Depressiv und vielleicht zu viel Sucht nach Serien. Ich möchte meine Motivation zurück?
Ich möchte mir selbst helfen. Ich erkenne ja, wo es mangelt und was ich tun muss, aber ich schaffe es nicht, mich zu motivieren, mein Leben wieder voranzubringen.
Ich erhoffe mir hier eigentlich ein paar Arschtritte, in denen ich danach hoffentlich mir Hilfe suche. Dass ich ein Problem habe, ist mir ja schon bewusst.
Ich bin 22 Jahre alt, weiblich. Ich würde mich jetzt mal als ein kluges junges Mädchen beschreiben, welches bereits eine abgeschlossene Ausbildung und bereits viel Arbeitserfahrung hat. Ich bin ein selbstständiger Mensch mit eigener Wohnung seit 3 Jahren.
Liebesleben – keins vorhanden, könnte bestimmt sein, aber irgendwie läufts nicht. – Ich suche ja auch. Bin aber ein wählerischer Mensch. Ich weiß, wie dämlich heutzutage sich das zu leisten.
Ich schaue zu viele Serien, bin irgendwie nur glücklich, wenn ich was schaue, und das frisst viel Zeit. Habe ja selbst erkannt, muss den Serienkonsum eingrenzen – ich fühle eine mir selbstauferlegte Spirale, schaue ich mir nichts an, ist es langweilig – das Gefühl von Passivität, mache nichts Sinnvolles. Was natürlich Blödsinn ist.
Ich merke, ich bekomme Depression und habe meine Arbeit gekündigt. Die Suche nach einer neuen gehe ich nicht gerade fleißig an. –Nett ausgedrückt. Ich enttäusche mich selbst mit meinem Verhalten. Ich lege mir selbst diese Depression auf und dennoch komme ich nicht heraus. Ich bin sehr antriebslos. Ich könnte noch viel mehr über mein Leben erzählen, welches eigentlich ziemlich gut ist, aber dennoch bin ich unzufrieden.
Mir wurde geraten, einen Psychologen aufzusuchen. Ist das wirklich das Einzige, was mir helfen wird, oder kann ich mir doch selbst helfen aus der Spirale der angehenden Depression?
Ich brauche keine Ratschläge wie „gehe mehr raus, setzte dir Ziele – triff Freunde – realisiere deine Träume“ etc. – ich weiß das ja.
Ich schreibe das gerade, weil ich das weiß, und dennoch nicht weiter weiß mit mir. Mein größtes Problem ist meine mangelnde Motivation – die Antriebslosigkeit wird immer schlimmer.
4 Antworten
Naja, das Setiengucken lenkt Dich von den Gefühlen ab. Schränkst Du den Konsum ein, bist Du mehr mit Deinen Gefühlen konfrontiert und das kannst Du gerade offensichtlich nicht aushalten, also geht die Spirale weiter.
Depressionen entstehen durch ein Ungleichgewicht im Gehirn. Es ist selten mit "Ich muss halt mehr rausgehen" getan. Manchen helfen Medikamente, die Gehirnchemie wieder in die richtigen Bahnen zu lenken (=Psychiater), manchen hilft eine Therapie, um aus den Gedankenmustern rauszukommen. Manchen hilft es, sich einmal zu überwinden und durch eine Veränderung kommt die Energie wieder.
Ob Du Depressionen hast, musst Du aber bitte abklären lassen. Solche Phasen hat jeder mal, eine Depression ist keine Phase, sondern eine Erkrankung.
Du willst Arschtritte, aber keine Tipps? Da spiele ich nicht mit. Ich werde Dir nicht sagen "Reiß Dich halt zusammen", nur damit Du Dich dann noch elendiger fühlst.
Vielleicht suchst Du Dir jemanden, der Dir beim Bewerbungenschreiben hilft. Oft reicht es schon, wenn jemand einfach da ist, ohne dass er was tut. Und oft kommt dann die Energie, wenn man z.B. gemeinsam einkaufen geht oder gemeinsam kocht. Das könnte eine erster Schritt sein.
Du kannst auch erstmal in eine Beratungsstelle gehen. Die sind kostenlos, es braucht keine Überweisung, keine Diagnose. Die sind anonym und vertraulich. Meistens heißen die Psychosoziale Beratungsstelle oder Lebensberatungsstelle.
Letztendlich helfen Therapeuten und Ärzte Dir nur, Dir selbst zu helfen. Du entscheidest, ob Du Medikamente nimmst, Achtsamkeitsübungen machst oder was auch immer.
Nur Mut. Verändere irgendwas. Du schaffst das!
Wenn du dir ein Bein gebrochen, einen schlimmen Infekt oder eine andere körperliche Erkrankung hättest, würdest du dir selbstverständlich professionell helfen lassen, indem du zum Arzt gingest.
In deinem Fall aber ist die Psyche krank und leider wird das Thema bei uns tabuisiert. Der Gedanke daran, dass man Hilfe braucht, wird nicht zugelassen. Viele lehnen den Gang zum Psychiater oder zum Therapeuten mit der Begründung ab, nicht "verrückt" zu sein.
Du brauchst keinen Arschtritt, sondern Hilfe. Das viele Fernsehen ist ein Symptom, eine Flucht vor etwas, das es herauszufinden gilt. Es ist keine Faulheit und m. E. ist dein Zustand so weit fortgeschritten, dass du dir allein nicht mehr helfen kannst. Oder würdest du dein gebrochenes Bein allein behandeln wollen?
Ich kann dich nicht zwingen, zum Arzt zu gehen. Aber ich empfehle es dir ganz dringend.
Ich danke dir, du hast absolut recht und ich muss mich überwinden. Danke
Überwindung ist m. E. die falsche Bezeichnung. Deine Krankheit zu akzeptieren, wäre zutreffender. Mache erst einen kleinen Schritt und gehe zum Hausarzt, berichte ihm von deinem Zustand. Die erste Hürde wäre dann genommen.
Gibt es in deinem Umfeld eine Vertrauensperson, mit der du darüber gesprochen hast, wie es dir wirklich geht?
Die letzten Wochen bin ich sehr aktiv bei GF und habe den Eindruck, es geht sehr vielen so und Fragen wie Deine fallen mir auf.
Ich glaube, die Medienvielfalt ist enorm, die Zeit im Internet zu verbringen ist reizvoll, klaut aber auch viel Zeit.
Ich kann Dir nur empfehlen, loszugehen und das Smartphone zu Hause zu lassen. Es gibt nichts, was rechtfertigt, immer online zu sein und ständig erreichbar.
Vorher guckst Du einmal nach Selbsthilfegruppen in Deiner Nähe und tauscht Dich mit anderen aus.
Und immer nur ein Schritt nach dem anderen. Wenn Du nur noch Baustellen siehst in Deinem Leben, weißt Du gar nicht mehr, wo anfangen.
Ja und das schlimme ist, die kleinste Baustelle wirkt für mich wie ein großes Problem was ich bewältigen muss und dabei übertreibt meine eigene Psyche nur. Na aufjedenfall danke
Du glaubst gar nicht, wievielen heute Erwachsenen es ähnlich ging und manchmal noch immer geht. Wir hatten dann Geschwister, Oma, Nachbarskinder und haben was unternommen. Internet gab's nicht.
Psychilogrn kann dir helfen und echte Freunde
Ich habe mit einer Freundin drüber gesprochen. Psychologin sollte angebahnt werden wäre gut
Danke für deine Direktheit, genau was ich wollte. Ja da hast du recht, ich muss wirklich mit einem Arzt sprechen, Gewissheit erlangen , Vorallem aber mich dem stellen. Du hast mit allem recht-mir war das mit dem Gehirn nicht bewusst- danke für die Aufklärung. Ich kann es jetzt mehr verstehen. Ich versuche das mit der Veränderung, ich vermeide den Arzt und die professionelle Hilfe da ich erstmal mir selbst helfen möchte. Danke für deine Antwort.