Wie wäre das bei euch gewesen?
Ich muss mich gerade mal an eine Geschichte aus meiner Schulzeit erinnern.
Da gab es in einem Schulgebäude einen Wasserschaden, angeblich weil irgendjemand einen Wasserhahn nicht zugedreht hat. Das Gebäude war an diesem Tag unbenutzbar, trotzdem mussten wir den ganzen Schultag dableiben und in der Mensa sitzen.
Gut ich war auf einer Privatschule, ich war damals aber der festen Überzeugung, dass an so gut wie jeder anderen Schule die Schülerinnen und Schüler in so einem Fall nach Hause geschickt worden wären. Die jüngsten "betroffenen" waren in der siebten Klasse und in dem Alter ist es ja wohl zuzutrauen alleine nach Hause zu gehen.
Wie seht ihr das denn?
9 Antworten
Es dürfte zwei wesentliche Gründe gegeben haben: Aufsichtspflicht und Schulpflicht.
Allein nach Hause gehen, klar. Aber dann? Zu Hause ist eventuell niemand, weil die Eltern bei der Arbeit sind.
Wir hatten 4 Stockwerke mit mehreren durch Türen getrennten Bereichen. Nie im Leben wären die wegen eines offenen Wasserhahns alle unbenutzbar gewesen. Eventuell wären ein paar Klassen nach Hause geschickt worden (bei G13 traf sowas gerne die 11.), mehr aber auf keinen Fall. In Umbauphasen waren wir auch mal bei anderen Schulen im Gebäude, da hätte sich garantiert wss gefunden.
Die Schule hat eine Aufsichtspflicht. 7. Klässler ohne Wissen der Eltern nach Hause zu schicken, könnte der Schulleitung ganz schnell ganz viel Ärger einhandeln, gerade bei der Klagewut heutzutage.
Für Schüler unter 18 Jahren haben die Lehrer bzw. die Schule eine Aufsichtspflicht. Nur wenn die Eltern benachrichtigt werden können und zustimmen, können diese Schüler nach Hause geschickt werden.
So was ähnliches (da hat der Blitz eingeschlagen) ist mal in der Realschule passiert, da wurden dann die Leute heimgeschickt als einige Zeit nach dem Blitzschlag klar war, es gibt an dem Tag keinen Unterricht mehr und nichts funktioniert mehr. Das war allerdings 2004 oder 2005, da ging man damit vielleicht noch pragmatischer um.
Heute sind viele Pädagogen übervorsichtig und viele Eltern warten nur drauf, dass sie jedem Lehrer und jedem Rektor eins auswischen können und die passende Gelegenheit kommt, um "denen da in der Schule" zu zeigen dass man denkt, Recht zu haben und Recht zu bekommen. Vielleicht waren die Kiddies damals auch selbstständiger - es war bei arbeitenden Eltern Standard, dass man einen Haustürschlüssel dabei hatte und sich daheim beschäftigen konnte und zu versorgen wusste. Wenn ich mir heute meine jüngste Cousine ansehe, macht sie mit Anfang 20 zwar auf reif und cool und erwachsen, weiß aber ohne Mama und Papa nicht viel mit sich anzufangen und würde auch eine Fünf-Minuten-Terrine nicht allein zubereiten können. Würde man sie nach einem Wasserschaden oder Blitzeinschlag in der Schule heimschicken, wäre sie total aufgeschmissen und es würde ihren ganzen "durchgetakteten" Tag durcheinander bringen bis an den Nervenzusammenbruch - ihre Freundinnen sind ähnlich. Bei uns hieß es damals ... ja mein Gott, das ist jetzt halt so, das überleben wir und morgen ist ein auch noch ein Tag.
Man muss sich heute auch pausenlos rückversichern - das beginnt bei den Formularen, die die Eltern unterschreiben müssen, was bei Unterrichtsausfall passiert, ob das Kind heimlaufen darf oder nicht. 99,9 Prozent erlauben das, aber wenn einer es nicht tut oder (was wahrscheinlicher ist) der Zettel nicht abgegeben wird, haben halt alle das auszubaden. Wenn der Lehrer dann denjenigen, der den Zettel nicht abgab mit dem Auto daheim abliefert, riskiert er, dass irgendeine aufgeblasene gehässige Supermutter ihm einen Strick draus dreht, weil er pragmatisch handelte - früher hätte man dem Lehrer gedankt, heute würde man sich gleich am Schulamt beschweren und ihm womöglich noch nachsagen wollen, er habe das Kind im Auto angefasst und das Kind mit Fangfragen soweit verunsichern, dass es sich verplappert und was sagt, das gar nicht stimmt, das die Erwachsenen aber "bestätigt" in ihrer Einfältigkeit.
Die Wahrheit liegt aus meiner Sicht irgendwo in der Mitte - meine Mutter war bis vor zwei Jahren auch Lehrerin (Grund- und Hauptschule) und hat sich immer wieder über unmögliche Eltern, aber auch über unfähige Kinder und Jugendliche beklagt, die total unbeholfen seien. Das alles führt gezwungenermaßen zu eigenartigen Lösungen, die gegen jeden gesunden Pragmatismus und jeden Menschenverstand gehen und so sein können wie bei dir beschrieben.
Sofern die Klassenräume ohne Einschränkungen benutzbar gewesen wären, hätten wir auch in der Schule bleiben müssen. Besonders auf der Oberschule.
Das waren sie in diesem Fall aber nicht. Das Gebäude war den ganzen Tag komplett gesperrt.
Ja dann hat Unterricht ja keinen Sinn mehr. Zu bleiben, um herumzusitzen ist irgendwie sinnlos.
Gefühlt ist das sinnlos. Aber die Schule hat auch eine kustodiale Funktion - eine Aufbewahrungsfunktion. Allein schon aus versicherungsrechtlichen Gründen darf man Schüler (vor allem die kleinen) nicht wegschicken.
Okay, ich dachte ab einem gewissen Alter ist es Kindern zuzutrauen alleine nach Hause zu gehen