Christentum und Vergewaltigung in der Ehe?

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Die Bibel wurde von manchen Christen so interpretiert, dass sowohl der Mann, als auch die Frau, sich nicht dem Partner verweigern kann. Was eine Vergewaltigung in der Ehe ausschließt:

interpreted by some religious figures as to render marital rape an impossibility.

https://en.wikipedia.org/wiki/Marital_rape#Christianity

Auf Grundlage von 1. Kor 7,4

1 Kor 7,4   Nicht die Frau verfügt über ihren Leib, sondern der Mann. Ebenso verfügt nicht der Mann über seinen Leib, sondern die Frau.

https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/1kor7.html

Diese Verpflichtung gilt auch dann, wenn ein Partner an Lepra erkrankte:

Inst. 1,9: Nuptiae autem sive matrimonium est viri et mulieris coniunctio individuam consuetudinem vitae continens.
Die Stelle wurde von Gratian dictum ante C. 27 q. 2 übernommen. Diese Verpflichtung war laut Alexander III. auch dann gültig, wenn ein Ehepartner an Lepra erkrankt war: X 2.23.11. Vgl. FREISEN 837f.; REICKE 2,253ff.; PLÖCHL 334; KASER, Privatrecht 1,310 Anm. 2; HERDE, Audientia 1,360 Anm. 19.

https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/2379/file/pfeiffer_diss1.pdf

Da die Eheleute einander Sex schuldeten, konnte jederzeit ein Kirchengericht angerufen werden. Ein Rechtsspruch zum Sex war auch nicht komplexer als die Anordnung, ausstehende Schulden zu bezahlen. Die eheliche Pflicht zum Beischlaf ging sogar so weit, dass Papst Alexander III. im 12. Jh. erklärte, dass die Frau auch dann den Sex schuldete, wenn ihr Mann an Lepra erkrankte!

https://www.donnerhaus.eu/blog/sexcrimes-sex-und-sexualmoral-im-mittelalter-teil-2-vergewaltigung-ehebund-rechtssprechung-geschichtskruemel-80/

Gewaltanwendung ist tabu und wird als solche auch gewertet, auch innerhalb der Ehe. Es gehen aber beide mit der Ehe auch einen Bund ein und soll die Bedürfnisse des anderen über die eigenen stellen, was aber auch heist, von andere nichts zu verlangen, was man nicht bereit ist selbst zu geben.

Also nein, Vergewaltigung ist Tabu, egal ob auserhalb noch innerhalb der Ehe. Aber wenn es keinen Sex gibt, dann stimmt generell irgendwas nicht. Man kann und soll es nicht erzwingen, aber wenn man es dem anderen grundlos verweigert, dann erfüllt man auch seinen Teil der Ehe nicht.

Ist eher wie mit nem Arbeitsvertrag zu vergleichen: Der Arbeiter hat die Aufgabe die Arbeit zu leisten, aber der Arbeitgeber darf ihn nicht mit Gewalt dazu zwingen, ihn auch nicht dazu nötigen.

Woher ich das weiß:Hobby – Bin selber Religiös aktiv

Im Christentum ist eine Vergewaltigung eine Sünde und Jesus hat nie dazu aufgerufen. Er behandelte Frauen genauso wie Männer. Ich mache allerdings hierauf aufmerksam:

Im  Alten Testament ist bestimmt, dass ein Mann, der ein verlobtes Mädchen an einem Ort vergewaltigt, an dem Schreien ihr nicht hilft, getötet werden soll ( 5 Mos 22,25–27  EU). Wer ein nicht verlobtes Mädchen vergewaltigt, soll den Vater des Mädchens mit 50 Silberlingen entschädigen und das Mädchen heiraten ( 5 Mos 22,28f  EU).

Im Islam darf sich die Ehefrau nur in bestimmten Situationen sexuell verweigern, etwa bei einer Verletzung. Und nicht nur das: Wenn eine Frau vergewaltigt wird, sie indes keine vier Zeugen anführen kann, so wird sie hierfür gegeißelt!:

Korrespondierend zum Delikt der zina wird die falsche Beschuldigung der Unzucht (qadf) unter Strafe gestellt. Die Grundlage hierfür findet sich in Sure 24,4. Fehlt es an vier tauglichen Zeugen mit entsprechender Aussage, so soll der Beschuldiger mit 80 Peitschenhieben bestraft werden. In Sure 24,19 und 23 werden daneben jenseitige Strafen in Aussicht gestellt.
Der Straftatbestand des qadf kann einerseits "neutralisierend" wirken im Hinblick auf denjenigen der Unzucht, da entsprechende Anzeigen mit Risiken eigener Bestrafung behaftet sind, wenn sich keine hinreichende Zahl von Zeugen findet (was bei diesem Delikt ohnehin nicht selbstverständlich erscheint). Andererseits zeigen dokumentierte Fälle aus der Gegenwart, wie zum Beispiel Frauen in Pakistan oder Somalia nach erfolgter Vergewaltigung zusätzlich wegen fälschlicher Beschuldigung belangt werden, wenn sie - wie zu erwarten - keine Zeugen für das an ihnen begangene Verbrechen beibringen können. Hier wird offensichtlich das Opfer bestraft. Im Übrigen lässt sich die Beschuldigung der zina - falsche Zeugen lassen sich finden - zu erpresserischen Zwecken nutzen, um scheidungswillige oder ansonsten renitente Frauen einzuschüchtern.

Quelle: Das islamische Recht von Prof. Dr. Mathias Rohe, Verlag C.H.Beck oHG, München 2009, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage 2011, Seite 126

 

Mayahuel  24.11.2021, 13:10
Im Christentum ist eine Vergewaltigung eine Sünde

das eine Christentum?

interpreted by some religious figures as to render marital rape an impossibility.

https://en.wikipedia.org/wiki/Marital_rape#Christianity

Vielleicht nur eine Meinung in der Vergangenheit? Nö:

By stating that consent is not required of married women, Solomon effectively argues that marital rape is permissible.

https://www.mic.com/articles/127405/christian-website-perpetuates-a-dangerous-myth-about-marital-rape

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MarieWest1999 
Fragesteller
 24.11.2021, 13:13

Es wäre m.E. besser, die Bibel mit dem Koran zu vergleichen und das islamische Recht zum Beispiel mit dem katholischen Kirchenrecht - und bei letzterem bin ich mir zumindest in historischer Hinsicht nicht sicher, wie konsequent die Ablehnung von erzwungenem Beischlaf in der Ehe ist.

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maja0403  24.11.2021, 13:13

Es geht nicht global um Vergewaltigung sondern darum, dass Sex in der Ehe als Pflicht gesehen wird und es keine Vergewaltigung ist, wenn eine Ehefrau dazu verpflichtet ist, aber nicht will.

Das Konzept von Sex als ehelicher Pflicht ist im Zuge der Emanzipation der Frau im ausgehenden 20. Jahrhundert bei uns abgeschafft worden.

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Mir fällt jetzt spontan kein Vers ein, wo in der Bibel von Vergewaltigung in der Ehe gesprochen wird. Aber es gibt Verse, die auch diesen Punkt miteinbeziehen:

Eph 5,25 Ihr Männer, liebt eure Frauen, gleichwie auch der Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat,

Kol 3,19 Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie!

Die Verse schließen Gewalt in der Ehe mit ein. Männer sollen ihre Frauen lieben wie Jesus die Gemeinde liebt. Jesus gab Sein Leben für uns! Er liebt uns bedingungslos. Jesus würde in Seiner Liebe niemals einen seiner Nachfolger schaden und/oder zwingen.

Wenn ein Mann seine Frau also so liebt, wie er es tun soll, wird er niemals seine Frau vergewaltigen. Wenn ein Christ das tut, stimmt was mit seinem Glaubensverständnis nicht und er liebt seine Frau nicht so, wie es in der Bibel steht.

Wenn ein Christ seine Frau vergewaltigt ist das definitiv eine Sünde!

Ein Ehepaar soll sich zwar gegenseitig die Zuneigung geben, die es dem anderen schuldig ist(1Kor 7,3), also GV ist ein Ehepartner dem anderen auch schuldig, aber einen Partner dazu zu zwingen passt auch nicht mit der vorhin beschriebenen Liebe zusammen und ist nicht der richtige Weg.

Ich meine demgegenüber, dass es zumindest im Katholizismus sehr wohl die Position gab

Wichtig ist was die Bibel(sie ist die Grundlage) sagt, nicht was eine kirchliche Institution sagt.

Lg

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigener Glaube -- bin bibelgläubiger Christ
MarieWest1999 
Fragesteller
 24.11.2021, 16:35

Vielen Dank.

Natürlich ist es schon wichtig, was die Kirche sagt bzw. gesagt hat, weil sie schließlich das Leben vieler Christen und auch der Gesellschaft geprägt hat.

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SurvivalRingen  24.11.2021, 16:47
@MarieWest1999
weil sie schließlich das Leben vieler Christen und auch der Gesellschaft geprägt hat.

Das ist für mich kein Grund. Gott hat die Bibel als Grundlage für den Glauben gegeben. Alles was Menschen(Kirche) also bezüglich des Glaubens sagen muss an der Bibel überprüft werden.

2Tim 3,16 Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit,

Vielen Dank.

Gern :)

Lg

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Richard30  25.11.2021, 11:09
@MarieWest1999

Die Kirche hat das leben der meisten Christen negativ geprägt und wird in der Bibel nicht umsonst als Babylon die Große angesehen.

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MarieWest1999 
Fragesteller
 25.11.2021, 13:49
@Richard30

Mein Leben und das Leben vieler, die ich kenne, hat meine Kirche positiv geprägt. Dass die Kirchen insgesamt das Leben "der meisten Christen negativ geprägt" haben, halte ich für eine gewagt Aussage, die sich auch sicher nicht belegen lässt.

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Richard30  25.11.2021, 13:56
@MarieWest1999

Dachte nicht, dass du selber Katholisch bist, sonst hätte ich das nicht so geschrieben.

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Nach der Bibel sollen sich Ehepartner mit Liebe, Respekt, Freundlichkeit, Sanftmut, Demut und im Glauben an Jesus Christus begegnen!

Welchen Platz kann da abartige Gewaltausübung haben, die dem Partner unsagbare Schmerzen und Qualen bereitet (physisch und auch psychisch)? Natürlich gar keine...