Findet Ihr Schüler/innen Hausaufgaben eher sinnvoll oder eher sinnlos?

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hausaufgaben sollen der Vertiefung dienen, nicht aber in stundenlange Beschäftigung ausarten, durch die die Kinder keine Zeit zum Spielen und zum Sport und Freundetreffen mehr haben. Die meisten Lehrer wissen das, aber manche übertreiben es auch - es ist ein schmaler Grat.

Ich selbst habe die Hausaufgaben lange Jahre immer als Pflichtübung angesehen und nicht besonders gern, aber bis etwa zur siebten Klasse akkurat und sauber erledigt, weil ich kein Revoluzzer war und keinen Ärger haben wollte. Ich stand als "Ausländerkind" in der Zeit gefühlt sowieso stärker unter Beobachtung als "ein guter Deutscher", das war damals noch so. Außerdem war es so ein halbautomatischer Vorgang: Man hat's halt gemacht, weil es halt so war.

Allerdings habe ich seit der achten Klasse keine Hausaufgaben mehr gemacht außer wenn es Vorbereitung für Arbeiten und Referate waren oder Recherchearbeiten mit dem Brockhaus oder Vokabeln für die Fremdsprachen. Ich hatte ab diesem Zeitpunkt die Meinung, dass es sinnvoller ist, sich gezielt vorzubereiten, im Unterricht konstant gut mitzuarbeiten und permanent am Ball zu bleiben - und dass Hausaufgaben eine sinnlose Beschäftigung sind. Ich war zu dem Zeitpunkt schon etwas selbstbewusster und traute mich, Farbe zu bekennen: Das war etwas, zu dem ich sehr dazu offen stand und was ich auch den Lehrern deutlich sagte, wobei der Ton die Musik macht und ich es immer freundlich betonte - ich war derjenige, bei dem gewisse Lehrer irgendwann keine Striche mehr für vergessene Hausaufgaben machten mit der Begründung, dass ich sie ja sowieso nicht gemacht habe und selbst viele Striche keinen Lerneffekt mehr haben. Allerdings war ich deswegen nicht angreifbar, weil meine Noten immer gut bis sehr gut waren - ich war einer der Besten in der Klasse auch ohne Hausaufgaben. Wäre ich ein schlechter Schüler gewesen und dazu noch unfreundlich oder frech, hätte es sicher Ärger gegeben, aber ich war der Nette und einer der Besten. Als das "Ausländerthema" durch war und die Leute andere Sorgen hatten, als auf meiner Herkunft und meiner Familie herumzureiten und sich darüber zu echauffieren, hatte ich an der Schule ein sehr gutes Ansehen, das mir oft Vorteile brachte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

paulklaus 
Beitragsersteller
 27.11.2024, 14:07

Ich danke dir für deine sehr ausführliche und aufrichtige Antwort. Nie war ich ein guter oder gar sehr guter Schüler (außer in meinen Lieblingsfächern Französisch, Deutsch, Sport).

Mein "Problem" war, dass Ende der 50er und in den 60ern Rock'n'Roll und Beatlesmania (AFN / BFBS) bis WOODSTOCK (Studium !!) absolute Priorität genossen - nach Sport, den ich vereinsmäßig fünf Tage pro Woche (plus Wochenend-Wettkämpfe) betrieb

So war ich gezwungen, in Bezug auf HA äußerst selektiv (!!) ; - ))) zu verfahren, weshalb mein Vater zu so manchem Schulbesuch "eingeladen" wurde.......

paulklaus 
Beitragsersteller
 28.11.2024, 14:38
@paulklaus

Nachdem ich die pädagogische Logik von Ingenkamp & Co und anderer böööööser Ketzer kapiert hatte, war ich mir des totalen UNSINNS von HA NOCH bewusster und "trainierte" nur (!!) für Klassenarbeiten und Klausuren.

HA dienen weder der Vor- noch der Nachbereitung von Unterricht !! So Ingenkamp, begründet auf 80 Seiten nach achtjährigen Studien - ebenso: EINZIGER Effekt von HA: Erzeugung von STRESS !!!

DU bekommst den Stern !

Ehrlich? Ich als fauler Schüler fand ich Hausis immer 🙄🥱.

Für einige Fächer war es aber sinnvoll zur Vertiefung. Wobei, nach den Klausuren war das Wissen in den meisten Fächern (nicht M, D und E) eh bei mir weg.

In der Berufsschule dann während der Ausbildung gab es nur in ReWe Hausis. Da war es es mMn wichtig und fiel mir auch leicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Schul. Teil der FH Reife am Gym./volle FH Reife seit 2022
Von Experte AstridDerPu bestätigt

Ja, ich fand sie sinnvoll.

Denn zu Hause habe ich entweder festgestellt, dass ich den Stoff verstanden habe und mir dieses weitere Üben daher Spaß machte, oder eben, dass ich etwas nur in der Stunde kapiert hatte, was ich zu Hause dann aber nicht mehr reproduzieren konnte.

Solange es kleinere Aufgaben sind, die recht schnell zu erledigen sind, in Ordnung.

Hallo Paulklaus,

Übung ist wichtig. Und ohne Hausaufgaben ist man sich nicht sicher, was wahrscheinlich so ist, dass die meisten zu Hause den Ranzen in die Ecke werfen und sich den Tag über nicht annäherungsweise mit dem Schulstoff auseinandersetzen würden. Damit lässt man Potenzial (Lernchance) liegen.

Außerdem können Hausaufgaben und das weißt du als Deutschlehrer auch, das was du für die nächste Stunde geplant hast vorbereiten, nämlich z.B. ein Buchkapitel oder einen Text zu lesen. Ohne diese Vorbereitung zu Hause kämst du mit den 45-Minuten-Einheiten nicht aus. Weil sie können das ja nun mal nicht im Unterricht lesen. Dann hast du Stillstand.

Hausaufgaben sollten integrierter Bestandteil des Lernprozesses sein. Das bedingt, dass der Lehrer/in sie vorab im Rahmen seiner Unterrichtsplanung mit plant und nicht in den letzten 5 Minuten random raushaut. Was ihm gerade einfällt.

Sie sollten sich aus dem Sinnzusammenhang des Unterrichts ergeben und die bereits erarbeiteten Ergebnisse des Unterrichts wieder aufgreifen und weiter verwerten. So dass der Schüler den Eindruck bekommt, dass das keine willkürlich auferlegte Last für ihn ist, sondern seine Tätigkeit zu Hause für das Voranschreiten des Unterrichts, als Ganzes, von wichtiger Bedeutung ist.


paulklaus 
Beitragsersteller
 27.11.2024, 14:20

Ich danke dir für deine Antwort, wobei ich nicht weiß, ob sie lediglich Standardisiertes wiedergibt oder auf deiner ureigenen Erfahrung beruht, die ich nicht teilen kann.

Deine Antwort klingt mir einfach zu "brav", denn alles, was du schreibst, sind "olle Kamellen", die GENAU dem pädagogischen mainstream seit ca 100 Jahren entsprechen.

Dennoch nochmals danke !

Hier breche ich ab, um die gefürchtete Kettenreaktions-Diskussion zu verhindern

CliffBaxter  27.11.2024, 17:02
@paulklaus

man braucht Bewährtes nicht über Bord werfen. Auch wenn das in Deutschland so eine Untugend geworden ist. Atomkraftwerke werden einfach mal abgeschaltet. Heizungen rausgerissen, Gasinfrastruktur auch (zum Glück noch nicht). Das beruht auf meiner Erfahrung und Ausbildung. Wir waren mal Kollegen. Gerne.