Ist die "Transit-Methode" zur Entdeckung von Exoplaneten mit Potential für Leben gut genug?

4 Antworten

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ob es überhaupt möglich ist, vergleichsweise "winzige" Gesteinsplaneten einer ziemlich leuchtschwachen, aber daher langlebigen Sonne vom Typ G (wie unsere) mit dieser Methode zu entdecken.

Planeten in der habitablen Zone von G Sternen zu finden ist noch eine sehr große Herausforderung.

Bisher hat man so gut wie keine kleinen Planeten mit solch einem hohen Abstand zum Stern gefunden. Im folgenden Plot habe ich alle Daten aus dem NASA Exoplanet Archive aufgetragen:

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Die Erde wäre natürlich bei 1 Erdmasse und 1 astronomischen Einheit Abstand (also 10^0). Wie du hier deutlich sehen kannst, wurden diese bisher kaum entdeckt und noch gar keine durch die Transitmethode. Das ist der Tatsache geschuldet, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Transit aus Sicht der Erde mit dem Abstand stark abnimmt. Mit der Transitmethode werden hauptsächlich Planeten mit sehr geringem Abstand zum Stern gefunden. Einige davon befinden sich zwar in der habitablen Zone, allerdings dann um rote Zwerge.

Rote Zwerge sind zwar deutlich langlebiger als Typ G Sterne, Leben um einen roten Zwerg könnte es aber aus den folgenden Gründen deutlich schwerer haben sich zu entwickeln:

  • Die Planeten sind tidally locked (also die gleiche Seite zeigt immer zum Stern), was zu extremen Temperaturunterschieden zwischen der Tag- und der Nachtseite führt.
  • es wirken auch starke Gezeitenkräfte auf den Planeten, was zu vielen Vulkanen führt, somit ist die Oberfläche des Planeten nicht so stabil.
  • rote Zwerge haben starke Sternenwinde und flares, welche die Atmosphäre oder die Lebensformen zerstören könnten
  • sie geben hauptsächlich Strahlung im Infraroten ab, also müssten Organismen eine Alternative für die Photosynthese entwickeln, um die Energie für sich nutzen zu können

Man geht davon aus, dass über 50% (den genauen Wert weiß ich gerade leider nicht auswendig, irgendwas zwischen 50% und 80%) aller roten Zwerge Gesteinsplaneten in der habitablen Zone besitzen.

Einer der interessantesten Kandidaten aktuell ist K2-18b, dort gibt es wahrscheinlich einen Ozean unter einer wasserstoffreichen Atmosphäre. JWST konnte zudem CO2, Methan und evtl. den Biomarker Dimethyl sulfide (DMS) nachweisen. Die Datenlage ist dazu aber noch nicht so gut und es müssen nachfolgende Messungen abgewartet werden. (Madhusudhan, Nikku et al. (Oct. 2023). “Carbon-bearing Molecules in a Possible Hycean Atmosphere”.)

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Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Physikstudium (Astrophysik-Master)
 - (Universum, Sterne, Weltraum)  - (Universum, Sterne, Weltraum)

Mal eine laienhafte Verständnisfrage. Wenn man solche potentiell bewohnbaren Planeten entdeckt, gibt es meines Wissens keinerlei Möglichkeit, das womöglich dort vorhandene Leben nachzuweisen. Warum sucht man dann solche Planeten?


Maru1  14.02.2025, 14:25

Hallo Tannibi

danke für die Antwort ! Mich selber halte ich in diesem Bereich nicht für einen "blutigen Laien", habe ich doch Mathematik, Physik und einiges an Kosmologie studiert. Mit der "Transitmethode" kann man zwar einige Exoplaneten entdecken, deren Umlauf-Ebene zufällig mal auch unsere Beobachtungsinstrumente trifft. Auch bei einer Beobachtung ist es dann aber erst mal eine weitere große Arbeit, auch noch etwas über die dortige Chemie (und eventuell gar Biologie) herauszufinden.

Meiner Ansicht nach stehen wir also bestimmt noch sehr weit davor, irgendwie sowas wie "Leben auf Exoplaneten" wirklich nachweisen zu können.

Janaki  14.02.2025, 10:23

Weil man Leben nachweisen kann! Man kann nämlich (etwa mit James Webb) die Atmosphären der Planeten spektrographisch untersuchen, wenn sie vor ihrem Stern vorbeiziehen. Und das Vorhandensein von freiem Sauerstoff in der Atmosphäre wäre zum Beispiel ein deutliches Indiz dafür, dass eine Welt belebt ist. Denn Sauerstoff ist ein sehr reaktionsfreudiges Element, das fast nur in Verbindungen vorkommt. Ist es aber in mplekularer Form nachweisbaren Größenordungen in einer Atmosphäre vorhanden, bedeutet dass, dass es regelmäßig und stetig neu freigesetzt wird - und der einzige uns bekannte natürliche Prozess, bei dem molekularer Sauerstoff entsteht, ist die Photosynthese. Photosynthese wird aber (ebenfalls nach unserem bisherigen Kenntnisstand) nur von Algen und Pflanzen betrieben - ist also ein eindeutiger Beweis für Leben.

Tannibi  14.02.2025, 10:26
@Janaki

Dass auf dem Planeten alles mit O2 reaktionsfähige
bereits reagiert hat und wir nur noch den "Restsauerstoff"
sehen, kann nicht sein?

Janaki  14.02.2025, 10:53
@Tannibi

Genau das ist die Erdatmosphäre. Sie enthält den "Restsauerstoff", der nicht mit anderen Elementen reagiert hat. Und das Level ist seit Jahrmillionen immer ziemlich gleichbleibend, bei über 20%. Denn belebte Planeten müssen auch immer über eine Plattentektonik - und damit über Vulkane - verfügen, die regelmäßig neues Material in die Atmosphäre spucken, das mit vorhandenem Sauerstoff reagiert. Ohne regelmäßigen Nachschub würde das Level des freien Sauerstoffs in der Atmosphäre also allmählich sinken. Und das ließe sich nachweisen.

Tannibi  14.02.2025, 10:55
@Janaki

Aber gleichbleibende Sauerstoffmenge kann doch einfach
heißen, dass keiner dort wohnt, aber der Sauerstoff auch nicht
"chemisch" verbraucht wird.

Kelec  14.02.2025, 11:05
@Janaki

Es ist kein eindeutiger Beweis aber ein Indiz.

Im Sonnensystem enhtält zB die Atmosphäre des Merkur Sauerstoff (42%), die Mars Atmosphäre sehr gering, sowie die Atmophären von Io Ganymed und Europa.

Es wurden auch andere Möglichkeiten postuliert die Sauerstoff erzeugen können

https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abq5411

In der Atmosphäre des Planeten Kelt-9b wurde ebenfalls Sauerstoff nachgewiesen was aber nicht verwunderlich ist, da bei den 4000°C an der Oberfläche Wasser pyrolisiert wird.

Janaki  14.02.2025, 11:05
@Tannibi

Planeten sind dynamische Himmelskörper, die ständigen Veränderungen unterliegen. Glaub mir; da passiert immer was. Und wenn es nur Asteroideneinschläge sind. Selbst die Erde sammelt ohne Asteroideneinschläge jedes Jahr schon um die 15.000-30.000 Tonnen kosmischen Staubes ein

Tannibi  14.02.2025, 11:10
@Janaki
Planeten sind dynamische Himmelskörper, die ständigen Veränderungen unterliegen.

Ich habe nicht ganz verstanden, wieso das ein Beweis für
außerirdisches Leben sein kann.

Janaki  14.02.2025, 11:29
@Tannibi

Kein Beweis für außerirdisches Leben - aber dafür, dass immer Veränderung stattfindet. Nichts bleibt ewig stabil, auch die Zusammensetzung planetarer Atmosphären nicht. Und wie schon gesagt - allein durch das Einsammeln kosmischen Staubes kommt immer genug "Materienachschub", mit dem Sauerstoff reagieren kann, damit ohne regelmäßige Erneuerung der Sauerstoffgehalt einer Atmosphäre auf Dauer sinken würde.

Tannibi  14.02.2025, 11:36
@Janaki

Das heißt, die Methode gibt uns nur eine Möglichkeit.
Aber die haben wir durch die statistische Wahrscheinlichkeit
doch eh schon, wobei auch die auf äußerst wackligen Füßen steht.

noname68 
Beitragsersteller
 14.02.2025, 10:18

es geht darum, die frage zu beantworten, ob wir wirklich die einzigen im universum sind oder ob leben wie bei uns relativ häufig sein kann.

Diese ganzen "erdähnlichen" Planeten oder Planeten in habitablen Zonen dienen m. E. nur dazu aufzuzeigen, dass dort im Prinzip Leben möglich wäre.

Die Erde hat aus astronomischer Sicht eine sehr lange Phase mit stabile Bedingungen gehabt. Und wir leben nicht einfach nur in der habitablen Zone unseres Sonnensystems, wir leben auch noch genau am richtigen Fleck: 10% weiter draußen und die Erde wäre weiter zugefroren, 10% weiter drinnen und wir hätten extreme Stürme und Winde auf Erden. Wie weit wir hier vom optimalen Parameter abweichen dürften, damit noch überhaupt Leben oder gar höheres Leben entwickeln kann, ist erstaunlich gering.

Meine persönliche Befürchtung lautet, dass es so viele Vorbedingungen (mehr als nur einen Gesteinsplaneten in der habitablen Zone) geben muss, damit höheres Leben entsteht, dass wir vermutlich doch allein im Weltall sind.


steefi  14.02.2025, 18:00

Es gibt halt viele Dinge die wir als Menschen kaum erfassen können, weil wir uns zum Leben auf unserem Planeten entwickelt haben und zum ÜBERleben das nicht brauchten. Das heißt aber nicht unbedingt, dass es das nicht gibt.

MacMadB  14.02.2025, 18:12
@steefi

Was der Mensch vorallem ganz schlecht kann: Große Zahlen (von Unendlich gar nicht zu reden) abzuschätzen. Und die schon sehr zahlreichen Planeten heißen aufgrund der ebenso großen Anzahl an Vorbedingungen halt nicht automatisch, dass es auf auch nur einen weiteren Planeten höheres Leben geben muss.

steefi  14.02.2025, 18:20
@MacMadB

Es geht doch nicht immer um einzelne Planeten, sondern um die Wahrscheinlichkeit von möglichem Leben auf anderen Planeten abzuschätzen. Je mehr Planeten man entdeckt, desto wahrscheinlichen ist es, dass irgendwo auch noch Leben existiert. Vor 50 Jahren wusste man noch nicht mal, dass es woanders als im Sonnensystem überhaupt Planeten gibt.

MacMadB  18.02.2025, 10:38
@steefi
je mehr Planeten man entdeckt, desto wahrscheinlichen ist es, dass irgendwo auch noch Leben existiert

Jein, das hatte ich oben gerade versucht klar zu stellen: Es gibt eine seeehr lange Liste an Vorbedingungen, dass sich (höheres) Leben auf einem Planeten entwickelt. Meines Erachtens ist dies eine sehr starke Einschränkung, gegen die kaum mit einer "großen Zahl" anzukommen ist. Das Weltall ist kein Würfelbecher! Es laufen Prozesse in eine Richtung ab, es werden Vorbedingungen geschaffen, die nicht mehr "alles Mögliche ermöglichen", sondern die nur noch eine immer kleinere Auswahl an Ereignissen zulassen. Und für Leben braucht es, wie schon gesagt, eine seeehr lange Ereigniskette.

steefi  18.02.2025, 10:59
@MacMadB

Kurzes Rechenbeispiel:

Angenommen Du bauchst 10 hoch 10 Bedingungen, damit Leben so wie wir es kennen entstehen kann.

Je mehr Planeten Du entdeckst, desto mehr Planeten werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach, für Leben eignen.

Wenn Du 10 hoch 10 Planeten entdeckst, dann ist wahrscheinlich Einer für Leben geeignet. wenn Du 10 hoch 20 Planeten entdeckst, sind es wahrscheinlich viel mehr.

MacMadB  18.02.2025, 13:05
@steefi
wahrscheinlich viel mehr.

Ind immer noch nahe Null.

Ja. Siehe meinen Kommentar auf die Antwort von @Tannibi.


noname68 
Beitragsersteller
 14.02.2025, 15:34

den sehe ich leider nicht 😬