Ich arbeite gern und auch viel. Will auch niemanden zwingen mehr zu arbeiten aber oft stößt man auf Unverständnis, wenn man mehr Geld für mehr Arbeit bekommt.
Das ist aber auch ein Luxus. Es gibt viele Leute die Scheißjobs machen. Klar kann man dann sagen, selbst schuld, hättest du mal besser in der Schule aufgepasst etc. Aber auch da haben Menschen komplett andere Rahmenbedingungen.
Davon ab, irgendwer muss die Jobs eben machen, denn die Produkte und Dienstleistungen brauchen wir am Ende des Tages.
Ist eben schon ein Unterschied, ob man sich im Job verwirklicht oder Toiletten putzt, am Band steht oder sich den Rücken kaputt macht. Kälte oder Hitze ausgesetzt ist, ggf. Gestank, Chemikalien oder was weiß ich.
Sehr oft wird ja von Studien erzählt [..] Das wird mich auch zu sehr pauschalisiert.
Das sehe ich definitiv genauso. Es gibt eben Jobs, die erfordern eher Anwesenheit. Einen Dienst fünf Tage gewährleisten kannst du in vier Tagen nicht besser, egal wie produktiv du bist. Eine vier Tage Woche würde viele Herausforderungen mit sich bringen, ob nun bzgl. der Zusammenarbeit von Firmen und Menschen, wie das bei kleineren Firmen organisiert werden soll etc.
Aber mal von diesen Sachen ab, können wir bzgl. Produktivität viel größere Hebel anpassen. Wir haben in großen Unternehmen die Organisation, Verwaltung und das Management in den vergangenen Jahrzehnten verdreifacht, während man bei den produktiven Leuten abgebaut hat. Übertrieben ausgedrückt sagen heute zehn Leuten einem was er zutun hat.
Millionen von Leuten sitzen täglich in Meetings rum und spielen mit ihren Handys, weil sie bei dem Termin nix beizutragen haben. Ich denke gerade hier geht viel Produktivität verloren.
Würde man dies wieder auf den vorherigen Stand bringen, dann wären wir nach einer Milchmädchenrechnung heute bei 15-20 Stunden für die gleiche Produktivität.
Bei kleinen Firmen sieht es anders herum aus, da fehlt die Organisation und die Abläufe und das Chaos schluckt Zeit. Oder du hast irgendwo jemand mit einen extremen Geltungsbewusstsein, der sich überall einmischen will und Regeln machen will bzgl. Sachen, die er nicht versteht, jemand der kurzsichtig denkt, jemand der am Status Quo festhält usw.
Alles Stellschrauben die deutlich größer sind als 3, 4 oder 5 Tage arbeiten.
Und von all den ab muss man sich auch fragen was Produktivität und Wohlstand bedeutet und wie viel wir brauchen. Ist Wohlstand, dass ich den Großteil meiner wachen Lebenszeit für ein paar Euro verkaufe, damit sich irgendwer 1-2 cm mehr Yacht leisten kann und wir die Welt mit billigen Wegwerfartikel fluten mit geplanter Obsoleszenz, um den Gewinn zu steigern?
Es ist ja nicht so als könnten wir hier nicht genug schaffen, damit wir was zu essen auf den Tisch haben. Wir haben uns vor ein paar Jahren auf die Schulter geklopft, dass wir Exportweltmeister waren und so viel Waren und Werte aus den Land geschafft haben, wie kein anderer, so hoch war der Überschuss.
Also mein Wohlstand ist nicht bedroht, wenn ein paar Leute eine Yacht haben die 20 cm kürzer ist und ich für bestimmte Produkte 20% mehr bezahle, sie dafür aber Jahre länger behalten kann und sie nicht kaputt gehen oder ich sie reparieren lassen kann.
Viel von unserem Geld fließt heute in digitale Güter, auch die sind alle eher Luxus. Nix was wir wirklich brauchen. Häufig nicht einmal etwas, was uns wirklich gut tut.
Und natürlich stehen auch so Sachen wie KI auf dem Plan, wo viele prophezeien, dass ach so viele Jobs automatisiert werden, wegfallen und so viel produktiver werden. Eigentlich ist die KI ja schon so toll und gut. Warum diskutieren wir also noch über das Thema oder arbeiten überhaupt noch?
Aber trotz des Hypes, ich denke KI und Roboter werden die Arbeitswelt verändern, wird nur noch ein wenig länger dauern aber auch das wird eine Veränderung bringen.
Was ich als Gefahr für den Wohlstand sehe sind unsere generellen Systeme, ob nun die Rente oder das Geldsystem an sich. Es baut alles auf, auf ewiges Wachstum und ewiges Wachstum kann es nun einmal nicht geben. Es ist von System her ein Kartenhaus. Eine älter werdende Gesellschaft in Kombination mit mehr Individualismus und weniger Kinder ist da eine wirkliche Gefahr. Was das bedeutet, werden wir vermutlich in wenigen Jahren in Südkorea sehen.