Einer meiner Schüler besucht eine HTL für Elektronik und kann im fünften Jahrgang noch immer nicht die einfachsten Sachen, wie beispielsweise die Periodendauer aus einer Frequenz bestimmen oder ausrechnen, wie viele Stunden und Minuten 2.5 Stunden sind ohne einen Internetzugang zu haben. Fassungslos berichte ich das dann meiner Frau, die nur den Kopf darüber schüttelt und sich fragt, warum ich mir das antue. Dabei frage ich mich selbst oft, wie solche Schüler überhaupt in die 5. Klasse gekommen sind...So mancher Schüler kurz vor der Matura (Abitur in Österreich) kriegt es nicht auf die Reihe, eine bloß 20-seitige Diplomarbeit zu schreiben - hier spielen sich Dramen ab, die man sich kaum vorstellen kann: Angesichts der kompletten Unfähigkeit auch nur einen einzigen deutschen Satz über ein bestimmtes Thema selbst auszuformulieren habe ich schon oft daran gezweifelt, dass ein Schüler überhaupt Deutsch kann (ich spreche hier nicht vom Schreibstil, sondern davon, Wörter zu einem korrekten deutschen Satz zusammenzubauen).

Mehrere Bekannte, die an einem Gym unterrichten haben nach 30 Dienstjahren gedanklich mit der Idee abgeschlossen, Wissen zu vermitteln und machen nur noch Dienst nach Vorschrift. Das ist natürlich nicht gut, aber ich verstehe es zumindest...

Woran es liegt weiß ich nicht...

Das ist wirklich so / halte ich für glaubwürdig

Ist leider traurige Realität!

Fernseher, Konsole und PC beschallen ja einen genug, warum sollte da irgendjemand noch Lust auf Schule haben, wenn man sich die Zeit doch viel "sinnvoller" mit Fortnite und Co vertreiben könnte?

Schließlich sind wir doch alle Pro Gamer mit Millionen an Jahresgehalt. Und wenn die Karriere nicht funktioniert, wird man eben Influencer, wo der Name nicht umsonst an eine Grippewelle erinnert.

Das ist wirklich so / halte ich für glaubwürdig

Ich habe schon in den 90er Jahren ein Buch in der Hand gehalten, das hieß "Mir reicht´s". Darin berichtete eine engagierte Lehrerin, wie vor allem ein Schüler den ganzen Zusammenhalt störte und andere tyrannisierte. Maßregelte sie ihn, lief dessen Vater, der seinen Sohn unglaublich verwöhnte, sofort zum Direktor, um sich zu beschweren. Der Direktor stärkte ihr nicht etwa den Rücken, sondern lud die ganze Verantwortung auf sie ab. Sie sollte für Disziplin in der Klasse sorgen, andererseits durfte sie jedoch die Störenfriede nicht maßregeln. Wie soll das gehen? Zum Schluss hat sie gekündigt.

Als ich noch zur Schule ging, haben wir auch manchen Blödsinn angestellt (das macht wohl jede Schülergeneration so). Damals zogen Eltern und Lehrer jedoch noch meist an einem Strang. Wir bekamen auch zu hören: Was soll aus euch mal werden mit schlechtem Zeugnis? Nun war das zu DDR-Zeiten, wo jeder einen Arbeitsplatz bekommen musste und es keine Sozialhilfe o. ä. (evtl. im Ausnahmefall) gab. Schulschwänzer bzw. ewige Krankmacher erhielten dann im Notfall einen Hilfsarbeiterjob oder landeten im Knast, wenn sie keiner regelmäßigen Arbeit nachgingen. Ich las damals einen Gerichtsbericht, wo es um ein junges Mädchen ging, das sich von Fernfahrern aushalten ließ und als Gegenleistung mit ihnen ins Bett ging. Sie erhielt eine Gefängnisstrafe wegen "asozialen Verhaltens".

Heute ist es so, dass 1. viele Eltern den Lehrern die ganze Verantwortung zuschieben und 2. die Gesellschaft bzw. der Staat auch keine Verantwortung übernehmen wollen. Man traut sich nicht, Eltern von Schulverweigerern zur Kasse zu bitten, Kinder aus kriminellen Familien herauszunehmen um ihnen andere Werte zu vermitteln oder Kindern überhaupt Respekt vor erwachsenen Personen (die ja mehr Lebenserfahrung haben) oder fremdem Eigentum beizubringen. Und wenn es doch mal hoffnungsvolle Ansätze gibt (Kirsten Heisig berichtet in ihrem Buch "Das Ende der Geduld" davon), streicht der Staat nach kurzer Zeit die Fördergelder, weil "kein Bedarf" bestünde. Ohne Rückhalt in der Gesellschaft stehen Lehrer auf ziemlich verlorenem Posten.

Hinzufügen muss ich auch noch, dass jahrelange Arbeits- und Perspektivlosigkeit ganze Generationen geprägt haben. Wenn ich eh nur Aussicht auf einen schlecht bezahlten oder gar keinen Job habe, wozu soll ich mich dann in der Schule anstrengen? Da reicht dann auch Hartz IV. Und wenn Banker und Influencerinnen, die überhaupt nichts zum gesellschaftlichen Reichtum beitragen, eine Menge Geld verdienen, aber die produktiven Kräfte einen Hungerlohn bekommen, dann braucht man sich über "Null-Bock"-Mentalität nicht zu wundern.

DerHans  13.04.2022, 18:12

Da wird Ursache und Wirkung verwechselt. Wer glaubt, sich in der Schule einen schönen Lenz machen zu können, bekommt eben keinen BRAUCHBAREN Abschluss. Dann ist die Hartz IV Karriere vorprogrammiert.

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Claud18  14.04.2022, 12:56
@DerHans

Von Kindern kann man die notwendige Einsicht noch nicht verlangen, aber die Eltern müssten darauf Einfluss nehmen.

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DerHans  14.04.2022, 13:52
@Claud18

Meine Ex war Lehrerin. Ich habe oft genug mit bekommen, wenn die Frau Anwältin sich darüber beschwerte, warum ihr Nachwuchs ein DREI in Kunst bekommen hatte.

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Übertrieben und Blödsinn / stimmt nicht

Dafür gibt es sogar einen Begriff: Das ,,Die Jugend von heute"-Phänomen.

Ich denke, dass diese ,,Respektlosigkeit" der Schüler:innen vor allem daher rührt, dass Lehrer:innen sich ihnen gegenüber nicht respektvoll genug verhalten.

Respekt ist keine Einbahnstraße, er muss von beiden Seiten kommen. Und in einer solchen Erziehungssituation wie in der Schule vielleicht auch zuerst von Lehrerinnen und Lehrern aus.

Woher ich das weiß:Hobby – Politikinteressiert & -informiert!
Hacker48  13.04.2022, 18:05

Es geht weniger um die Jugend als um die Eltern von heute. Und die haben sich verändert, das ist Fakt -, aber nicht zum Guten. 😉

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Plincheeee  13.04.2022, 19:22
@Hacker48

Was tun sie denn deiner Meinung nach so falsch?

Sollen sie wieder zum Missbrauch übergehen wie vor 50 Jahren?

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Plincheeee  13.04.2022, 19:36
@Hacker48

Damit sollte wohl klar sein, dass du hier kein Anrecht auf eine Meinung hast...

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Hacker48  13.04.2022, 19:37
@Plincheeee

Oh, ein Verfassungsfeind in freier Wildbahn. Wie läuft's in St. Petersburg?

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Plincheeee  13.04.2022, 19:40
@Hacker48

So etwas ist menschenverachtend und rückschrittig. Vieles, aber keine Meinung.

Unabhängig von der Ausprägung und der Art, ob verbal oder körperlich: Gewalt und Missbrauch haben nichts in der Erziehung von Kindern verloren.

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Hacker48  13.04.2022, 19:43
@Plincheeee

Man darf also eine Meinung haben, aber nur deine Meinung?

Verstehe.

P.S. Welche Erfahrung hast du in der Erziehung von Kindern? Wenn ich fragen darf.

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Claud18  14.04.2022, 13:34
@Hacker48

Immer sind die Lehrer schuld......Jede Schülergeneration versucht, die Lehrer auszutricksen, das liegt nun mal in der Natur der Sache. Und gute Pädagogen können damit umgehen.

Aber Schüler wie "kleine Kaiser" oder "kleine Prinzessinnen" zu behandeln, halte ich für den falschen Weg. Dann werden sie, im Gegenteil zu obiger Behauptung, immer respektloser, weil sie dann lernen, dass sie sich alles erlauben dürfen.

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Plincheeee  15.04.2022, 15:33
@Claud18

Für tatsächliche Pädagog:innen ist das relativ anders. Lehrer:innen sind nunmal keine Pädagog:innen.

Jemanden mit Respekt zu behandeln bedeute nicht, dass man ihn behandelt als wär er adelig. Das ist das absolute Minimum, unabhängig vom Alter.

Es leuchtet mir übrigens auch nicht ein, weshalb es in deiner Vorstellung kleine Kaiser und Prinzessinnen sind, statt kleiner Kaiser und Kaiserinnen.

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Claud18  18.04.2022, 19:03
@Plincheeee

In China nennt man die Einzelkinder, die meistens Jungen sind, "kleine Kaiser". Und kleine Mädchen wollen doch gern meist Prinzessinnen sein, oder hast du schon mal kleine Kaiserinnen zu Fasching gesehen? Dann wohl schon eher Cowgirls oder weibliche Seeräuber (die hat es in der Tat gegeben). Prinzessinnen werden verwöhnt, Kaiserinnen tragen selbst Verantwortung.

Respekt bedeutet für mich, dass man jemanden ernst nimmt, allerdings nicht in jedem Fall nachgibt.

Übrigens: Artikel mit gepunkteten oder gesternten Substantiven lese ich normalerweise gar nicht. Wir durften bisher weibliche Schüler, Studenten oder Facharbeiter sein, und heute sind wir nur noch zweitklassige -innen (ohne außen).

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sumpfbub  13.04.2022, 18:14

Das weichgespülte Denken zusammen mit der Allverfügbarkeit eines unumschränkten Internets hat uns in solche Verhältnisse geführt. Die Jugend bekommt zu wenige Grenzen aufgezeigt.

Ja, natürlich sind die Eleven nicht täglich mit Rohrstöcken zu züchtigen und der Lehrkörper hat seine mögliche sadistische Neigung anderweitig mit Gleichgesinnten auszuleben.

So sind Lehrer im Grunde nicht mehr mit Rückhalt versehen und müssen sich von Schülern etwas gefallen lassen. Und das darf nicht sein. Lehrer sollen frei von Angst vor Repressalien agieren können. Es ist nicht ungewöhnlich, dass irgendwelche Eltern mit Anwälten gegen Noten vorgehen.

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Plincheeee  13.04.2022, 19:30
@sumpfbub

Wenn Lehrer:innen trotz klarem Fehlverhalten nie Folgen zu spüren bekommen, werden sie sich weiterhin so verhalten. Was du als Repressalien bezeichnest sind logische Konsequenzen, die aus Fehlverhalten nun einmal entstehen.

Nur weil man nicht erwachsen ist bedeutet das nicht, dass man keine Rechte hat, sich gegen so etwas zu wehren. Umso besser, wenn die Eltern da unterstützend wirken.

Und unabhängig von der Ausprägung und der Art, ob verbal oder körperlich: Gewalt und Missbrauch haben nichts in der Erziehung von Kindern verloren.

Respekt ist keine Einbahnstraße und muss von den Eltern aus kommen, damit die Kinder ihn erlernen.

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sumpfbub  13.04.2022, 19:42
@Plincheeee

Völlig korrekt. Immer schön brav auch die andere Wange hinhalten. Wenn Svantje-Kevin sich schreiend an der Kasse wegen des verweigerten Schokoriegels auf den Boden wirft, dann muss er denselben natürlich umgehend als Entschädigung erhalten; Vorenthaltung eines notwendigen Genussmittels ist ja auch eine Form der Folter. Alternativ kann man auch eine halbe Stunde mit ihm auf dem Boden liegen und diskutieren.

Ich bin da sehr wahrscheinlich ein Relikt aus grauer Vorzeit, längst schon zum Aussterben verdammt, ob meiner grobschlächtigen Erziehungsweise. Einmal eindeutig warnen, gegebenenfalls eine Erinnerung und danach gibt es Konsequenzen. Rechtzeitig Grenzen ziehen, dies aber mit Maßen. Alles tolerieren ist die falsche Methodik.

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Plincheeee  13.04.2022, 20:32
@sumpfbub

Bestenfalls ist die Erziehung schon vorher nicht so sehr schiefgegangen, dass das Kind solche Trotzanfälle überhaupt bekommt.

Es geht bei antiautoritärer Erziehung nicht darum, alles durchgehen zu lassen, sondern vor allem darum, Grenzen logisch zu setzen und auch logisch zu verdeutlichen.

Kein, ,,Das darfst du nicht, weil ich das sage", sondern ,,Das könnte gefährlich sein, lass mich dir helfen."

Taten haben natürlich Konsequenzen, in der Kindheit wie im Rest des Lebens.

Wenn das Kind allerdings eine Packung Mehl fallen lässt und es bekommt dafür eine sinnlose Strafe aufgedrückt, ist das keine sinnvolle Konsequenz. Besser, wenn man das Kind mit einbezieht und man gemeinsam eine Lösung sucht.

Hat das Kind nicht von vornherein Angst vor Strafen oder Gewalt (körperlich oder verbal), wird es relativ schnell zu dem Schluss kommen, dass man das aufräumen sollte und selbst tatkräftig mithelfen.

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Hacker48  14.04.2022, 01:51
@Plincheeee
Bestenfalls ist die Erziehung schon vorher nicht so sehr schiefgegangen, dass das Kind solche Trotzanfälle überhaupt bekommt.

Das beantwortet meine Frage.

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