Ist man noch Mittelschicht, wenn man ein Privatstudium finanzieren kann?

davegarten  10.06.2025, 23:19

Das hängt von den Kosten ab. Wie hoch schätzt Du diese ein für das gesamte Studium?

lvm1284 
Beitragsersteller
 10.06.2025, 23:22

Wenn ich Lebenshaltungskosten, Studiengebühren, Miete und ggfs. Auslandspraktika mit einbeziehe, kommen wir bei einer Summe von ca. 200.000 bis 250.000 Euro auf sechs Jahre hinaus.

5 Antworten

Ein Privat-Studium ist ein überflüssiger Luxus, den niemand braucht.

Es gibt in Deutschland ein sehr gutes Angebot an staatlichen Unis/Hochschulen => ohne Studiengebühren.
Und viele Arbeitgeber bevorzugen sogar Absolventen von staatlichen Unis/Hochschulen gegenüber Absolventen von Privat-Hochschulen.

Deshalb werden sich die wenigsten Studenten überhaupt Gedanken darüber machen, ob sie (bzw. ihre Eltern) ein Privat-Studium finanzieren könnten. Wozu auch? Braucht niemand.

Wenn du trotzdem unbedingt ein Privat-Studium als "Merkmal für eine Klassifizierung" verwenden willst, dann würde ich sagen, dass da eher "die Dümmeren" sind, deren Abi-Schnitt nicht ausgereicht hat für den NC an staatlichen Unis.

Kommt drauf an, woher Deine Mittel kommen. Ein Arbeiterhaushalt oder auch das Einkommen von beispielsweise Lehrern wird für ein Privatstudium nicht ausreichen. Also auch die Definition Mittelstand spielt eine große Rolle.


lvm1284 
Beitragsersteller
 10.06.2025, 22:29

Von den Eltern, sie haben eine kleine Steuerberatungskanzlei und Apotheke (und eine momentane ruhende Beratungsfirma).

Mittelstand ist ja ein nicht klar definierter Begriff, der sich auch oftmals auf unternehmerische Tätigkeit begrenzt, weswegen ich auch Mittelschicht als universelleren Begriff verwendet habe.

Danke aber, dass du dich offen und vorurteilslos damit auseinander setzt.

Bernd783  10.06.2025, 22:35
@lvm1284

Ja- natürlich! Ich komme aus einem Arbeiterhaushalt. Da war das Abi schon ein Thema- nicht nur finanziell sondern auch ideell. Mein Vater hat mich gefragt, warum ich soohh viel mehr will, als er an Bildung erhalten hat. Was dann ein Privatstudium angeht, kann ich das jedem gönnen, dem das möglich ist! Schön ist, dass Du das hinterfragst. Damit weißt Du dann wenigstens, dass es sich schon um ein Privileg handelt und das nicht selbstverständlich ist.

vanOoijen  11.06.2025, 06:41
@lvm1284

Steuerberater und Apotheker sind obere Mittelschicht.

Dein Leben ist privilegiert und unterscheidet sich enorm von der Lebensrealität der meisten Menschen in Deutschland. Herzlichen Glückwunsch zur guten Geburt.

Bernd783  11.06.2025, 07:57
@vanOoijen

Ja- ist aber auch nicht reich, im Sinne von wirklich reich. Er macht sich aber wenigstens Gedanken- schon positiv.

vanOoijen  11.06.2025, 07:58
@Bernd783

Ja, das gefällt mir auch. Spricht für ihn, bei klassischen FDP-Wählern als Eltern. Beachtlich und klar ein 👍.

Nein, Mittelschicht wäre es die 200.000-250.000 über 30 Jahre als Hauskredit abzubezahlen und das nicht "einfach so", sondern als großer Posten im Monat, der ggf. anfangs auch keine Urlaube oder andere unnötige Ausgaben mehr zuläst, gerade falls noch Kinder dazu kommen. Nicht das einfach so mal locker für ein Studium raushauen zu können, ohne sich groß Gedanken zu machen.

Also ja, das ist schon Oberschicht.

Wenn sich ein Millionär mit einem Milliardär vergleicht, kommt der sich auch bettelarm vor, obwohl er es real nicht ist. Sich also mit anderen zu vergleichen, die solche Summen ebenso stemmen können, hat nichts mit realer Betrachtung zu tun, wo du im Vergleich zur Gesamtbevölkerung stehst. Mag sein, dass du im Studium eher zu den ärmeren gehörst, aber nur in deiner "super teure Uni"-Bubble, nicht der Realität.

Viele aus der Oberschicht meinen zur Mittelschicht zu gehören, weil sie nicht wahrhaben wollen, wie gut es ihnen finanziell geht und weil sie sich eher mit den "super Reichen" vergleichen, gegen die sie noch immer arm sind. Aber wie gesagt, der Vergleich hinkt.

Ich erinnere mich noch an den Medienaufschrei, als Merz 2018 rum öffentlich meinte er gehöre ja auch zur Mittelschicht. Zwar schon der gehoben Mittelschicht, aber trotzdem weit von der Realität entfernt mit seinen früheren Einkommen und Vermögen. Aber natürlich, Jahresgehälter im hohen sechstelligen Bereich, zeitweise ggf. sogar über einer Millionen und zwei Privatsjets hat jeder einfach so zu Hause, ganz normal in der Mittelschicht... Habe mal auf die schnelle einen Artikel dazu rausgesucht über Google: https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/friedrich-merz-warum-er-nicht-zur-mittelschicht-gehoert-a-1238635.html

Du bist also nicht die einzige Person, die weil es für dich normal ist nicht realisert, wie extrem gut sie finanziell dasteht.

Laut Bundeskanzler Merz bist Du mit 30 Millionen Euro auf dem Konto und zweimotorigem Privatflugzeug noch Mittelschicht. Andere Bürger nennen sowas reich.

Gemessen an den Superreichen ist es tatsächlich Mittelschicht.

Aber wer sich 40.000 € pro Semester in Harvard leisten kann ist imho nicht mehr Mittelschicht.

Meine letzte Ex, die 150 € pro Monat für ihre Tochter am bischöflichen Privatgymansium in der Eifel ausgeben konnte, war hingegen klar Mittelschicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

Bernd783  11.06.2025, 08:03

Ich schätze, dass seine Eltern das Studium auch nicht aus "laufenden Mitteln" bestreiten konnten. Der Denkansatz ist aber klasse! Er hinterfragt das wenigstens!

Also wenn man über sechs Jahre insgesamt bis zu 250'000 Euro für ein Studium ausgeben kann, gehört man definitiv zur sozialen Oberschicht.

In der Mittelschicht spart manch einer nicht mal so viel Vermögen über sein ganzes Erwerbsleben zusammen.