Lateinischer Satz aus Plinius-Brief ohne erkennbare grammatikalische Struktur?

6 Antworten

Von Experte indiachinacook bestätigt
as macht für mich keinen Sinn?! Wo ist das arbitror, sowohl grammatikalisch, wie auch inhaltsmäßig hin

Da hast du recht. Die Übersetzung, die du gefunden hast, ist positiv gesehen "sehr frei", negativ gesehen "schludrig bis verkürzend".

Quae ego nequaquam arbitror neglegenda.

ego arbitror

Das Verb "arbitrari" (Infinitiv Passiv) ist ein Deponens (Plural: Deponentien), erscheint also passivisch, hat aber aktive Bedeutung, meistens als "ich meine / ich bin der Meinung, dass" übersetzt.

Quae nequaquam neglegenda (esse)

quae = Plural Neutrum für im Deutschen Singular "all dies"

nequaquam neglegenda (esse) = nicht vernachlässigt werden darf

Hier kommt erschwerend hinzu, dass die Wortreihenfolge schon außergewöhnlich ist und das "esse" elliptisch (weggelassen) ist.

Ich bin zwar nicht so weit in Latein, aber ich find es toll, dass du an einem solchen Wettbewerb teilnimmst und wünsche dir für morgen viel Glück, die erforderlichen Geistesblitze zur rechten Zeit und einen interessanten und nicht allzu schweren Text.
😊😊😊

DingDongclock 
Fragesteller
 02.02.2023, 16:48

Vielen lieben Dank, ich gehe auf ein bayrisches Gymnasium und da dürfen morgen die besten Lateiner am Landeswettbewerb für alte Sprachen teilnehmen (ich bin bei uns an der Schule damit allein). Da darf ich mich allerdings freuen auf große Konkurrenz der Humanisten (die haben zwei oder drei Jahre mehr Erfahrung auf dem Buckel)

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DingDongclock 
Fragesteller
 02.02.2023, 22:02

Update: Der Wettbewerb fällt morgen aus, in unserem Landkreis sieht es irgendwie aus, als wären wir in einer großen Schneekugel.

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lumbricussi  02.02.2023, 22:16
@DingDongclock

Na sowas! Aber vielleicht wird er auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.
Ich habe mit meiner Enkelin zusammen 4 Jahre Latein gelernt und mir hat noch nie eine Sprache soviel Vergnügen gemacht wie Latein. Leider musste sie die Schule wechseln. In der neuen Schule ist Latein nicht im Angebot.
Jetzt, da es an die interessanten Übersetzungen ginge, fehlt sie mir natürlich. Als Team waren wir gar nicht schlecht. So wurschtel ich mich halt alleine weiter.
Altgriechisch würde mich auch noch sehr reizen. Doch in Latein bin ich verliebt.
Hast du vor, Lateinlehrerin zu werden?

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Quae ego nequaquam arbitror neglegenda

Ich denke/glaube (arbitror; + AcI), dass dies (quae; wörtl. diese [Akk. Pl. neutr. von quod]) keineswegs (nequaquam) vernachlässigt werden darf (neglenda; ergänze "esse" für den kompletten AcI; wörtlich: ...zu vernachlässigende sind).

Schau mal in wiki bei den rhetorischen figuren vorbei

DingDongclock 
Fragesteller
 02.02.2023, 16:32

Wieso bei den rhetorischen Figuren?

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Allezkino  02.02.2023, 16:34
@DingDongclock

Es gibt Fälle da ist das trotzdem noch sinnvoll etwas weg zu lassen, was klar sein müsste z.B. zweifelsohne für ohne Zweifel wäre eine anastrophe und es gibt bestimmt 100 verschiedene fälle

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DingDongclock 
Fragesteller
 02.02.2023, 16:40

Es gibt 100 verschiedene Stilmittel, da hast du sicher Recht, wahrscheinlich noch viel mehr, wer soll die aber alle kennen...Aber zum Satz: Auch wenn ich solche Stilmittel mitdenke, komme ich immer noch nicht auf einen logischen Satz. Das leglegenda muss ein Gerundiv sein, wo ist das Bezugswort? Das muss quae sein, die beiden Wörter in KNG-Kong. müssten Nominativ Singular weiblich o. Nominativ/Akkusativ Plural neutrum sein, sonst wäre immer eines der Wörter anders, dann hätte ich zwei Nominative oder einen seltsamen Akkusativ, dies ist doch recht selten, nicht?

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Allezkino  02.02.2023, 16:49
@DingDongclock

Aposiopese Abbruch mitten im Satz „Seht mal, was ich …“ oder das hab ich noch gefunden: Anakoluth, Anakoluthon Satzbruch, eine plötzliche Änderung in der syntaktischen Konstruktion, dem Aufbau eines Satzes „Korf erfindet eine Mittagszeitung, / welche, wenn man sie gelesen hat, / ist man satt.“ (Christian Morgenstern), „Je einfacher denken, ist oft eine wertvolle Gabe Gottes“ (Konrad Adenauer)

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DingDongclock 
Fragesteller
 02.02.2023, 17:03

Ohne die Zitate näher zu kennen, würde ich einfach mal sagen, auch ohne die Personen persönlich herabsetzen zu wollen, dass das grammatikalisch gesehen teils ziemlicher Unfug ist, was die da von sich gegeben haben, v.a. das Zitat von Adenauer. Diese Stilmittel mag es durchaus geben, würde man die aber in gewisser Regelmäßigkeit vorfinden, dann hätte ich Zweifel, ob man falsche Grammatik und Stilfigur in Zukunft weiterhin unterscheiden kann. Ob es die in der lateinischen Literatur gibt, weiß ich nicht, vielleicht kennst du ja da auch ein Beispiel, mich würde es aber - zumindest bei vielen Autoren- wirklich wundern.

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Allezkino  02.02.2023, 17:14
@DingDongclock

Na Ahnung hab ich nicht von Latein aber hier noch ein Beispiel:

Definition. Die „Aposiopese“ ist ein Stilmittel. Eine „Aposiopese“ liegt vor, wenn der Textautor einen Satz absichtlich abbricht und der Vorstellungskraft des Zuhörers/Lesers die Vollendung überlässt. z.B. „Caesar kam, sah und …“ wäre vermutlich auch im Latein bekannt genug gewesen

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Also ich bin auch noch nicht soweit, allerdings kannst du im Internet die Übersetzung dieses ganzen Briefes nachlesen und zu dem Satz heißt es:

Das alles sind Eigenschaften, die man doch keinesfalls unbeachtet lassen sollte

Ich hoffe, das hilft dir😊