Kurz vor dem Auszug, aber Mutter will mich nicht gehen lassen. Was tun (M23)?
Guten Tag,
kurz zu mir. Ich bin männlich und 23 Jahre alt. Ich wohne in einer Wohnung mit meiner Mutter und mein Vater wohnt alleine in einem Apartment. Nun ist seit sehr vielen Jahren in meiner Familie, die nur aus uns drei besteht, sehr viel Streit. Eigentlich fast täglich. Das führte letztendlich zum Auszug von meinem Vater vor zehn Jahren. Die ganze Situation belastet mich schon immer sehr, ich war von früh an eine Art Mediator zwischen meinen beiden Eltern und versuchte im Streitfall trotzdem, dass wir irgendwie klar gekommen sind. Des Öfteren waren wir im Urlaub und einer meiner beiden Elter ist aufgrund von dem Streit weggegangen und ich hatte es als Aufgabe gesehen zwischen den beiden hin- und herzulaufen um trotzdem eine Unternehmung zustande zu bekommen.
Ich habe viel gezockt, hatte wenig Freunde, wurde dick und wurde in der Schule lange Zeit gemobbt. Irgendwann mit 19 Jahre änderte ich alles ein bisschen, ich baute mir ein soziales Netz auf, machte viel Sport und stehe eigentlich aktuell ganz gut im Leben da, habe sogar eine tolle Freundin und habe letztens meinen Bachelor abgeschlossen.
Trotzdem leide ich immer noch sehr unter der Streitereien. Ich will einfach eine funktionierende Familie haben, aber irgendwie wird mir das verwehrt. Beide Elter heulen sich bei mir über den jeweils anderen aus. Zusätzlich ist meine Mutter sehr besitzergreifend, hat wenig Freunde und macht mir täglich starke Vorwürfe, dass ich sie im Stich lasse und meine Familie enttäusche, wenn ich dauernd mit Freunden unterwegs bin. Den Umzug findet sie sollte ich irgendwann in der Zukunft machen.
Nun hat sich durch Erbe die Möglichkeit eröffnet, dass ich in eine Wohnung in unserem Haus ziehe. Ich habe die Gelegenheit genutzt um Möbel zu kaufen und diese aufzubauen. Mittlerweile ist die Wohnung einzugsbereit. Aber genau jetzt verlässt mich die Kraft der letzten Schritt zu tun. Ich habe ein sehr schlechtes Gewissen meine Mutter alleine zu lassen und dadurch vielleicht meine Familie komplett zu zerreißen. Natürlich weiß ich, dass ich irgendwann ausziehen muss. Das macht mir das ganze aber nicht leichter.
Eigentlich wollte ich im Dezember letzten Jahres ausziehen und mittlerweile ist es Januar und mir geht es psychisch sehr schlecht. Ich habe einen Therapeuten, aber natürlich sehe ich den auch nur einmal in der Woche.
Habt ihr irgendwelche Ideen oder Gedanken zu dem Ganzen?
Vielen Dank
5 Antworten
Den Umzug findet sie sollte ich irgendwann in der Zukunft machen.
Du bist 23 und hast gerade dein Studium abgeschlossen, Glückwunsch übrigens. Deine Zukunft ist jetzt. Zukunftiger wird es nicht mehr.
Habt ihr irgendwelche Ideen oder Gedanken zu dem Ganzen?
Du bist nicht der Mediator deiner Eltern. Das ist überhaupt nicht deine Aufgabe als ihr Kind und dass deine Eltern zugelassen haben, dass du in diese Rolle gerutscht bist, ist ein Unding.
Wird Zeit, das zu beenden. Also
Ich habe ein sehr schlechtes Gewissen meine Mutter alleine zu lassen
Die Frau ist erwachsen und für sich selbst verantwortlich. Und du bist nicht ihr entertainer. Du bist 23, wenn sie davon überrascht ist, dass du ausziehen willst, schenk ihr einen Kalender. Du bist länger zu Hause geblieben als die meisten. Aber es wird Zeit.
und dadurch vielleicht meine Familie komplett zu zerreißen
Deine Familie ist schon komplett zerrissen. Deine Eltern können sich nicht leiden.
Und das ist okay. Und es ist nicht deine Verantwortung. Es liegt erst recht nicht in deiner Macht, das zu ändern.
Beide Elter heulen sich bei mir über den jeweils anderen aus.
Das gehört beendet. Trennung auf dem Rücken des Kindes austragen ist ein Unding.
Aber das ist ein Kampf für später. Das wird erfordern, dass du Unterhaltungen beendest, und sagst, dass du das eigentlich nicht hören willst. Das wird Kraft fordern.
macht mir täglich starke Vorwürfe, dass ich sie im Stich lasse
Dafuq? Gaslighting nennt man das. Du lässt sie im Stich, weil dein Leben nicht um sie kreist? Du bist 23, nicht 3.
und meine Familie enttäusche, wenn ich dauernd mit Freunden unterwegs bin.
Noch mehr gaslighting. Und sie ist nicht "die Familie".
Und wenn deine Familie enttäuscht ist, weil du ein sozialleben hast, taugt deine Familie nicht viel.
Was sie da macht ist übrigens ein Versuch der sozialen Isolation. Dein Leben WIRD um sie kreisen, wenn sie es schafft, dass du den sozialen Anschluss wieder verlierst.
(mir wäre es übrigens VIEL lieber, wenn du weiter weg wohnen würdest. Das ist VIEL zu nah. Und gib ihr um Himmels willen keinen Schlüssel zu deiner Wohnung, sonst kommt die ständig rüber)
Ich glaube, dass es völlig richtig ist, dass du dein eigenes Leben beginnst. Du brauchst da kein schlechtes Gewissen haben.
Rede mit deiner Mutter, macht eine Art Vertrag, stelle Regeln auf. Ich nehme an, du wohnst nicht weit. Ihr macht einen festen Tag oder Abend aus, an dem du sie besuchst. Ihr könnt auch telefonieren, aber nicht 5 Mal am Tag. Du brauchst deinen Freiraum.
Am Anfang wird es nicht einfach für deine Mutter, aber sie bekommt auch die Möglichkeit ein neues Leben aufzubauen.
Und wenn du nicht mehr Mediator spielst, müssen deine Eltern sich mal selber miteinandern auseinandersetzen. Ja, es kann sein, dass sie sich dann entgültig trennen. Aber es würde auch bedeuten, das beide eine Chance auf ein eigenes Leben bekommen. Du bist nicht ihr Babysitter und du bist nicht für sie verantwortlich. Und siehe es als Chance.
Viel Glück!
"dass ich in eine Wohnung in unserem Haus ziehe." Das ist meines Erachtens nach bei einer Mutter wie deiner, noch viel zu nah. Falls du mal mit einer Partnerin zusammenziehen solltest, sehe ich da ein grosses Problem. Mutti wird dich immer moralisch unter Druck setzen, du gibts nach, und deine Partnerschaft leidet.
Erklaere deiner Mutter, dass du mit 23 Jahren alt genug fuer einen eigenen Hausstand bist, dass du dein eigenes Leben leben moechtest, sie aber auf dich zaehlen kann, WENN NOETIG. Vielleicht macht ihr einen Tag in der Woche aus, wo du Zeit mit ihr verbringst. Somit kann sie sich auf diesen Tag freuen, und du kannst dich zeitlich einrichten. Dagegen sollte auch eine Freundin nichts haben. Notfaelle natuerlich ausgeschlossen. Auf der anderen Hand, lasse dich von Mutti ausserhalb dieses ausgemachten Tages nicht bekochen und wasch auch deine Waesche selbst. Es sollte auch nach deinem Auszug fuer euch beide selbstverstaendlich sein, zu klingeln, bevor man die Whg des Anderen betritt. Lass deine Mutter auch nichts in deiner Whg veraendern, etc.. Wenn du diese kleinen Schritte konsequent durchhaelst, wird sie sich hoffentlich daran gewoehnen, dass Sohnemann nicht mehr 24/7 greifbar ist.
Falls ihr mal zu dritt zusammenkommen solltet, mach deinen Eltern bitte (ohne Vorwurf) klar, dass sie IHRE Probleme nicht auf dich zu uebertragen haben. DU fuehrst jetzt ein eigenes Leben und wirst deine eigenen Probleme haben. Neinsagen will auch gelernt sein.
Jetzt pack deine Sachen und zieh aus. Viel Erfolg!
Deine Mutter hat anscheinend ein enge Bindung zu dir, jedoch haben dir deine Eltern bereits in so jungen Jahren viel Kraft und Energie geraubt, dass es nun Zeit wird dass du an dich denkst. Beziehung pflegen, aber mit Abstand und Vernünft, das wird auch sie lernen müssen. Der Schritt ist schwierig, aber du bist am Ende für dich und deine Zukunft verantwortlich und wenn du ein toller Mann wirst, welcher seine Ziele verwirklicht und glücklich ist, wird auch sie glücklich sein.
Nun hat sich durch Erbe die Möglichkeit eröffnet, dass ich in eine Wohnung in unserem Haus ziehe.
Die Wohnung ist im selben Haus wie die deiner Mutter?? Und da machst du so ein Drama draus?
Sorry aber das alles hört sich an wie wenn du ganz schön am Rockzipfel deiner Mutter hängst. Und sie nutzt dich ihrerseits als Ersatz für den nicht mehr vorhandenen Mann.
Hört sich komplett toxisch an eure Beziehung. Das beste was du tun kannst ist dir eine eigene Wohnung zu suchen, die nicht im selben Haus ist.
Der Abstand wird euch sicher gut tun.
Wenn du es weißt, solltest du da ganz schnell einen Schlussstrich ziehen. Sonst gehst du daran kaputt. Du bist ihr Sohn, nicht ihr Mann, du hast ihr/deinen Eltern gegenüber keine Verpflichtung; nicht als Mediator, nicht bei ihr zu bleiben usw.
Aber du hast DIR gegenüber eine Verpflichtung! Und die solltest du langsam mal wahrnehmen. Je länger du in so toxischen Beziehungen verharrst, desto schwerer wird es, wieder rauszukommen und desto schlimmer und langwieriger wird die Aufarbeitung.
Meine beiden "Elternteile" sind so und ich bin heilfroh, nicht bei ihnen aufgewachsen zu sein. Aber ich sehe, was sie aus meinen Geschwistern gemacht haben. Die meisten (es sind elf Kinder) sind "kaputt", teilweise nicht mal mehr fähig, überhaupt Glück zu empfinden...einfach nur gehorsam und innerlich leer, weil die Energie rausgesaugt und die Persönlichkeit zerstört wurde.
Wäre wohl kein schönes Lebensziel für dich, oder?
Nein, die Wohnung ist in einem anderen Haus. Ca. 15 Minuten mit dem Auto entfernt. Ja, es ist toxisch.