Gemeinsamkeiten zwischen Links- und Rechtsextremen - "Rinks und Lechts" - Horst Mahler erst linksextrem, dann rechtsextrem?
Fehlende Kompromissfähigkeit, was noch ?
Weshalb waren manche Menschen linx und später rex oder umgekehrt, wie kommt diese Kehrtwende ?
Linksextreme und Rechtsextreme sind beide gegen den Kapitalismus, häufig Vertreter des Antisemitismus, Antijudaismus ("Geldjuden") ?
2 Antworten
Der Extremismusbegriff und die damit verbundene Hufeisentheorie sind kritisch zu sehen, weil sie völlig gegensätzliche Weltanschauungen anhand von oberflächlichen Ähnlichkeiten auf eine Stufe stellen, während die unvereinbaren Unterschiede zwischen ihnen ignoriert werden. "Extremismus" ist vor allem ein politisches Werkzeug, das bevorzugt gegen Linke eingesetzt wird, und keine sachliche Beschreibung.
Grundsätzlich wird unter Extremismus alles verstanden, was weit abseits des "gewöhnlichen" Meinungsspektrums liegt und damit ist schon klar, dass es höchst subjektiv und orts- und zeitabhängig ist, welche Meinung als extremistisch eingestuft wird.
Der Extremismusbegriff dient deshalb vor allem den Mächtigen, die politische Gegner kriminalisieren und gesellschaftliche Umwälzungen verhindern wollen. In einem autoritär regierten Land wie Russland werden z.B. auch liberaldemokratische Oppositionelle und seit neuestem auch LGBT-Gruppen als extremistisch bezeichnet, und in der Vergangenheit wurden auf diese Weise Gruppen gebrandmarkt, die z.B. gegen Kolonialherrschaft oder Rassentrennung gekämpft haben.
In Deutschland wird unter alles als Extremismus gefasst, was sich in irgendeiner Weise gegen das Grundgesetz richtet. Aus welchen Motiven das geschieht, findet keine weitere Beachtung; linke Ideologien, die fehlende Gleichheit und Mitbestimmung im Parlamentarismus anprangern und die kapitalistische Ausbeutung beenden wollen, werden effektiv gleichgesetzt mit rechten Ideologien, die Menschen unterschiedlichen Wert zuordnen bis zu dem Punkt, dass bestimmte Menschengruppen vertrieben und vernichtet werden sollen.
Liberale Ideologien, wie sie derzeit in Deutschland und der westlichen Welt vorherrschen, befürworten ebenso wie die Rechte Ungleichheit und Hierarchien, mit dem geringfügigen Unterschied, dass sie sie durch angebliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit rechtfertigen statt über biologische oder kulturelle Merkmale.
Liberale standen historisch und stehen immer noch der extremen Rechten viel offener gegenüber als der Linken, denn erstere hinterfragt nicht die kapitalistischen Machtverhältnisse, und deshalb unterstützten und befürworteten Liberale vielerorts grausame Diktaturen, wenn sie die Machtergreifung von linken Kräften verhinderten. Während des Nationalsozialismus beispielsweise fügten sich ehemals liberale und konservative Politiker größtenteils leicht in die faschistische Diktatur ein und in der BRD wurden FDP und Union die neue politische Heimat zahlreicher Altnazis.
Auch ist Gewalt kein Alleinstellungsmerkmal von angeblich extremistischen Bewegungen, denn auch ein liberaler Staat und seine Eliten sind für ihren Machterhalt auf Gewaltanwendung angewiesen, sowohl physisch (Polizei und Militär) als auch wirtschaftlich (Ausbeutung und Sanktionen).
All diese Verbindungen zwischen liberalen und rechten Ideologien werden durch den Extremismusbegriff und die Hufeisentheorie völlig verschleiert; die hauptsächliche Funktion dieses Begriffes ist und bleibt die Delegitimierung von linken Ideen und Absicherung der bestehenden kapitalistischen Verhältnisse.
Horst Mahler wird zwar im Zusammenhang mit der Hufeisentheorie immer wieder genannt, dabei wird aber bequemlicherweise meist übersehen, dass er zwischen seiner Zeit bei der RAF und bei der NPD politische Sympathien für die Grünen und dann für die FDP hegte.
wie kommt diese Kehrtwende ?
Einsichten durch Lebenserfahrungen, sich verändernde Parameter in den Definitionen, sich verändernde politische Verhältnisse.
War früher auch links. Unter links verstand ich allerdings eher gegen das System und gegen Obrigkeiten zu sein. Aber auf friedlichem Wege.
Meine Überzeugungen haben sich in den wesentlichen Punkten nicht verändert. Werden aber mittlerweile eher vom libertären bis patriotischem Lager angesprochen während die Linken einem halt mit dummen Ideen und Vorschriften ankommen (an die sie sich dann auch selbst nicht halten wollen). Da gibt es nur noch wenig Freiheitsgedanken und intellektuellen Austausch.
Und natürlich war auch ich im Bezug auf Toleranz gegenüber anderen Kulturen sehr naiv bis etwa 2015 Silvester nacht. Auch der G20 hat meine Distanzierung gegen links nochmal deutlich verstärkt.
Aber es geht nicht nur um Politik perse. Sondern auch um Dinge im gesundheitlichen, persönlichen und familiären Bereich, die einen dazu brachten, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, von denen man vorher einfach keine Ahnung hatte. Und sowas strahlt dann natürlich auch auf andere Bereiche aus.
Begriffe wie beispielsweise Heimat oder Familie haben für mich heutzutage eine viel größere Bedeutung als damals. Und das kommt vor allem durch psychischen Erkrankungen und Psychotherapien. Und familiären Aufarbeitungen. Hat also erstmal nichts mit Politik zutun, aber wirkt sich natürlich auf die persönliche politische Entwicklung aus.
Kann dir aber jetzt nichts Horst Mahler sagen. Hat mich nie interessiert.
Ja. Konformismus ist wohl das, was meinem Charakter am Meisten widerstrebt. Das war schon vor der Grundschule so. Hab ich von meiner Mutter, die ebenfalls schon viel rebellert hat. 68er Bewegung und so.
Beide Richtungen sind logischerweise nonkonformistisch.