Gehen Recruiter:innen im Bewerbungsverfahren bei der Auswahl geeigneter Kandidaten zu wählerisch heran?

6 Antworten

Man schiebt die Schuld zu gern den Recruiterinnen zu. Bei vielen Konzernen und Unternehmen müssen die Anforderungen an den Kandidaten einfach so hoch sein. Es kann nicht angehen dass ein intellektuelles Treibhausgewächs in die Chefetage eines high- tech Unternehmens kommt. Und ich selbst werde ganz bestimmt nicht in einen ICE steigen, in dem ein Spezialist sitzt, der beim Lösen einer simplen Addition Hilfe bei der Bedienung seines Taschenrechners braucht.

Nein, es ist weniger ein Problem der Recruiter/innen als, oftmals schlechte Berwerber/innen.

Kaum eine Bewerbung wird vollständig oder fehlerfrei eingereicht. Lücken in Lebensläufen, die nicht nachvollziehbar sind, sind ein Kriterium.

Viele Bewerber passen einfach nicht, sei es die Flexibilität, Zuverlässigkeit oder die Forderungen sind schon fast frech.

Aber ich will nicht ausschließen, dass es auch in den Personalabteilungen Fehlentscheidungen gibt bzw. zu wenig Entscheidungsfreiheit. Alles ist möglich.


ronalda  24.05.2024, 07:18

Ich habe eher den Eindruck, kein Bewerber passt.

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ArniD  24.05.2024, 08:38
@ronalda

Ganz so streng sehe ich es nicht, aber es gibt wirklich viel "Fallobst" bei den Bewerbern.

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ronalda  24.05.2024, 08:46
@ArniD

Das ist meine persönliche Erfahrung. Ich bin kein Fallobst. Fallobst ist offensichtlich (fast) jeder, der nicht 25 Jahre alt ist, ein abgeschlossenes Studium mit Auslandserfahrung hat und 40 Jahre in genau demselben Job Berufserfahrung hat. Und natürlich einen lückenlosen Lebenslauf. Und wenn diese Version nicht passt, dann ist er überqualifiziert etc. um die Ablehnung zu rechtfertigen. Und dann kommen noch andere Kriterien hinzu. Viele Unternehmen hissen die Regenbogenflagge, und wer nicht zur Community gehört... Pech gehabt. Usw.

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ArniD  24.05.2024, 08:48
@ronalda

Natürlich gibt es Ausnahmen, nur, wenn das nicht passt, wer weiß wozu es gut ist!? Dann passt du einfach nicht zum Unternehmen.

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ronalda  24.05.2024, 09:03
@ArniD

Ausnahmen? Das ist die Regel. Wenn das Ausnahmen wären, hätte ich kein Problem.

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ArniD  24.05.2024, 09:05
@ronalda

Hast du dich schon an einen Personalvermittler gewendet? Oftmals rekrutieren die Firmen nur über die Dienstleister

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ronalda  24.05.2024, 09:07
@ronalda

Ach ja, und dann noch wechselweise hat entweder zu oft den Arbeitsplatz gewechselt oder war zu lange im selben Unternehmen beschäftigt, eines passt immer. Außerdem soll jemand noch im Job sein, also nicht arbeitslos aber gleich beginnen können.

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ronalda  24.05.2024, 09:08
@ArniD

Ja, das tue ich sowieso. Ich bewerbe mich und erhalte gleich am nächsten Morgen die Absage oder eben gar keine Antwort.

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Chocolate700 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:45

Ich will nicht sagen, dass es auch schlechte Bewerber:innen gibt. Aber das ist halt auch Ansichtssache. Der eine sagt, das passt so, der andere sagt, nein, das passt nicht so. Ich sage mal so, eine Lücke im Lebenslauf kommt immer darauf an. Klar, wenn sich jetzt jemand als Lokführer bewirbt, der 15 Jahre arbeitslos war, keine richtige Arbeit in seinem Lebenslauf drin stehen hat, dann kann ich es vielleicht nachvollziehen, dass man so einen Bewerber vielleicht eher ablehnt.

Aber wenn jemand 2,3,4 Jahre nur arbeitslos ist, und vor allem junge Menschen, da finde, ich sollte man es als Recruiter oder Recruiterin eher wertschätzen und die Gründe versuchen herauszufinden, warum der Bewerber denn diese Zeit schon arbeitslos ist. Solange er eine Ausbildung hat, schon mal gearbeitet hat, sehe ich ehrlich gesagt kein Problem.

Viele Bewerber werden oft viel zu oberflächlich behandelt. Was sagt denn ein Schulabschluss, eine Note oder sonst was über einen Mensch aus? Richtig! Einfach nichts! Es kommt viel mehr darauf an, ob die persönlichen und allgemein menschlichen Werte passen, und nicht, ob jemand den besten Schulabschluss hat.

Es bewerben sich genug Leute auf so eine Stelle, und die meisten, die abgelehnt werden, sind definitiv mit hoher Wahrscheinlichkeit geeignet für die Position. Aber der Grund warum dann so jemand abgelehnt wird, ist ganz einfach, dass die Recruiterin einfach viel zu wählerisch ist, oder der Bewerber mit anderen Bewerbern verglichen wird, was ich total bescheuert finde.

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ArniD  25.05.2024, 10:58
@Chocolate700

Ich gebe dir grundsätzlich Recht, eine Lücke ist nicht per se ein Tabu, nur ohne Begründung. Dann schreibt halt Selbstfindungsphase, Pflege von Angehörigen oder etwas passendes. Aber so rein gar nichts oder Anschreiben die aus 2 Sätzen bestehen in denen dann noch 6 Fehler sind, zeugt von Gleichgültigkeit. Dann soll man sich die Arbeit machen und die Rechtschreibprüfung aktivieren und verwenden. Wenn der Bewerber zeigt, dass er keine Lust hat zu arbeiten, warum dann als Rekruiter die Zeit verschwenden?

Bei Azubis ist nochmal etwas Anderes, da kann man eher ein Auge zudrücken. Wichtiger als Noten sind die Fehlzeiten, diese sind teilweise extrem hoch.

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Chocolate700 
Fragesteller
 25.05.2024, 13:56
@ArniD

Man sollte nicht lügen, vor allem wenn man das nicht rüberbringen kann, dass man das wirklich gemacht hat, ist man auch aus dem Rennen.

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ArniD  25.05.2024, 14:43
@Chocolate700

Darum ja Selbstfindung oder berufliche Orientierung etc.

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Ich bezweifle sehr, dass Recruiter nach eigenen Maßstäben handeln. Sie erhalten ihre Vorgaben, nach denen sie handeln müssen. Wenn sie Vorgaben mit hohen Anforderungen erhalten, versuchen sie entsprechend zu handeln.

Wenn man sich mal die Flut der Bewerbungen anschaut, wird man sehr schnell verstehen, warum die Ausschlussquote so hoch ist: Pauschalbewerbungen, eklatante Schwächen in Rechtschreibung und Ausdruck, Schulabbrecher, Ausbildungsabbrecher usw.


Chocolate700 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:50

Was unterscheidet einen Schulabbrecher von einem Mensch mit Schulabschluss?

Was unterscheidet ein Mensch mit Rechtschreibschwäche, von einem Mensch ohne Rechtschreibschwäche?

Was unterscheidet ein Mensch mit schlechter Ausdrucksweise, von einem Mensch mit guter Ausdrucksweise?

Verstehst du, was ich damit sagen will? Das alles sind Werte, die einen Mensch rein nur oberflächlich darstellen. Aber persönlich und menschlich sind es alles normale Menschen mit 2 Armen, 2 Beinen, 2 Augen und einem Gehirn.

Es wird viel zu sehr darauf geschaut, was die Fähigkeiten sind. Und das ist das Problem. Würde man mit den Menschen sprechen, würde man einiges über sie herausfinden. Aber diese Art des Umgangs, ist in meinen Augen nicht mehr menschlich, sondern es wird darauf geschaut, welcher Kandidat ist für das Unternehmen am effizientesten, quasi ein Goldbarren?

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CryingGame  25.05.2024, 03:16
@Chocolate700

Ich verstehe deinen Gedankengang und deinen Ansatz, aber deine Denkweise ist eben nur eine mögliche Sicht auf die Dinge. Diese unterscheidet sich von der Sicht eines Unternehmens auf die Situation.

Unternehmen denken wirtschaftlich und nicht humanitär. Das kann man ihnen nicht vorwerfen, denn zu diesem Zwecke wurden sie gegründet. Was man ihnen vorwerfen kann, ist die Vernachlässigung ihrer Fürsorgepflicht, wie es leider immer wieder vorkommt. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Firmen gibt es nicht erst seit gestern und es gibt bei Bewerbern und Einstellungen Erfahrungswerte. Ein junger Mensch, der es nicht schafft, die Mindestanforderung (Hauptschule) zu erbringen, birgt statistisch ein höheres Risiko, dass er auch die Ausbildung nach einer gewissen Zeit abbricht. Eine Firma hat aber weder Lust noch Zeit für soziale Experimente und geht den für sie effektivsten Weg. Im Grunde machen wir das im Alltag ebenfalls. Wir umgeben uns lieber mit Menschen, die uns nicht belasten. Freunde, die uns häufiger sitzen lassen, sind irgendwann keine Freunde mehr oder man geht zumindest auf Distanz zu ihnen.

Ein Mensch mit einer Rechtschreibschwäche ist kein schlechter Mensch, das sagt niemand. Aber es geht bei einer sauberen Bewerbung auch darum, wie sorgfältig und ordentlich jemand ist und wie jemand es vermag, dieses Problem zu lösen. Wenn ich weiß, dass ich Probleme habe, einen sauberen Text zu schreiben, dann suche ich mir Hilfe, um dieses Problem zu lösen. Aber ich gebe keine Bewerbung ab, die formal und inhaltlich eklatante Schwächen hat. Wenn ein Personaler zwei Bewerbungen hat, eine mit Schwächen und eine korrekte, liegt es auf der Hand, für welchen Bewerber er sich entscheidet. Es gibt kein Argument, eine widersprüchliche Entscheidung zu treffen.

Ich verstehe auch nicht, was für eine Firma daran verwerflich sein soll, Bewerber mit bestimmten Fähigkeiten zu suchen. Wenn die BASF einen Chemie-Laboranten sucht, bringt es nichts, wenn ich mich als freundlicher Doktor der Philologie bewerbe.

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Chocolate700 
Fragesteller
 25.05.2024, 14:10
@CryingGame

Die Bewerbungen heutzutage werden viel zu oberflächlich behandelt. Natürlich denken Unternehmen wirtschaftlich, aber jemanden abzulehnen, weil er keinen Schulabschluss hat, ist lächerlich. Oftmals sind Menschen, die die Schule abbrechen oder den Hauptschulabschluss nicht schaffen, Menschen mit sozialen Einschränkungen und sozialen Schwächen.

Bei diesen Schülern liegt es oftmals gar nicht an ihnen selbst, sondern an den Eltern, die ihr Kind nicht richtig erziehen können, und ihm keine vernünftigen Lebenskompetenzen aneignen. Da ist z.B. der YouTuber Tanzverbot ein gutes Beispiel. Hat auch die Schule abgebrochen.

Er ist ebenfalls jemand, der aus schwierigen Familienverhältnissen kommt, wo einfach mehrere Sachen nicht passen, wodurch er in seiner Entwicklung gestört war, was ihm darin Probleme gemacht hat, gewisse Sozialkompetenzen aufzubauen. Schulabbrecher sind gewiss keine dummen Menschen ohne Antrieb. Das ist dasselbe Klischee denken wie bei den jungen Menschen Thema Fachkräftemangel, den es ja nicht gibt.

Man muss verstehen, dass solche Schüler erhebliche Schwierigkeiten haben, sich sozial und gesellschaftlich zu integrieren, das könnte man noch viel tiefergehender beschreiben. Man sollte die Bewerber einfach mal nicht nach ihrem Aussehen bewerten und ihren schulischen Leistungen, sondern schauen, was steckt in diesem Mensch.

Die Bahn sucht ohne Ende nach Lokführern, und ich kann dir sagen, die Bewerbungen, die sie bekommen, das sind mehr als genug, es ist Quatsch, dass sich da keiner drauf bewerben würde. Das Problem ist, dass viele Bewerber nicht angenommen werden, weil die Anforderungen zu hoch sind.

Was meinst du wahrscheinlich, wie viele junge Männer davon träumen Lokführer zu sein? Nur sie bekommen oftmals keine Chance, weil die Personaler viel zu streng die Sache sehen, und nur noch das oberflächliche zählt, und nicht das innere.

Ich habe für mich auch den Entschluss gefasst, dass ich mich definitiv nicht als Lagerist sehe, der Job ist einfach anstrengend pur, die Arbeitszeiten unattraktiv für diesen Beruf, und von der Bezahlung ganz zu schweigen.

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Du würdest es vermutlich nicht glauben wenn du es siehst, was für Pfeifen und Kracher sich oft auf Stellen bewerben. Da sind Leute dabei die kannst du nicht mal den Bahnsteig fegen lassen. Und die möchten Lokführer werden


Chocolate700 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:52

Was beschreibt für dich ein Mensch als "Pfeife"? Ein Mensch mit sozialen Einschränkungen und Schwächen? Wenn eben jemand einen Bahnsteig nicht fegen kann, dann bringt man ihm diese Kompetenz eben bei.

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Highlands  26.05.2024, 12:05
@Chocolate700

Wenn er aber schon zu dumm ist den Besen richtig rum zu halten dann kannst du ihm auch nicht beibringen eine Lok zu fahren.

Unter "Pfeife" verstehe ich jemand der sich völlig überschätzt

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Chocolate700 
Fragesteller
 26.05.2024, 13:39
@Highlands
Wenn er aber schon zu dumm ist den Besen richtig rum zu halten

Dann bringst du es ihm eben bei, wo ist das Problem? Du kannst sicher nicht einen Besen auf einen Zug projizieren, und sagen, nur weil er keinen Besen richtig halten kann, könntest du ihm nicht beibringen, wie man einen Zug fährt. Quatsch!

Und genau das meine ich, die Menschen betrachten heutzutage ihre Mitmenschen nur noch rein oberflächlich, für manche sprechen äußere Werte anscheinend die gleiche Sprache wie innere Werte.

Dadurch dass ich selber sozial isoliert aufgewachsen und mit einem narzisstischen Vater groß geworden bin, und insbesondere heute die Auswirkungen merke, wie mein Vater meine Schwester dazu benutzt, um mich fertig zu machen, weiß ich auch, wovon ich hier spreche!

Es gibt garantiert zu 100 % Menschen, die nicht wissen, wie man einen Besen richtig hält, aber wo ist denn nun das Problem, ihm dann zu zeigen, wie man es richtig macht? Der Grund, warum dieser Person diese Kompetenz anscheinend zu fehlen scheint, liegen oft in der Vergangenheit zurück.

Evtl. wurde er in seiner Kindheit nicht richtig erzogen, wurde lieber von seinen Eltern ignoriert, hat keine richtigen Lebenskompetenzen bekommen, und das hat dann z.B. eben genau dazu geführt, dass er nicht weiß, wie man einen Besen richtig hält. Oder ein klassisches Beispiel – Verwöhnung in der Kindheit und Jugend, wo es nur geht.

Mama hier, Mama da, Mama am Bett, Mama im Bad, Mama räumt Tisch für Sohn auf, Mama bezieht das Bett, Mama macht für ihn sauber usw … was denkst du wie häufig es solche Familien gibt? Öfters, als du denkst!

Gerade als jemand, der in gewisser Weise (in etwa) mit solchen Verhältnissen aufgewachsen ist, weiß ich, wovon ich spreche. Ich wurde jetzt vielleicht nicht verwöhnt bis zum Gehtnichtmehr, aber die Erziehungskompetenzen meines Vaters ließen einiges zu Wünschen über.

Aber gerade auch über die jungen Menschen, haben Arbeitgeber heutzutage oft so ein klassisches Klischee denken – dick, breit, trägt Trainingshosen, lange Haare: Zu faul zum Arbeiten, weg der nächste Bitte. So etwas musste ich selber bei einem Vorstellungsgespräch erleben.

Und da wundern sich die Arbeitgeber dann, warum sie keine Leute haben, wenn sie die Bewerber rein am äußeren Wert beurteilen? Ich glaube, die Art von Humor müsste so einigen Menschen gefallen. Und das Schlimme ist, gerade das wird die nächsten Jahre weiter zunehmen!

Ich finde es ja schon absolut die Katastrophe, dass Vorstellungsgespräche teilweise bei manchen Firmen und Konzernen über Microsoft Teams gemacht werden. Da fehlt einfach dieser persönliche Wert, und der wird die nächsten Jahrzehnte immer weiter aussterben.

Irgendwann sind wir in einer Zeit angekommen, da werden die Menschen ihre Freunde nur noch per Foto und Video sehen, aber niemals im echten Leben. Und dann sind wir in einer Zeit angekommen, in der du dann vielleicht sogar Abitur oder noch höher brauchen wirst, um als Putzkraft arbeiten zu können.

Also unsere Kinder, gerade auch die Jugendlichen, eine Generation unter uns, die werden in Bezug auf die Arbeitswelt harte Zeiten haben, besonders die Generation nach ihnen, und insbesondere die Generation danach.

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Ich kenne die Herangehensweise nicht.

Aber als Lokführer sollte man schon einige Herausforderungen abnehmen können.


Chocolate700 
Fragesteller
 25.05.2024, 02:51

Das ist auch richtig. Nur viele Bewerber werden aus völlig absurden Gründen abgelehnt.

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