Ketamin in der Notfallmedizin?
Hallo Ihr,
wenn man, sagen wir ein Bein gebrochen hat und der Notarzt kommt... Welche Notfall-Schmerzmedizin würdet Ihr bei akuten Schmerzen auf dem Weg ins Krankenhaus empfehlen?
Ketamin (z.B. Ketanest S) in Kombination mit einem anderen Schmerzmittel, oder eher Fentanyl oder Morphium?
Was ist denn überhaupt "der Standard" für solche Fälle?
Ich frage auch, weil Ketamin starke Pschowirkungen hat, die von einigen Menschen als sehr schlimm wahrgenommen werden.
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5 Antworten
Ganz klar Morphium, dazu Fentanyl Pflaster, damits ne Weile wirkt nach erster IV Gabe und noch ebbes Noradrenalin drauf, damit er nicht ausblutet wenns ein offener Bruch ist und schon kann derjenige ganz allein ins Krankenhaus laufen... vieleicht ne Dosis Naloxon in den Rucksack, falls es schief geht... *facepalm*
Nein, solche Mittel sollte man sich für andere Fälle aufheben, denke ich. Ein einfacher Beinbruch ist bei den wenigsten Menschen so schmerzhaft...?
Wie der SaniOnTheRoad schon sagte: Es gibt unterschiedliche Optionen, aber Ketamin wird normalerweise mit einem Benzodiazepin kombiniert, welches eben genau die psychogene Wirkung dämpft. Du hast vielleicht mal was von der "sch...egal-Pille" gehört, wenn es um Operationen ging; das ist das gleiche Mittel.
Dass ein Nicht-Profi am Werk ist, merkt man dann halt daran, dass dieses Benzodiazepin nicht rechtzeitig vor dem Ketamin verabreicht wird. Dann bereitet das dem Patienten durchaus krasse Alpträume.
Sollte diese Medikation nicht ausreichen (unwahrscheinlich, wenn es um Extremitäten geht), kommt eher Fentanyl als Morphin zum Einsatz, weil es potenter ist und schneller wirkt. Wenn Ketamin kontraindiziert ist (z.B. wenn eine kardiale Sturzursache im Raum steht), wird normalerweise gleich mit Fenta gearbeitet.
Zu beachten ist auch, dass jeder Rettungsdienst seine eigene Kombination an Medikamenten im Schrank hat. Der eine hat Ketamin, der andere Esketamin. Der eine hat Fentanyl, der andere Sufentanil.
Hi,
Welche Notfall-Schmerzmedizin würdet Ihr bei akuten Schmerzen auf dem Weg ins Krankenhaus empfehlen?
Das kommt natürlich auf die Schmerzstärke, den Patientenzustand (Kreislauf, Kontraindikationen gegen bestimmte Analgetika) und auch die angestrebte weitere Therapie an (Intubation notwendig?).
Bei "normalen" traumatischen Schmerzen wie einer Beinfraktur wäre Standard Esketamin in Kombination mit einem Benzodiazepin (i.d.R. Midazolam), nicht mit einem anderen Schmerzmittel.
Bestehen Kontraindikationen gegen die Ketamingabe, wäre bei sonst gleicher Situation auch Piritramid (Handelsname Dipidolor) als Analgetikum denkbar.
Bei stärksten Schmerzen (dazu zählt eine isolierte, einfache Extremitätenfraktur in aller Regel nicht) wären stärkere Opioide wie Fentanyl oder Sufentanil Analgetika der ersten Wahl.
Morphin wird, ausgenommen beim akuten Koronarsyndrom, nicht als Standardanalgesie verwendet; da es im Vergleich zu anderen Opioiden und Esketamin eine recht lange Anschlagszeit hat.
LG
Ich würde sagen, es gibt keinen absoluten Standard, die Auswahl ist immer eine individuelle medizinische Entscheidung und abhängig von Vorerkrankungen des Patienten, Begleitverletzungen und anderen Dingen. Ich persönlich habe schon alles gesehen, ein Beispiel: zwei Patienten mit einer isolierten Fraktur des Oberschenkelhalses, der eine hat Esketamin und Midazolam bekommen, der andere Patient bekam Sufentanil. (Es-) Ketamin in Kombination mit anderen Schmerzmitteln, das habe ich noch nicht gesehen und das gibt es denke ich auch nicht, dagegen wird immer ein Benzodiazepin wie eben Midazolam dazu verabreicht, um die angesprochene Psychoaktive Wirkung abzuschwächen bzw. im Idealfall natürlich zu verhindern. Wie eingangs erwähnt, die Auswahl des richtigen Analgetikums ist eine von verschiedenen Faktoren abhängige medizinische Einzelfallentscheidung, es gibt kein Mittel, wo man sagen kann "das passt zu 100% auf jeden Schmerzzustand", Ketamin bei einem akuten Koronarsyndrom wäre zum Beispiel die falsche Wahl, da braucht es etwas zur Entlastung des Herzens (Morphin) und nicht ein Mittel, was noch zusätzlich auf das sowieso schon geschwächte Herz medikamentös "einprügelt".
Das entscheidet der Notarzt. Falls du Bedenken hast sag ihm das. Er wird dann entscheiden, ob er was anderes verabreicht.
Es gibt sehr viele verschiedene Schmerzmittel. Da ist sicher auch ein passendes für dich dabei.
Schönen Tag