Was haltet ihr von den Zeugen Jehovas?
Das würde mich gerne als Ex-Zeuge Jehova interessieren.
13 Antworten
Nicht viel, gerade hier auf Gutefrage gibt es einige die sehr fanatisch herüber kommen, andern versuchen einen einzulullen.. Alles wirkt sehr manipulativ und gefährlich.
„Wir sind keine Fanatiker – wir handeln aus Liebe.“
Ein schöner Satz. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Was hier als Sanftmut präsentiert wird, ist in Wahrheit Teil einer durchorganisierten Selbstbeschreibung, die gezielt Vertrauen erzeugen und Kritik entkräften soll.
Nach offizieller Darstellung geschieht bei den Zeugen Jehovas alles aus „Liebe“ auch jede Form von Disziplinarmaßnahme, so hart oder entwürdigend sie im Einzelfall auch sein mag. Alles ais LIEBE!
Der Begriff Fanatismus wird dabei einfach umdefiniert auf eine Weise, die das eigene System ausnimmt.
Doch was ist Fanatismus, wenn nicht:
- absolute Loyalität gegenüber einer zentralen Führung ohne demokratische Kontrolle,
- die systematische Ablehnung jeglicher Kritik – selbst durch ehemalige Mitglieder,
- und die Weigerung, mit Ausgestiegenen überhaupt noch zu sprechen – selbst dann, wenn es sich um die eigenen Eltern oder Kinder handelt?
Das alles geschieht nicht „blind“, aber eben auch nicht frei.
Denn innerhalb der Organisation gelten klare Regeln:
Wer öffentlich abweicht, verliert nicht nur sein Ansehen, sondern oft auch seine gesamte soziale Einbindung. Und das wird nicht als Druck bezeichnet sondern als „geistige Schutzmaßnahme“.
Der Verweis auf persönliche Entscheidungsfreiheit ist daher nicht nur irreführend er ist kalkuliert irreführend. Denn wie frei ist eine Entscheidung, wenn man weiß, dass ein Austritt den vollständigen Kontaktabbruch zur Familie bedeuten kann?
Wenn sogar Kinder ihre Eltern meiden müssen, weil sie sich gegen die Organisation entschieden haben?
Wer das nicht anspricht, aber stattdessen von „Friedfertigkeit“ und „guten Bürgern“ spricht, verfehlt den eigentlichen Kern des Vorwurfs.
Denn gefährlich wird ein System nicht nur durch Gewalt sondern durch emotionalen, psychologischen und sozialen Druck, der nach außen harmlos wirkt, aber im Innern verheerende Wirkung entfaltet.
Und zur oft zitierten „Bereitschaft zum Forschen“ (Apostelgeschichte 17:11):
Wie ernst ist diese Einladung, wenn jede Quelle außerhalb der Organisation als geistige Gefahr gilt?
Offiziell wird sogar davon abgeraten, in kleinen Gruppen unabhängig in der Bibel zu forschen oder sich mit theologischen Werken, historischen Texten oder gar Erfahrungsberichten Ehemaliger zu beschäftigen.
Wer das tut, wird nicht etwa gefördert sondern gewarnt, überwacht, isoliert. Und im Zweifel: ausgeschlossen.
Sind in der Regel nette Menschen... wenn auch vom Missionierungsdrang beherrscht, der ihnen wohl von ihrer Organisation vorgegeben wird... von ihrem Glauben halte ich dagegen weniger... halt eine christliche Sondergemeinschaft mit Sonderlehren...
Hallo Curioos,
dass wir deswegen vom "Missionierungsdrang beherrscht" werden, weil unsere Organisation uns das so vorgibt, stimmt nicht ganz!
Unser Engagement im Predigtdienst beruht nicht auf äußerem Druck, sondern auf innerer Überzeugung, Liebe zu Jehova und Nächstenliebe. Wir Zeugen Jehovas predigen, weil wir dem Beispiel Jesu Christi folgen wollen.
Jesus sagte in Matthäus 28:19, 20:
„Geht hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen … und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe.“
Dieser Auftrag kam nicht von einer menschlichen Organisation, sondern direkt von Christus selbst. Auch in Matthäus 24:14 sagte Jesus voraus, dass „diese gute Botschaft vom Königreich auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden wird, allen Nationen zu einem Zeugnis.“ Wir sehen uns also als Teil der Erfüllung dieser Prophezeiung – aus persönlicher Überzeugung, nicht aus Pflichtgefühl gegenüber einer Organisation.
Darüber hinaus bewegt uns die Liebe dazu, anderen die rettende Botschaft zu bringen (2. Korinther 5:14, 15). Wir haben erlebt, wie sehr uns biblische Wahrheiten geholfen haben – innerer Friede, Sinn im Leben, Hoffnung für die Zukunft. Es ist für uns ganz natürlich, das, was uns so viel gegeben hat, auch mit anderen zu teilen. Wer überzeugt ist, dass er etwas Wertvolles besitzt, wird nicht schweigen, sondern will anderen helfen.
Natürlich organisiert die weltweite Gemeinschaft der Zeugen Jehovas den Predigtdienst, damit er effizient und in Übereinstimmung mit biblischen Prinzipien durchgeführt wird – wie es auch die ersten Christen in apostolischer Zeit taten (Apostelgeschichte 2:42; 20:20).
Das bedeutet aber nicht, dass unser Antrieb von außen kommt. Vielmehr unterstützt uns die Organisation dabei, einen Auftrag auszuführen, den wir aus tiefster Überzeugung und mit persönlichem Einsatz erfüllen möchten.
LG Philipp
„Wir predigen nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Liebe“
Ein schöner Satz. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Die Realität sieht anders aus.
Nach offizieller Darstellung geschieht bei den Zeugen Jehovas alles aus „Liebe“ auch jede Form von Disziplinarmaßnahme, so hart oder entwürdigend sie im Einzelfall auch sein mag.
Der sogenannte Predigtdienst ist dabei kein freiwilliger Ausdruck persönlichen Glaubens, sondern ein zentrales Element religiöser Identität und sozialer Kontrolle.
- Wer nicht regelmäßig predigt, gilt als „geistig schwach“.
- Wer keine Zeitstunden meldet, bekommt Besuch von Ältesten.
- Wer dauerhaft ausfällt, verliert Privilegien oder wird als „Untätiger“ geführt – ein Begriff, der innerhalb der Gemeinschaft klar negativ konnotiert ist.
Das System ist formalisiert, durchstrukturiert und wird akribisch überwacht.Bis vor kurzem mussten alle Verkündiger*innen monatlich ihre Stundenberichte abgeben. Das wurde inzwischen „gelockert“ aber nur formal:
Wer weiterhin als besonders „eifrig“ gelten möchte (etwa als Pionier oder Hilfspionier), muss weiterhin berichten. Der soziale Druck bleibt nur die Außendarstellung hat sich verändert.
Auch Kinder werden früh in den Predigtdienst einbezogen und mitunter sogar gezielt als Türöffner eingesetzt:
Ein Kind im Anzug, mit Traktat in der Hand und großen Kulleraugen, wirkt harmlos und senkt die Schwelle für Gespräche an der Tür.
Philipp selbst bestätigt, dass der Dienst unter organisatorischer Leitung steht global geplant, koordiniert und standardisiert.
Das ist kein natürlicher Ausdruck individueller Überzeugung, sondern ein zentral gesteuerter Gehorsamsakt, eingebettet in ein System, das geistige Gesundheit und Rettung an das Predigen koppelt.
Denn: Bei den Zeugen Jehovas ist der Predigtdienst keine Option, sondern Voraussetzung.
Nur wer aktiv „verkündigt“ und loyal zur Organisation steht, gilt als geistig gesund und hat nach ihrer Lehre Aussicht auf Rettung in Harmagedon.
Das ist kein innerer Drang sondern ein systemisch erzeugtes Verhalten: religiös begründet, organisatorisch gefordert, sozial sanktioniert.
Viele, die noch aktiv sind, berichten offen, dass sie nicht aus Freude missionieren sondern aus Pflichtgefühl, aus Angst vor Konsequenzen oder schlicht, weil sie „nicht auffallen wollen“. Nicht wenige „verstecken sich“ lieber an Bahnhöfen oder in Einkaufszentren, als aktiv an fremde Türen zu klopfen.
Und deshalb ist es mehr als nachvollziehbar, wenn Außenstehende den Eindruck haben, hier gehe es nicht um „freiwillige Mission“, sondern um eine tief verinnerlichte Form organisierter Pflichterfüllung.
Gerade als ehemaliges Mitglied verdienst du meinen vollen Respekt. Ich möchte darauf antworten, ohne zu verurteilen, aber auch ohne die Dinge schönzureden.
Ich unterscheide strikt zwischen den Menschen und der Organisation bzw. der Führung.
Viele Zeugen Jehovas, die ich kennengelernt habe, sind aufrichtig, hilfsbereit und überzeugt davon, das Richtige zu tun. Sie leben ihren Glauben mit Ernsthaftigkeit, und viele von ihnen opfern sehr viel Zeit, Beziehungen, oft sogar ihre berufliche Entwicklung. Dafür habe ich Respekt. Andere wiederum sind beängstigend fanatisch und dogmatisch, rechthaberisch mit eingeschränkten Weltbild.
Viel von ihnen sind Opfer einige werden aber auch zu Tätern, die Waagschale variiert da stark.
Aber der eigentliche Kritikpunkt ist die Organisation/ die Führung!
Die Organisation, also die Führung, nutzt diesen Idealismus systematisch aus.
Sie gibt sich bibelnah, ist in Wahrheit aber ein geschlossenes System mit klaren sektenartigen Strukturen:
- Kritik an der Führung wird als „Abtrünnigkeit“ diffamiert
- Ehemalige werden sozial geächtet, selbst von Eltern, Geschwistern, Kindern
- Der Zugang zu Informationen außerhalb der Organisation wird massiv eingeschränkt
- Die Führung „Leitende Körperschaft“ spricht mit göttlichem Anspruch irrt aber nachweislich historisch und theologisch, ohne Rechenschaft abzulegen.
Das ist keine gesunde Glaubensgemeinschaft, sondern eine destruktive manipulative Glaubensgemeinschaft den systematisch geistlichen Machtmissbrauch betreibt.
Die Organisation/Führung spricht viel von „Wahrheit“, aber verschweigt ihre eigene Geschichte, vertuscht Widersprüche und verbietet es Mitgliedern, öffentlich zu diskutieren. Sie fordert absoluten Gehorsam nicht gegenüber Gott, sondern gegenüber sich selbst als angeblich exklusivem Sprachrohr Gottes.
Viele wachen erst auf, wenn sie verletzt, ausgestoßen oder enttäuscht wurden oder wenn sie erkennen, dass echtes Christentum Freiheit im Denken, im Gewissen und in der Liebe bedeutet. Ich wünsche jedem Zeugen Jehovas vor allem jenen, die innerlich zweifeln den Mut, ehrlich hinzusehen. Wer geht, verlässt vielleicht eine Organisation aber nicht zwangsläufig Gott.
Ich halte die also Zeugen Jehovas nicht für eine „besondere Kirche mit anderen Lehren“, sondern für ein autoritär geführtes, psychologisch kontrollierendes System mit religiösem Anstrich.
Ich sehe das Problem nicht im Glauben an Gott sondern darin, dass Menschen sich selbst an Gottes Stelle setzen und das dann „Wahrheit“ nennen.
Wow! Wahre Worte, die ich zu 100% unterschreibe! Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können.
Verstehen die Bibel völlig anders als die meisten Christen.
Sie springen auf einzeltexte in der Schrift und machen eine eigene Lehre.
bsp
Offenbarung 7:4 ELB71
[4] Und ich hörte die Zahl der Versiegelten: 144000 Versiegelte, aus jedem Stamme der Söhne Israels.
Hier lehren sie, diese sind aus allen Menschen seit Pfingsten auserwählt um mit Christus im himmel zu regieren.
wird mit diesem Text unterstützt
Offenbarung 14:1 ELB71
[1] Und ich sah: und siehe, das Lamm stand auf dem Berge Zion und mit ihm 144000, welche seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen.
Hier wird der Berg zion symbolisch im himmel gesehen und die 144.000 als Mitregenten .
Bei dieser auslegung wird vieles verletzt.
Erstens, aua allen Stämmen israels dies wird einfach vergeistigt.
Zweitens, paulus sprach nie über diese 144.000, er sprach von allen und somit wären diese paulinischen Schriften nicht für alle Christen sondern nur für 144.000. Das würde alle anderen von abendmahl etc ausschließen.
drittens, Berg zion , hier wird das alte Testament völlig vernachlässigt. Die Prophezeiung besagt daß Gott in Jerusalem herrschen wird, wird einfach ignoriert.
,Psalm 135:21 ELB71
[21] Gepriesen sei Jehova von Zion aus, der zu Jerusalem wohnt! Lobet Jehova!
Da gibts zig texte
Auf der Liste der Dinge oder Institutionen, die ich nicht zum Leben brauche stehen die sehr weit oben.
Hallo MacBook429,
zunächst einmal: Wir sind keine Fanatiker, sondern Menschen, die sich bewusst entschieden haben, nach biblischen Grundsätzen zu leben. Fanatismus ist durch blinden Eifer, Intoleranz und Extremverhalten gekennzeichnet.
Doch wir sind dazu aufgerufen, „vernünftig und ausgewogen“ zu sein (Titus 2:12), anderen mit Sanftmut zu begegnen (2. Timotheus 2:24, 25) und in Liebe zu handeln (1. Korinther 13:4–7). Unser Glaube zeigt sich nicht in Zwang oder Aggression, sondern in freundlichem Verhalten, Respekt gegenüber anderen und echtem Interesse am Wohl unserer Mitmenschen.
Was den Vorwurf der Manipulation betrifft: Wir glauben fest an die persönliche Entscheidungsfreiheit. Niemand wird gezwungen, Zeuge Jehovas zu werden – und auch niemand wird gezwungen, zu bleiben. Jeder von uns hat sich freiwillig entschieden, diesen Weg zu gehen, basierend auf eigenem Bibelstudium und Überzeugung (Römer 12:1).
In unseren Zusammenkünften wird die Bibel als Grundlage verwendet, und jeder wird ermutigt, selbst nachzuforschen – wie die Beröer in Apostelgeschichte 17:11, die „mit aller Bereitwilligkeit das Wort aufnahmen und täglich in den Schriften forschten, ob sich die Dinge so verhielten.“
Auch der Vorwurf, wir seien gefährlich, entbehrt jeder sachlichen Grundlage. Wir sind für unseren friedlichen, gesetzestreuen Lebenswandel bekannt. Wir beteiligen uns nicht an politischen Unruhen, gewalttätigen Auseinandersetzungen oder Aufständen. Im Gegenteil: Wir bemühen uns, in allen Bereichen gute Bürger zu sein (Römer 13:1–5), unseren Nächsten mit Respekt zu begegnen und Konflikte zu vermeiden, wo immer es geht (Matthäus 5:9).
Oft rühren solche Vorwürfe eher von Vorurteilen oder Einzelberichten her, die aus dem Zusammenhang gerissen wurden, nicht aber von unserer tatsächlichen Lebensweise. Wenn Menschen uns besser kennenlernen – etwa durch persönliche Gespräche oder indem sie unsere Zusammenkünfte besuchen – stellen sie häufig fest, dass wir freundlich, hilfsbereit und geistig orientiert sind, nicht fanatisch oder gefährlich.
LG Philipp