Wieviel Stress ist euch ein Job wert?

5 Antworten

Denke die Grenze ist bei mir, die wirkliche Belastbarkeitsgrenze, die mein Körper und meine Psyche haben. Bis dato habe ich sie noch nicht erreicht ober überschritten, wobei es durchaus schon Zeiten gab, wo ich vermutlich nah dran war und gemerkt habe, dass es vermutlich nicht sehr lange gut gegangen wäre. Da reden wir aber auch von Crunch mit All-Nightern und 115 Stunden die Woche in der Spitze.

Alternative wäre gewesen, wir entscheiden uns als Team das Projekt nicht zu retten. Keine Abnahme, keine Sonderzahlungen und quasi für alle gut 2 1/2 Gehälter weniger und die Gefahr im Folgejahr Kurzarbeit zu haben, da der Partner gedroht hat, die Folgeprojekte nicht mit uns zu machen, sofern wir seinen Verzug nicht aufholen und für ihn den Karren aus den Dreck ziehen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

Philippkntnxt 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 14:35

Eine 115h-Woche ist schon wirklich extrem... Gibt es so stressige Zeiten bei dir aktuell immer noch?

apachy  13.05.2025, 14:42
@Philippkntnxt

115 Stunden war schon die Spitze. Die normale Woche hat ihre 40 Stunden. Lass 2-3 Stunden zu kommen, weil ein Kollege der gerade Rufbereitschaft hat Unterstützung brauch oder sowas.

Habe ich selbst Rufbereitschaft, so sind es vermutlich auch meist 45-50 Stunden.

Die normalen Inbetriebnahmen haben trotzdem paar Stunden mehr aber ich denke mal so 60-70 Stunden sind da normal. Über 100 Stunden habe ich bei 2-3 Projekten erlebt innerhalb der letzten 13 Jahren und das dann meist über einen Zeitraum von einer Hand voll Wochen.

Ich hatte damals einen sehr stressigen Job..manchmal mußte ich bis zu 1 Stunde warten bis ich aufs Klo gehen kann...so viel hatte ich zu tun. Auch waren tägliche unbezahlte Überstunden die Regel...

Gespräche zur Entlastung mit dem Arbeitgeber sind sinnlos, denn wenn Du den sehr gut bezahlten Job nicht machen willst, kannst Du gerne gehen. Es warten schon 10.000 andere die den sehr lukrativen Job gerne haben möchten.

Ich hatte mit 16 null Ahnung...das war 1983…Abi machen und studieren wollte ich nie... daher:

Test bei der Arge gemacht und es sollte was Kaufmännisches werden.

Habe mich auf Anhieb auf Bankkaufmann entschieden ohne was vom Beruf zu wissen.

Habe 13 Bewerbungen geschrieben und 12 Absagen bekommen nur 1 Zusage bei meiner Wunschbank.

Nach der 10. Klasse Ausbildung begonnen.

Nach der Ausbildung über 3 Jahren lang Tätigkeit in der Bank gesucht und geprüft was mir Spaß machen könnte. Ich hatte gute als auch schlechte Phasen in der Bank und wurde 1 x fast entlassen, dennoch habe ich die Kurve noch bekommen.

Durch Zufall und mit Glück in die Börsenabteilung gekommen danach ins Investment Banking.

Karriere bis zum Prokuristen gemacht.

Seit 2007 arbeite ich nicht mehr.

Nur zur Info:

Beruf Bankkaufmann- Tätigkeiten:

Habe Bankkaufmann gelernt und hat in der Regel sehr viele Tätigkeiten.

Es gibt nicht "den" Bankkaufmann.

man kann den Beruf erlernen und dann ist man für unterschiedliche Tätigkeiten geeignet in denen man sich weiterbilden kann.

Du kannst danach:

  • als Serviceberater am Schalter tätg sein
  • Dich zum Privatkundenbetreuer weiter bilden
  • Dich zum Kreditberater weiter bilden
  • Dich zum Kreditsachbearbeiter weiter bilden
  • Dich zum Firmenkundenberater weiter bilden
  • Dich zum Baufispezialisten weiter bilden
  • Dich zum Vermögensberater weiter bilden
  • Dich für das Investment Banking qualifizieren, das habe ich gemacht.
  • Dich zum Fondsmanager weiter bilden
  • Dich zum Personaler in der Personalabteilung weiter bilden
  • Revionsmitarbeiter werden
  • ins Controlling gehen
  • in der Auslandsabteilung tätig werden
  • im Devisenhandel tätig werden
  • sich für den Zahlungsverkeher qualifizieren
  • sich hoch arbeiten und Führungskraft werden um eine Zweigstelle oder Filiale zu leiten.
  • und vieles mehr...so genau weiß ich das nicht mehr, denn ich bin seit 2007 nicht mehr dabei.

Nun viel Spaß heraus zu finden ob Dir davon was Spaß macht.

Wer sich in keinem der oben genannten Bereiche / Tätigkeiten sieht...sollte lieber einen anderen Beruf lernen....

Selbst war ich nach der Ausbildung Privatkundenbetreuer, dann Wertpapiersachbearbeiter, dann Sales in der Börsenabteilung, dann zuletzt Global Fixed Income Sales im Investment Banking der Bank.....wo ich dann Prokurist wurde.

Wie das heutzutage ist mußt Du selbst heraus finden, denn ich bin seit 2007 nicht mehr dabei und damals konnte man auch noch ohne Abi und Studium gut Karriere machen.

Ich war Global Fixed Income Sales...in einer Bank.

  • Ich habe die Kunden (hautsächlich ausländische Banken) über aktuelle neue Marktereingisse informiert.
  • Habe neue Anleiheemissionen angeboten und verkauft.
  • Habe den Kunden Tradingideen gezeigt.
  • War dafür im ständigen Kontakt mit unseren Trader..
  • Habe Orderaufträge von Kunden ausgeführt.
  • Habe Kunden individuelle Finanzvorschläge gemacht. Habe Kunden in der Schweiz und Luxemburg besucht und habe sie zum Essen eingeladen.
  • Bin mit Kunden auf Events gegangen.
  • Habe Kunden Researchinformationen zukommen lassen.
  • Habe neue Kunden aquiriert...

Im Großen und Ganzen wars das...damit hatte ich den ganzen langen Tag zu tun und nie Langeweile...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Philippkntnxt 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 14:39

Danke für deine sehr ausführliche Antwort und die sehr interessanten Einblicke!

Meine persönliche Grenze verläuft dort, wo der zwischenmenschliche Umgang nicht tragbar ist. Drei Jahre mit einem narzisstischen Chef waren genug, haben genug Schaden an meiner Psyche hinterlassen, das tu ich mir nicht mehr an.

Allerdings bringe ich dabei auch Qualifikationen, Erfahrungen und recht spezielles, etwas nischiges Fachwissen mit, um in meiner Nische eine durchaus gefragte Kraft zu sein und somit problemlos auch andere Jobs zu finden. Das ist beim Ziehen solcher Grenzen eben immer der Punkt, mit dem es dort steht und fällt - ob und welche Alternativen man wirklich hat!


Philippkntnxt 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 10:57

Das klingt nach einer schwierigen Zeit, die du durchgemacht hast. Danke für deine Einblicke! Hast du inzwischen einen Job gefunden, in dem rundum zufrieden bist?

HappyMe1984  13.05.2025, 11:53
@Philippkntnxt

Ja, ich habe seit gut drei Jahren einen anderen Job mit einer echt guten Chefin und tollen Rahmenbedingungen ;).

"Rundum zufrieden" finde ich aber bei einem Job dann einfach ein bisschen viel verlangt. Jeder Job hat so seine Haken, Problemchen und Aspekte, wo es besser sein bzw. besser zu mir und meinen Wünschen passend sein könnte. Aber da gilt eben auch, dass das Gras auf der anderen Seite des Zauns keineswegs grüner ist. Sprich, was in dem einen Job stört, mag im anderen keine Rolle spielen, aber der hat dann wiederum an anderen Stellen seine Störfaktoren.

Ich ziehe meine Grenze, sobald ich merke ich kann nicht mehr. Purer Dauerstress geht gar nicht, dann kriege ich Migräne vom feinsten. Und da dass höllisch wehtut, frage ich ab dem Punkt auch nicht mehr um Erlaubnis.

Mein Arbeitgeber ist da aber verständnisvoll. Wenn er merkt, dass es einem nicht gut geht, schickt einen nach Hause. Mit der Bitte sich zu melden, wenn man Zuhause angekommen ist.

Es kam auch schon einmal vor, dass ich völlig überarbeitet war. Ich hab nichts mehr auf die Reihe gekriegt. Er schrieb mir dann abends über WhatsApp dass da was nicht richtig gemacht wurde und was mit mir los sei. Nach einem kurzen hin und her war ihm bewusst, dass er mich zu viel eingesetzt hatte (sieben Tage am Stück, drei Wochen lang). Er hat mich sofort für 2 Wochen beurlaubt. Seitdem achtet er genau darauf, dass ich jede Woche 1 - 2 Tage frei bekomme.


Philippkntnxt 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 14:38

Das klingt danach, als wenn dein Chef da sehr auf seine Leute achtet - das ist schon mal eine gute Sache. Bist du aktuell mit dem Stresslevel in deinem Job zufrieden?

Ich hab deshalb meine Stunden vorrübergehend reduziert.


Philippkntnxt 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 10:32

Wie geht es dir mit dieser Entscheidung? Ist der Stress für dich dadurch weniger geworden?

Christiangt  13.05.2025, 14:01
@Philippkntnxt

Ja , auf jeden Fall. Wenn du drüber nachdenkst, 5 Tage die Woche von 7 bis 17 Uhr aus dem Haus zu sein um zu arbeiten . Da hast du kaum noch Zeit für dich und schaffst kaum was.

Philippkntnxt 
Beitragsersteller
 13.05.2025, 14:36
@Christiangt

Auf jeden Fall, das kenne ich auch selbst nur zu gut. Inzwischen ist es bei mir (bewusst) beruflich aber auch wieder ruhiger geworden nach einem Wechsel. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und danke für deine Antwort :)