Kann man an Schulen mehr gegen religiösen und politischen Extremismus machen, damit sich die Gesellschaft positiver entwickelt?

6 Antworten

Mehr helfen würde, wenn man die Schülerinnen und Schüler dazu bringen würde, mehr mitmenschlich zu denken.

Im kleinen muss stimmen, wenn man Grosses angehen will. Wenn Barmherzigkeit, Vergebungsbereitschaft, Treue, Nächstenliebe, Ehrlichkeit... in der Bevölkerung einen grösseren Stellenwert haben, dann wird es automatisch zu weniger Extremismus kommen.

Denn der hat den Nährboden vor allem dort, wo Menschen nicht gut behandelt werden. Wo sie sich benachteiligt fühlen. Wo man sie nicht ernst nimmt. Wo Ungerechtigkeit herrscht.

Das ist eine schwierige Frage, das Wie ist eine schwierige Frage. In erster Linie ist Aufklärung über geschichtliche und aktuelle Fakten wichtig, ich denke, das liegt auf der Hand. Wenn Informationen dank der Schule zu einem Thema schon vorhanden sind, bevor jemand auf Internetseiten und -foren stößt, die einen Extremismus oder eine bestimmte Ideologie bewerben, dann ist es weniger wahrscheinlich, dass die betreffende Person auf diese Positivdarstellung hineinfällt oder zu naiv an die Sache herangeht. Dasselbe gilt natürlich auch für die Bewerbung radikaler Ideologien im RL.

Es ist viel leichter, eine bestimmte Ideologie von vorne herein gar nicht erst anzunehmen, weil man informiert ist als eine Ideologie wieder zu verwerfen, der man sich voll und ganz hingegeben hat, wenn dann negative Informationen auftauchen. Denn dann wird man Entschuldigungen finden, es ignorieren oder uminterpretieren. Aber eine Ideologie, an der man sich fest gefangen hat, an der man Gefallen gefunden hat, nach der man sein Leben orientiert, die einem Halt gibt und die Teil der Identität geworden ist, verwirft man nicht einfach so, wenn einmal Mist durchsickert.

Sollte in der Schule irgendwie zu Tage treten, dass ein Schüler einer radikalen Ideologie folgt, soll nicht einfach weggeschaut werden. Es soll ein 4-Augen-Gespräch mit dem Schüler gesucht werden und am besten nicht vorwurfsvoll. Denn wenn man will, dass eine Person redet, soll man nicht abweisend und verachtend auf sie zugehen. Denn da redet keiner mehr. Es sollten vielleicht auch die Eltern informiert und darauf angesprochen werden.

Dass ein Schüler Gefallen an einem Extremismus oder an einer bestimmten, gesellschaftlich nicht akzeptierten Ideologie findet, kann viele Gründe haben.

Es kann ein Schrei nach Aufmerksamkeit sein, Desorientierung. Gefühlte Verlorenheit, Einsamkeit, das Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein, ein Hass auf die Gesellschaft oder das Gefühl, einfach von der ganzen Gesellschaft nicht gewollt oder missverstanden zu werden. Irgendwelche Bedürfnisse befriedigt die Ideologie meistens, irgendetwas gibt sie dem Menschen, sonst würde er ja nicht dabei bleiben. Irgendwo bei hilft sie.

Da muss dann darüber nachgedacht werden, warum dieser Mensch abseits dieser Ideologie oder dieses Extremismus nicht das gefunden hat, was er braucht(e). Wieso ging das "draußen" in der "normalen" Gesellschaft nicht?

Es gibt natürlich auch Fälle, bei denen Kinder extremistisch oder ideologisch fragwürdig erzogen werden. Da hält sich der Einfluss der Schule dann wirklich in Grenzen. Das ist noch komplizierter.

Und es gibt natürlich auch Menschen, die keine persönliche Krise brauchen, um da hineinzurutschen, sondern einfach wirklich nur das Gedankengut gut finden. Da hilft vielleicht Aufklärung, simpel und einfach.

Aber es können auch die normalsten Leute aus den normalsten Familien zu ideologischen Extremisten werden, wenn die richtigen Zutaten zusammenkommen.

Die Lehrer sollten da nicht wegsehen.

Denn wie sollten "Demokratieschutz!!!!" und "Gegen Nazis, gegen Extremismus, gegen Faschismus!!!!!" ernst genommen werden, wenn sogar in den staatlichen Bildungseinrichtungen weggesehen wird? Wenn man Extremismus jeglicher Art nicht haben will, ist wegzusehen das falsche Signal.

Und außerdem zeigt ein Ansprechen unter einem 4-Augen-Gespräch oder/und bei den Eltern Interesse am Leben des Schülers.

Das ist nie daneben.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich denke, bevor ich schreibe.

Es sollte an den Schulen nicht länger so getan werden, als sei Religion ganz normal. Religion ist nicht normal. Religion ist so gut wie immer faschistoid. Kommt eine Religion durch eine Wahl oder eine Revolution an die Macht, verändert sie stets das bestehende System der Demokratie. Sie schafft die Demokratie ab. Denn die Religion steht der Demokratie und ihren Werten diametral gegenüber. Deshalb sollte der Religionsunterricht nicht nur abgeschafft, sondern in sein Gegenteil verkehrt werden. Es sollte in der Schule vor der Religion und deren Ideologen gewarnt werden. Ebenso sollte dort vor politischem Extremismus gewarnt werden. Das ist nämlich das gleiche in Grün. Das sind die gleichen Ideologen, nur mit anderem Vorzeichen.

AuchKarma 
Fragesteller
 24.07.2023, 02:18

Religion muss nicht extremistisch sein und auch keinen Absolutheitsanspruch haben. Man kann Religion auch moderat ausleben.

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Fuchssprung  24.07.2023, 06:35
@AuchKarma

Es geht nicht darum wie man Religion ausleben kann, sondern wie Ideologie funktioniert.

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Ich denke schon, dass in Schulen breit gefächert auch Politik, Ethik Sozialkunde/Soziologie, usw zu vermitteln ist. Bei Religion ist es schwierig, denn das ist Aufgabe der Religionsgemeinschaften.

Leider sind die Einflüsse außerhalb der Schule auf Kinder und Jugendliche nicht durch einen Lehrplan mit besten Absichten zertifiziert. Extremismus ist eine Art Engstirnigkeit, die keine Hinterfragungen erlaubt.

Gerade aber das Selbst-Denken kann man nicht durch eine Formel, durch Hausaugaben oder Lerninhalte "lernen". Selbst denken sollte ebenso Schulfach sein. Sokrates zum Beispiel, die buddhistischen Mönchschulen und diverse andere Philosophen hielten und halten es für die wichtigste geistige Kompetenz.

Leider meinen viele, etwas zu glauben sei gleichbedeutend mit durchdenken, erkenntnisfördernd oder dem Intellekt Genüge getan.

Nachdenken, über etwas sinnieren, im Geist/mit Gedanken etwas verstehen ist aufwändig. Dies zu üben ist notwendig, um überhaupt Probleme zu verstehen und Lösungen zu erkennen. Aber weitläufig und nicht extrem.

Manche Schüler sind heutzutage schon überfordert, überhaupt eigene Gedanken sich "durch den Kopf" gehen zu lassen (Metapher für eigene Denkleistung, Denkanstrengung). Und deshalb verstehen sie - Nomen est Omen - auch gar nicht, was damit gemeint ist und wozu das gut sein soll! ;-)

AuchKarma 
Fragesteller
 23.07.2023, 02:04
Gerade aber das Selbst-Denken kann man nicht durch eine Formel, durch Hausaugaben oder Lerninhalte "lernen". 

Die Hausaufgaben und der Unterricht sollten doch auch das eigenständige und kritische Denken fördern, z.B. bei Erörterungen und Analysen von Texten mit abschließender persönlicher Beurteilung.

Oder lernt man sowas nur auf dem Gymnasium?

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Goldlaub  23.07.2023, 03:24
@AuchKarma

Ja. Hausaufgaben und überhaupt Aufgaben sind Herausforderungen an das "Training" vom Denken. Lösungeb finden, Verstehen und angemessenes Handeln/Verhalten!

Was ich meine ist, dass man diese Fertigkeit/Fähigkeit nicht durch eine Formel (Schema) erreichen kann. Hausaufgaben werden von Schülern gern nur Im Hinblick auf das Ergebnis gemacht. Früher gab es als Hilfsmittel z.B. in Mathe keinen TaschenPC, der auch die schwierigsten Aufgaben ausrechnet. Ein guter Mathelehrer bewertet auch den Lösungsweg einer komplizierten Aufgabe, selbst wenn die reine Rechenaufgabe fehlerhaft ist, der Lösungsweg aber intelligent und logisch erfolgt ist. Wenn dieser Lösungsweg nicht auswendig gelernt ist, ist er ein pures Produkt des eigenen Nachdenkens! DAS mein ich im Prinzip..

Das Verstehen von Texten ist eine Angelegenheit der Intelligenz, der Fähigkeit durch Querverbindungen vom Abstrakten zum Sinnhaften zu gelangen.

Wie schwer das fällt, beweisen u.a. die religiösen Fundamentalisten, auch Christen, die alles aus ihren jeweiligen Heiligen Bücherrn wörtlich glauben, ohne sich Gedanken zu machen, was das als Metapher gesagte Wort zu bedeuten hat.

In diesem Forum erfragen manche verdächtig nach Hausaufgabe anmutende Hilfe: Sie hoffen, dass ihnen jemand das Recherchieren und Nachdenken abnimmt; sie dann nur aus 2. Hand die Hausaufgabe vorlegen können.

Einer hat sich sogar gerechtfertigt, dass der Lehrer selbst angeregt hat, nach Antworten im Internet zu suchen. Ich bin überzeugt, der Lehrer meinte, mit Hilfe des Internets SELBST zu recherchieren!

Vor allem Propaganda von Verschwörungsdiktatoren lautet prinzipiell oft so: "Das, was ich sage/schreibe ist die Wahrheit. Da muss man nicht dran zweifeln. Lügen tun die anderen. Lasst euch nicht von denen zum Selberdenken/Hinterfragen verführen. Die wollen bloß, dass ihr an dem, was ich behaupte, zweifelt*. Die halten euch für dumm. Lasst euch nicht auf Diskussionen ein. Ihr habt doch von mir schon die Wahrheit vermittelt bekommenn ..."

Und die "Gläubigen" (ja, auch das sind Gläubige) fühlen sich als Elite einer Erkenntnis, weil nur sie etwas wissen, wobei nachdenken und selbst denken gleichgesetzt ist mit selbst glauben.

*By the way: Selbstverständlich will Aufklärung das und nichts anderes!

Aufklärung hat nicht den Anspruch, alten Glauben, alte Überzeugungen, durch neue zu ersetzen, sondern darauf hinzuweisen, dass man das Geglaubte, das bis dato Gelernte jederzeit mit anderen Aspekten vergleichen soll. Und zu einer neuen Sichtweise gelangen. DAS mein ich mit Selbst-Denken. Dieses geistige Handeln ist Eigeninitiative und muss von reiner Adaption vom etwas zu Lernendem unterschieden sein.

Eine Bild- oder Textinterpretation gelingt nur im Rahmen der Divergenz, die schon im Geist vorhanden ist. Jemand, der z.B. nur katholisches Wissen hat, kann einen hinduistischen Text nicht interpretieren.

Wer keine ethischen Inhalte kennt, dem ist es unmöglich Begründung hinsichtlich pro und kontra von Flüchtlingsmiseren zu begründen.

In gewisser Weise "debattiert" der selbstdenkende Geist mit seinen eigenen Kenntnissen, seinem Für und Wider, seiner inneren Diversität und seiner eigenen Überzeugung und Voreingenommenheit. Ein Ego kann dies per se weder in dieser Art noch eine mit einem Gegenüber tun. Logik und das Anwenden überpersönlicher Objektivitätvkann man quasi nicht auswendig lernen, als "Lehre" adaptieren!

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Nicht wirklich, Schulen sind Bildungseinrichtungen, keine Erziehungsanstalten, oder der Reparaturbetrieb der Gesellschaft.

AuchKarma 
Fragesteller
 23.07.2023, 01:58

Politische und religiöse Aufklärung gehört doch zur Bildung.

Es gibt ja auch Ethik-, Religions-, Politik- und Geschichtsunterricht und Gemeinschaftskunde. Teilweise auch Philosophie und Psychologie. Da kann man das überall thematisieren.

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soisses  23.07.2023, 03:23
@AuchKarma

Das ist "fakultativ", Anspruch und Wirklichkeit sind semiromantisch.
Das "Kind ist längst in den Brunnen gefallen", bevor dieser abgedeckt wird.

Die Bindung der Schüler besteht zu den Eltern, nicht zu den Lehrern.
Zu allen Zeiten war Schule das Feindbild der Schüler, der Lehrer hat es versaut.
Die Schulgebäude sind maroder, als die elterliche Wohnung.

Was wurde aus den Filtern im Klassenzimmer zu Coronazeiten, außer nichts?
Das wurden die Fenster im Winter aufgerissen.
Dank der Austeritätspolitik Merkels (CDU) und der Regelungswut von Jens Spahn (CDU).
Auf einmal hieß es, "war alles nicht so gemeint, wir wußten es auch nur nicht besser".
Welches Vorbild vermittelt das den Schülern?

Was war nochmal das Bildungspaket der CDU/SPD?
10€/Monat.
Dafür gibt es keine Stunde Nachhilfeunterricht.
Ist das der hochgelobte Wert der Bildung?
Das kratzen sich nicht nur die Eltern am Kopf, sondern auch die Schüler.

Was war nochmal die Lehrstellenlücke in den Jahren ab 2010?
Heute heißt es Fachkräftemangel.
Wie auch nicht, was nicht ausgebildet wurde, ist heute nicht da.
Merkels (CDU) "verlorenes Jahrzehnt", O-Ton Merkel.
Was sollen Schüler daraus lernen?

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DoctorInge  23.07.2023, 02:10

Aber Extremismus ist da doch irgendwie ein Sonderfall. Natürlich sollten Schulen keinesfalls in dem Sinne politisch auf die Schüler einwirken, dass eine Partei oder Ideologie beworben wird. Das ist ganz klar, das ist ein No-Go. (Aber leider passiert es oft genug, Eigenerfahrung.)

Aber wenn die Lehrer wegsehen, wenn ein Schüler zum Nazi oder Ähnlichem wird/wurde und es auch nicht einmal in einem 4-Augen-Gespräch ansprechen (was das Mindeste wäre), dann ist doch das ganze "Demokratie!!!!!!" und "Gegen Nazis, gegen Extremismus, gegen Faschismus!!!!" nicht mehr ernst zu nehmen. Vom Schüler nicht und von seinem Umfeld nicht.

Ich denke nicht, dass der Staat das will und oft braucht so jemand vielleicht auch einfach Aufmerksamkeit (was nicht abgetan werden soll, vielleicht ist der Schüler in einer Krise und findet Rettung im Extremismus oder schreit so um Hilfe, weil ihn anders keiner gehört hat) und ist was das Mindset betrifft noch nicht vollständig im Extremismus sondern steht gerade so auf der Klippe. Eine Gesellschaft, die da gezielt wegschaut, hat den Extremismus verdient. Sorry, für diese Worte.

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soisses  23.07.2023, 03:04
@DoctorInge

Das kann Schule nicht leisten.
Nach der Schule sind die Schüler bei ihren Familien und sonstigen sozialen Umfeld, dort werden sie geprägt.

Wer hat denn die lieben Kleinen während der Schulschließungen bei Corona unterrichtet?
Plötzlich gab es keine Schulpflicht mehr.

Erst kürzlich haben sich 2 Lehrkräfte an andere Schulen versetzen lassen, wg. rechtsextremen Auswüchsen an ihren Schulen.

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