Im Studium Taktik oder Wissen wichtiger?
Spoiler-Alert: KI und ChatGPT.
Hallo zusammen,
gestern habe ich mich mit einem Kommilitonen getroffen und was er mir erzählte hat mir einen massiven Selbstzweifelschub gegeben. Generell ist es auch ein Thema, das mich schon seit mehreren Monaten etwas fertig macht; KI.
Wir beide sind im dritten Semester, studieren Maschinenbau und haben jetzt Semesterferien. Genau die richtige Zeit ihn, ein erfahrener Mechaniker, um Hilfe am Auto zu bitten. Getroffen, geholfen, kurz gequatscht... Auf die Frage hin, wie denn so die Prüfungen gelaufen sind, sagte er, er habe in einer Open Book Klausur alle Aufgaben mit ChatGPT (sogar mit GPT+) gelöst. Er sei sich sicher, dass das richtig ist. Wird er vermutlich zuvor zu Hause in der Vorbereitung ausprobiert haben.
Wäre es nur diese eine Klausur könnte es mir ja egal sein, weil jeder hat mal ein Problemmodul, aber er ist schon in den ersten beiden Semestern mit klugen Tricks, die in der Grauzone liegen, durchgekommen. Er selbst gibt sogar offen zu, dass er in manchen Modulen, die er zwar bestanden hat, nicht wirklich etwas gelernt hat. Teilweise auch nicht verstanden.
Hinzu kommt, dass es wegen dem demografischen Wandel immer weniger Studenten bzw. angehende Ingenieure gibt. Die Hochschule ist sich dessen bewusst und lässt vieles durchgehen. Auch die Profs schmunzeln, wenn es um das Thema KI geht. Als ob sie davon wüssten.
Diese ganze Kombination bedrückt mich. Ich studiere aus Leidenschaft und Neugier, möchte die Dinge verstehen, mich so richtig reinfuchsen, möglichst viel für die Zukunft mitnehmen und dann gibt es leider auch viele Leute, die mit einer sehr guten Taktik und mega Effizienz auch bestehen.
Irgendwie kommt mir das Studium immer sinnloser vor. Für was mache ich das alles eigentlich, wenn es eine KI kann? Wenn selbst die Profs davon wissen?
Auch ich nutze ChatGPT, wenn es beim lernen Fragen oder Probleme gibt, aber eher als Unterstützung.
Das ganze wäre weniger frustrierend, wenn die Realität tatsächlich so wäre, wie es Lehrer früher in der Schulzeit behauptet haben: ,,Die, die spicken, betrügen sich doch nur selbst!"
Mag sein, dass sich manche selbst betrügen, aber hinterher im Berufsleben interessiert's doch eh niemanden, weil die Theorie sehr weit von der Praxis entfernt ist, was seit Jahren allgemein am System kritisiert wird. Sogar die IHK Prüfungen werden von manchen Unternehmen abgewertet und als sinnlos erachtet.
Mittlerweile denke ich darüber nach, auf der selben dreckigen Schiene zu fahren, wie ich es früher in der Schulzeit auch gemacht habe. Bringt mir zwar nichts, aber dafür halte ich das Zertifikat mit deutlich weniger Aufwand in der Hand. Tricksen gab es schließlich schon immer. Nur heute halt mit KI, was wesentlich einfacher und zugänglicher ist.
Vergleiche ich mich mit eher schlechten Personen oder wie seht ihr das?
4 Antworten
das ist eine diskussion die ich tatsächlich regelmäßig in meinen Lehrgängen führe.
zu dem Punkt das Profs das Thema KI nicht ernst nehmen würde ich jetzt stark dementieren. Das wird wohl eine falsche interpretation sein. Ja sie wissen das die Studentden dies massiv nutzen. Aber man erkennt durchaus was KI ist und was ein Mensch. immernoch. Es ist eben nicht mehr wegzudenken. Daher bringt es nichts so zu tun als wäre es nicht da. man muss also als Prof bzw Lehrkraft aller Art lernen damit umzugehen. und da heißt es go with the flow.
Ob die KI die Aufgabe richtig berechnet hat... weiß ich nicht. Ich hab Bauingenieurwesen gesprochen und eine KI kann keine bautechnische Aufgabe lösen. Es kann mir tipps geben und mir den Weg erklären. Aber es kann das ergebnis nicht ausspuchen. Das heißt ich muss zum einen verstehen was für eine aufgabe es ist und zum anderen muss ich mit der antwort klar kommen.
Denn KI ist ein Werkzeug keine Lösung. Diese Diskussion hat man damals beim Taschenrechner geführt. die Leute würden verlernen zu rechnen. Die Nutzung von KI damit da kein Rotz rauskommt erfordert Kompetenz und auch Wissen über das Thema. Insbesondere wenn es nicht nur eine Frage Antwort Sache ist.
Und ob ich jetzt im Buch die Antwort finde oder eben auf einer Website oder eben in einem Chat... ich lese es so oder so nur ab. Daher ist das kein echter Unterschied.
lange vor KI habe ich in meinen Studiengang solche "Taktiker" gehabt. Einige haben es geschafft im Berufsleben die Dinge so zu lernen das sie ihren Job machen können. Andere haben Schwierigkeiten die Probezeit zu überstehen weil eben man merkt das der typ trotz abschluss nix drauf hat. und ein guter Teil scheiterte an der Thesis da hier die KI geprüft wird.
Am Ende ist es also doch nicht so furchtbar die Realität wie du es vielleicht gerade siehst.
- Profs ist es nicht egal das KI genutzt wird
- gute Ergebnisse mit KI zu bekommen heißt das du trotzdem das thema kapieren musst
- Wer nach dem Studium nix kann wird auch kein Job halten.
Das "Leben" auf Betrug aufzubauen, ist moralisch gesehen der falsche Ansatz.
... und auf KI sollte man sich schon gar nicht verlassen:
https://www.ibtimes.co.uk/gpt-other-ai-models-cant-decode-sec-filings-new-research-finds-1722295
Hallo und gleich eine Bitte: Glaub nicht alles was man dir erzählt und vergiss die Mär das eine KI dein Studium oder deine Fähigkeiten ersetzen kann. Dem ist nicht so!
Lass dich also nicht beirren und sei dir treu und weiterhin fleißig. KI kann ergänzen, aber nie ersetzen und macht gerade in deinem Bereich sehr viele Fehler weil eine KI eben keine Erfahrungswerte kenn und bestimmt nicht konstruieren kann.
Sag deinem vorwitzigen Kollegen das es nicht ok ist was er macht, und er spätestens beim ersten Arbeitgeber wohl auf die Nase fallen wird wenn es heißt Konstruiere mal ein Gehäuse oder eine Maschine. Dann zeigt sich recht schnell ob er Ahnung hat oder eben nicht. Und wenn sein Vorgesetzter nicht auch ein Blender ist wird er die Probezeit nicht überstehen.
Dir viel Erfolg beim lernen und ich finde es super das du Sachen nicht nur lernst, sondern auch Verstehen möchtest. Denke das sind die Grundlagen für einen guten Maschinenbauer und die Garantie für ein vernünftiges Auskommen. Alles gute und viel Glück.
Meine Meinung.
Wenn man die KI als Werkzeug benutzt, kommt da hin und wieder etwas sehr Erstaunliches bei heraus. Ich schreibe gern Bücher und benutze verschiedene KI zur Recherche oder wenn ich nicht weiß, wie es in einer bestimmten Situation weiter gehen soll. Dann lasse ich mir Vorschläge machen und wähle ein Szenario aus, das mir gefällt. Das bedeutet aber nicht, dass ich mir Texte von der KI schreiben lasse. Dieses Geschwurbel würde jeder sofort erkennen. Als Werkzeug ist das wunderbar. Wer es aber darüber hinaus benutzt, der betrügt sich selbst. Da hast du vollkommen recht.