Zwischen Predigtdienst und Gemeinschaft: Die doppelte Sprachregelung der Zeugen Jehovas

6 Antworten

Hallo Claudia,

es stimmt nicht, dass wir im Predigtdienst den Namen Gottes vermeiden. Allerdings stimmt es, dass wir in ersten Gesprächen mit Menschen, die uns noch nicht so gut kennen, oft von "Gott" sprechen, statt seinen Namen zu gebrauchen, weil viele mit dem Namen Gottes nichts anfangen können bzw. er ihnen nicht vertraut ist. Aber wenn wir Bibeltexte vorlesen, in denen Gottes Name vorkommt, dann vermeiden wir keinesfalls die Aussprache seines Namens!

LG Philipp


telemann2000  15.04.2025, 10:14

Leider muß man auch sagen, dass bei Menschen der Name Gottes heute negative Assoziationen auslöst. Am Namen selbst kann es ja nicht liegen. Offenbar liegt das Problem eher bei Menschen die angeblich in seinem Namen reden:

Römer 2:24 bibel.heute

[24] So steht es schon in der Schrift: "Euretwegen wird der Name Gottes bei den Völkern verlästert."

https://bible.com/bible/877/rom.2.24.bibel.he ute

Arensiac  15.04.2025, 15:20
@telemann2000

Tatsächlich liegt es an euch, denn ihr stellt falsche Behauptungen auf

telemann2000  15.04.2025, 17:51
@Arensiac

Nein, wir nehmen uns nicht die Freiheit, im Namen Jehovas zu sprechen. Diese Freiheit nahmen sich schon zu viele und wurden dafür bestraft. Siehe zahlreiche Beispiele im AT

Warum verwenden sie gegenüber Außenstehenden eher „Gott“ als „Jehova“?

Wenn Zeugen Jehovas mit Nicht-Zeugen sprechen, etwa bei der Haustürpredigt oder in Gesprächen mit Interessierten, passen sie ihre Sprache bewusst an. Das hat mehrere Gründe:

    1.    Verständlichkeit: Viele Menschen verbinden damit falsche oder negative Vorstellungen. Um Ablehnung zu vermeiden, beginnen Zeugen Jehovas oft mit allgemeineren Begriffen wie „Gott“ oder „der Schöpfer“.

    2.    Taktik der schrittweisen Einführung: Die Lehren der Zeugen Jehovas werden oft schrittweise vermittelt. Zuerst wird eine gemeinsame Grundlage geschaffen – etwa der Glaube an Gott oder an die Bibel – bevor spezifischere Begriffe oder Lehren eingeführt werden (z. B. die Wichtigkeit des Namens „Jehova“).

    3.    Image und Wirkung: Der Name „Jehova“ wird von vielen Menschen mit der Organisation der Zeugen Jehovas direkt assoziiert. Um zu vermeiden, dass das Gespräch sofort blockiert wird, benutzen sie anfangs bewusst neutralere Begriffe.

    4.    Predigtdienst-Schulung: In Schulungen und Literatur der Zeugen Jehovas wird oft dazu geraten.

Zusammenfassung:

    •    Intern: Häufige, bewusste Verwendung des Namens „Jehova“ – Teil der Identität.

    •    Extern: Anpassung der Sprache, um Zugänglichkeit, Akzeptanz und Gesprächsbereitschaft zu fördern.

Dem Laien sagen sie in der Fußgängerzone immer, Jesus ist kein Gott.

Kommen sie einem näher, dann heißt es plötzlich, Jesus ist zwar EIN Gott aber nicht DER Gott Jehova.

Es gibt viele Gründe, warum die Zeugen Jehovas eine ganz eigene Wortwahl verwenden. Diese dient nicht nur der Kommunikation, sondern erfüllt eine strategische Funktion: Sie nutzen eine Vielzahl sprachlicher Mittel, die sowohl der Identitätsbildung nach innen als auch der Abgrenzung und Kontrolle dienen.

Intern wird der Name „Jehova“ übermäßig oft betont („Jehovas Organisation“, „Jehovas Diener“, „Jehovas Vorsorge“), was den Eindruck vermittelt, alles komme direkt von Gott.

Extern hingegen wird der Name oft vermieden, z. B. an Infoständen oder bei öffentlichen Kampagnen, um Ablehnung oder Vorurteile zu umgehen. Das erzeugt einen Bruch zwischen Innen- und Außenkommunikation. Dieser selektive Gebrauch des Namens „Jehova“ verhindert, dass die Gruppe nach außen arrogant oder überheblich wirkt, stattdessen soll der Eindruck demütiger Bibelforscher vermittelt werden.

Auch insiderspezifische Begriffe wie „Versammlung“, „Pionier“ oder „Königreichssaal“ werden intern verwendet. Sie stärken das Gruppengefühl und grenzen gleichzeitig Außenstehende aus, die diese Begriffe nicht verstehen oder anders deuten, so entsteht eine „Wir gegen die Welt“-Mentalität.

Die eigene Gruppe wird als „die Wahrheit“ oder „die einzige wahre Religion“ bezeichnet, während andere Glaubensrichtungen als „falsche Religionen“, „Babylon die Große“ oder „Weltreiche der falschen Religion“ abgewertet werden.

Statt einfach von „Nichtmitgliedern“ zu sprechen, wird das Wort „Weltmenschen“ benutzt, das erzeugt automatisch ein Bild von moralischer Minderwertigkeit oder Gefahr.

Kritiker und Aussteiger werden pauschal als „Abgefallene“, „vom Satan beeinflusst“ oder „Abtrünnige“ bezeichnet. Auf diese Weise wird jede inhaltliche Auseinandersetzung im Keim erstickt.

Besonders perfide ist der Gebrauch von Euphemismen und beschönigenden Begriffen: Öffentliche Demütigungen oder harte Sanktionen werden als „liebevolle Zurechtweisung“ verharmlost, Ausschluss und soziale Ächtung schlicht als „Gemeinschaftsentzug“ bezeichnet.

Hinzu kommt eine bewusste doppelte Begriffsverwendung: Wörter wie „Organisation“, „treuer und verständiger Sklave“ oder „leitende Körperschaft“ werden synonym und vage genutzt, um die tatsächliche Machtstruktur zu verschleiern. Die Hierarchie wird entpersonalisiert, Kritik daran gilt automatisch als Kritik an „Jehova“. Man kann man in fast allen Texte das Wort "Jehova" mit der Bezeichnung „Organisation“, „treuer und verständiger Sklave“, oder „leitende Körperschaft“ tauschen es würde meistens den selbe Sinn ergeben. 

Die besondere Sprache der Zeugen Jehovas ist mehr als nur Ausdruck von Glauben, sie ist ein Werkzeug zur Kontrolle. Begriffe werden bewusst umgedeutet, beschönigt oder exklusiv verwendet, um Zugehörigkeit zu schaffen, Kritik abzuwerten und die Außenwelt als gefährlich darzustellen.

Wer so spricht, denkt auch bald so, genau darin liegt die manipulative Kraft dieser Sprachstrategie.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Peritus Sectarum

Bast4321  14.04.2025, 23:46

Nicht nur das.

Die einmal so verankerten suggestiven Verknüpfungen werden bei interner Verwendung regelmäßig neu justiert, um die übertragenen Prägungen aktiv zu halten....

Man denkt nicht nur so wie gewünscht, sondern man lebt und fühlt wie gewünscht.

Also weitaus tiefgreifender.

LG-B.

Barnabas78  16.04.2025, 16:01
@Bast4321

"16 negative Bewertungen" ich glaub ich habe einen neuen Rekord 😛 wir haben wohl einen Nerv getroffen.

Thomas021  17.04.2025, 01:29
@Barnabas78

Wie viele ZJ machen 16 negative Bewertungen aus? 3 oder doch weniger? Wird es Zeit für eine neue Nachforschung und Meldung über/von Usern die Mehrfachaccounts betreiben?

Die anderen Kommentare verwiesen ja schon auf die Gründe. Möchte deshalb nur ein Phänomen erwähnen welches man bei den Zeugen Jehovas häufig antrifft: Jesus Christus wird in persönlichen Gesprächen selten bis fast nie erwähnt. Wer es dennoch tut ist suspekt.....


Bast4321  15.04.2025, 09:54

Siehe die "Jesus Studie" von Volker J. Blockhaus.