Catull Gedicht 70 in Prosa-Form?

2 Antworten

Von Experte Merlin128 bestätigt

Grundsätzlich kann man das alles so machen. Im Einzelnen:

1. Subjekt des Hauptsatzes am Satzanfang

Gut und richtig

2. Aci-Subjekt leitet den Aci ein

Korrekt

3. Prädikat des Aci am Ende

Der Aci endet eigentlich erst hinter petat. Und du meinst wahrscheinlich nicht Prädikat, sondern Infinitiv.

4. Hier bin ich unsicher: Quam-Vergleich nach dem Prädikat des Satzes, wenn der Vergleich das Prädikat braucht. Hier gehört es ja zu nulli. aber ohne malle geht es nicht, weil das ja das steigernde Element enthält.

Grundsätzlich kann man das alles so machen. Aber wenn du dich dran störst, zieh es doch vor: nulli quam mihi nubere malle.

5. Hier bin ich auch nicht sicher, ich habe nachgedacht, es nach nulli zu stellen...

Ich würde es so lassen.

6. Prädikat ganz am schluss.

Gut

[2] te

Das te zu ergänzen war an dieser Stelle möglich, aber nicht notwendig. Oportet kann mit Aci stehen (mit te) oder mit Infinitiv (ohne te).

7. Id, weil der Rel.Satz von was abhängig sein mmuss.

Kann man so machen, muss man aber nicht. Der Relativsatz darf auch die Funktion eines Objektsatzes abbilden. Durch deine korrekte Ergänzung wird es aber schülerfreundlicher / leichter zu übersetzen. Nach 15 Jahren Ehe kann ich dir aber berichten, dass der Plural angemessener wäre:

  • quod mulier dicit = was eine Frau sagt (original)
  • id, quod mulier dicit = Diese eine Sache (Sg), die eine Frau sagt
  • ea, quae mulier dicit = Diese ganzen Sachen(Pl), die eine Frau sagt
8. Normal stehen Adjektive Nach dem Nomen.

Hier ist die Frage, ob es der "begierige Liebende" (=> Herzschmerz-Version) oder der "liebende Begierige" (=> Schürzenjäger-Version) ist. Man weiß es nicht.

Ein paar Funfacts:

1) Wenn man hier das seltene "non si" (= nicht [einmal] wenn) durch das deutlich häufigere "nisi" (= wenn nicht / außer) ersetzen würde, würde sich der Sinn komplett umkehren.

2) Das Verb nubere bedeutet eigentlich "jemandem den Brautschleier umlegen", wodurch klar wird, dass der Dativ eine weibliche Person sein muss. Catull nimmt hier eine Umkehr vor: Entweder war er gendermäßig seiner Zeit 2000 Jahre voraus oder er war einfach ein Spaßvogel. Der zweite Satz des Gedichts deutet auch inhaltlich an, dass Catull hier eher als Comedian unterwegs war.


DingDongclock 
Beitragsersteller
 17.03.2025, 08:46

Vielen, vielen Dank für die Korrektur, das hört sich alles ganz schlüssig an. Ein paar Sachen:

Zu 3. Ich meinte tatsächlich beides. Ich sage immer, der Infinitiv ist das Prädikat des Aci. Und dass der non si Satz vom Aci abhängt, war mir klar, aber dass man sagt, der gehört dann auch zum aci, wusste ich nicht. Aber macht Sinn.

7. Ja, schülerfreundlicher vllt auch, bin ich ja irgendwie auch.

Das ea, quae ist natürlich eine gute Idee, aber als jemand von der Fraktion ,,glaubt immer alles allen" kann ich mir das nicht erlauben - schon für's Gewissen nicht - ich glaube an die Ehrlichkeit in jedem Menschen - sogar gegenüber nem Lover xd.

8. Daran habe ich nicht gedacht, aber stimmt natürlich. Spielraum für Interpretation.

Der erste Funfact ist klar - ich habe es mir tatsächlich gedacht, wie es anders wäre und bin auf dasselbe gekommen.

Der 2. verwirrt mich ehrlich etwas, ich kenne für den Mann den Begriff in matrimonium ducere. Also in die Ehe hineinführen. Für mich hat das tatsächlich auch so gepasst, also als Beispiel: Catullus numquam Clodiam in matrimonium duxit. Clodia numquam Catullo nupsit.

Mein Versuch diese Catulls in Prosa zu übertragen:

Mea amata dicit se nemini libentius nupturam esse quam mihi, nec si Iuppiter ipse eam petat. Hoc dicit: Sed id quod amica cupido amatori suo dicit, in ventos et in rapidas aquas scribendum est.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – LK Latein