Habt ihr jemals eure Eltern „gehasst“?

Das Ergebnis basiert auf 18 Abstimmungen

Ja hab ich (berechtigt) 50%
Nein nie 44%
Ja hab ich (unberechtigt) 6%

11 Antworten

Ja hab ich (berechtigt)

...zumindest meine Mutter und auch heute spüre ich noch manchmal Hass in mir.
Sie hat von meiner Geburt an dafür gesorgt, mir einzutrichtern, ich sei falsch, nicht das, was sie wollte, hässlich, dumm, ihr sowieso ständig unterlegen, ich würde es nie zu etwas bringen etc. Einen Großteil der Zeit war ich bei meinen Großeltern, weil sie "keine Zeit" hatte und mein Vater abwesend, später mein Stiefvater hasste mich (weil ich ihm "die Frau wegnehme).

Es gab dann noch einige Dinge, bspw. sexualisierte Gewalt in meiner Kindheit...erst kürzlich habe ich sie wieder darauf angesprochen. Mit einem Grinsen kam "das hab' ich nicht ernst genommen.". Ähnlich reagierte sie, als ich vor ein paar Jahren einen Übergriff durch einen Patienten erlebte. Man merkte richtig, wie es ihr Freude bereitet, dass/wenn meine Grenzen überschritten werden.

Witzigerweise sieht sie sich seit Jahren in einem Konkurrenzkampf mit mir, den es gar nicht gibt. Ich habe ganz andere Lebensziele als sie, andere Vorstellungen von Leben etc.

Aber mit ihrer "Mithilfe" (und der zweier ehemaliger Kollegen) hätte ich 2019 beinahe Schluss gemacht.

Alles, was ich mir heute an innerem Frieden erarbeitet habe, verdanke ich meinem Großvater, meiner verstorbenen ersten Partnerin und meinen Partner:innen heute. Es hat über 20 Jahre gedauert, bis ich überhaupt geschnallt habe, dass das nicht so richtig ist, wie sie sich mir gegenüber verhält.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – betroffen von Depression, sozialer Phobie, ADHD etc.
Ja hab ich (berechtigt)

Gab das volle Programm. Gewalttätiger Vater, schwache Mutter. Und mich, eigensinniges, lebendiges und behindertes Kind. Meine Eltern konnten es nicht verkraften, ein behindertes Kind aufzuziehen, da sie davon ausgingen, dass alles vergebene Liebesmüh sein würde. Ich kann sie verstehen, aber es tut weh, die Ursache für das Leiden derer zu sein, die man doch gern glücklich sähe. Auch wenn man es sich nicht ausgesucht hat, man ist der Grund dafür. Für mich war das Verheerendste nicht die Behinderung oder die Schläge, die ich aufgrund einer verrückten Aktion einstecken musste, sondern die gerade dabei ausbrechende Verzweiflung. Du bist sowieso schon schwer genug, warum dann zusätzlich bewusst anstrengend? Als ich später begriff, eine große, überfordernde Last zu sein, hatte ich schwere Schuldgefühle und Depressionen.

Ende vom Lied: Aus mir ist auch was geworden, dennoch habe ich schwer zu knabbern daran. Denn ich war und bin nicht das geworden, obwohl ich es gern geworden wäre.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich habe nicht direkt meine Eltern gehasst, aber ihre Alkoholsucht und ihre labilen Charakter, die sie immer wieder rückfällig werden liessen. Ich hatte, so lange ich zurückdenken kann, immer eine gewisse Wut und ein Hassgefühl sowie Traurigkeit in mir, welche ich an meinen Eltern ausliess, das aber eigentlich dem Alkohol galt. Als Kind und Jugendliche konnte ich das noch nicht trennen und hatte deshalb immer das Gefühl, dass ich meine Eltern hasse.

Ja hab ich (berechtigt)

Mein Vater hat mich von Anfang an Misshandelt und regelrecht gefoltert. Er hat mich verprügelt, mir nachts wenn ich geschlafen habe ein Kissen aufs Gesicht gedrückt und mir bis zum nächsten Tag das Essen und Trinken verboten.

Er war schwer Alkoholkrank, als ich 12 war ist er gestorben. Ich habe ihn 12 Jahre lang sehr gehasst und sogar sein Tot gewünscht. Als er plötzlich gestorben ist war der Hass komplett weg und ich habe gemerkt, dass ich ihn an sich nicht hasse sondern nur das, was er mir angetan hat.

Er ist immer noch mein Vater und ich liebe ihn sehr. Nach fast 3 Jahren vermisse ich ihn immer noch sehr.

Inkognito-Nutzer   29.01.2024, 21:38

das nenne ich mal berechtigt und ganz ehrlich ich finde es faszinierend was das Konzept von Familie ausmacht. Wäre das nicht dein Vater würdest du ihn wohl immernoch hassen.

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Nein nie

Hass ist mir generell fremd. Ich hatte sicherlich etliche Differenzen mit meinen Eltern, auch Streit und Zeiten, in denen wir nicht miteinander geredet haben - aber Hass gab es da nicht.