Kann man in einer arrangierten Ehe glücklich werden?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Liebe ist wunderbar - also vor allem auch dieses hormongeschwängerte Verliebtsein. Ich möchte es nicht missen. Ob eine Ehe dann auch langfristig funktioniert und die beiden Eheleute glücklich sind ist meines Erachtens fast unabhängig davon, ob man sich am anfang richtig dolle ineinander verknallt hat. Es hängt an Respekt, guter Gesprächs und Streitkultur, gegenseitigem Commitment und dem Willen, die nötige Arbeit dafür zu tun und auch mal Tiefschläge zu akzeptieren. Das alles ist meines Erachtens auch möglich mit einer Ehe, die aus anderen Gründen als einer anfänglich romantischen Verliebtheit entstanden ist. Es ist auch so möglich, tiefe Gefühle zu diesem Menschen zu entwickeln, so wie etwa zu deinen Eltern oder Geschwistern, die du dir ja auch nicht ausgesucht hast - bloss halt noch mit einer viel tieferen und auch sexuellen Komponente.

Danke für deine Antwort. Sie hat mir sehr geholfen. Hast du persönliche Erfahrung bezüglich einer arrangierten Ehe?

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@verreisterNutzer

Nö - aber mit einer, in der die Verknalltheit weg ist und man sich dem Alltag stellen muss. Ich habe gelernt, dass der Grund weshalb die Grosseltern ein Leben lang zusammenblieben, meist weniger die Verliebtheit gewesen ist, sondern eher, dass sie ihm mal Fremdgehen verziehen hat, er ihr ständiges Genörgel akzeptiert hat und sie gegenseitig zueinander gehalten haben, egal was da kommen möge. Das ist zwar nicht das romantische, das alle hören wollen - aber ehrlicher.

Persönlich würde ich keine arrangierte Ehe wollen - auf jeden Fall keine, bei der ich nicht finde, dass es eine gute Idee ist. Ich lebe mein Leben selbstbestimmt. Ich meine gerne dürften mir meine Eltern vorschlagen - ich soll doch mal was mit der und der unternehmen - aber Ja oder Nein sag ich.

Deine Geschichte tönt für mich ziemlich nach Freikirche. Dort ist mir aufgefallen, dass die Partner jeweils wie "zugeteilt werden". In Ehekursen wird dann dafür gesorgt, dass diese möglichst schnell in Richtung Altar kommen und ewig zusammenbleiben. Ob sie dabei glücklich sind, ist erst mal sekundär. Meine Schwägerin war so eine. Sie hat ihren damaligen Typen dann weggeschickt und sich in meinen Bruder verguckt. Eieiei, was der sich (kein Freikirchler) alles anhören lassen musste. Top: Er sei der Teufel selbst - er entferne sie von Jesus. Nun, sie sind immer noch verheiratet, glücklich und haben Haus und Kind.

Die Leute, die dich mögen, geben dir sicher gute Tipps - ehrliche und ernstgemeinte. Aber entscheiden musst du.

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Hallo Mimosenbaum,

früher sind auch in Deutschland (ohne Zwangsehen zu sein) oft Ehen arrangiert worden. Da es aber ein durchaus gängiges Verfahren war, sind derartige Ehen auch durchaus zum Teil glücklich gewesen. Voraussetzung war aber, dass die Eheleute sich gegenseitig respektierten und annähernd gleiche oder ähnliche Wertvorstellungen hatten. Man hat sich dann eben zusammen entwickelt und auch lieben gelernt.

Heute gehen wir von völlig anderen Vorstellungen aus. Man heiratet jemanden aus eigenem Entschluss, weil man ihn liebt - das als Voraussetzung, und nicht, weil jemand sagt, dass das die beste Lösung ist.

Aber weder das eine noch das andere System ist eine Garantie, dass eine Ehe glücklich oder unglücklich wird. Es kommt auf die Personen an und - zu deiner Schlussfrage:

Ja - Liebe ist wichtig in einer Ehe.

Nein - Es reicht nicht, wenn man sich nur respektiert und mag.

Naja die Menschen haben Jahrhunderte so gelebt und irgendwie hat das auch mal mehr und mal weniger gut funktioniert. Wenn du glaubst so glücklich werden zu können kannst du es ja gerne tun, für mich wäre das aber nichts... Ich würde nicht ohne Liebe und Leidenschaft mit jemanden zusammensein wollen. Auch wenn es natürlich nicht ausgeschlossen ist, das sich in so einer Konstellation Gefühle entwickeln. 

Ob eine Ehe glücklich ist und bleibt hängt davon ab, in wie weit die Partner gegenseitig Rücksicht nehmen und den jeweils anderen als eigenständige Persönlichkeit akzeptieren. Wenn eine(r) immer nachgibt oder immer das macht, was der Partner sagt, will, erwartet egal ob freiwillig oder erzwungen, dann kann es keine glückliche Ehe werden. Jede(r) hat Wünsche und Vorstellungen und wenn diese wiederholt, über einen längeren Zeitraum nicht berücksichtigt oder unterdrückt werden, dann hat sich das mit einer glücklichen Ehe erledigt. Egal ob es eine arrangierte Heirat oder eine Liebesheirat war.

Arrangierte Ehen habe eine lange Tradition, nicht nur im muslimischen Raum.

Was ich persönlich aber für problematisch halte:

Du gibt die Entscheidung, wen du heiratest, damit aus deinen Hände in die Hände deiner Eltern. Was bedeutet das? Du gibt die Verantwortung für dein Leben ab. Die Aussage, mit 20 sollte man langsam über das Heiraten nachdenken, passt nicht in die moderne Gesellschaft.

Wenn du jemanden heiratest, den du nicht liebst, weil es deine Entscheidung ist und nicht, weil du deinen Eltern oder sonstwem gefallen willst, dann ist das erstmal okay. Aber gebe die Entscheidung über dein Leben nicht aus deinen Händen, sonst wirst du nie Verantwortung für dein eigenes Leben tragen.

Übrigens, ich persönlich könnte es mir nicht vorstellen, jemanden zu heiraten, den ich nicht liebe. Ganz platt gesagt, ich könnte mit so einer Person nicht "die Ehe vollziehen", wenn du weißt, was ich meine.