Besteht bei Freikirchen die Gefahr sektenähnlicher Strukturen?
Die katholische und evangelische Kirche verlieren an Mitgliedern, während freikirchliche Gemeinschaften wachsen.
Eine gute Freundin von mir ist Mitglied einer Freikirche bzw. wurde sie in diese Gemeinschaft hineingeboren. Sie kennt nichts anderes aber sie liebt es dort, sagt sie. Sie muss jeden Freitag in den Jugendgottesdienst und zu weiteren unterschiedlichen Veranstaltungen. Von ihrer Gemeinde und ihrer Familie aus hat sie Regeln zu befolgen. So darf sie z.B. erst nach der Heirat mit ihrem zukünftigen Ehemann zusammenwohnen und dieser muss Christ sein.
Die Babytaufe ist dort z.B. verboten, man muss sich als Jugendlicher/Erwachsener dafür entscheiden, was ich gut finde.
Überwiegt nun das Positive oder das Negative? Ist das Indoktrination? Bilden sich sektenähnliche Strukturen?
Das Ergebnis basiert auf 36 Abstimmungen
Leidest du vielleicht an Sektenphobie?
Insektenphobie. Aber Sekten an sich sind mir einfach suspekt.
Hast ja recht, Sektenphobie ist "in"!
Jeder Mensch hat was gegen Sekten, außer einige Sektenmitglieder selbst.
Na geh, nicht jeder hat Verfolgungswahn. Es gibt sooo viele harmlose Sekten!
Na klar! Das haben Sekten so an sich.
17 Antworten
Grüß Dich Freitag19
Siehe hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sekte
Danach ist die katholische Kirche eine Sekte des Judentums, die protestantische Kirche eine Sekte des Katholizismus und jeweils haben beide noch Untergruppierungen die man als Sekten bezeichnen kann (muss).
Indoktriniert wird überall dort und sie meinen, die Wahrheit schlechthin für sich in Anspruch nehmen zu können. Ohne ein Dogma kommt keine Sekte aus.
Herzlichen Gruß
Rüdiger
Besteht bei Freikirchen die Gefahr sektenähnlicher Strukturen?
Prinziell ja, aber es muss nicht sein.
Diese Gefahr gibt es bei allen kleineren und überschaubareren Gruppierungen und Gemeinden (Mitgliedergröße bis etwa 500 Mitglieder). Allerdings gibt es das auch in den großen Kirchen, jedoch nicht als gesamte Kirche, sondern in manchen geistlichen Gemeinschaften innerhalb der Katholischen Kirche. Die Einbindung in die Kirche und kirchliche Strukturen schützt zwar ein wenig, aber generell ausschließen kann man das nicht.
Diesen Schutz durch die Einbindung in die ganze Gemeinschaft der Kirche gibt es bei den im Regelfall kleineren Freikirchen nicht. Daher können sich dort leichter sektenähnliche Strukturen entwickeln. Durch das Überschaubare der freikirchlichen Gemeinschaften ist eine größere "soziale Kontrolle" gegeben; nicht, weil man kontrollieren will, sondern aufgrund der Tatsache dieser Überschaubarkeit. Da sich das Gemeindeleben der Freikirchen sich mehr in den Bibel- und Hauskreisen verwirklicht, ist die Möglichkeit der Kontrolle nochmals größer.
Die Stärke der Freikirchen in diesem Bereich ("kennen" und "gekannt werden") ist leider gleichzeitig ein Schwachpunkt, wo diese sektenähnlichen Strukturen entstehen können. Bekannte Sekten wie die Zeugen Jehovas (die ersten Jahrzehnte noch als "Ernste Bibelforscher" bezeichnet) sind auf diese Weise entstanden und hatten sich so entwickelt. Aber wie schon gesagt, das alles kann, aber muss nicht so bei den Freikirchen sein.
Allein schon das sie dich als Nicht-Mitglied als gute Freund/in haben darf, spricht gegen eine typische Sekte.
Auch das der Christ von außerhalb kommen darf, den man heiraten will. Dagegen gibt es sektiererische Gruppierungen, da müssen die zukünftigen Partner mindestens aus der eigenen Konfession sein, um zumindest weiter von der Gruppe positiv bewertet zu werden..
Kein Sex vor der Ehe zu haben, oder nur einen Christen zu heiraten, Regeln zu halten die wahrscheinlich auf den Paulusbriefen für das Verhalten in einer Gemeinde basieren, sprechen eher für eine fundamentalistische Glaubensgemeinschaft, die jetzt auch nicht unbedingt was für mich als Christ wäre.
Christliche Sekten an sich...
- Isolieren sich von der "bösen" Welt wo es nur geht. Meiden Außenstehende als Freunde.
- Negieren andere Christen.
- Haben einen angeblich von Gott persönlich eingesetzten geistlichen Führer/Pastor/Guru der seine nicht typisch christlichen Lehren damit durchgesetzt bekommt.
- Verfügen über Kontrollmechanismen über ihre Mitglieder, um eventuell nicht komformes Verhalten nachzugehen.
- Machen sexuelle Vorschriften, was man im Bett darf und was nicht - hier können auch esoterische Einflüsse eine Rolle spielen - doch im Grunde will man so den Nachwuchs in den eigenen Reihen sichern.
- Haben ihre eigenen Vorstellungen was den "echten Glauben" ausmacht - die Hermeneutik ist dann oft willkürlich, wo Bibelpassagen mehr gewichtet werden als andere, Bibelpassagen umgedeutet werden ("das ist so nicht gemeint"), andere Bibelpassagen erstmal ganz außen vor gelassen werden um später dementiert zu werden etc. Da muss man schon tiefer in derer Glaubensgerüst eintauchen.
- Andere Meinungen werden negiert, als böse betrachtet. Wer Dinge kritisch hinterfragt wird "gebrandmarkt".
- Andere werden umkommen, nur die Gruppe wird gerettet usw.
- Ehemalige werden verstoßen.
- "Feedback Runden" oder andere Psychospielchen.
... gibt aber noch mehr Hinweise.
Aber wie schon gesagt:
Diese Freikirche, wie du sie schilderst, ist eher eine fundamentalistische Gemeinschaft, wo die Bibel eher als Regelwerk ausgelegt wird, während andere Christen vielleicht mehr im Geiste, Hoffnung (Evangelisation) oder in der Liebe ihren Schwerpunkt gelegt haben. Das allein macht aber noch keine Sekte aus.
Wer als Christ ohne großen psychischen Schaden eine Kirche einfach so wechseln kann, der hat auch keine Sekte verlassen - das wäre auch noch ein Symptom der Aussteiger, pro Sekte.
Solange die Freundin glücklich ist, und dich dennoch als Freund/in haben darf, aber auch keines der aufgelisteten Symptome zutrifft, würde ich mir keine Sorgen machen.
Habe mir dazu keine Gedanken gemacht. Wenn nur zwei oder drei Punkte passen, müssten diese anders Gewichtet sein.
In der katholischen Kirche gibt es Meinungsfreiheit, keine Isolation und auch keine Vorschriften wen man als Freund haben kann usw. Von diesen Kriterien her wäre es keine Sekte.
Letztlich kommt es drauf an, was für dich eine Sekte ist.
Ich habe versucht den allgemeinen Konsens zu bilden was man unter Sekten verstehn kann, dies nach den Kriterien welche Verhaltensweisen in diesen Gruppen fragwürdig sind, die sich als negative Verhaltensweisen von Sondergemeinschaften nun mal bemerkbar machen.
Kritik muss an sich nicht immer negativ gewertet werden, sondern darf auch zum nachdenken anregen - wenn oben stehend ein Punkt auf die katholische Kirche zutrifft, oder mehr, darf man zumindest mal drüber nachdenken inwiefern das problematisch sein könnte.
Ja - das kenne ich von einer Pfingstgemeinde - er meinte ich solle meinen Balken aus meinen eigenen Auge ziehen. Derweil war es glaube ich Jesus selbst der sagte, das man zu einen Bruder hingehen sollte, wenn dieser gesündigt hat... Gilt auch für eine Gemeindeleitung.
Korrekt. Es steht nämlich dort 'zieh zuerst den Balken aus dem eigenen Auge' aber dann weiter :
Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen!
Matthäus 7:5 SCH2000
https://bible.com/de/bible/157/mat.7.5.SCH2000
Natürlich gilt das auch für die Gemeindeleitung.
Die Babytaufe ist dort z.B. verboten, man muss sich als Jugendlicher/Erwachsener dafür entscheiden, was ich gut finde.
Bei der Mehrheit der Freikirchen wird die Kindertaufe (Taufe von Säuglingen und unmündigen Kindern) nicht praktiziert. Es gibt aber auch Ausnahmen, z. B. die Methodisten.
Überwiegt nun das Positive oder das Negative? Ist das Indoktrination? Bilden sich sektenähnliche Strukturen?
Ich bin Mitglied einer evangelischen Landeskirche und für mich sind für die Erneuerung der evangelischen Kirche die Freikirchen ein Vorbild, da sie Freiwilligkeitskirchen sind.
Aber: Im freikirchlichen Protestantismus gibt es eine große Bandbreite, von eher liberal bis eher sektiererisch, z. B. an den Rändern der Pfingstbewegung. Nehmen wir als Beispiel die ökumenische Bewegung: Es gibt Freikirchen, die Mitglied in der "Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen" (ACK) sind und andere Freikirchen, die sich strikt absondern. Letzteres ist eigentlich ein Kennzeichen von christlichen Sondergemeinschaften. Es gibt also auch eine Grauzone zwischen Freikirche und Sondergemeinschaft.
So darf sie z.B. erst nach der Heirat mit ihrem zukünftigen Ehemann zusammenwohnen und dieser muss Christ sein.
Die Babytaufe ist dort z.B. verboten, man muss sich als Jugendlicher/Erwachsener dafür entscheiden, was ich gut finde.
Das sind eigentlich ganz biblische Ansichten und nicht an den Haaren herbeigezogen.
Dennoch sollte jede Gemeinde darauf achten, um nicht abzufallen. Keine Gemeinde der Welt ist davor gefeit.
Auch im ersten Jahrhundert gab es Probleme in den Gemeinden:
Offenbarung 3:14-16:
14 „Schreib an den Engel der Gemeinde in Laodizea: Der, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Ursprung von Gottes Schöpfung, lässt dir sagen:
15 Ich kenne dein Tun und weiß, dass du weder heiß noch kalt bist. Wenn du doch das eine oder andere wärst!
16 Doch du bist lau, weder heiß noch kalt. Darum werde ich dich aus meinem Mund ausspucken.“
Die 10 Punkte treffen tlw. auf die katholische Kirche zu. Hast Du das so gemeint?