Kindern Religion aufzwingen?

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Kindern Religion aufzwingen?

In meiner Kindheit gab es so etwas zum Glück nicht, auch für meine jüngere Schwester nicht. Dennoch haben meine Schwester und ich unabhängig voneinander zum christlichen Glauben gefunden.

Ich finde es auch eine blöde Sache, eigentlich sogar eine vollkommen inakzeptable Sache, dass man Kinder in Hinsicht auf Religion indoktriniert, oder um es harmloser auszudrücken "erzieht". Religion ist Glaubenssache, und wirklicher Glaube kann nur freiwillig entwickelt werden. Wenn Glaube unter Zwang eingetrichtert wird, also mittels Erziehung, kommt es nicht selten vollkommen gerechtfertigt vor, dass als Echo eine Abneigung gegen Religion entsteht. (Letzteres kenne ich so auch vom Freund meiner Schwester.)

Sollte ich jemals Kinder haben, was ich mittlerweile für sehr unwahrscheinlich halte, werde ich es ebenso handhaben, wie es in meiner Kindheit war, nämlich, dass ich meinen Kindern ebenfalls die Möglichkeit gebe, aus ihrem eigenen persönlichen Glauben heraus, die für sie richtige Religion zu finden, oder es eben zu lassen.

Wenn man jedem Kind alle Religionen der Welt ab 14 Jahren oder so vor Augen führt, so das es sich für eine entscheiden kann(oder keine) wäre es ja noch fairer

Damit sprichst du mir aus der Seele. Religionsunterricht im Sinne einer bestimmten Religionspädagogik ist der pure Anachronismus. Ich bin dafür, statt dessen ein Fach Religionskunde einzuführen. Da sollen alle Schüler gemeinsam über die großen Weltreligionen informiert werden. Das hätte meines Erachtens noch den Vorteil, dass Christen, Moslems, Juden, Buddhisten u.s.w. miteinander ins Gespräch kämen. Denn es ist immer besser, miteinander zu reden statt übereinander.

Meine Meinung war: Christentum ist ein Teil unserer Kultur und ich möchte, dass meine Kinder diesen Teil der Kultur erfahren. Kostet sie ein paar Jahre, sie machen die Kommunion und danach können sie entscheiden, ob sie es lassen oder damit weiter machen. OK sie haben Religions- und Kommunionsunterricht teilweise gehasst. Aber sie kennen zumindest die Basis. Was sie draus machen, ist ihre Sache

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Interessiert an der Welt & versuche Teil davon zu sein

Heutzutage kann jeder Schüler wählen, ob er/sie am Religionsunterricht teilnimmt oder nicht. In fast allen Schulen wird als Ersatz Ethikunterricht angeboten, teilweise schon in der Grundschule. Der Lehrplan ist mit Religionsunterricht nicht zu vergleichen.

Ich bin Erzieherin und habe während meines Studiums Religionspädagogik gehabt.

Ich möchte dir gerne mal eine Begebenheit berichten die sich auf meiner Arbeit abgespielt hat.

Ein Junge von 5 Jahren berichtete mir mal, dass er nachts Angst hat, das Gott vom Fenster aus in sein Zimmer schaut und dann unter sein Bett krabbelt. Er möchte das nicht, hat er gesagt.

Mich machte diese Frage stutzig, denn die Familie ist nicht religiös. Ich habe gefragt wieso er denkt, das Gott das macht. Er sagte sowas wie, das sein Vater ihm das immer sagt, wenn er Blödsinn macht oder frech ist.

In ein paar einfachen Sätzen habe ich ihm erklärt wer Gott ist, wer an ihn glaubt und was er macht bzw nicht macht.

Wenn Kinder ab der Grundschule Religionsunterricht haben, dann kann man ihnen damit ein wenig die Angst vor solchen aussagen nehmen. Religionsunterricht in der Schule soll nicht missionieren. Ebenso der Ethikunterricht. Kinder hören jeden Tag Kirchenglocken. Sie gehen oder fahren an Kirchen vorbei. Vielleicht sind die Eltern nicht Religiös, aber die Infos werden im Religionsunterricht weiter gegeben. Es werden die gängigen Feste in Deutschland durchgenommen und erklärt. Viele Werte und Normen basieren auf der Bibel, auch wenn die Mehrheit nicht gottgläubig ist. Bevor sich ein Kind mit 14 dafür oder dagegen entscheidet sollte es doch wissen wofür oder wogegen es sich da entscheidet und da sind gewisse Grundlagen von Vorteil.

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Bis zu meinem 11 lebensjahr oder so habe ich an den scheiß geglaubt (bis dahin konnte ich warscheinlich noch nicht logisch denken)

Bis 11.... wow. Das hat bei mir eine ganz andere Dimension. Bis zur Konfirmation hab ich alles mitgemacht. Danach war ich nicht mehr in der Kirche. Reli Unterricht hatte ich weiterhin, aber es war ein leichtes Ausgleichsfach für Chemie und Physik. In meiner Ausbildung kam dann Religionspädagogik hinzu. Da man schon das Grundwissen hat kam wenig neuer Inhalt dazu. Wir haben zB ein halbes Jahr das Thema Nikolaus gehabt. Dabei gings nicht um den Herren als solches, sondern eher darum, das man durch angewandte Didaktik und Methodik die Inhalte ans Kind weiter gibt, Also reine Kopfsache. Der richtige Glaube kam bei mir erst mit 43 Jahren. Davor war 13 Jahre gar nichts. Davor war ich bei den Zeugen Jehovas, für die ich extra die evangelische Kirche verlassen habe. Es fiel mir leicht die Kirche zu verlassen, da mich mit ihr, außer ein paar schönen Kindheitserinnerungen nichts blieb.

Als Kind hat man ja nichtmal ne Wahl man muss einfach an eine der keine ahnung wie vielen Religionen glauben

Naja, was heißt es muss daran glauben? Man kann nicht an etwas glauben, das man nicht kennt. Des weiteren muss das Kind die Eltern begleiten, wenn diese in die Kirche gehen, weil die Eltern die Aufsichtspflicht haben. Die Eltern übergeben die Aufsichtspflicht an den Lehrer, ergo, der Reliunterricht muss so lange begleitet werden bis das Kind das richtige Alter hat. Aber es gibt Ausnahmen die im Ermessen der Eltern liegen. Die Zeugen Jehovas zB erreichen es immer wieder, das ihre Kinder während dem Reliunterricht in eine andere Klasse können. Das wäre auch für andere Eltern denkbar.

Wenn man jedem Kind alle Religionen der Welt ab 14 Jahren oder so vor Augen führt, so das es sich für eine entscheiden kann(oder keine) wäre es ja noch fairer

Die Kids feiern Ostern, Weihnachten und das von klein an. Firmungen und Konfirmationen stehen rund um das 14. Lebensjahr an. Bis dahin muss man sich schon im Klaren sein und eine gewisse Grundkenntnis haben. Wenn Kinder vor dem 14. Lebensjahr in Kontakt mit Religion kommen, sollten sie angemessen reagieren können.

Ich rede hier aber nur von Grundwissen, also Allgemeinwissen von Religion, nicht von missionierter Lehrmeinung.