Ist die Hölle aus christlicher Sicht ewig?

Das Ergebnis basiert auf 17 Abstimmungen

Ja 88%
Nein 12%

10 Antworten

Hallo Anonymus1234902,

aus wirklich christlicher Sicht ist die Hölle gar nicht existent! An vielen Stellen, wo in manchen Bibeln das Wort "Hölle" gebraucht wird, ist nichts weiter als das Grab gemeint. Wenn in Zusammenhang mit der Bestrafung von bösen Menschen von einem Feuer gesprochen wird, ist damit kein buchstäbliches Feuer gemeint, sondern dort steht Feuer als ein Symbol ewiger Vernichtung (nicht ewiger Qual)!

Das ist auch in Übereinstimmung mit dem, was die Bibel über den Zustand der Toten sagt. Dort steht z.B.:"Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, aber die Toten wissen gar nichts, auch bekommen sie keine Belohnung mehr, weil jede Erinnerung an sie in Vergessenheit geraten ist. Alles, was du tun kannst, das tu mit deiner ganzen Kraft, denn es gibt weder Tun noch Planen noch Wissen noch Weisheit im Grab, dort, wohin du gehst" (Prediger 9:5,10).

Was bedeutet das? Nun, wenn es nach dem Tod kein Bewusstsein gibt, dann kann es auch keine Qual durch ein Feuer geben! Die Höllenlehre ist zwar weit verbreitet, doch ist sie zum einen unbiblisch und zum anderen stellt sie Gott in ein sehr schlechtes Licht.

Auch könnte man folgende Überlegungen anstellen: Wie könnte ein Gott, von dem gesagt wird, dass er "Liebe ist" , Menschen für ein relativ kurzes sündiges Leben von 70 oder 80 Jahren dann für immer bestrafen (1. Johannes 4:8)? In welcher Relation steht eine ewige Bestrafung zu einem zeitlich begrenzten Leben in Sünde? Und würde Gott wohl seinen Hauptgegner, Satan den Teufel, dazu gebrauchen, seinen Willen ausführen zu lassen und auf diese Weise eng mit ihm zusammenarbeiten?

Außerdem: Kein normal denkender und normal fühlender Mensch käme je auf die Idee, jemandem auch nur für kurze Zeit Qualen durch ein Feuer zuzufügen! Das Rechtssystem einiger Länder sieht für die schlimmsten Verbrecher "lediglich" die Bestrafung durch den Tod vor, niemals jedoch eine Bestrafung durch Qualen irgendeiner Art.

Gott solch ein Handeln zu unterstellen, gehört mit zu den schlimmsten Gotteslästerungen, die je begangen wurden. Das macht aus ihm einen rachsüchtigen und äußerst grausamen Gott, mit dem man am liebsten nichts zu tun haben möchte. Wie gegensätzlich ist doch das Bild, das die Bibel in Wirklichkeit von Gott zeichnet!

Sie beschreibt ihn beispielsweise als einen Gott "barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte und Wahrheit" (2. Mose 34:6). Oder wie es in einem anderen Bibeltext heißt: "Der FELS, vollkommen ist sein Tun, denn Gerechtigkeit sind alle seine Wege. Ein Gott der Treue, bei dem es kein Unrecht gibt; gerecht und gerade ist er" (5. Mose 32:4).

Es gibt somit keinen Grund, irgendwie beunruhigt zu sein. Die Bibel zeigt außerdem, dass durch den Tod sämtliche Sünden abgegolten sind. Sie sagt: "Denn wer gestorben ist, ist von [seiner] Sünde freigesprochen" (Römer 6:7).

Egal, welche Sünden jemand im Laufe seines Lebens begangen hat, sie sind mit dem Tod bezahlt. Eine Bestrafung über den Tod hinaus gibt daher keinen Sinn und steht, wie gerade gezeigt, der Persönlichkeit Gottes völlig entgegen.

LG Philipp

helmutwk  17.04.2023, 14:45
aus wirklich christlicher Sicht ist die Hölle gar nicht existent!

Stimmt, noch gibt es sie nicht. Aber sie wird es geben.

An vielen Stellen, wo in manchen Bibeln das Wort "Hölle" gebraucht wird, ist nichts weiter als das Grab gemeint.

Eigentlich macht das nur die Lutherbibel. Weil helle ursprünglich das Totenreich meinte, davon ist noch was bei Luther hängen geblieben.

sondern dort steht Feuer als ein Symbol ewiger Vernichtung (nicht ewiger Qual)!

Das kann aber nicht auf die Stellen zutreffen, in denen vom ewigen Feuer die Rede ist. Beispiel:

Jud V.7 Ganz ähnlich war es bei Sodom und Gomorra und den umliegenden Städten: Ihre Bewohner gaben sich sexueller Zügellosigkeit hin und praktizierten widernatürliche Dinge. Zur Strafe für ihr Verhalten und als warnendes Beispiel für uns alle sind sie nun dem ewigen Feuer ausgeliefert.

Oder willst du sagen, dass die Vernichtung der Bewohner Sodoms ewig dauert, sie also niemals völlig vernichtet sein werden???

Nun, wenn es nach dem Tod kein Bewusstsein gibt

Du hast ja glatt die Auferstehung vergessen.

Römer 6:7

Da geht es aber nicht um den leiblichen Tod, sondern um den Tod des alten Menschen in der Taufe, siehe Rö 6,6.

0
Philipp59  18.04.2023, 07:30
@helmutwk
Das kann aber nicht auf die Stellen zutreffen, in denen vom ewigen Feuer die Rede ist. Beispiel:
Jud V.7 Ganz ähnlich war es bei Sodom und Gomorra und den umliegenden Städten: Ihre Bewohner gaben sich sexueller Zügellosigkeit hin und praktizierten widernatürliche Dinge. Zur Strafe für ihr Verhalten und als warnendes Beispiel für uns alle sind sie nun dem ewigen Feuer ausgeliefert.

Es stimmt, nicht an allen Stellen ist vom Grab die Rede. Wenn vom "ewigen Feuer" in Verbindung mit der Bestrafung von Menschen gesprochen wird, dann meint die Bibel damit die ewige Vernichtung. Feuer ist ein passendes Sinnbild dafür!

Nun, wenn es nach dem Tod kein Bewusstsein gibt
Du hast ja glatt die Auferstehung vergessen.

Nein, ich habe sie nicht vergessen, sondern sie deswegen unerwähnt gelassen, da sie nicht zum Thema Hölle gehört.

1
helmutwk  19.04.2023, 15:25
@Philipp59
dann meint die Bibel damit die ewige Vernichtung. Feuer ist ein passendes Sinnbild dafür!

Wenn der Akt der Vernichtung ewig dauert, also nie abgeschlossen ist - ist dann „Vernichtung” das richtige Wort dafür? Ewiges Feuer deutet ja darauf hin, dass das Geschehen zu keinem Abschluss kommt.

Zur Illustration: Bei einer Exekution wird ein Menschenleben vermichtet, was du sagst läuft sozusagen auf eine »ewige Exekution« hinaus - im Gegensatz zu einer kurzen Exekution wie Kopf abschlagen mit »ewiger« Auswirkung.

Nein, ich habe sie nicht vergessen, sondern sie deswegen unerwähnt gelassen, da sie nicht zum Thema Hölle gehört.

Auferstehung und jüngstes Gericht werden im Glaubensbekenntnis in einem Atemzug genannt, also ist der Hinweis auf kein Bewusstsein im Grab kein Argument gegen die Hölle.

0
Philipp59  20.04.2023, 06:59
@helmutwk
Wenn der Akt der Vernichtung ewig dauert, also nie abgeschlossen ist - ist dann „Vernichtung” das richtige Wort dafür? Ewiges Feuer deutet ja darauf hin, dass das Geschehen zu keinem Abschluss kommt.

"Ewiges Feuer" meint nicht, dass der Akt der Vernichtung zu keinem Abschluss kommt, sondern dass die Entscheidung Gottes über das Leben einer Person für alle Zeiten unwiderruflich ist.

Auferstehung und jüngstes Gericht werden im Glaubensbekenntnis in einem Atemzug genannt, also ist der Hinweis auf kein Bewusstsein im Grab kein Argument gegen die Hölle.

Die gängige Auffassung innerhalb der Christenheit ist die, dass es eine unsterbliche Seele gibt, die nach dem Tod entweder zum Himmel aufsteigt, oder in die Hölle hinabfährt. Wenn diese Auffassung stimmen würde, brauchten wir keine Auferstehung. Eine Auferstehung macht nur dann Sinn, wenn die Menschen zuvor wirklich tot sind. Ein Weiterleben nach dem Tod würde die Auferstehung überflüssig machen.

Da die Bibel die Auferstehung allerdings klar bezeugt, kann an der Lehre einer unsterblichen Seele und dem Glaubensbekenntnis etwas nicht stimmen!

1
helmutwk  22.04.2023, 20:28
@Philipp59
"Ewiges Feuer" meint nicht, dass der Akt der Vernichtung zu keinem Abschluss kommt, sondern dass die Entscheidung Gottes über das Leben einer Person für alle Zeiten unwiderruflich ist.

Das ist aber eine total willkürliche Auslegung, die doch nur kommt, weil eine vernünftige Auslegung nicht zum gewünschten Ergebnis führt.

Die gängige Auffassung innerhalb der Christenheit ist die, dass es eine unsterbliche Seele gibt, die nach dem Tod entweder zum Himmel aufsteigt, oder in die Hölle hinabfährt.

Bei Christen, die sich an die Bibel halten, ist das nicht so. Die wissen, dass vor dem jüngsten Gericht niemand in die Hölle kommt.

Da die Bibel die Auferstehung allerdings klar bezeugt, kann an der Lehre einer unsterblichen Seele und dem Glaubensbekenntnis etwas nicht stimmen!

Im Glaubensbekenntnis steht aber nichts von einer unsterblichen Seele. Was willst du da kritisieren?

Andererseits sieht ja Johannes in der Offenbarung die Seelen der Märtyrer. Und auch Lk 16,22-31 zeigt, dass die Seelen der Gestorbenen nicht »einfach tot« sind. Sie sind tot im antiken Sinn (d.h. sie sind im Totenreich), aber eben nicht das, was man heute mit »tot« assoziiert.

0
Philipp59  23.04.2023, 05:43
@helmutwk
Das ist aber eine total willkürliche Auslegung, die doch nur kommt, weil eine vernünftige Auslegung nicht zum gewünschten Ergebnis führt.

Jede Auslegung eines Bibeltextes muss in Übereinstimmung mit dem Rest der Bibel sein. Und da das auf meine Auslegung zutrifft, kann sie auch nicht "willkürlich" sein.

Auslegungen, die sich auf Stellen beziehen, die von Feuer in Verbindung mit der Bestrafung durch Gott sprechen und die in den Text ein buchstäbliches Feuer hineininterpretieren, sind nicht im Einklang mit Bibeltexten, die klar zeigen, dass nach dem Tod ein Zustand ohne Bewusstsein eintritt!

Im Glaubensbekenntnis steht aber nichts von einer unsterblichen Seele. Was willst du da kritisieren?

Im Apostolischen Glaubensbekenntnis wird aber vom "Reich des Todes" gesprochen, was den Gedanken an ein jenseitiges Leben nahelegt. Wenn, wie es die Bibel zeigt, der Tod nichts anderes ist als Nichtexistenz, macht es keinen Sinn hier von einem "Reich" zu sprechen!

Andererseits sieht ja Johannes in der Offenbarung die Seelen der Märtyrer.

Ich denke, Du sprichst von diesem Bibeltext:

9 Und als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugniswerkes, das sie innegehabt hatten, hingeschlachtet worden waren. 10 Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: „Bis wann, Souveräner Herr, heiliger und wahrhaftiger, hältst du dich davon zurück, zu richten und unser Blut an denen zu rächen, die auf der Erde wohnen?“ 11 Und es wurde jedem von ihnen ein weißes langes Gewand gegeben, und es wurde ihnen gesagt, noch eine kleine Weile zu ruhen, bis auch die Zahl ihrer Mitsklaven und ihrer Brüder voll wäre, die daran waren, getötet zu werden, so wie auch sie [getötet worden waren] (Offenbarung 6:9-11).

Wenn man diese Verse buchstäblich auffasst, hat es den Anschein, als ob der Mensch doch eine unsterbliche Seele habe und es ein Weiterleben nach dem Tod gebe. Diese Auslegung wäre aber, wie schon weiter oben gesagt, nicht mit dem Rest der Bibel in Übereinstimmung.

Zunächst einmal muss man, was obigen Text betrifft, berücksichtigen, dass in der Offenbarung sehr viele symbolhafte Beschreibungen zu finden sind, bei denen es keinen Sinn macht, sie wörtlich aufzufassen. Und das trifft auch auf diesen Text zu. Wie aber ist er dann zu verstehen?

Nun, es kann sich hier nicht um entkörperte Seelen handeln, die es in der Vorstellung der heidnischen Griechen gab ( siehe 1. Mose 2:7; Hesekiel 18:4). Johannes weiß, dass die Seele oder das Leben durch das Blut versinnbildlicht wird und dass die Priester, die früher in der jüdischen Stiftshütte dienten, nach dem Schlachten eines Opfertieres das Blut „ringsum auf den Altar sprengen“ oder „an den Grund des Brandopferaltars gießen“ mußten.

Demnach wurde die Seele des Tieres mit dem Opferaltar in enge Verbindung gebracht. Warum aber sollten die Seelen oder das Blut dieser Diener Gottes unter einem sinnbildlichen Altar im Himmel gesehen werden? Einfach deswegen, weil ihr Tod als Opfertod betrachtet wird.

Und auch Lk 16,22-31 zeigt, dass die Seelen der Gestorbenen nicht »einfach tot« sind. Sie sind tot im antiken Sinn (d.h. sie sind im Totenreich), aber eben nicht das, was man heute mit »tot« assoziiert.

Bei den Versen aus Lukas bzgl. des reichen Mannes und Lazarus handelt es sich, genau wie bei den gerade besprochenen Versen aus der Offenbarung, um ein Bild, genauer gesagt um ein Gleichnis. Hier sprechen also keine tatsächlich existierenden Personen, sondern der reiche Mann und Lazarus verkörpern Gruppen von Personen (die religiösen Führer und das einfache Volk) und ihr beider Tod versinnbildet eine Veränderung ihrer Lage.

Während diese Geistlichenklasse bis zu dieser Zeit eine begünstigte Stellung einnahm, befindet sich das Volk in einer sehr benachteiligten Lage (ähnlich wie die Lage des Bettlers). Sie, die gleichsam nach dem Wort Gottes dürsten, müssen sich mit dem Wenigen begnügen, was ihre geistlichen Führer, bildlich gesprochen, von ihrem "Tisch" herabfallen lassen.

Wie Jesus in dem Gleichnis erzählt, starben nun beide Männer. Da sie jedoch für Gruppen oder Klassen von Menschen stehen, also keine wirklichen Personen darstellen, muss auch ihr Tod symbolisch aufgefasst werden.

Diejenigen nämlich, die durch den armen Lazarus dargestellt werden, starben in Bezug auf ihre frühere benachteiligte Stellung und gelangten in eine begünstigte Stellung bei Gott (an den "Busenplatz Abrahams"), da ihre geistigen Bedürfnisse durch das, was Jesus ihnen durch seine Lehren vermittelte, nun völlig befriedigt wurde.

1
Philipp59  23.04.2023, 05:45
@Philipp59

Die geistliche Führungsschicht, dargestellt durch den reichen Mann, fällt jedoch bei Gott in Ungnade, da sie sich hartnäckig weigern, Jesu Botschaft anzunehmen. Sie erleiden durch die an sie gerichteten harten Gerichtsbotschaften Jesu sinnbildliche Qualen, dargestellt durch das Feuer.

Der drastische Wechsel der Verhältnisse wurde besonders zu Pfingsten 33 n.Chr. erkennbar, als der alte Gesetzesbund durch den neuen Bund ersetzt wurde und nunmehr immer deutlicher wurde, dass Jesu Jünger und nicht die Pharisäer in der Gunst Gottes standen.

1
helmutwk  23.04.2023, 17:59
@Philipp59
Jede Auslegung eines Bibeltextes muss in Übereinstimmung mit dem Rest der Bibel sein. Und da das auf meine Auslegung zutrifft

Deine ist doch erst dann in Übereinstimmung »mit der Bibel«, wenn du über ein Dutzend Stellen umgedeutet hast.

Auslegungen, die sich auf Stellen beziehen, die von Feuer in Verbindung mit der Bestrafung durch Gott sprechen und die in den Text ein buchstäbliches Feuer hineininterpretieren, sind nicht im Einklang mit Bibeltexten, die klar zeigen, dass nach dem Tod ein Zustand ohne Bewusstsein eintritt!

Wie kommst du darauf?

Ob nach dem Tod ein Zustand mit oder ohne Bewusstsein eintritt, da kann man verschiedener Meinung sein - gehen wir der Einfachheit halber davon aus, dass es ein Zustand ohne Bewusstsein ist.

Am Ende gibt es die Auferstehung der Toten, die Auferstandenen haben ein Bewusstsein, und sie werden im jüngsten Gericht vor Gott stehen und ihr Urteil erhalten: Ewiges Leben oder Hölle. Und die Hölle wird mal als äußerste Finsternis mit Heulen und Zähneknirschen beschrieben, mal als Wurm, der einen auffrisst, mal als unauslöschliches Feuer. Das sind alles Bilder für Qual - und ob die Hölle so ist, ist von der Frage, wie es zwischen Tod und Auferstehung ist, völlig unabhängig.

Warum aber sollten die Seelen oder das Blut dieser Diener Gottes unter einem sinnbildlichen Altar im Himmel gesehen werden

Sie werden nicht nur gesehen, sondern auch gehört, wie sie zu Gott rufen. Aber wenn du das als Bild sehen willst - meinetwegen. Nur kann man das auch anders verstehen.

Hier sprechen also keine tatsächlich existierenden Personen

Was aber nicht heißt, dass dies ein Gleichnis ist. Es ist ne Beispielserzählung wie das vom barmherzigen Samaritaner, bei dem die Bedeutung durchaus wörtlich ist.

Diejenigen nämlich, die durch den armen Lazarus dargestellt werden, starben in Bezug auf ihre frühere benachteiligte Stellung und gelangten in eine begünstigte Stellung bei Gott (an den "Busenplatz Abrahams"), da ihre geistigen Bedürfnisse durch das, was Jesus ihnen durch seine Lehren vermittelte, nun völlig befriedigt wurde.

So eine Art der Deutung ist dem NT fremd. Wie ich schon sagte: Du musst an allen möglichen Enden umdeuten, um zum von dir gewünschten Ergebnis zu kommen.

Ich habe da deutlich weniger Probleme, wo ich deuten muss, statt es einfach so zu nehmen, wie es geschrieben steht.

Die geistliche Führungsschicht, dargestellt durch den reichen Mann

Es gab zwei geistliche Führungsschichten: die herrschenden Sadduzäer, und die relativ legale Opposition der Pharisäer, deren frommen Lebensstil (mit Fasten, 3 mal Zehnten geben etc.) man sich erst mal leisten musste.

Die Pharisäer können nicht gemeint gewesen sein, die haben ja reichlich Almosen gegeben. An denen wurde nicht kritisiert, dass sie nix den Armen geben, sondern dass sie sich schon in dieser Welt belohnen (Mt 6,2). Deine Deutung auf Pharisäer passt nicht zu dem, was im NT über Pharisäer steht. Insbesondere auch nicht, dass sie im Zweifelsfall für die Jünger Jesu waren und nicht gegen sie. Bei Matthäus wird das durch undifferenzierte Ausdrucksweise nicht recht deutlich, bei Lukas ist das klarer, insbesondere dann in der Apostelgeschichte (Apg 5,33-39; 23,6-9).

Und auch bei den Sadduzäern haut das nicht richtig hin. Der Vorwurf, dass sie hinter dem Tod von Jesus standen, kommt ja in der Erzählung überhaupt nicht vor!

0
Philipp59  24.04.2023, 07:07
@helmutwk
Deine ist doch erst dann in Übereinstimmung »mit der Bibel«, wenn du über ein Dutzend Stellen umgedeutet hast.

Das ist nichts weiter als eine Unterstellung! Maßgeblich für mich ist, dass die Deutung eines Textes mit der gesamten Bibel in Übereinstimmung ist. Ist sie das nicht, dann ist sie falsch!

Wie kommst du darauf?

Das erklärt meine Aussage, auf die Du Deine Frage beziehst!

1
Philipp59  24.04.2023, 07:52
@Philipp59
Ob nach dem Tod ein Zustand mit oder ohne Bewusstsein eintritt, da kann man verschiedener Meinung sein - gehen wir der Einfachheit halber davon aus, dass es ein Zustand ohne Bewusstsein ist.

Man braucht nicht "der Einfachheit halber davon auszugehen", sondern das bezeugt die Heilige Schrift klar und deutlich (siehe z.B. Prediger 9:5,10)!

Und die Hölle wird mal als äußerste Finsternis mit Heulen und Zähneknirschen beschrieben, mal als Wurm, der einen auffrisst, mal als unauslöschliches Feuer.

Das, was in vielen Übersetzungen mit "Hölle" übersetzt wird, ist der Begriff "Gehenna". Jesus Christus nahm auf die "Gehenna" oder das "Tal Hinnom" deswegen Bezug, da sie jeder seiner Zuhörer kannte. Dieser Ort vor den Mauern Jerusalems war ein Müllabladeplatz, wo man u.a. auch die Leichen von Verbrechern brachte, die eines ordentlichen Begräbnisses nicht würdig waren.

Dass Jesus diesen buchstäblichen Ort als ein Sinnbild vollständiger Vernichtung gebrauchte, zeigt folgender Auszug aus einem Bibellexikon:

"Jesus gebrauchte die Gehenna offensichtlich, um die endgültige Vernichtung zu veranschaulichen, die aufgrund göttlicher Verurteilung erfolgt und aus der es keine Rückkehr zum Leben als Seele, also keine Auferstehung, gibt (Mat 10:28; Luk 12:4, 5). Jesus prangerte die verwerfliche Klasse der Schriftgelehrten und Pharisäer als „Gegenstand für die Gehenna“ an (Mat 23:13-15, 33).

Um einer solchen Vernichtung zu entgehen, sollten sich seine Nachfolger von allem trennen, was sie veranlassen könnte, im Glauben zu straucheln; sie sollten sich, bildlich gesprochen, ‘eine Hand oder einen Fuß abhauen’ und ‘ein Auge ausreißen’, was bedeutet, daß sie diese Körperteile in bezug auf Sünde ‘ertöten’ sollten (Mat 18:9; Mar 9:43-47; Kol 3:5; vgl. Mat 5:27-30).

Als Jesus von der Gehenna sagte, sie sei ein Ort, „wo ihre Made nicht stirbt und das Feuer nicht ausgelöscht wird“ (Mar 9:47, 48), spielte er wahrscheinlich auf Jesaja 66:24 an. Daß es sich hierbei nicht um ein Sinnbild der Qual, sondern der vollständigen Vernichtung handelt, geht daraus hervor, daß in dem Text aus Jesaja nicht von lebenden Personen die Rede ist, sondern von den ‘Leichnamen der Menschen, die sich gegen Gott vergangen hatten’.

Wenn, wie die vorhandenen Beweise andeuten, das Hinnomtal ein Ort zur Beseitigung von Unrat und Leichen war, war dafür Feuer — dem man möglicherweise Schwefel zusetzte (vgl. Jes 30:33) — das geeignetste Mittel. Wo das Feuer nicht hinkam, schlüpften Würmer oder Maden, die sich von den Überresten, die das Feuer nicht zerstörte, ernährten. Demnach bedeuten die Worte Jesu, daß die vernichtende Wirkung der göttlichen Verurteilung nicht aufgehoben wird, bis eine vollständige Vernichtung erreicht worden ist" (Quelle: "Einsichten über die Heilige Schrift", Bd. 1, Seite 838).

So eine Art der Deutung ist dem NT fremd. Wie ich schon sagte: Du musst an allen möglichen Enden umdeuten, um zum von dir gewünschten Ergebnis zu kommen.

Da es sich hier eindeutig um ein Gleichnis handelt, geht es nicht um "Umdeutung", sondern darum, was Jesus mit dieser Erzählung sagen wollte! Und das, was ich dazu geschrieben habe, ergibt einen Sinn, da es eine Entsprechung zu dem hat, wie die beiden Gruppen (Geistlichen der Juden und armes Volk) damals zueinander standen.

Ich habe da deutlich weniger Probleme, wo ich deuten muss, statt es einfach so zu nehmen, wie es geschrieben steht.

Noch einmal: Da es sich um eine gleichnishafte Erzählung handelt - was etliche Details daraus zusätzlich unterstreichen - darf man daraus nicht alles wortwörtlich nehmen! Denn es "einfach so zu nehmen, wie es geschrieben steht" wäre dann tatsächlich eine Umdeutung, die aus einem Gleichnis Jesu dann eine tatsächliche Begebenheit macht! Und das ist nicht zulässig!

Die Pharisäer können nicht gemeint gewesen sein, die haben ja reichlich Almosen gegeben. An denen wurde nicht kritisiert, dass sie nix den Armen geben, sondern dass sie sich schon in dieser Welt belohnen (Mt 6,2).

Das, wovon Jesus in dem Gleichnis spricht, bezieht sich nicht auf materielles Geben seitens der Pharisäer, sondern auf die geistige Unterweisung des Volkes, der sie nur sehr ungenügend nachkamen.

Wie betrachteten diese reichen, stolzen Führer die armen, einfachen Menschen? Voller Verachtung bezeichnen sie sie als ʽam-haʼárez, als Menschen des Landes oder der Erde, die weder das Gesetz kennen noch es verdienen, darin belehrt zu werden (Johannes 7:49). Insofern war das einfache Volk durch den Bettler und die damaligen Geistlichen durch den reichen Mann in dem Gleichnis sehr gut beschrieben!

1
Philipp59  24.04.2023, 07:53
@Philipp59
Deine Deutung auf Pharisäer passt nicht zu dem, was im NT über Pharisäer steht. Insbesondere auch nicht, dass sie im Zweifelsfall für die Jünger Jesu waren und nicht gegen sie. Bei Matthäus wird das durch undifferenzierte Ausdrucksweise nicht recht deutlich, bei Lukas ist das klarer, insbesondere dann in der Apostelgeschichte (Apg 5,33-39; 23,6-9).

Die Pharisäer waren auch nach Jesu Tod keinesfalls "für" seine Jünger! Das zeigt doch allein das, was Saulus (der selbst ein Pharisäer war) alles unternahm, um die Christen zu vernichten. Die Begebenheit, wovon Apg 5:33-39 erzählt, ist bietet sicher keinen Grund zu der Annahme, dass die Pharisäer "für" die Jünger waren: Nur durch das geschickte Argumentieren des Gesetzeslehrers Gamaliel ließen sie sich von ihrem Plan, die Jünger umzubringen, abbringen!

Und auch bei den Sadduzäern haut das nicht richtig hin. Der Vorwurf, dass sie hinter dem Tod von Jesus standen, kommt ja in der Erzählung überhaupt nicht vor!

In der Erzählung geht es ja thematisch auch nicht um Jesu Tod, sondern darum, wie die Geistlichen zum einfachen Volk standen. Da handelten die Sadduzäer ähnlich wie die Pharisäer!

1
helmutwk  24.04.2023, 10:14
@Philipp59
Das ist nichts weiter als eine Unterstellung! Maßgeblich für mich ist, dass die Deutung eines Textes mit der gesamten Bibel in Übereinstimmung ist.

Die gesamte Bibel spricht nun mal explizit von ewiger Qual (z.B. Of 14,10-11), dazu kommen noch Bilder dieser Qual (z.B. Mt 22,13).

Das erklärt meine Aussage, auf die Du Deine Frage beziehst!

Ich habe doch gezeigt, dass ein Zustand nach dem Tod ohne Bewusstsein nichts darüber aussagt, ob es nach Auferstehung und jüngstes Gericht eine Hölle gibt oder nicht.

Man braucht nicht "der Einfachheit halber davon auszugehen", sondern das bezeugt die Heilige Schrift klar und deutlich

Genauso klar und deutlich bezeigt sie aber beispielsweise auch, dass ein Toter aus dem Totenreich gerufen werden kann, 1.Sm 28,11-19. Da muss man die Aussagen diesbezüglich gegeneinander abwägen, und dabei kommen Ausleger zu verschiedenen Ergebnissen. Ist also nicht so einfach wie du denkst.

Jesus Christus nahm auf die "Gehenna" oder das "Tal Hinnom" deswegen Bezug

Das Tal Hinnom wird an keioenr Stelle der Bibel als Gehenna bezeichnet, auch nicht in der Übersetzung des ATs in die Sprache, in der das NT geschrieben ist.

Dieser Ort vor den Mauern Jerusalems war ein Müllabladeplatz

… sagte jedenfalls Rabbi Kimchi (1160-1253), vor ihm hat das niemand gewusst. Ich halte mich lieber an das, was Leute sagen, die das Tal archäologisch erforscht haben: Da geb es keine Müllhalde und keine brennenden Haufen.

Worauf sich Jesus bezog:

In der hellenistischen Epoche wurde der Name der Schlucht in prophetischen Texten auf ein als Strafort gedachtes Totenreich übertragen. Dieser Bedeutungswandel ist in den Quellen nicht in allen seinen Schritten belegt, doch lässt sich der Vorgang ungefähr rekonstruieren. (Bieberstein (2001) S. 518–525; vgl. Milikowsky S. 238–241, Quellenangabe laut Wiki)

zeigt folgender Auszug aus einem Bibellexikon

Das ist kein Bibellexikon, sondern eine Propagandaschrift der ZJs, die u.a. das von Kimchi in die Welt gesetzte Gerücht eifrigst verbreiten. Nichts was man ernst nehmen könnte.

Da es sich hier eindeutig um ein Gleichnis handelt

Das »eindeutig« behauptest du ohne irgendein Argument dafür zu haben.

Das, wovon Jesus in dem Gleichnis spricht, bezieht sich nicht auf materielles Geben seitens der Pharisäer

Klar, so möchtest du es gerne sehen. Aber angesichts dessen, was jesus auch sonst zum Thema Reichtum zu sagen hat ist es völlig aus der Luft gegriffen, dass es in der Geschichte nicht um Reichtum und die (nicht geleitete) Hilfe für Arme geht.

Ich habe dir gezeigt, wo du dich auf naive Annahmen (Gehenna=Tal Hinnom), Gerüchte aus dem Mittelalter (Kimchi) oder willkürliche Annahmen (Geschichte des reichen im Totenreich handelt nicht von Reichtum etc.) berufst.

ich lese die Bibel so, wie es da steht. Und berücksichtige den gesamten Kontext, nicht nur einige ausgewählte oder willkürlich umgeänderte Stellen.

Die Pharisäer waren auch nach Jesu Tod keinesfalls "für" seine Jünger!

Du findest im NT nur einen einzigen Pharisäer, der gegen die Jünger war. Und auch vorher haben wir den Pharisäer Nikodemus, der Joseph v.A. half, Jesus würdig zu begraben, und keinen Pharisäer, der jesu Tod wollte - den haben die Sadduzäer geplant.

0
Philipp59  27.04.2023, 06:48
@helmutwk

Wenn wir unseren Disput weiter fortsetzen, wird daraus, so fürchte ich, eine unendliche Geschichte! Natürlich könnte ich zu dem, was Du geschrieben hast, auch wieder Gegenargumente vorbringen. Die Frage ist allerdings: Was bringt das? Keiner von uns wird von seinem Standpunkt abrücken.

Ein Problem, das ich in diesem Zusammenhang sehe, ist vor allem auch, dass wir unterschiedliche Bibelübersetzungen gebrauchen, die dann zu gegenläufigen Schlussfolgerungen führen. Damit fehlt uns eine gemeinsame Grundlage, auf der eine fruchttragende Diskussion stattfinden könnte.

1
helmutwk  27.04.2023, 22:31
@Philipp59
Natürlich könnte ich zu dem, was Du geschrieben hast, auch wieder Gegenargumente vorbringen.

Bezweifle ich, so wenig Argumente zum Thema wie du jetzt schon vorgebracht hast …

dass wir unterschiedliche Bibelübersetzungen gebrauchen

Das hat mit Bibelübersetzungen wenig zu tun, wenns drauf ankommt benutze ich das griechische NT.

Wie wird denn Of 14,10-11 in der von dir favorisierten Übersetzung dargeboten? In der NWÜ steht jedenfalls genau das, was ich dazu gesagt habe …

0
Ja

Jesus spricht in der Bibel vom ewigen Leben und von der ewigen Strafe:

Und sie werden in die ewige Strafe hingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben. Matthäus 25:46

In diesem Leben entscheiden wir darüber, ob wir Gottes Sühnopfer (in Jesus Christus) für die in diesem Leben begangenen Sünden annehmen oder ablehnen. Jesus ist noch nicht zurückgekehrt, weil Gott möchte, dass wir uns für Gott entscheiden. Noch leben wir in der Gnadenzeit, wo wir uns für Gott entscheiden bzw. zu ihm umkehren können:

Der Herr zögert nicht die Verheißung hinaus, wie etliche es für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig gegen uns, weil er nicht will, dass jemand verlorengehe, sondern dass jedermann Raum zur Buße habe. 2. Petrus 3:9

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde
xxScarface1990  16.04.2023, 15:42

Es wird für diejenigen, die Gott nicht glauben und bei der Wiederkunft Jesu Christi noch leben (zuvor müssen da laut Bibel noch einige Dinge geschehen ) der Tag kommen, wo es keine Möglichkeit der Umkehr mehr zu Gott gibt (wie auch für diejenigen, die dann bereits im Unglauben an Gott verstorben sind):

Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb in der Nacht; dann werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber vor Hitze sich auflösen und die Erde und die Werke darauf verbrennen. 2. Petrus 3:10

0
Ontario  01.08.2023, 19:04

Es gibt da so einige Widersprüche. Wenn jemand gesündigt hat, so gibt ihm die Beichte die Gelegenheit dazu, diese zu bereuen. Dann heisst es , dass einem die Sünden vergeben sind. Wozu also soll es eine ewige Strafe geben, wenn einem vergeben wurde ?

Entweder es wurde vergeben, oder nicht. Wenn trotz Beichte nicht vergeben wird, wozu also die Beichte oder irgendwelches Bereuen ?

Die Existenz einer Hölle oder eines Fegefeuers ist durch nichts bewiesen. Gleiches gilt für das Paradies bzw. Himmel.

Dann hat jedes Baby schon bei der Geburt die Erbsünde. Dem Baby wird etwas angelastet, was es gar nicht zu verantworten hat.

Wenn ich richtig verstehe, dann sündig man, wenn man etwas falsches macht, was dann als Sünde bezeichnet wird.

Was hat ein Baby falsch gemacht ?

Was da irgendein Apostel geschrieben hat, passt da eben nicht.

Wenn ich sowieso mit einer Erbsünde belastet bin, warum soll ich da ein gottgefälliges Leben führen ? Die Erbsünde wird nicht vergeben.

Hinterfragt man so einiges, entstehen vielfältige Zweifel. Die versucht man mit Hinweisen auf irgendwelche Aussagen von Aposteln zu zerstreuen.

Da sind doch Zweifel mehr als berechtigt, oder ?

0
Ja

Grundsätzlich ewig, allerdings gibt es möglicherweise Ausnahmen.

Beispielsweise steht in der christlichen Schrift "Harrowing of Hell" geschrieben, dass Jesus in den drei Tagen zwischen seiner Kreuzigung und seiner Auferstehung, in die Hölle hinabgestiegen ist, um einige Seelen von dort zu befreien.

Ja

Aus christlicher Sicht ja.

Und es ist sogar noch schlimmer. Laut dem Matthäus-Evangelium kommen da auch die meisten rein:

Matthäus 7:13-14 SCH2000

Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben führt; und viele sind es, die da hineingehen. Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind es, die ihn finden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Erfahrungen mit Gott und Christentum