Gibt es in der Biologie wirklich nur zwei Geschlechter?

15 Antworten

das kann man so genau nicht sagen.

Es gibt zwei Geschlechter in der Biologie, z.B. beim Menschen, die die Aufgabe haben, neue Genkombinationen zu erzeugen und sie auf die Nachkommen zu verteilen. Das ist der biologische Sinn von Sex. Variabilität zu erzeugen, um Anpassung im Sinne der Evolution zu ermöglichen.

D.h. man könnte die Träger von Eizellen (Frauen) und Spermien (Männer), als je eins von zwei Geschlechtern betrachten.

Aber.. jeder Mensch enthält den Gesamtbestand an Genen, um Mann oder Frau zu werden. Ein Mann enthält auch alle "weiblichen" Gene (Gene, die für die Ausprägung des weiblichen Geschlechts zuständig wären) und umgekehrt, eine Frau auch alle "männlichen" Gene. Es ist also eine "bisexuelle Potenz" gegeben. In jedem Menschen.

Wenn nur ein Schaltergen (das auf dem y-Chromosom liegt) eine Weiche stellt, so dass ein und derselbe Mensch sich entweder zu einer Frau (wenn y fehlt) oder zu einem Mann (mit y) entwickelt, wozu auch auch sein psychisches Geschlecht passen soll, dann ist natürlich Möglichkeiten Tür und Tor geöffnet, dass es Menschen gibt, die nicht in diesen Dimorphismus reinpassen.

Sei es, weil sie eine andere sexuelle Orientierung haben, als andere Geschlechtsgenossen, als Frau eine Frau begehren oder als Mann einen Mann als Sexualpartner auswählen (Homosexualität) oder weil sie sich in ihrem Körper und seiner "sexuellen Ausstattung" nicht wohlfühlen (Transsexualität) oder sich von beiden Geschlechter angezogen fühlen (Bisexualität).

Das ist darin begründet, dass es bei der Entwicklung des Menschen die Wahlmöglichkeit des Geschlechts, in Bezug auf den gleichen Menschen gibt und eine ihm innewohnende bisexuelle Potenz überdauert. Das psychische Geschlecht (gender) sollte man nicht von der Biologie trennen, denn es ist längst biologisch anerkannt. Es ist also auch biologisch. LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologielehrer SI/II a. D.
xubjan  04.07.2022, 12:58

Hinweis: XXY... Du wirst wissen, wofür das steht.

Das psychische Geschlecht (gender) sollte man nicht von der Biologie trennen, denn es ist längst biologisch anerkannt.

Diesen Satz unterschreibe ich sofort.

Allerdings geht man mittlerweile aus gutem Grund eher von zwei Geschlechtern aus. Dem rein körperlichen bzw. aus Chromsomen erwachsenen Geschlecht (mit den zugehörigen Anomalien) und dann das Gefühlte, was durchaus auch inzwischen auf beispielsweise Gehirnentwicklungen mit teils noch unbekannten Ursachen derzeit Forschungsgegenstand ist.

Ob man nun die Gehirnentwicklung zum Biologischen dazu zählt oder zu Umweltfaktoren, ist eine Definitionsfrage.

0
CliffBaxter  04.07.2022, 14:00
@xubjan
Hinweis: XXY... Du wirst wissen, wofür das steht.

Ja Klinefelter-Syndrom. Das ist eine genetisch bedingte Abweichungen der Geschlechtsentwicklung. Durch Fehler in der Meiose. Wenn man wahlweise zwei Geschlechter aus einem Menschen formen möchte, kann das halt passieren.

Klinefelter ist phänotypisch männlich (wegen dem y), aber unfruchtbar. Ein solcher Mann ist also an der biologischen Funktion von Sex, variantenreiche Nachkommen zu erzeugen, nicht mehr beteiligt. Gleichwohl ist er lebensfähig und daher ein Mensch mit Menschenrechten. LG

0
xubjan  04.07.2022, 14:55
@CliffBaxter

Ja. Und wenn man die Geschlechtsdefinition auf die Fortpflanzung bezieht, ist er damit ein drittes Geschlecht. Andere Anomalien bewirken durchaus das Vorhandensein männlicher und weiblicher Gewebestrukturen. Damit sind wir dann erst Recht bei einem dritten biologischen Geschlecht (wenn man alles als Zwitter/divers zusammenfasst).

Oder man fasst die Definition anders, so dass auch Anomalien irgendwie in Mann/Frau einsortiert werden. Allerdings wird das insbesondere bei Vorhandensein von beiden Gewebestrukturen fast unmöglich sein. Womit wir im Ergebnis so oder so bei einem dritten Geschlecht landen werden. Wie gesagt rein biologisch.

0
CliffBaxter  04.07.2022, 15:09
@xubjan

das würde ich nicht so sehen. Es ist ein nicht ausentwickeltes Geschlecht, wo was "durcheinander geraten" ist. Wenn man die Genetik ändert, durch ein Missgeschick (XXY), dann kommt dabei nicht das heraus, was herauskommen sollte.

Das ist eben die Krux, wenn man aus einer Anlage, wahlweise zwei Geschlechter formen möchte, wie ich oben beschrieb. Allerdings sind nicht erfolgreich gebildete Varianten m.M. kein drittes biologisches Geschlecht.

Das biologische Geschlecht wird ja auf seine Funktion bezogen, Genvarianten zu kombinieren, durch Meiose und Sex, zwischen Mann und Frau. Ein XXY-Mann nimmt an dem 2er-System ja nicht mehr teil. Daher wäre es unsinnig, ihn als 3. Geschlecht zu bezeichnen. LG

0
xubjan  04.07.2022, 15:27
@CliffBaxter
das würde ich nicht so sehen. 

Das ist erst mal keine Ansichtssache, sondern eine wissenschaftlich prüfbare Feststellung, dass es Menschen gibt, bei denen beide Gewebestrukturen vorhanden sind.

Man kann es Anomalie nennen (ist es statistisch auch). Sogar beim Wort "Missgeschick" könnte man bleiben. Einige hier nennen es Fehler , was aber abwertend ist und damit für mich kein erlaubter Begriff.

Die Frage ist aber, was nun erfolgreich ist und was nicht. Erfolgreich ist es erst mal, aus Leben neues Leben zu formen. Und demnach wäre Y0 ein Fehler, da nicht lebensfähig. Alles andere ist erst mal kein Fehler. Auch wenn es selten vorkommt, bleibt es kein Fehler. Ein Albino ist auch aus verschiedenen Gründen eine eher nicht gewollte Anomalie (Stichwort Sonnenbrand/Hautkrebs). Aber es gibt sie und per se sind sie lebensfähig und führen ein normales Leben. Soziologisch kann auch jemand ohne Fortpflanzungsfähigkeit eine Rolle in der Gesellschaft haben und ist damit ein normales Mitglied der Gesellschaft, also kein Fehler.

Würdest du mir bei diesem Gedanken zustimmen, also dass solche Menschen kein Fehler sind?

Daher wäre es unsinnig, ihn als 3. Geschlecht zu bezeichnen.

Wenn man die Definition so fasst, kann man auch deine Begründung gegen ein drittes Geschlecht nachvollziehen. Dann bleibt es aber trotzdem dabei, dass man zumindest eine dritte Gruppe hat, nämlich derjenigen, die weder Mann noch Frau sind. Also meinetwegen 2 Geschlechter plus 3. Gruppe, die dementsprechend "übrig" sind? Wäre für mich zwar dann etwas kleinkariert, ob man die 3. Gruppe als Geschlecht bezeichnet oder eben einfach nur als Rest (das meine ich ohne negativen Touch), aber gut, wenigstens wäre das eine klare Begründung ohne diese Menschen zu leugnen oder was sie sind.

Das "divers" besagt politisch gesehen ja exakt das. Dass es nun mal Menschen gibt, die nicht in die Definition Mann/Frau reinpassen.

Technisch wäre es so oder so ein drittes Geschlecht. Denn wenn jemand weder Mann noch Frau ist, braucht man in der IT eine dritte Variation des Datenfeldes "Geschlecht". Und sei es die Ausprägung "was anderes".

0
CliffBaxter  04.07.2022, 20:14
@xubjan
eine wissenschaftlich prüfbare Feststellung, dass es Menschen gibt, bei denen beide Gewebestrukturen vorhanden sind.

ja sicher, aber das macht denjenigen doch nicht zu einem 3. Geschlecht. Folgen wir dem Vortrag der Biologin, dann steuert jedes Geschlecht eine Eizelle oder ein Spermium bei, um Neukombinationen von Genvarianten zu erzeugen. Jemand, der nichts beisteuert, ist kein Geschlecht, in diesem biologischen Sinne. Wenn jmd eine dritte Geschlechtszelle beisteuern würde, dann wäre er/sie ein 3. Geschlecht.

XXY ist ein Fehler der Meiose, weil die normalerweise so nicht verlaufen sollte und der Träger ist unfruchtbar. Er erfüllt die Funktion des Geschlechts nicht mehr, da er nicht mehr daran mitwirkt, durch Sex neue Genkombinationen zu kreieren. Daher ist er auch kein 3. Geschlecht.

Natürlich sind alternative Bezeichnungen ggf. abwertend. Allein schon das Gefühl, nicht dazuzugehören, kann innere Konflikte auslösen. Lebensfähige Menschen sind kein Fehler. Divers ist vielleicht passend.

0
xubjan  04.07.2022, 20:19
@CliffBaxter
und der Träger ist unfruchtbar

Wie kommst du eigentlich zu dieser Behauptung? Die Fruchtbarkeit von (einigen) Menschen mit diesem Syndrom wurde nachgewiesen. Da bei ihnen Spermien in ausreichender Zahl gefunden wurden, würden sie zwar gemäß deiner Definition als Männer gelten, aber unfruchtbar ist man mit solchen "Defekten" nicht automatisch.

Ansonsten danke für deinen letzten Absatz. genau darum geht es mir, wenn ich auch in anderen Antwortsträngen klar mache, dass sowas kein Fehler ist.

0
CliffBaxter  04.07.2022, 20:47
@xubjan
Bis vor kurzem galt das Klinefelter-Syndrom mit einem homogenen Karyotyp 47. XXY als Modell der absolute männliche Sterilität.

https://www.institutobernabeu.com/de/klinefelter-syndrom-und-mannliche-unfruchtbarkeit/

da hat mich die Entwicklung wieder überholt^^ o.k. wenn man im Labor nachhilft, dann scheint man den Männern ggf. helfen zu können. Wenn auch nicht immer, wie es scheint.

Wir akzeptieren die Erfolglosigkeit, aber nur nach Ausschöpfung aller Möglichkeiten die uns die technischen und klinischen Fortschritte anbieten.

Quelle: ebd.

0
Mayahuel  04.07.2022, 13:00
Das psychische Geschlecht (gender) sollte man nicht von der Biologie trennen, denn es ist längst biologisch anerkannt. Es ist also auch biologisch.

Yep.

2
verreisterNutzer  04.07.2022, 13:42

Interessant. Was hältst du von dem Vortrag der Biologin?

1
CliffBaxter  04.07.2022, 19:43
@Mayahuel

das war nicht ihr Thema. Sie hat eindeutig gesagt, "gender" überlässt sie denjenigen, die da mehr Draht zu haben.

Ihre Einteilung in 2 Geschlechter ist völlig logisch, eines steuert die Eizelle bei, das andere das Spermium. Jedes was weder das eine noch das andere kann, ist kein Geschlecht.

Wenn es der aktuelle Trend ist, 75 Geschlechter (gender) zu haben und es als so komplex zu betrachten, sich für keines davon entscheiden zu können, dann ist das eben so. Ich brauche z.B. keine 75 gender, um zu wissen, welches Geschlecht ich habe.

Nein, ihre harmlosen Ausführungen durften nicht geäußert werden, die Universität hat den Vortrag ja verboten. Peinlich.

0
Mayahuel  04.07.2022, 19:50
@CliffBaxter
, die da mehr Draht zu haben.

welchen Draht hat sie zum Thema Sex?

Sie hat genau an einem (einzigen) wissenschaftlichen Fachartikel mitgearbeitet:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=Vollbrecht+ML&cauthor_id=35033651

Der noch nicht mal das Thema betrifft.

"gender" überlässt sie denjenigen, die da mehr Draht zu haben.

Hat aber trotzdem darüber gesprochen.

Lässt Transgender aus und spricht nur über Gender im Kontext von Gender Expression.

die Universität hat den Vortrag ja verboten. Peinlich.

Verschoben.

 Allerdings wolle man die Präsentation auch an der HU noch nachholen, um eine konstruktive Debatte zu ermöglichen.

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1165032.marie-luise-vollbrecht-biologin-wird-transfeindlichkeit-vorgeworfen.html

0
Mayahuel  04.07.2022, 20:03
@CliffBaxter

Wenig überraschend hast du nicht meine Frage zum nature Artikel beantwortet.

, 75 Geschlechter (gender)

Man spricht von Gender Identity und das ist ein Spektrum.

Es gibt Hinweise, dass Gender Identity biologische Ursachen haben kann:

Effects of male sex hormones on gender identity, sexual behavior, and cognitive function

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16706106/

Sachen, die man nicht in ihrem Vortrag hört.

1
CliffBaxter  04.07.2022, 20:24
@Mayahuel
Gender Identity biologische Ursachen haben kann (...) Sachen, die man nicht in ihrem Vortrag hört.

wie oft denn noch, gender war nicht ihr Thema..

o godogod

willst du anderen vorschreiben, wie sie ihre Vorträge gestalten?

Es ging darum, ob dieser Vortrag so bedenklich sei, wie der hysterische Mob es vorgab, dass es das sei.

Völliger Schwachsinn. Der Vortrag war harmlos Und ein Verbieten peinlich für eine Universität. LOL arbeiten da inzwischen auch so rückgratlose Duckmäuser oder was. Ist ja armselig. Die sollte man entlassen.

0
Mayahuel  04.07.2022, 20:33
@CliffBaxter
, gender war nicht ihr Thema..

sie hat 9 Minuten darüber gesprochen

willst du anderen vorschreiben, wie sie ihre Vorträge gestalten?

Nö.

 Vortrag so bedenklich sei,

Auf Twitter ist keine Unbekannte. Und sie ist die Vorzeige-Biologin für manche Menschen, die eine bestimmte Ansicht über Transgender und Gender haben.

Und wieder gehst du nicht auf die Fachartikel ein.

Nature widerspricht ihr:

The research and medical community now sees sex as more complex than male and female, and gender as a spectrum that includes transgender people and those who identify as neither male nor female.

https://www.nature.com/articles/d41586-018-07238-8

Warum erwähnt sie das nicht?

1
CliffBaxter  04.07.2022, 20:57
@Mayahuel
Warum erwähnt sie das nicht?

weil sie die biologischen Geschlechter erläutert hat, als Produzenten einer Eizelle oder einer Samenzelle. Weitere Alternativen sind nicht möglich. Da es nicht mehr Typen an Geschlechtszellen gibt. Egal was in Nature oder sonstwo steht.

Gender hat sie nicht angesprochen, weil es nicht ihr Thema war. Wieso soll sich jemand an einen Nature-Artikel klammern? Es herrscht doch freie Wahl der Quellen, um seinen Vortrag zu gestalten.

Hätte man die Frau sprechen lassen und wäre nicht so panisch-ängstlich duckmäuserisch gewesen, dann hätte man das in einem Kolloquium anschließend zur Diskussion stellen können. Aber so, kann man eben, nachdem man sie mundtod gemacht hat, über sie herziehen, ohne dass sie dazu was sagen kann.

0
Mayahuel  04.07.2022, 21:03
@CliffBaxter
Gender hat sie nicht angesprochen,

Ja genau 🙃

Und darum hat sie auch die Eingeschworene Jungfrau nicht erwähnt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Eingeschworene_Jungfrau

Wieso soll sich jemand an eine Nature-Artikel klammern?

Sie hat behauptet, dass in der Wissenschaft Gender und Sex stets getrennt sind.

ZB der Nature-Artikel widerlegt sie.

 sie mundtod gemacht hat,

Der Vortrag wird nachgeholt.

, ohne dass sie dazu was sagen kann.

Auf zB Twitter sagt sie überaus viel dazu.

0
CliffBaxter  04.07.2022, 21:12
@Mayahuel

ich bin nicht bei Twitter, zum Glück :) sonst müsste ich mir diesen Müll auch noch reinziehen..

Ja, lassen wir es dabei bewenden. Wenn du Fragen zu ihrem Vortrag hast, kannst du sie ja am besten selbst fragen.

Ich finde diesen Vortrag harmlos. Er ist fachlich nicht falsch, aber auch nicht umfassend, da er verschiedene Facetten der Sexualität und heutige Konflikte damit, einfach auslässt.

Das ist also von der Tiefe nicht viel mehr, als ein Schüler in einem Referat auch halten hätte können. Und dieses Thema anzufassen, ohne den Gegenwartsbezug zu beachten, da frage ich mich, was sich der/die Betreuer/in der Arbeit dabei gedacht hat. Die Biologin trifft da nicht die alleinige Schuld, man hat sie auf diesem Pfad ja auch wandeln lassen.

0
Onesimus  01.08.2022, 11:46

Das "psychische" Geschlecht wird nicht von _Biologen_, sondern von _Psychologen_ erforscht.

Diese stellen zu dem Thema folgendes fest: Der Unterschied (die Varianz) in Charakterzügen und Temperament unter Menschen des selben Geschlechts ist größer als der Unterschied der Mittelwerte zwischen den beiden biologischen Geschlechtern. Soll heißen: Es gibt einen statistischen Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Psyche. Dieser wird aber soweit von interindividuellen Unterschieden überlagert, dass man einzelne Indiviuden nicht anhand psychischer Charakteristika einem Geschlecht zuordnen könnte.

0

Das BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) meint: das Geschlecht lässt sich nicht allein nach genetisch-anatomisch-chromosomalen Merkmalen bestimmen

In den medizinischen und psychosozialen Wissenschaften besteht zudem weitgehend Einigkeit darüber, dass sich das Geschlecht nicht allein nach genetisch-anatomisch-chromosomalen Merkmalen bestimmen oder gar herstellen lässt, sondern von sozialen und psychischen Faktoren mitbestimmt wird.
Diese Sicht teilt etwa auch die Bundesärztekammer.

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/gleichgeschlechtliche-lebensweisen-geschlechtsidentitaet/fragen-und-antworten-zum-selbstbestimmungsgesetz-199332

In ihrem Vortrag erwähnt Marie-Luise Vollbrecht auch Gender, aber nur im Kontext Gender Expression (Geschlechterrollen). zB die Eingeschworene Jungfrau in Albanien:

wird auf dem Balkan eine Frau bezeichnet, die in ihrer Familie und in der Gesellschaft die Rolle eines Mannes übernimmt und dabei in aller Regel völlig auf sexuelle Beziehungen, Ehe und Kinder verzichtet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Eingeschworene_Jungfrau

Das hat nicht direkt etwas mit Transgender zu tun.

Sie zeigt Sexualdimorphismus beim Menschen, aber geht nicht auf Transmenschen ein. Da wäre nämlich ihr Beispiel mit dem weiblichen und männlichen Gesicht abgesoffen. Gender ist für sie nur Geschlechtsrollen (Gender Expression).

Gibt es in der Biologie Homosexualität (das Wort gibt es erst seit 1868)? Oder nur gleichgeschlechtliches Sexualverhalten?

Die Fachzeitzeitschrift nature sagt: eine Einteilung nur nach Anatomie und Genetik ist nicht wissenschaftlich:

US proposal for defining gender has no basis in science
A move to classify people on the basis of anatomy or genetics should be abandoned.
...
The idea that science can make definitive conclusions about a person’s sex or gender is fundamentally flawed.

https://www.nature.com/articles/d41586-018-07238-8

verreisterNutzer  04.07.2022, 10:52

Was das BMFSFJ sagt, ist an dieser Stelle total irrelevant. Es geht in dieser Frage um Biologie.

Ich hätte mich über eine Antwort gefreut, ob es aus biologischer Sicht zwei oder mehr Geschlechter gibt. Diese Antwort hätte ein User verfassen können, der Biologie studiert hat. Diese Antwort hätte anhand der aktuellen wissenschaftlichen Fakten anschaulich begründet werden können.

6
Mayahuel  04.07.2022, 11:03
@verreisterNutzer
ob es aus biologischer Sicht zwei oder mehr Geschlechter gibt.

Vollbrecht bleibt aber nicht bei Biologie, sondern geht auch auf Gender ein. Aber nicht auf Transgender: und das aus gutem Grund.

Sie zeigt Sexualdimorphismus beim Menschen, aber geht nicht auf Transmenschen ein. Da wäre nämlich ihr Beispiel mit dem weiblichen und männlichen Gesicht abgesoffen.

Gender ist für sie nur Geschlechtsrollen.

1
Mayahuel  04.07.2022, 11:06
@verreisterNutzer

Gibt es biologisch Homosexualität?

Oder nur gleichgeschlechtliches Sexualverhalten? Und lässt sich das beweisen?

1
verreisterNutzer  04.07.2022, 11:18
@Mayahuel

Es geht nicht um den Vortrag der Frau. Das ist nur die Motivation für die Frage. Es geht allein um die Frage, wie viele Geschlechter es aus biologischer Sicht gibt.

Da ich kein Biologe bin, kann ich deine Fragen zum Thema Homosexualität nicht beantworten. Ich erwarte hier Antworten von Biologen.

2
Mayahuel  04.07.2022, 11:21
@verreisterNutzer
kann ich deine Fragen zum Thema Homosexualität nicht beantworten.

Wenig überraschend.

Es geht nicht um den Vortrag der Frau.

Indirekt schon.

Sie ignoriert Transgender. Das ist so, als würde ein Biologe Homosexualität ignorieren und nur von gleichgeschlechtlichem Sexualverhalten reden.

1
Mayahuel  04.07.2022, 11:45
@verreisterNutzer
Warum wenig überraschend?

Weil diese Frage:

Gibt es Homosexualität in der Biologie oder ist das nur ein soziales Konstrukt?

das Problem bei Gender verdeutlicht.

1
verreisterNutzer  04.07.2022, 11:57
@Mayahuel

Nein, das sind zwei verschiedene Dinge, und ich bin kein Biologe und kann dir daher nicht die Hintergründe dazu erläutern.

1
Mayahuel  04.07.2022, 12:04
@verreisterNutzer
Nein, das sind zwei verschiedene Dinge,

woher weißt du das?

und ich bin kein Biologe

aber trotzdem solche Behauptungen aufstellen?

 nicht die Hintergründe dazu erläutern.

und nicht mal der Versuch zu erklären?

1
verreisterNutzer  04.07.2022, 12:22
@Mayahuel

Auch dem Niveau diskutiere ich nicht. Es geht um Biologie und Geschlechter. Ich warte auf die Antwort eines Biologen.

1
Mayahuel  04.07.2022, 12:35
@verreisterNutzer
Es geht um Biologie und Geschlechter.

Das ist nur eine Frage der Definition. Und Definitionen sind keine Naturgesetze.

So wie man Sexualität nicht auf den Sexualakt reduziert, reduziert man Geschlecht nicht auf Chromosomen.

2
Onesimus  01.08.2022, 13:02

Das _Editorial_ (kein Wissenschaftlicher Artikel! Nicht Peer-Reviewed!) aus Nature ist ein politisches Statement, kein wissenschaftlicher Beitrag. Sein Thema ist das eingetragene, juristische Geschlecht. Nicht biologisches Geschlecht. In der Antwort wird eine wissenschaftliche Quelle suggeriert wo keine ist.

Das Bundesfamilienministerium zum Thema Biologie zu bemühen zeigt doch nur umso deutlicher, dass es keine belastbaren, wissenschaftlichen Quellen gibt, die mehr als zwei biologische Geschlechter belegen würden

1
Mayahuel  01.08.2022, 13:11
@Onesimus
Nicht Peer-Reviewed!

ist das genehm?

Consequently, the binary division in male and female sex has been called into question and a more fluid understanding of sex has been proposed.
Some of the major textbooks teach anatomy, particularly of the urogenital system, as a male-female binary.
Anatomical sciences curricula need to adopt a more current approach to sex including the introduction of the category of "intersex"/"differences in sexual development" and present sex as a continuum rather than two sharply divided sets of characteristics.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32735387/

1
Onesimus  01.08.2022, 21:35
@Mayahuel

Ist das genehm? Nein. Es ist kein (Natur-) Wissenschaftlicher Artikel.

Das ist ein Kommentar in "Anatomical Sciences Education". Zu Deutsch: Anatomische Wissenschaftspädagogik. Das ist keine Forschungsarbeit und keine Primärquelle. Der Volltext ist hinter einer Bezahlschranke, die Quellenangaben lassen sich aber einsehen und verweisen auch nur auf Kommentare. Nicht auf Forschungsarbeiten.

Im übrigen geht es in dem Artikel ausschließlich um Anatomie, also Geschlechtsmerkmale. Dass diese unterschiedlich und in der Tat auf einem Kontinuum ausgeprägt sind stellt wohl niemand in Frage. Man denke nur an Oberweite (beim Mann Gynäkomastie), Größe von Klitoris (Klitorishypertrophie) oder Penis (Mikropenis), Hypospadie, Gynäkomastie, Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom… Die Frage war aber nicht, ob Geschlechtsmerkmale immer eindeutig ausgeprägt sind und zum tatsächlichen (gonadalen) Geschlecht passen, sondern ob es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt. Und diese Frage ist eindeutig zu beantworten: Ja, die Biologie kennt bezüglich Geschlechtern nur ungeschlechtliche und zweigeschlechtliche Fortpflanzung. Auch eine mehrgeschlechtliche Fortpflanzung wäre insbesondere im Pflanzenreich denkbar, wurde aber nie beschrieben.

1
Mayahuel  01.08.2022, 21:51
@Onesimus
Der Volltext ist hinter einer Bezahlschranke,

Ist das jetzt im Ernst eine Überraschung für dich?

Das ist ein

Fachartikel.

In einer Fachzeitschrift:

Anatomical Sciences Education is the journal of the American Association of Anatomists, published in cooperation with the American Association of Clinical Anatomists and the Human Anatomy & Physiology Society.

https://www.scijournal.org/impact-factor-of-anat-sci-educ.shtml

also Geschlechtsmerkmale

Es geht darum, dass der Begriff Sex ein Spektrum ist. Der Begriff hat eine neue Bedeutung bekommen.

übrigen geht es in dem Artikel ausschließlich um Anatomie,

Und genau darum hab ich den Artikel gewählt.

Damit du mir nicht mit "das sind blöde GeWi-Gender-Studies, das nehme ich nicht ernst" kommst.

stellt wohl niemand in Frage

Liest du das Zeug, was ich verlinke?

Consequently, the binary division in male and female sex has been called into question
1
Mayahuel  01.08.2022, 22:09
@Onesimus
zweigeschlechtliche Fortpflanzung

Aber darauf wird Sex (Geschlecht) nicht reduziert:

Furthermore, despite the binary that is suggested by human reproduction, both sex and gender are fluid. Variations in chromosomes, hormone levels, and reproductive organs result in more than 2 sexes, reflecting complex processes of sex development across multiple levels, and suggesting that sex itself is culturally constructed.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3786754/

1
Onesimus  01.08.2022, 22:37
@Mayahuel
Das ist ein Fachartikel.

Es ist kein Fachartikel. Es ist ein Kommentar. Siehe das Inhaltsverzeichnis der entsprechenden Ausgabe.

In einer Fachzeitschrift:

… zum Thema Wissenschaftspädagogik:

education in the anatomical sciences of gross anatomy, embryology, histology, and neurosciences at all levels of anatomical sciences education including, undergraduate, graduate, post-graduate, allied health, medical (both allopathic and osteopathic), and dental.

education = Pädagogik. Es ist kein naturwissenschaftliches Journal. Sein Thema ist die Pädagogik der Anatomie.

Es geht darum, dass der Begriff Sex ein Spektrum ist. Der Begriff hat eine neue Bedeutung bekommen.

Geht es hier um Semantik oder Biologie? Wenn es nur um Semantik geht, dann würde mich interessieren welches Wort ich denn nun verwenden soll, wenn ich mich auf das Geschlecht beziehe, wie es im Konzept der geschlechtlichen Fortpflanzung gemeint ist? Und welche neue Bedeutung hat denn nun "sex"? Worin unterscheidet es sich "sex" von "gender"?

Liest du das Zeug, was ich verlinke?

Ich habe den Abstract gelesen. Und ausgewählte Quellenangaben. Wenn du selbst den Volltext gelesen hast und da mehr drinsteht, dann teile dein Wissen.

the binary division in male and female sex has been called into question

auf Deutsch:

Die Zweiteilung in weibliches und männliches Geschlecht wurde in Frage gestellt.

Das ist ja spannend. Unter anderem hatte dies der "Arbeitskreis der kritischen Juristen" in Frage gestellt. Und behauptet alles andere sei unwissenschaftlich. Nun, wo ist die Wissenschaft?

0
Onesimus  01.08.2022, 22:43
@Mayahuel
Variations in chromosomes, hormone levels, and reproductive organs result in more than 2 sexes, reflecting complex processes of sex development across multiple levels, and suggesting that sex itself is culturally constructed.

Kennst du den Unterschied zwischen Geschlecht und Geschlechtsmerkmalen bzw, Auswirkungen des Geschlechts?

1
Mayahuel  01.08.2022, 22:51
@Onesimus
 Es ist kein naturwissenschaftliches Journal.

Doch:

Anatomical Sciences Education is a peer-reviewed journal

Und:

It is the official publication of the American Association of Anatomists.

https://en.wikipedia.org/wiki/Anatomical_Sciences_Education

Sein Thema ist die Pädagogik der Anatomie.

Und somit ist in der Anatomie das Wort Sex nicht mehr binär.

 Nun, wo ist die Wissenschaft?

Du bist ein Troll.

0
Onesimus  01.08.2022, 23:04
@Mayahuel
| Es ist kein naturwissenschaftliches Journal
Doch

Ist Wissenschaftspädagogik eine Naturwissenschaft?

Und somit ist in der Anatomie das Wort Sex nicht mehr binär.

Ist das eine neue wissenschaftliche Erkenntnis oder hat das Wort "sex" nun eine neue Bedeutung ?

0
Mayahuel  01.08.2022, 23:09
@Onesimus
Ist Wissenschaftspädagogik eine Naturwissenschaft?

Wenn die Lehre der Anatomie sagt: Sex ist nicht binär, dann ist in der Anatomie Sex nicht mehr binär.

 "sex" nun eine neue Bedeutung ?

Sex ist nicht mehr binär.

Anatomie = Lehre vom inneren Bau der Organismen.

Teilgebiet der Morphologie und in der Medizin bzw. Humanbiologie (Anthropotomie), Zoologie (Zootomie) und Botanik (Phytotomie)
die Lehre vom inneren Bau der Organismen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Anatomie

0
Onesimus  01.08.2022, 23:51
@Mayahuel

Wen willst du mit dieser Äquivokation aufs Glatteis führen?

Die Pädagogik der Anatomie ist etwas vollkommen anderes als die Lehre der Anatomie.

Die Lehre der Anatomie ist der Erkenntnisstand des wissenschaftlichen Faches selbst. Dieser kann sich durch neue Erkenntnisse ändern

Die Pädagogik der Anatomie beschäftigt sich damit, welche anatomischen Lehrinhalte wie am besten vermittelt werden.

Wenn du den Unterschied verstehen willst, dann lies einfach mal das Inhaltsverzeichnis.

Und nochmal: Der von dir bemühte Kommentar läuft als Viewpoint Commentary. Standpunkt-Kommentar. Das ist ein Standpunkt. Nicht der Standpunkt.

Sex ist nicht mehr binär.

Nicht mehr? Bitte erkläre, was du damit meinst: Ist das eine neue wissenschaftliche Erkenntnis oder hat das Wort seine Bedeutung geändert?

1
Mayahuel  01.08.2022, 23:57
@Onesimus
Die Pädagogik der Anatomie ist etwas vollkommen anderes als die Lehre der Anatomie.

Die Zeitschrift ist die offizielle Zeitschrift der American Association of Anatomists.

It is the official publication of the American Association of Anatomists.

https://en.wikipedia.org/wiki/Anatomical_Sciences_Education

Der Fokus ist Anatomie und Wissenschaft, nicht Pädagogik.

Was dort gelehrt wird, ist Anatomie.

oder hat das Wort seine Bedeutung geändert?

du liest nicht, was ich verlinke:

Variations in chromosomes, hormone levels, and reproductive organs result in more than 2 sexes, reflecting complex processes of sex development across multiple levels, and suggesting that sex itself is culturally constructed.
0
Onesimus  02.08.2022, 06:54
@Mayahuel

Ließt du denn, was du selbst verlinkst?

Anatomical Sciences Education is a peer-reviewed journal that provides an international forum for the exchange of ideas, opinions, innovations and research on topics related to education

Education!! = Pädagogik!! Ließ mal das Inhaltsverzeichnis der Ausgabe. Überall nur education, teaching, students, e-learning ... Ich habe es mehrfach verlinkt. Der Titel des Artikels selbst ist:

Beyond the Sex Binary: Toward the Inclusive Anatomical Sciences Education

Deutsch:

Über das binäre Geschlecht hinaus: Hin zu einer inklusiven Wissenschaftspädagogik in der Anatomie.

Der Artikel ist ein Kommentar / Plädoyer und daher auch nicht peer-reviewed.

Du sagst, Sex sei nicht mehr binär. Bitte erkläre, was du damit meinst: Ist das eine neue wissenschaftliche Erkenntnis oder hat das Wort seine Bedeutung geändert?

1
Mayahuel  02.08.2022, 07:01
@Onesimus
Education!! = Pädagogik!!

Auch ein Drill Sergeant ist Pädagoge. Ist er deshalb Zivilist?

Der Artikel ist ein Kommentar / Plädoyer

Nö. Ist ein Fachartikel.

Ist das eine neue wissenschaftliche Erkenntnis oder hat das Wort seine Bedeutung geändert?

Lies meine verlinkten Quellen.

0
Onesimus  02.08.2022, 08:38
@Mayahuel
Nö ist ein Fachartikel.

Woran erkennt man einen Fachartikel? Was unterscheidet einen Kommentar von einem Fachartikel? Wird ein Kommentar peer-reviewed? Warum wird der Artikel mit "Viewpoint Commentary" überschrieben? Hast du überhaupt schonmal selbst eine Fachzeitschrift in der Hand gehabt?

Du sagst, Sex sei nicht mehr binär. Bitte erkläre, was du damit meinst: Ist das eine neue wissenschaftliche Erkenntnis oder hat das Wort seine Bedeutung geändert? Ich frage danach, was du mit dieser Aussage meinst. Den Abstract habe ich gelesen und verstanden.

1
Mayahuel  02.08.2022, 09:40
@Onesimus

Was in einer Fachzeitschrift erscheint, ist ein Fachartikel.

In The Lancet:

The Lancet (zu Deutsch „Die Lanzette“) ist eine der ältesten und renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt, die ein Peer-Review einsetzen. Sie erscheint wöchentlich im Elsevier-Verlag.

https://de.wikipedia.org/wiki/The_Lancet

Findet man:

The misuses of “biological sex”
...
Debates about sex are often framed falsely as scientific versus cultural arguments, ...
...
The US military definition of sex relies on the sex designation on a birth certificate, which is likely based on a glance at the genitals at birth.
But its definition of biological sex includes “chromosomes, gonads, hormones, and genitals”—that is, all four characteristics. Someone with what are understood as female-typical genitals and 46,XY chromosomes would be classified as female if genitals are used as the indicator but male if chromosomes are used.
The HHS-suggested definition appears to directly prioritise genitals yet gives chromosomes a role too.
Science does not drive these policies; ...

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31982044/

0
Onesimus  02.08.2022, 12:07
@Mayahuel
Was in einer Fachzeitschrift erscheint, ist ein Fachartikel.

In Fachzeitschriften wird auch Werbung veröffentlicht, ein Editorial, ein Impressum, Kommentare, ein Titelbild. Wenn das alles Fachartikel sind, dann ist "Fachartikel" keine Qualifikation, die etwas mit Wissenschaftlichkeit oder Peer-Review zu tun hat.

The misuses of “biological sex”

Ich bin ja versucht, darauf hinzuweisen, dass der Artikel unter "Perspectives" läuft, nicht unter "Articles". Aber lassen wir das.

Dem Inhalt stimme ich voll zu. Es ist wissenschaftlich vollkommen unhaltbar, das biologische Geschlecht als "chromosomes, gonads, hormones, and genitals" zu beschreiben.

Auch ist die biologisch korrekte Definition von Geschlecht als gonadales Geschlecht wenig hilfreich, wenn es um soziale und juristische Fragen geht.

Das Problem ist wie im Artikel geschrieben:

Debates about sex are often framed falsely as scientific versus cultural arguments

Das ist das Problem. Für gesellschaftliche / kulturelle Fragen ist das gonadale Geschlecht irrelevant.

In der Damensauna und beim Geschlechtsverkehr ist die geschlechtliche Ausprägung der Genitalien relevant. Beim kompetitiven Sport die männliche Pubertät. In der Kinderwunschbehandlung das gonadale Geschlecht.

Es wäre extrem hilfreich für die gesellschaftliche Debatte, wenn man diese Dinge auch so benennen würde, anstatt schwammig von einem "Geschlecht" als "Spektrum" zu sprechen. Geschlecht im weiten Sinn ist mehrdimensional. Manche Dimensionen haben ein Spektrum. Andere nicht. Das biologische (gonadale) Geschlecht hat kein Spektrum. Es ist binär.

Was stattdessen passiert ist, dass Interessengruppen versuchen, die Begriffe so zu verkomplizieren und zu verwässern, dass letztlich keiner mehr weiß, wovon eigentlich gesprochen wird.

Genauso falsch ist es im übrigen, den streng definierten biologischen Geschlechtsbegriff dort einzuführen, wo er nichts verloren hat. Zum Beispiel in der geschlechtsgetrennten Sauna oder Toilette. Das ist doch mir egal, ob mein Saunamitnutzer Eierstöcke oder Hoden hat, solange er mir nicht Geschlechtsteile präsentiert, die ich nicht sehen möchte!

1
Mayahuel  02.08.2022, 12:16
@Onesimus
die geschlechtliche Ausprägung der Genitalien relevant.

Wo geht eine Intersex-Person rein? Falls es zu Ärger kommt: wer begutachtet in der Sauna die Anatomie und gewichtet sie?

Das biologische (gonadale) Geschlecht hat kein Spektrum. Es ist binär.

Wie ist das bei Intersex-Personen?

0
Onesimus  02.08.2022, 13:30
@Mayahuel

Zum Thema "Intersexualität" hänge ich unten einen Cross-post an, weil ich den Begriff irreführend und diskriminierend finde.

Wo geht eine Intersex-Person rein?

Ich gehe davon aus, dass du hier einen Menschen mit nicht eindeutig ausgebildeten primären Geschlechtsmerkmalen vor Augen hast. Also eine ausgeprägte Klitorishypertrophie oder Mikropenis. Hypospadie, Maldescensus testis, etc. dürften in der Sauna ja kaum auffallen.

Jetzt zu der Frage, in welche Sauna dieser Mensch geht: Ich finde, das sollte zuallererst dieser Mensch selbst entscheiden, ob er beim Saunieren Penisse oder Vulven sehen möchte, oder ob er mit beidem ok ist. Dann gibt es noch die zweite Seite. Auch andere Saunabesucher wollen sich wohlfühlen. Ich würde also schon erwarten, dass er auch deren Bedürfnisse und Intimsphäre beachtet. Er wird wohl leider regelmäßig von anderen Besuchern "begutachtet" werden - egal ob Herren-, Damen- oder gemischte Sauna. Er wird also Selbstsicherheit mitbringen müssen. Auf der sicheren Seite wäre er wohl in der gemischten oder einer textilen Sauna. Aber bei entsprechend offenem Publikum und wenn er bereit ist, sich gegebenenfalls kurz zu erklären wird er sich bestimmt auch in der reinen Damen- oder Herrensauna wohl fühlen können.

Falls es zu Ärger kommt: wer begutachtet in der Sauna die Anatomie und gewichtet sie?

Nee, also da bin ich dagegen. Er soll das selbst entscheiden. Nixda begutachten. Wenn es Ärger gibt, dann würde ich die gemischte Sauna anraten. Ansonsten kann man sich im Saunabereich auch so bewegen und in der Sauna selbst dann ein kleines Handtuch so über die Leisten plazieren, dass anderen Menschen das Genitale nicht ungebeten ins Auge fällt. Das beeinträchtigt das Saunaerlebnis nicht wesentlich (finde ich). So würde ich das handhaben. Wenn der Mensch dazu nicht bereit ist, dann sehe ich das Problem mehr bei ihm selbst als in dem Saunaumfeld. Da hilft dann auch kein Gutachten. Die anderen Besucher fühlen sich dann ja trotzdem gestört.

\ Das biologische (gonadale) Geschlecht hat kein Spektrum. Es ist binär.
Wie ist das bei Intersex-Personen?

Das biologische (gonadale) Geschlecht ist binär. Es gibt nur Eizelle und Samenzelle. Es gibt keine "Zwischenform". Extrem selten gibt es Menschen ohne Gonaden oder Streak-Gonaden. Es gibt Menschen, die beides haben. Die sind aber in der Regel steril. Diese Menschen sind weiblich und männlich. Sie sind nichts dazwischen. Sie sind beides zugleich.

Dieser Begriff "Intersexualität" ist veraltet, irreführend und meines Erachtens auch diskriminierend.
Frauen mit Turner Syndrom möchten bestimmt nicht ihr Frau-sein abgesprochen bekommen. Sie sind Frauen, haben weibliche primäre Geschlechtsmerkmale (nach Hormontherapie auch sekundäre) und können (selten ohne medizinischer Hilfe) schwanger und Mutter werden.
Ähnlich beim Klinefelter Syndrom.
Ein Mensch mit vollständiger Testosteronresistenz ist biologisch / fortpflanzungstechnisch ein Mann (hat Hoden). In seinen Geschlechtsmerkmalen und meist auch sozial und psychisch ist er (der Mensch mit Testosteronresistenz) jedoch weiblich, eine Frau. Er geht auf die Damentoilette, wird in der Damensauna nicht schief angesehen, geht zum Brustkrebsscreening (nicht zum Screening auf Gebärmutterhalskrebs - den hat er nicht). Er lebt in praktisch jeder Hinsicht als (unfruchtbare und amenorrhoeische) Frau. Ihn als intersexuell zu bezeichnen finde ich absolut fehl am Platz. Bei ihm ist kein Merkmal irgendwie zweideutig ausgebildet. Er ist biologisch Mann, in jeder anderen Hinsicht Frau. Nichts dazwischen.
Interessanter sind die Fälle von inkompletter Testosteronresistenz, Aromatasemangel oder 5α-Reduktase-Mangel. Diese Menschen haben auch ein biologisch eindeutiges Geschlecht (sind biologisch Mann oder Frau und in der Regel auch fruchtbar). Ihre primären Geschlechtsmerkmale sind jedoch uneindeutig. Hier wäre der Begriff "intersexuell" passend um das äußere Genitale zu beschreiben. So eng wurde / wird der Begriff aber nicht verwendet.
Ein treffenderer und neutralerer Begriff ist Störung oder Variante der Geschlechtsentwicklung.
1
Onesimus  02.08.2022, 14:01
@Mayahuel

Der tätowierte Mensch im ärmellosen Shirt mit Bart? Ich würde an dessen Stelle aufs Männerklo gehen und die Intimsphäre der anderen Menschen dort achten. Auf der Damentoilette gäbe es unnötig viel Erklärungsbedarf befürchte ich. Das ist meine Sicht. Weißt du, wo der Mensch selbst lieber hinmöchte? Was meinst du? Wenn der Mensch eine biologische Frau ist und menstruiert, ist die Damentoilette vielleicht besser ausgestattet... Gäbe dann allerdings wohl öfter mal Ärger aufm Damenklo...

Jetzt sind wir aber vom biologischen Geschlecht weit weg gekommen. Ich denke das "Toilettengeschlecht" sollte man nicht so eng sehen und hat wie ich oben schon schrieb nichts mit gonadalem Geschlecht zu tun.

1

Es ist kompliziert.

Zunächst mal gibt es männliche und weibliche Geschlechtsorgane, als auch männliches uns weibliches Geschlecht. Manche Menschen haben beides oder nicht eindeutig zuordenbare Genitalien. Das ist dann ja aber nichts drittes sondern halt beides oder uneindeutig.

Auch genetisch gibt es zwei Geschlechtschromosomen, X und Y. XX ist weiblich, XY ist männlich. Es gibt dann noch weitere Kombinationen mit mehr als zwei Chromosomen, wie XXY oder XYY. Diese Menschen haben aber auch männliche oder weibliche Geschlechtsorgane und nicht etwas ganz anderes.

Alles was ich geschrieben habe, gilt natürlich nur für Säugetiere. Bei anderes Lebewesen gibt es ganz andere Dinge.

Und als was man sich selbst empfindet ist natürlich auch eine ganz andere Frage.

verreisterNutzer  04.07.2022, 10:43

Aber diese Erkenntnisse haben doch nichts mit Transphobie zu tun. Ich verstehe die Begründung der angehenden Juristen nicht.

1
xubjan  04.07.2022, 13:01
@verreisterNutzer

Du musst anders herum denken: Menschen, die nicht anerkennen, dass es "Zwitter" schon rein biologisch gibt, die sind transphob. Du liest hier ja an anderen Antworten, die das entweder pauschal abstreiten oder als Fehler bezeichnen.

Die Frage nach dem "gefühlten" Geschlecht ist nochmal eine andere, denn das findet womöglich unter Einfluss der Gene, aber im Wesentlichen jenseits der Gene statt (Ursachen noch teils unklar). Aber wer schon die biologische Realität leugnet, der verhält sich bereits transphob.

0
xubjan  04.07.2022, 13:49
@verreisterNutzer

Aber wenn sie doch behauptet, es gäbe nur zwei Geschlechter, widerspricht sie den Erkenntnissen der Wissenschaft. Hat sie nun bestritten, dass es bereits biologisch weitere Geschlechter gibt oder nicht?

Wie mehrfach von anderen Usern und mir ausgeführt: Es gibt rein biologisch auch die Zwitter. Also etwas Drittes neben Männern und Frauen. Und wer das bereits leugnet und sagt "Nein, es gibt nur zwei", der widerspricht den wissenschaftlichen Erkenntnissen.

0
56746789  04.07.2022, 18:03
@verreisterNutzer

Wenn du möchtest, dass man deine Frage hier vernünftig beantworten kann, wäre es schon hilfreich, wenn du den Link teilen würdest. Denn dann könnten wir sicher sein, dass wir vom gleichen Vortrag/Video sprechen.

Kann ich nicht auch sagen, es gibt Zwitter (natürlich gibt es die, es gibt ja sogar an ein Geschlecht angleichende Operationen) aber die seinen eben kein drittes Geschlecht sondern männlich und weiblich, also einfach beides, oder dazwischen drin? Denn so hätte ich Zwitter auch verstanden (rein vom körperlichen her), als beides oder dazwischen.

0

Es gibt auch Menschen, die mit beiden Geschlechtsmerkmalen geboren werden, diese sind quasi das "dritte Geschlecht". Lange Zeit hat man sie operiert, um sie einem Geschlecht (meist weiblich - das war einfacher) zuordnen zu können, aber wie man heute weiß, ist das keine gute Idee. In der Pubertät entwickelten sich diese dann evtl. zu Jungen und wollten ihr richtiges Geschlecht ausleben. Ich habe auch von einer Frau (sie sah sich als Frau, obwohl sie beide Geschlechtsmerkmale hatte) gelesen, die sich als Erwachsene auf Anraten der Ärzte die männlichen Geschlechtsteile entfernen ließ und dann unter Depressionen litt, weil das Testosteron ausblieb, das zu ihrer Identität gehörte. Es gibt also durchaus drei biologische Geschlechter.

Das Thema ist eine Definitionsfrage:

Geht es um das biologische Thema der Fortpflanzung gibt es nur zwei relevante Geschlechter.

Aber es gibt fraglos Menschen oder auch Tiere, die die Spezifikation der Zugehörigkeit zu einem der beiden oben genannten Geschlechter nicht vollständig erfüllen.

Hier kann man die Definitionen so erweitern, dass Lebewesen, denen einige Merkmale fehlen trotzdem noch zu diesem Geschlecht dazu zählen.

Aber was macht man mit Lebewesen die bestimmte Merkmale beider Geschlechter aufweisen oder gar keine.

Und bei all diesen Definitionen habe ich den mentalen Zustand der Lebewesen noch nicht beachtet. Dieser ist bis heute nicht klar messbar, das macht es schwierig.

Und genau das ist der entscheidende Punkt. Die wissenschaftliche Definition muss beachten, dass es um fühlende Mitmenschen geht, die durch emotionslose Definitionen verletzt werden.

Es ist wissenschaftlich absolut sauber zu definieren, dass es eine dritte Geschlechtskategorie gibt für Lebewesen, die nicht die vollständige Definition eines der beiden anderen Geschlechter erfüllen. Ein wissenschaftlicher Diskurs darüber, wann Lebewesen dann da hinein fallen und wann nicht ist wunderbar für lange Anwendungen zwischen Experten geeignet. Aber eine strikte Ablehnung der Weiterentwicklung wissenschaftlicher Kategorien und Definitionen ist sehr unwissenschaftlich.

Diese dritte Kategorie kann man dann wunderbar weiter unterteilen und daraus eine eigene Disziplin machen.

Der mentale Zustand geht dann über die rein biologische Definieren des Geschlechts hinaus. Dies nicht zu beachten ist generalisiert betrachtet auch eher dumm. Denn einzelne wissenschaftliche Disziplinen greifen ineinander und psychologisch ist das gefühlte Geschlecht eben leider nicht immer zum geborenen Geschlecht passend.

Aber natürlich gibt es viele biologische Fragestellungen für die das irrelevant ist, da im Sinne aller Themen die die Fortpflanzung betreffen wie oben geschrieben die biologischen Anomalien, die man in einer dritten Kategorie subsummieren kann, nicht betrachtet werden müssen, da nicht beteiligt.

Sich aber hinzustellen als Biologin und die Antwort des Vortrags in Titel vorweg zu nehmen und zu suggerieren, dass es aus biologischer Sticker nur zwei Geschlechter geben kann, entspringt dem Wunsch zu provozieren und Aufmerksamkeit zu produzieren, nicht dem Wunsch einen wissenschaftlichen Diskurs zu führen.

Woher ich das weiß:Recherche
verreisterNutzer  04.07.2022, 10:46

Es geht in dieser Frage einzig um Biologie und nicht um Psychologie, Soziologie oder die Formulierung des Titels des Vortrages.

0
Oowzeed  04.07.2022, 17:23
@verreisterNutzer

Du suggerierst in dieser und auch andere Antworten, die Wissenschaft Biologie existiere losgelöst von anderen Wissenschaften und es gäbe eindeutige Definitionen, die unabhängig von den anderen Wissenschaften existieren. Das ist ein Trugschluß. Keine Wissenschaft ist in sich abgeschlossen. Alle Wissenschaften greifen ineinander. Definitionen bauen auf Erkenntnissen der anderen Felder auf. Wissenschaften, so auch die Biologie können ohne die anderen Wissenschaften nicht existieren, da ihre Definitionen, Grundannahmen und Gesetze auf anderen Wissenschaften basieren. Aber bleiben wir mal innerhalb des Feldes der Biologie ohne die Grundannahmen in Frage zu stellen (was man definitiv darf und regelmäßig sollte, so funktioniert Wissenschaft):

Auf unterster Ebene unterschiedet die Biologie zwischen der Ausprägung der Gameten (das sind bei Menschen Spermien und Eizellen). Wer sie trägt ist per biologischer Definition männlichen oder weiblichen Geschlechts.

Ich glaube diese Definition ist die die du suchst. Aber das verrückte ist: Obwohl Menschen als Träger der Gameten nach dieser Definition zweigeschlechtlich sind, gibt es Menschen die beiden Geschlechtern oder keinem der beiden Geschlechter zuzuordnen sind (rein biologisch).

Diese Menschen werden dann einer dritten Kategorie zugeordnet, diese dritte Kategorie bildet zwar auf der Ebene der Gameten kein drittes Geschlecht, da bei ihnen keine zusätzlichen Gameten existieren, die an der Fortpflanzung beteiligt sind, aber genau da ist die Biologie eben auch nicht trennscharf.

Reden wir über die Fortpflanzung auf Ebene der Eizellen und Spermien, gibt es nur zwei Geschlechter, wer keinem der beiden Geschlechter auf dieser Ebene angehört, darf beim ewigen Spiel der Reproduktion nicht mitmachen, Punkt, Aus, Ende. Aber wenn wir über die biologische Definitionen des kompletten Menschen und nicht nur seiner Eierstöcke und Hoden reden, dann gibt es auch nach biologischer Definition mehr als zwei Geschlechter.

Diese wichtige Trennung macht deine Frage nicht, aber ohne diese Trennung kann man deine Frage nicht beantworten.

Die gültigste Antwort wäre: Je nach Teilgebiet der Biologie gibt es (bezogen auf den Menschen) nur zwei oder auch mehr Geschlechter.

0