Ist meine Schritt-für-Schritt Beschreibung eines Erkenntnisvorgangs im Sinne Kants korrekt?

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(Teil 2)

Anschließend wenden wir nun die Verstandesgrundsätze (das sind die mathematischen und die dynamischen Verstandesgrundsätze, letztere umfassen dabei die Analogien der Erfahrung und die Postulate des empirischen Denkens überhaupt):

Mathematische Verstandesgrundsätze

Axiome der Anschauung:

  • Alle Anschauungen sind sind quantifizierbar. Der Bleistift besitzt messbare Eigenschaften wie Länge, Durchmesser oder Gewicht. Die Wahrnehmung des Bleistifts schließt die Vorstellung seiner quantitativen Eigenschaften ein.

Antizipationen der Wahrnehmung:

  • Beim Bleistift antizpieren wir die Intensität seiner Farbe, die Härte seiner Mine oder die Textur seiner Oberfläche. Diese Qualitäten sind nicht nur messbar, sondern werden auch in jeder Wahrnehmung des Bleistifts vorweggenommen.
Dynamische Verstandesgrundsätze

Analogien der Erfahrung:

  • Erste Analogie (Beharrlichkeit der Substanz): Dieser Grundsatz besagt, dass die Substanz im Zeitverlauf beharrlich ist, während die Akzidenzien (Eigenschaften) sich ändern können. Der Bleistift als Objekt (Substanz) bleibt über die Zeit konstant, auch wenn seine Eigenschaften, wie die Länge durch Anspitzen, sich verändern können.
  • Zweite Analogie (Zeitfolge nach dem Gesetz der Kausalität): Diese Analogie bezieht sich auf Ursache und Wirkung. Zum Beispiel, wenn der Bleistift benutzt wird, um zu schreiben, ist die Handlung des Schreibens (Ursache) direkt verantwortlich für die Linien, die auf dem Papier erscheinen (Wirkung).
  • Dritte Analogie (Gemeinschaft oder Wechselwirkung): Sie bezieht sich auf die gegenseitige Abhängigkeit von Substanzen. In Bezug auf den Bleistift könnte dies bedeuten, wie er im Verhältnis zu anderen Objekten steht, z.B. liegt er auf einem Tisch, neben einem Radiergummi usw.

Postulate des empirischen Denkens überhaupt:

  • Möglichkeit: Die Existenz und Funktionsweise des Bleistifts, wie das Schreiben auf Papier, ist gemäß den Naturgesetzen möglich.
  • Wirklichkeit: Die sinnliche Wahrnehmung des Bleistifts (Sehen, Fühlen, usw.) bestätigt seine Realität.
  • Notwendigkeit: Die Notwendigkeit des Bleistifts ist durch die Regelmäßigkeit seiner Eigenschaften und Funktionen in unserer Erfahrung bestätigt.

Dies schließt dann zum finalen Urteil:

"Der Bleistift, den ich wahrnehme, ist ein beharrliches, quantifizierbares und qualitativ bestimmtes Objekt, das in kausaler und wechselseitiger Beziehung zu anderen Objekten in meinem Erfahrungsraum steht. Er ist eine einzelne Substanz mit veränderlichen Akzidenzien, wie seiner Länge, die durch das Anspitzen abnimmt, und seiner Farbe, die sich in der Intensität zeigt. Die Existenz und Eigenschaften des Bleistifts sind in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen möglich und real. Seine Anwendung, beispielsweise das Schreiben auf Papier, folgt dem Gesetz der Kausalität, wobei die Handlung des Schreibens die Ursache für die Linien auf dem Papier ist. Der Bleistift existiert in einem Raum, den er mit anderen Gegenständen teilt, und seine Eigenschaften und Funktionen werden durch meine sinnlichen Wahrnehmungen und Verstandesaktivitäten als notwendig und wirklich erkannt. Er ist somit ein konkretes, verständliches und in Beziehung stehendes Objekt in der Welt der Erscheinungen."

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Seit über 10 Jahren Altkantianer