Zeit vergeht immer schneller. Illusion oder Tatsache?

11 Antworten

Das ist eher Illusion und eine Frage der Wahrnehmung.

Ein zweijähriges Kind erlebt mit dem zweiten Lebensjahr 50 % seiner Lebenszeit in der obendrein alles neu ist.Mit 80 hat sich der Anteil deutlich verringert und nur wenig ist neu von dem,was man erlebt.

Wenn man sich langweilt,dehnt sich die Zeit gefühlt ,aber hinterläßt keinen bleibenden Eindruck.Passiert etwas Aufregendes,dann bleibt jede Sekunde im Bewußtsein.Das wurde mir mal besonders klar,als ich im Nachhinein versuchte nachzuvollziehen,wieviel Zeit während eines Notfalls vergangen war.Es war nicht einmal halb soviel,wie ich geschätzt hätte.

Last not least versucht man viel Zeit hinter sich zu bringen.Man lebt in der Zukunft,hofft z.B. das auf der Arbeit die Zeit schnell vergeht.Wartet auf irgendwas,was besser ist.

Ich muss meinem Vorredner widersprechen. Ich bin 59 und habe das Gefühl auch, dass die Jahre immer kürzer werden. Aber nicht, weil ich wenig erleben würde. Ganz im Gegenteil, ich erlebe beruflich und privat ständig Neuerungen (durch Neustart in anderem Beruf, Kinder, Enkel etc.) und bin noch dazu sehr aktiv und sportlich (Laufwettkämpfe etc.).

Woher das subjektive Gefühl kommt, dass die Zeit immer schneller verfliegt, kann ich nicht genau sagen. Ich glaube, es kommt daher, dass man ab Mitte 40 versteht (und zwar zum ersten Mal nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Bauch), dass das Leben endlich ist. Man sieht sozusagen erstmals den Horizont. Ab da wünscht man sich unbewusst wohl, dass die Zeit langsamer voranschreitet. Und allein das führt schon dazu, dass sie besonders schnell zu rasen scheint.

Denn das ist ja das bekannte Paradox: Wenn man sich wünscht, die Zeit möchte doch bitte schnell vergehen (weil man z.B. gerade krank ist oder etwas Unangenehmes vor sich hat), dann vergeht sie langsam. Und wenn man sich wünscht, sie möge doch bitte etwas langsamer voranschreiten, dann eilt sie.

Als junger Mensch sieht man den Horizont dagegen noch nicht. Das Leben erscheint subjektiv wie eine weite, schier endlose Ebene. So vieles hat man noch vor sich, so vieles kann man machen, tun, ausprobieren oder erreichen. Man hat einfach noch Zeit.

Ein zweiter Punkt ist sicher eine gewisse Routine. Wenn man älter ist, kennt man den Rhythmus der Monate und Jahre, weiß, was wann ansteht und getan werden muss. Nicht mehr alles ist neu und aufregend, selbst wenn man viel erlebt. Man kann es besser einordnen. Das ist zugleich auch angenehm. Probleme hauen einen nicht mehr um, weil man weiß, man schafft das, und es findet sich letztlich immer ein Lösung. Erfahrung macht gelassener.

Mein Fazit: Ja, die Zeit eilt jetzt schneller als früher. Ich bin aber zugleich auch wesentlich gelassener und glücklicher als als junger Mensch. Es ist halt wie immer im Leben: Licht und Schatten halten sich die Waage.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

SlowPhil  15.07.2025, 13:32

Sie ist nicht objektiv schneller. Wir empfinden sie als schneller, besonders im Rückblick auf unlängst vergangene Zeit.

Im Jahr 1997 – das übrigens dieselben Wochentage an denselben Daten hatte wie dieses Jahr – war ich etwa halb so alt wie heute, also hatte damals das zurückliegende Jahr einen doppelten Anteil an meiner bisherigen Lebenszeit.

Natürlich gibt es auch andere Faktoren, aber dieser scheint mir der konstanteste zu sein.

An sich vergeht die Zeit immer gleich schnell, sie wird nicht schnell oder langsamer. Jedoch kann zB die Sonne diese Wahrnehmung beeinflussen, da sie im Sommer früher aufgeht und länger oben bleibt, im Winner aber nur wenig zusehen ist.

Klar kommt es auch auf die Nutzung der Zeit an, wenn man etwas macht, dass einen Spaß macht, wird die Zeit gut genutzt und vergeht "schnell". Wenn man sich nicht beschäftigt und nur langweit, kann es aber einem vorkommen, dass die Zeit langsam vergehen würde.

LG, PizzaOnFire ^^

Hallo, ich habe manchmal den Eindruck, das die Zeit selber eine Illusion ist.

Erklären kann ich das leider nicht. Ist so ein Gefühl!

Alles Gute :-))


SlowPhil  15.07.2025, 15:29

Eher ist die Gegenwart Illusion. Wenn Du den Eindruck hast, eine Szenerie "mit einem Blick erfassen" zu können, spielt Dein Gehirn sich selbst einen Streich, denn das eigentlich "auf einmal erfasste" Bild ist von keiner guten Qualität und steht auf dem Kopf. Außerdem sind es zwei, für jedes Auge eines.

Tatsächlich scannst Du Deine Umgebung ab, und Dein Gehirn berechnet ein aufrechtes Bild, und zwar eines mit Tiefe, die leicht unterschiedlichen Bilder dafür benutzend.

Spielst Du Dir den Kammerton a in Dein Ohr, ist dies in Wahrheit auch nicht etwas Konstantes, sondern ein periodisch veränderlicher Luftdruck.

Guckst Du nachts in die Sterne, siehst Du Stunden (wenn's Planeten sind) oder Jahre zurück.

Du hast einfach "Erfahrung", wirklich neue Eindrücke und Erfahrungen gibts nur noch selten. Das lässt die Zeit fliegen.

Wenn als Kind alles neu für dich ist lebst du mehr im Moment.


jakobbswl02 
Beitragsersteller
 15.07.2025, 10:41

Ich habe eher das Gefühl wenn ich etwas kenne vergeht die Zeit langsamer. Wenn etwas neu und aufregend ist vergeht sie wie im Flug

Stellwerk  15.07.2025, 10:49
@jakobbswl02

Ich glaube, das sind nochmal zwei unterschiedliche Wahrnehmungen: Das Wahrnehmen der Zeit WÄHREND des Ablaufs versus die Wahrnehmung im Rückblick. Deswegen kann Routinealltag unfassbar langsam und langweilig vergehen, aber am Ende des Jahres fragt man sich, was man eigentlich gemacht hat,weil es rückblickend eine einzige träge Masse ist.