Konnte Champollion die Hieroglyphen wirklich lesen?
Oder war das eher so eine Ahnung, worum es gehen könnte, vergleichbar mit dem Versuch lateinische Texte mit französischkenntnissen zu lesen.
4 Antworten
Champollion war tatsächlich der erste, der die Hieroglyphen richtig entziffern konnte, und das war mehr als nur ein Bauchgefühl. Er hat die Rosetta-Stone-Inschrift, die auf Griechisch, Hieroglyphisch und Demotisch war, studiert und dadurch die Verbindungen zwischen den Schriften erkannt. Es war wie beim Versuch, mit Französischkenntnissen ein bisschen Latein zu verstehen, aber er hatte echt die richtigen Werkzeuge und Methoden, um die Hieroglyphen zu knacken. Das war ein riesiger Durchbruch für die Ägyptologie! Also ja, er konnte sie lesen, und das hat ihm den Weg geebnet, um die alte ägyptische Kultur viel besser zu verstehen.
LG aus Tel Aviv
Es stimmt, dass die Entzifferung der Hieroglyphen durch Champollion in den 1820er Jahren ein echter Durchbruch war, aber bis er die Texte wirklich lesen konnte, hat es noch eine Weile gedauert. Zwischen der Entschlüsselung der Schrift und dem vollständigen Verständnis der komplexen Texte lag eine Menge Arbeit. Champollion konnte anfänglich nur bestimmte Wörter erkennen und nicht den gesamten Kontext oder die Nuancen der Texte erfassen. Das zeigt, wie herausfordernd es war, die ägyptische Sprache und ihre Bedeutungen zu verstehen. Die ersten vollständigen Übersetzungen kamen erst Jahrzehnte später, als Forscher tiefer in die Materie eintauchten und mehr über die kulturellen Hintergründe erfuhren.
Es ist schon faszinierend, wie viel Zeit und Geduld nötig war, um die alten Schriften wirklich zu entschlüsseln und zu verstehen!
LG aus Tel Aviv
Widerspricht diese KI-Antwort denn nicht der obigen.
Noch heute ist es unmöglich, ein Goethe-Gedicht ohne Verlust ins Chinesische zu übersetzen und ein Haiku von Basho ohne Verlust ins Deutsche. Zur Übersetzungsproblematik empfehle ich dir Le ton beau de Marot. Ich weiß nicht, ob du schon einmal "Übersetzungen" von altägyptischen Texten vor Champoillon gelesen hast. Natürlich gibt es Unterschiede des Lesens. In der Zeitung überfliege ich, um grob den Sinn zu verstehen. Ein Hölderlingedicht muss ich eine Zeit lang auswendig können, bevor mir halbwegs genügend aufgeht, was darin steht. Was auf dem Rosettastein steht, sind zwei Übersetzungen eines altägyptischen in Hieroglyphen geschriebenen Textes. Wer will beurteilen, ob die Verfasser dieser Übersetzungen den Text so gut lesen konnten, dass sie alles verstanden haben, was ein ägyptischer Zeitgenosse den Hieroglyphen entnehmen konnte?
Sorry, aber darum geht es doch nicht. Klar kann man jetzt ein erkenntnistheoretisches Fass aufmachen. Aber es gibt schon einen Unterschied darin, ob ich einen Text entziffere oder lese und ob ich nur ein handvoll Worte richtig zuordnen, oder den Inhalt eines Textes korrekt erfassen kann. Und das ist hier die Frage. War Champollion dazu in der Lage altägyptische Texte zu lesen, oder war es viel mehr ein entziffern einzelner Worte, auf deren Grundlage sich der Inhalt des Textes nicht wirklich erschließen lässt.
Stressika hat geschrieben: "Champollion war tatsächlich der erste, der die Hieroglyphen richtig entziffern konnte, und das war mehr als nur ein Bauchgefühl. Er hat die Rosetta-Stone-Inschrift, die auf Griechisch, Hieroglyphisch und Demotisch war, studiert und dadurch die Verbindungen zwischen den Schriften erkannt. Es war wie beim Versuch, mit Französischkenntnissen ein bisschen Latein zu verstehen, aber er hatte echt die richtigen Werkzeuge und Methoden, um die Hieroglyphen zu knacken. Das war ein riesiger Durchbruch für die Ägyptologie! Also ja, er konnte sie lesen"
Der Text, dessen Verfasser du als KI deutest, lautet: "Es stimmt, dass die Entzifferung der Hieroglyphen durch Champollion in den 1820er Jahren ein echter Durchbruch war, aber bis er die Texte wirklich lesen konnte, hat es noch eine Weile gedauert."
Du unterstellst einen wichtigen Unterschied der beiden Aussagen. Wenn du unter lesen "korrekt erfassen" im Sinne eines vollständigen Verständnisses erwartest, dann hat auch die KI Unrecht. Das konnte zu Champollions Lebzeiten bestimmt niemand. Es braucht eine Menge mehr sprachlichen Kontext als das, was bei den ersten Übersetzungen vorlag, um Hieroglyphentexte annähernd gut zu verstehen wie wir mit unseren Schul-Fremdsprachenkenntnissen.
Aber ich gebe zu, jetzt werde ich spitzfindiger, als es Sinn hat.
Stressika vermischt entziffern mit lesen. Das ist nicht das Gleiche. Finde es offensichtlich, dass es von einer KI geschrieben wurde. Die Formulierungen sind typisch für GPT.
Im Alter von 13 Jahren begann Champollion mehrere orientalische Sprachen zu lernen, mit 17 Jahren hielt er einen Vortrag über mögliche Korrelationen zwischen koptischerund Hieroglyphenschrift. Im Selbststudium und mit Hilfe eines Privatlehrers lernte er weitere antike Sprachen und beherrschte bereits mit 18 Jahren acht alte Sprachen.
Er konnte den griechischen und demotischen Teil fließend lesen.
Somit waren die Hieroglyphen auch kein Problem,. Bis man aber Texte, die nur in Hieroglyphen vorlagen, übersetzen konnte, verging noch ein bisschen Zeit.
Bitte, verstehendes Lesen ist nicht deine Stärke? ^^ LG aus Tel Aviv
vergleichbar mit dem Versuch lateinische Texte mit französischkenntnissen zu lesen.
Also immerhin, hierzu kann ich etwas sagen: als ich am Ende meines 1. Romanistik-Semesters die Latein-Prüfung ablegen sollte, trauten mir die Prüfer beim Oberschulamt Tübingen ein perfektes Ergebnis zu und ermutigten mich in einem netten Smalltalk, dass ich durch meine guten Französischkenntnisse die Anforderungen doch längst erfüllte.
Zuvor hatten sie zur Kenntnis genommen, dass ich fünf Jahre in Paris gelebt und gearbeitet hatte.
Und wahrhaftig: diese nette Geste entkrampfte mich und es lief alles perfekt.
Wortstämme, Syntax und abstraktes Denken ähneln sich schließlich - Französisch ist, wie andere romanische Sprachen auch, durch das gesprochene Latein von Cäsars römischen Legionären entstanden.
◇♧◇
Zu Champollion werde ich sehr interessiert die Antworten hier mitlesen - deine Frage habe ich mir nämlich auch schon gestellt! 😀
Also, grundsätzlich stimmt es natürlich, dass Champollion entscheidende Fortschritte erzielte. Dabei spielten meiner Meinung nach zwei Faktoren eine Rolle.
Der erste Faktor: er erkannte, dass etliche Hieroglyphen eben NICHT als Bildzeichen funktionieren, sondern Lautwerte darstellen. Hierbei waren die Königsnamen auf dem Stein von Rosette sehr hilfreich.
Der zweite Faktor wird aber oft vergessen, und ich glaube, dieser war noch wichtiger: Champollion konnte koptisch. Er hatte richtig erraten, dass die koptische Sprache eine jüngere Sprachform der altägyptischen ist, und diese Sprache intensiv bei einem ägyptischen Lehrer studiert ( https://en.m.wikipedia.org/wiki/Rapha%C3%ABl_de_Monachis )
Dadurch konnte er, nachdem er ein paar Lautwerte über Eigennamen erschlossen oder erraten hatte, weitere Worte über die Ähnlichkeit zur koptischen Sprache erschließen. Es war also in der Tat so ähnlich wie jemand, der Latein entziffert indem die Ähnlichkeiten zum modernen Französisch nutzt.
"Wirklich lesen" im Sinne von fließend lesen und das gesamte Vokabular und die Grammatik erforschen - nein, so weit war er noch nicht.
Immerhin mussten hier drei Dinge entschlüsselt werden: die Schrift, also die Bedeutung und Funktion von gut 700 Zeichen, die Vokabeln, also die Bedeutung einzelner Worte, und die Grammatik.Champollion machte bei den ersten beiden gute Fortschritte, aber er starb ja relativ jung. Er lieferte aber einen entscheidenden Anstoß, danach machte die Entzifferung schnell Fortschritte.
Es dauerte dann aber noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, bis das Wissen über die ägyptische Sprache wirklich umfangreich zusammengetragen, systematisiert und verfügbar gemacht wurde. Entscheidend war hier zum Beispiel der deutsche Adolf Erman mit dem Wörterbuch - auf seinem Projekt mit einer riesigen Belegstellensammlung in Zettelkästen beruht der jetzt digital verfügbare TLA : https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/info/introduction
Auch immer noch in Gebrauch ist die Zeichenliste und Grammatik von Alan Gardiner: https://en.m.wikipedia.org/wiki/Egyptian_Grammar_(book)
Der Rosetta-Stein war wichtig, denn dieser Stein bestand aus 3 Teilen.
"Im oberen Teil befindet sich eine Inschrift in ägyptischen Hieroglyphen – damals noch als Sakralschrift von ägyptischen Gelehrten genutzt. Für den Text in der Mitte wird die ägyptische Gebrauchsschrift Demotisch für die altägyptische Sprache benutzt. Im unteren Teil findet sich eine Übersetzung in das in der Verwaltung gebräuchliche Altgriechisch."
Und da man natürlich den altgriechischen Text verstand, war nun der nächste Schritt, zu schauen, wie man die Hieroglyphen deuten konnte, die im ägyptischen Text (der offenbar denselben Text von der Bedeutung her darstellte!) benutzt wurden. Das war wohl nur ein Teil aller Hieroglyphen, war aber ein ganz wichtiger Startpunkt für die Entschlüsselung.
Solche "Bilinguen" (in 2 Sprachen) oder "Trilinguen" (in 3 Sprachen) sind nicht extrem häufig, aber wenn man sie findet, sind sie natürlich sehr wertvoll für die Entschlüsselung bisher unbekannter Sprachen und Schriften.
So gibt es auch eine weitere Trilingue, die Inschrift von Behistun.
Behistun-Inschrift – Wikipedia
Diese war wichtig für die Entschlüsselung der elamischen und assyrischen Keilschrift. Die dritte Sprache war Altpersisch, was damals bereits hinreichend bekannt war.
Die Frage kommt mir, weil die erste Übersetzung eines ägyptischen Textes erst Mitte der der 1850er Jahre angefertigt wurde. Mir scheint es daher so als ob zwischen dem methodischen Durchbruch 1822 und dem echten Lesen der Schrift doch noch eine gewisse Distanz bestand. Außerdem hab mal gelesen, dass Champollion die "Anweisungen des Königs Amenemhet" nicht lesen, sondern nur bestimmte Worte entziffern konnte. Der eigentliche Sinn des Textes blieb ihm daher verborgen.