Frisör. Wie kommen die unterschiedlichen Preise zustande?

7 Antworten

Von Experte DianaValesko bestätigt

Für zehn Euro schneiden zumeist Kräfte in Billigläden in der Fußgängerzone mit dürftiger Ausstattung, teils auch ungelernt, und es wird über die Masse und das meist dick auf der Fensterfront angepriesene "terminlose Kommen" eine riesige Kundschaft generiert, so dass man selbst mit zehn Euro pro Schnitt noch verdient - und Extrawürste gibt's da einfach nicht. Der Kunde ist den Leuten am Ende egal, ob er kommt oder nicht. Zehn Euro kostet dabei der Schnitt an sich, alles andere kostet Aufpreis, egal ob waschen, färben, föhnen, was auch immer ... das ist wie bei einem scheinbar billigen Dacia-Auto, wo alles extra berechnet wird, selbst ein einfaches Radio.

Meine Stammfriseurin nimmt für einen Herrenschnitt plus Wäsche derzeit 18,50 Euro. Was sie ihren Kunden bietet, ist aber das reine Verwöhnprogramm - es gibt einen Kaffee mit Keks dazu; das Ambiente des Salons ist gepflegt, die Friseurin (selbstständige Meisterin mit gepachtetem Laden, der auch bezahlt sein muss) ist super super nett und stellt sich wirklich auf die Kunden ein; man kriegt auch mal ein Pröbchen mit, wird gefragt ob man Gel will oder sonst was, und als Kunde bekommt man noch ein Weihnachtsgeschenk usw. - das ist einfach das spürbare Extra und das ist es mir auch wert.

26,50 Euro sind aber happig - das dürfte so ein ganz angesagter Laden sein, zu dem die Hautevolee geht, die das auch ein Stückweit als Status ansieht dorthin zu gehen (so einen gibt's bei uns in der Stadt auch - das ist ein älterer Herr, eigentlich könnte er in Rente gehen) und damit dem Friseur ein Image verschafft, durch das er sich solche Preise leisten kann. Selbst in einer Großstadt ist das wohl das oberste Preislimit - oder es ist ein Komplettpreis, wo wirklich das volle Programm aufgefahren wird: Waschen, schneiden, föhnen, dazu noch dieses und jenes; in edlem Ambiente plus Latte Macchiato und so weiter.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Christiangt  23.11.2021, 19:33

Für eine Meisterin ist sind 18,50 Euro ein sehr guter Preis. Selbst 25 würde Ich noch als Fair ansehen.

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rotesand  23.11.2021, 19:35
@Christiangt

Sind auch, muss man dazu sagen, ländliche Preise bzw. Kleinstadttarife. Ich gebe ihr immer 20 Euro - und mich fragen schon einige, warum ich so viel Geld zum Haareschneiden ausgebe, das kriegt man doch in der Fußgängerzone auch für einen Zehner. Ich finde Besuche bei meiner Stammfriseurin total entspannend und schön :-)

25 Euro sind hier aber wirklich happig - das ist entweder der ganz teure Friseur in der Kleinstadt (15.000 Einwohner), wo wirklich nur die "Besseren" hingehen oder ein paar betuchte alte Damen ... oder jemand, der einfach "alles" ordert.

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noblehostel 
Fragesteller
 24.11.2021, 17:32

Ich bin beeindruckt, wieviel Mühe man sich in den billigen Läden macht. Daß es Quereinsteiger sind, stört mich nicht. Ich bin mit meinem Haarschnitt nicht übertrieben eitel.

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Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben.

Ein wesentlicher Grund ist sicher die Lage und die Größe eines Salons, sowie die Ausstattung. In einem noblen Ambiente versorgt zu werden, hat nun mal seinen Preis.

Wenn der Laden dann auch noch von jemand geführt wird, der als Experte oder Expertin ihrer Kunst gefeiert wird und bei dem/der die ganze Stadtprominenz einkehrt und sich somit über eine längere Zeit einen Namen gemacht hat, wird natürlich auch auf einem gehobeneren Preisniveau gearbeitet.

Nicht zuletzt dient der Preis in diesem Fall auch dazu, die Kundschaft etwas auszusieben, damit nicht jeder "Dahergelaufene" in den Laden kommt, sondern vor allem Leute, die sich u. a. darüber definieren, dass sie sich von genaue diesem Laden bedienen lassen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – In diesen Bereichen selbst seit langer Zeit tätig.

Ein Familienunternehmen mit Helfern aus der eigenen Familie und abbezahlter Wohn- / und Gewerbeimmobilie kann schon mal ganz anders kalkulieren , als ein Franchaiser für eine Kette mit Lizenzabgaben, oder ein freier Privatier mit angemieteter Immobilie .

In einem rein familiengeführten Betrieb mit "Helfern" aus den Reihen der eigenen ( Groß- ) Familie ist mitunter auch der gesetzliche Mindestlohn nicht zwingend ein einzuhaltendes Thema gegenüber vertraglich angestelltem Fremdpersonal von außerhalb der Familie oder einer selbst tätigen GmBH / GBR o.Ä. mit mehreren Inhabern / Gesellschaftern .

Noch mal zurück zu Franchaise-Ketten wird zudem dem allgemeinen Prinzip getreu auch ein mögliches Maximum des unternehmerischen Risikos auf den ( selbstständigen ) Franchaisenehmer abgewälzt , der dann natürlich seinen eigenen Stundenlohn relativ frei ( bis in den eigenen Ruin ) kalkulieren kann .

Andererseits kann man zudem aber auch von vornherein sehr einfache Haarpflegearbeiten und Schnitte anbieten , wo pro Kunde im Bestfall nur wenige Minuten Arbeit für Schnelldurchlauf erforderlich sind .

Letztlich können Haarpfleger allgemein aber grundlegend auch mit "Mischkalkulation" arbeiten . Den flotten Haaransatzcut für einen Zehner , aber evtl. dazu gegen Aufpreis noch Nasen- / und Ohrhaare getrimmt , Augenbrauen zupfen und Haarwachs ... etc... pp. Auch SO kann man Kunden gewinnen und zusätzlichen Umsatz generieren .

Ich habe mir einmal im Leben in Deutschland für 10€ die Haare schneiden lassen. Der Schnitt war so schlanpig, daß ich zuhause als erstes Nachschneiden mußte. (brauchte aber auch nur wenige Minuten) Dann kann ich doch mir gleich selber die Haare schneiden.

Bei Haare schneiden Im Akkord- ohne irgendeine Qualitätskontrolle kann man ordentlich Kohle. machen.

Ich machs auch für 5 €, schaffs noch billiger. Für den Nachhauseweg sollten die Leute aber eine Mütze dabei haben

Unterschiedliche Kalkulationen. Am Ende kommen wohl in der Regel beide auf ihre Kosten.