Kartenlegen: ist da was dran?

Kartenlegen ist esoterischer Unsinn! 79%
Am Kartenlegen ist was dran! 21%

34 Stimmen

22 Antworten

Klar doch, eine Kartenleserin liegt immer richtig, aber nicht, weil die Karten eine Prognose in die Zukunft erlauben. Es handelt sich um den Barnum Effekt: https://de.wikipedia.org/wiki/Barnum-Effekt

"Barnum-Aussagen

Allen Barnum-Aussagen ist gemeinsam, dass es ihnen an Objektivität und Falsifizierbarkeit mangelt. Sie betonen vor allem Aspekte, die allen Menschen gemeinsam sind, oder Eigenschaften, die alle Menschen gerne besitzen würden. Zudem enthalten sie meist ein subjektives Element, das vom Leser unbewusst passend interpretiert wird. Beispielsweise wird die Aussage „Sie gehen nicht gern große Risiken ein“ sowohl von ängstlichen als auch von draufgängerischen Menschen als zutreffend empfunden. Das liegt daran, dass der Begriff „großes Risiko“ nicht klar definiert ist und daher vom Leser subjektiv als „Risiko, das ich nicht gern eingehen würde“ interpretiert wird. Damit trifft die Aussage natürlich immer zu.

Barnum-Aussagen sind beispielsweise in Zeitungshoroskopen enthalten, sodass der US-amerikanische Psychologe Bertram R. Forer bei seinen Testreihen einfach auf Zeitungshoroskope zurückgreifen konnte. Barnum-Aussagen finden auch Verwendung beim Cold Reading und beim Wahrsagen. Die Graphologie wird gleichfalls unter dem Aspekt des Barnum-Effekts betrachtet.[6]

Typische Barnum-Aussagen entstehen unter anderem durch folgende Mittel:

   Grundängste, die vielen Menschen gemeinsam sind, aber als individuell empfunden werden, weil darüber wenig gesprochen wird. Beispiel: „Für den Schutz Ihrer Kinder würden Sie alles tun.“

   Weit verbreitete Wünsche, etwa nach einer sicheren Arbeitsstelle, einer gesunden Umwelt oder einem guten Beziehungsleben

   Aussagen, die zwischen zwei Polen vermitteln; Beispiel: „Sie handeln oft entschlossen, sind aber auch häufig unsicher, wie Sie sich verhalten sollen.“ Die meisten Menschen kennen beides und empfinden daher die Aussage, die keine klare Gewichtung vornimmt, als auf sie zutreffend.

   Unscharfe Formulierungen wie „Sie neigen zur Faulheit“ finden eher Zustimmung als konkrete wie „Sie haben heute noch nichts geschafft“.

   Suggerierte Dinge: „Heute könnten Sie jemanden verletzen“ suggeriert eine Falle, und der Leser sucht in der Erinnerung (und findet unter Umständen auch) einen dazu passenden Vorgang, der als Bestätigung gewertet wird – ohne auf den Gedanken zu kommen, ebenso bewusst nach Gegenbeispielen zu suchen.

Gauquelins Serienmörder-Experiment

Der französische Psychologe und Statistiker Michel Gauquelin untersuchte die Barnum-Eigenschaften pauschaler astrologischer Persönlichkeitsprofile. Dabei schickte er 1968 an 150 Personen, die er über ein Zeitungsinserat angeworben hatte, deren „ganz persönliches Horoskop“. Tatsächlich aber erhielt jede Person den gleichen Text, ein Persönlichkeitsprofil, das aus Textbausteinen eines der ersten Astrologie-Programme am Computer generiert wurde, dessen Texte der Astrologe André Barbault verfasst hatte. Zur Erstellung des Horoskops verwendete Gauquelin die Geburtsdaten des Serienmörders Marcel Petiot. Gauquelin bat die Versuchspersonen dann um die Beantwortung mehrerer Fragen, darunter der, ob sie in diesem Profil sich und ihre persönlichen Probleme wiedererkennen würden. 94 % der 150 Versuchspersonen bejahten diese Frage, 90 % fanden die Beschreibung sehr passend"

Fazit: du kannst gerne die Eingeweide von Tieren lesen oder Knochen werfen, alternativ den Kaffeesatz befragen, es ist schlicht egal, weil all diese Tätigkeiten, wie auch Kartenlegen, kein zukünftiges Ereignis vorhersagen können.

Weiterhin gibt es noch das cold reading: https://de.wikipedia.org/wiki/Cold_Reading

"Cold Reading (engl. für „kalte Deutung“, auch sensory leakage) ist ursprünglich der von professionellen Zauberkünstlern und Mentalisten verwendete Fachausdruck für verschiedene Techniken, in Interview-artigen Situationen ohne wirkliches Wissen über den Gesprächspartner bei diesem den Eindruck eines vorhandenen Wissens zu erwecken. In neuerer Zeit wird der Begriff auch für entsprechende Praktiken bei Wahrsagern und anderen „Lebensberatern“ sowie in Vernehmungen oder bei Verkaufsgesprächen gebraucht, wobei unklar ist, inwiefern die Ausübenden diese Techniken bewusst einsetzen oder an den Besitz besonderer Fähigkeiten glauben. "

Aus deinen Reaktionen kann der Kartenleser viel erkennen, das erhöht noch einmal das Vertrauen in die Karten.

Fazit: Scharlatanerie


Paradoxes1horn  30.03.2020, 08:33

Sehr schön geschrieben! Habe alles gelesen :)

Kartenlegen ist esoterischer Unsinn!

Zum einen besteht die Möglichkeit dass dich die Kartenlegerin einfach angelogen hat. Zum anderen ist es aber auch so, dass Kartenleger ihre Aussagen meist so grob und pauschal formulieren, dass ihre „Vorhersage“ in den meisten Fällen richtig ist. Sie benutzen häufig Aussagen wie „Demnächst wird sich in deinem Leben was verändern.“, was ja nichts ungewöhnliches ist. Bei jedem verändert sich mal ab und zu was im Leben. Dazu kommt dass Kartenleger, und allgemein Wahrsager, mit deinen eigenen Wünschen und Problemen spielen. Wenn du also vorab erzählt hast, dass du mit deinem Job unzufrieden bist, oder gern mal einen alten Freund wieder sehen würdest, kommen dementsprechend Aussagen die am ehesten eintreffen. „Du wirst dich demnächst beruflich weiterentwickeln und eine bessere Stelle finden“ (ist ja klar, wenn man unzufrieden ist sucht man sich halt was neues) oder „Du wirst deinen Freund im Laufe des Jahres wiedersehen“ (in dem Fall meldest du dich viel eher bei dem Freund, da du ja davon ausgehst dass es eintrifft). Wahrsager wissen schon wie sie einen manipulieren müssen.

Kartenlegen ist esoterischer Unsinn!
Nehmen wir an, sie sagt die Wahrheit: Wäre das dann ein entgültiger Beweis dafür, dass das Kartenlegen KEIN esoterischer Unsinn ist?

Nein, natürlich nicht.

Die von ihr gemachten Aussagen sind so formuliert, dass irgendwas davon in irgend einer weitgehenden Interpretation des Kunden zwangsläufig zutreffen wird.

Dabei bedienen sich derartige Scharlatane des Barnum-Effekts.

Am Kartenlegen ist was dran!

Da ist was dran - sehr viel Menschenkenntnis und Lebenserfahrung.

Ein guter Wahrsager beginnt seine Sitzung mit ein bisschen Smalltalk und erkennt ziemlich schnell, welcher Art Mensch er gegenüber sitzt.

Entsprechend kann er Antworten wählen, die wahrscheinlich sind, und gleichzeitig noch kleine "Haken" einbauen, die auch erklären, warum es vielleicht doch anders kommt.

Wenn der Kunde an seinen Hellseher glaubt, geht auch eine kleine Ungewissheit in Ordnung. Der Gute gibt schließlich sein Bestes und gibt sogar zu, dass die Zukunft noch nicht zu 100% feststeht... Dass Uranus heute Magen-Darm hat oder der mögliche Traumpartner noch unentschlossen ist, liegt nicht in seinem Einflussbereich!

Es ist ein bisschen wie mit Nostradamus - der hat so ziemlich ALLES vorhergesagt, was je passiert ist. Dummerweise hat man ihn immer erst verstanden, nachdem es schon passiert war...

"


BoJackH0rseman 
Beitragsersteller
 30.03.2020, 08:58

Und was hat das alles mit den Karten zu tun? Das würde doch auch alles ohne die Karten funktionieren, oder nicht?

DODOsBACK  30.03.2020, 09:03
@BoJackH0rseman

Die Leute wollen Magie und höhere Mächte. Psychologisch gesehen "die Verantwortung abgeben". Wenn das Schicksal entscheidet, sind sie nicht schuld, wenn es nicht klappt.

Nein, das ist es nicht!