Was bleibt von der Welt, wenn man Gott radikal streicht – und kommt dann endlich die Wahrheit zum Vorschein?
Ein transzendenter Gott – verstanden als ein außerhalb von Raum, Zeit, Materie, Energie und Kausalität existierendes Wesen – widerspricht in seinem Wesen jeder methodischen, mathematisch-physikalischen oder biologischen Erklärbarkeit. Es ist kein Zufall, dass in keiner naturwissenschaftlichen Formel, in keiner Gleichung, in keiner evolutionären Theorie ein Platz für Gott vorgesehen ist. Nicht weil man ihn vergessen hätte – sondern weil er, logisch betrachtet, exkludiert ist.
Glaube ich an einen transzendenten Gott? Nein. Warum? Weil kein einziges Konzept der modernen Wissenschaft seine Existenz voraussetzt oder von ihr profitiert. Ist das schlimm? Auch nein. Es ist schlicht die logische Konsequenz, wenn man die Regeln der empirischen Welt ernst nimmt. Gott ist, so wie er meist gedacht wird, nicht nur unbeweisbar – er ist epistemisch leer. Er erklärt nichts, was nicht ohne ihn besser erklärbar wäre.
Nehmen wir die Quantenphysik. Das vielleicht geheimnisvollste, zugleich aber bestverifizierte Modell unseres physikalischen Weltverständnisses. Die Quantenmechanik beschreibt die Welt in Form von Zustandsvektoren im Hilbertraum, die sich durch unitäre Operatoren entwickeln. Beobachtung? Führt zum Kollaps. Aber ein Gott? Kommt nicht vor. Weder in Schrödingers Gleichung noch in der Quantenfeldtheorie. Und selbst Interpretationen wie die Viele-Welten- oder die Bohm’sche Mechanik, die über das Messproblem hinausgehen, benötigen keine transzendente Instanz. Die Wahrscheinlichkeit eines Elektrons, durch eine Doppelspaltanordnung zu interferieren, ist nicht „gewollt“ – sie ist berechnet.
In der Biologie? Dasselbe Bild. Die darwinistische Evolutionstheorie basiert auf Variation, Selektion und Vererbung. Gencode, Mutation, Replikation – alles natürliche, kontingente Prozesse. Wo soll Gott da eingreifen? Als stiller Optimierer? Als moralischer Dirigent des Gens? Die Evolution ist grausam, ineffizient, voller Blindleistungen. Wenn das göttlich sein soll, wäre es ein Gott, der an trial-and-error glaubt. Nein – auch hier: kein Bedarf.
Und in der Mathematik? Dort ist es am deutlichsten: Die Mathematik ist – wie Kurt Gödel zeigte – ein in sich konsistentes, aber unvollständiges System. Ihre Wahrheitssätze existieren nicht im Himmel, sondern im Raum logischer Beziehungen. Gott ist kein Axiom, kein Operator, kein Definitionsbereich. Es gibt kein Theorem, das seine Existenz impliziert. Auch nicht in der Mengenlehre. Auch nicht in der Kategorie der Topoi.
Aber wenden wir uns nicht nur dem Argument zu, sondern auch dem Gefühl: Was geschieht, wenn man Gott aus dem Denkgebäude streicht? Wird die Welt ärmer, kälter, leerer? Das Gegenteil ist der Fall. Denn das Staunen bleibt. Es verliert nur seine naive Projektion. Die kosmische Hintergrundstrahlung, die mit 2,725 K das Echo des Urknalls trägt, ist nicht weniger erhaben, nur weil kein Gott sie verursacht hat. Der genetische Code, der in vier Basen eine unendliche Vielfalt erzeugt, ist nicht weniger magisch, nur weil er das Ergebnis chemischer Evolution ist.
Die Wahrheit ist: Die Welt wird tiefer, nicht flacher, wenn man Gott weglässt. Sie wird radikaler – weil sie nicht mehr auf ein metaphysisches Back-Up zurückgreifen kann. Sie wird existenzieller – weil sie uns zwingt, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Und was bleibt dann? Die Thermodynamik bleibt. Die Entropie steigt weiter. Die Quantenfluktuationen tanzen weiter ihr unsichtbares Ballett. Die mathematischen Strukturen entfalten sich in unendlichen Varianten – nicht, weil jemand sie denkt, sondern weil sie in der Logik selbst angelegt sind. Der Satz des Pythagoras gilt – nicht, weil ein Gott ihn will, sondern weil die Geometrie des Raums ihn erzwingt.
Und wir? Wir bleiben als bewusste Entitäten in einem Universum, das uns nicht braucht, aber uns hervorgebracht hat. Das ist keine Entwürdigung, das ist die radikalste Form der Würde. Denn sie ist selbstverdient. Kein Vater, der auf uns wartet. Keine Strafe, keine Belohnung. Nur die Verantwortung, in einer Welt, die blind ist, sehend zu sein.
Man könnte meinen, das sei eine kalte Philosophie. Aber sie ist, wenn man sie zulässt, von überwältigender Wärme. Denn sie macht alles, was ist, zu etwas, das zählt. Wenn kein Gott die Dinge wertet, dann ist jede ethische Entscheidung, die wir treffen, radikal unser Werk. Dann ist jedes Leben, das wir retten, wirklich gerettet – und nicht bloß Teil eines göttlichen Plans.
Ein transzendenter Gott ist kein Teil der Wirklichkeit – er ist ein Konzept, das außerhalb von allem liegt. Doch wenn etwas außerhalb aller Wirkung liegt, dann liegt es auch außerhalb aller Relevanz. Es ist nicht „falsch“, an Gott zu glauben – es ist nur folgenlos. Naturwissenschaft fragt nicht: Gibt es Gott?, sondern: Was folgt aus seiner Existenz? Und wenn die Antwort lautet: Nichts, dann ist das, was bleibt, nicht Leere – sondern Freiheit.
12 Antworten
Du hast nicht verstanden, wer Gott ist:
ER ist der Ursprung von allem und auch allwissend. Er ist ewig.
Wir sind nur seine Geschöpfte und können Ihn nie ganz erfassen. Egal wie viele Erkenntnisse wir haben, wir kommen damit nie zum Ende.
Also, wenn ich solche Argumente höre, dann kommt mir der Verdacht: da will jemand sein Intellekt nutzen, um Argumente für seine Gottlosigkeit zu erfinden.
👉 Wenn Du schon wissenschaftliche Dinge zu Sprache bringst, dann muss auch so ehrlich sein, dass die Wissenschaft sich immer wieder irrt und auch nicht alles weiss. Daher gibt es auch die Metastudien, um sich etwas größeren Überblick zu verschaffen, weil eine Studie nicht alles entdecken will.
Wenn Du WIRKLICH auf der Suche nach der Wahrheit wärst, dann hättest Du Dir die Zeit genommen, die Bibel zu lesen. Dann hättest Du auch herausgefunden, dass es ein besonders Buch ist, dass die Weltgeschichte vorgesagt hat. Das bittet sonst keiner!
Du kannst ja hier so einige Menschen mit Deiner Gelehrsamkeit beeindrucken. ABER was bringt es Dir wirklich?
Du bist auch so frei als Atheist zu leben. Aber Du verlierst das eigentliche: Dein Seelenheil. Du kommst für Deinen Stolz und Rebellion in die Hölle.
Gott kann man nicht täuschen. Er weiss ganz genau, warum Du es machst..... Er hat ja Dein Hirn geschaffen.
Das ist wie: Operation gelungen, Patient ist tot.
Sie ist der einzige Weg, der Irrtum nicht nur erlaubt, sondern ihn systematisch einplant. Das nennen wir Fortschritt.
Nein, die Wissenschaft ist keineswegs immer die einzige Lösung. Die Wissenschaft kann Ihnen nicht erklären, was nach dem Tod passiert. Und in manche Dinge kann sich die Wissenschaft nicht einmischen. In sehr wichtige Dinge wie Familie.
Sie haben ja auch nicht von Ihren Eltern einen Gentest verlangt, als es in der Pubertät schwieriger wurde oder haben Sie vor einen Wissenschaftler zu fragen, wen Sie heiraten dürfen?🙄
Und nein, es ist keine Unverschämtheit, von der Hölle zu reden! Das ist eine Behauptung der Bibel. Nicht meine.
Das ist für Sie schon eine Drohung ist, zeigt, dass es einen Gott gibt. Wenn es nur ein Märchen wäre, würde man sich auch nicht bedroht fühlen.
Mein Fazit: Sie könnten glauben, aber Sie wollen es nicht!Nein, ich habe keinen Gentest bei meinen Eltern in Auftrag gegeben, als ich 15 war. Aber ich habe auch nicht behauptet, meine Mutter sei allwissend, unfehlbar und der Ursprung des Universums – und gleichzeitig gesagt, man dürfe sie auf keinen Fall hinterfragen. Sie schon. Sie bestehen darauf, dass Gott ewig, transzendent und jenseits allen Verstehens ist – um dann im nächsten Atemzug sein Strafregister zu zitieren, als hätten Sie es persönlich einsehen dürfen. Widerspruch? Nein, das nennen Sie offenbar „Glauben“.
Und was ist das für ein Argument: „Wenn Sie sich von der Vorstellung der Hölle bedroht fühlen, muss sie wahr sein“? Ehrlich: Wenn ich Ihnen sage, dass ein fliegender Pinguin mit Laseraugen nachts in Ihr Schlafzimmer kommt, um Sünder zu bestrafen – und Sie zucken kurz zusammen – beweist das dann auch seine Existenz? Angst ist keine Erkenntnisform. Sie ist ein Gefühl. Und Gefühle sind kein Beweis. Dass man sich durch ein Dogma bedrängt fühlt, bedeutet nicht, dass es wahr ist – es bedeutet nur, dass es manipulativ formuliert wurde.
Was Sie betreiben, ist keine Theologie. Es ist emotionale Erpressung in kosmischem Gewand. Und ich sage das nicht mit Überheblichkeit – sondern mit einer tiefen Traurigkeit darüber, wie sehr sich der Mensch danach sehnt, seinen freien Willen gegen Versprechen und Drohungen einzutauschen.
Sie werfen mir vor, nicht glauben zu wollen. Nein – ich kann nicht glauben. Nicht an ein Weltbild, das in der Logik aufhört, wo die Angst beginnt. Nicht an eine Moral, die aus Schuld geboren wird, nicht aus Einsicht. Und vor allem nicht an ein System, das Kritik als Stolz und Zweifel als Rebellion diffamiert.
Ich glaube nicht an Gott. Nicht aus Trotz. Sondern aus Konsequenz.
Und wissen Sie, was wirklich paradox ist? Wer Gott wirklich ernst nimmt, müsste mehr fragen, nicht weniger. Müsste radikaler zweifeln, nicht schneller niederknien. Müsste den Mut haben, das Schweigen Gottes nicht mit eigenen Worten zu füllen, sondern es auszuhalten – in aller intellektuellen Einsamkeit.
Sie sagen: „Das ist keine Drohung, das steht so in der Bibel.“ Nun – die Bibel sagt auch, man solle Ehebrecher steinigen, Sklaven besitzen und Homosexuelle töten. Finden Sie das auch in Ordnung – oder picken Sie sich nur die Stellen heraus, die Ihrem persönlichen Geschmack entsprechen?
Ich picke nichts. Ich denke. Und ich frage. Und ja – ich widerspreche.
Weil ich muss.
Weil ich es mir nicht leisten kann, mein Gehirn zu verschenken – nur damit sich jemand bestätigt fühlt, der lieber glaubt, als versteht.
Sie sagen, ich könnte glauben. Vielleicht. Aber ich dürfte dann nicht mehr ehrlich denken. Und das ist mir zu teuer. Möchten Sie wissen, warum?
Weil Wahrheit kein Gefühl ist. Keine Komfortzone. Und keine Hölle.
Sondern der Ort, an dem man stehen bleibt, selbst wenn alle anderen sich hinknien.
Ja, Sie sind mit viel Verstand gesegnet, der Ihnen in den Weg sich stellt. 🤷♂️
Das ist bitter. Vertrauen und Glauben sind überlebenswichtig:
Man kann nicht alles überprüfen! Wenn Sie zum Arzt gehen, dann fragen Sie nicht nach seinem Diplom! Wenn Sie in das Flugzeug steigen, dann bitten Sie nicht den Piloten um einen Alkoholtest, wenn Sie über die Brücke laufen, dann denken Sie nicht in Panik dass, die unter Ihnen zusammenbricht. Und das, obwohl die Brücken auch in Deutschland zusammen brechen!
Sie vertrauen einfach!
Also, wenn Sie wirklich so intellektuell alles nachprüfen und ergründen wollen, dann empfehle ich Ihnen Sachbücher über Gott. Die sich sehr genau und belastbar über den Glauben auslassen. Man kann es auch wissenschaftlich untersuchen:
Und jetzt kommt der Knackpunkt:
SIE werden ES NICHT lesen! Weil Sie dann mit den Argumenten geschlagen werden und dann keinen vernünftigen Grund mehr haben, Gott abzulehnen:
Ich kenne es schon mit vielen anderen Diskussionen mit Atheisten: wenn man keinen Gegenargument hat, dann lenkt man aber oder man wird beleidigend. 🙄
Hier, diese Bücher können Sie sich durchlesen:
https://www.gerth.de/buecher/sachbuecher-fachbuecher/wissenschaft-fachberichte.html
So, ich hoffe, ich habe Ihnen ein paar Gedankenanstöße gegeben, die Ihnen es leichter machen, in den Himmel zu kommen, um die ganze Ewigkeit in völligem Glück zu genießen, was hier leider nicht möglich sein kann.
Viel Spaß beim Lesen!
Zunächst: Sie verlangen, dass man Ihnen mit Respekt begegnet – das ist richtig und verdient. Und genau deshalb werde ich nicht herablassend, sondern chirurgisch präzise sein. Denn es geht nicht darum, jemanden zu diskreditieren. Es geht um intellektuelle Hygiene. Und ja – auch darum, Denkfehler klar zu benennen, wenn sie auftreten, und sei es in der schönsten Rhetorik oder dem aufrichtigsten Herzen verpackt.
Wird hier wirklich argumentiert – oder nur appelliert?
Der zentrale Denkfehler Ihres Textes liegt in der Verwechslung von Vertrauen mit Glauben. Vertrauen basiert auf induktivem Rückschluss aus Erfahrung: Ich steige in ein Flugzeug, weil Millionen Menschen vorher sicher gelandet sind, weil der Luftverkehr streng reguliert ist, weil statistisch das Risiko minimal ist. Es ist kein blinder Glaube. Es ist rational begründetes Vertrauen auf Basis überprüfbarer Fakten. Niemand verlangt, dass ich jede Niete des Fliegers überprüfe. Aber ich könnte, wenn ich wollte – und der Flieger würde immer noch fliegen.
Glaube hingegen – zumindest in dem Sinne, wie Sie ihn vertreten – ist Vertrauen ohne Möglichkeit der Überprüfung. Er verweist explizit auf etwas, das „jenseits“ liegt, das sich per Definition jeder Nachprüfung entzieht. Und das ist nicht edel. Das ist gefährlich. Denn wenn ich diesen Standard akzeptiere, warum dann nicht auch den des Schamanen, der behauptet, der Flussgott habe mein Unglück verursacht? Warum nicht der der Sekte, die den Weltuntergang berechnet hat?
Glaube ohne Überprüfbarkeit kann alles rechtfertigen. Das ist das Problem. Nicht Gott. Nicht Religion. Sondern die Methodik.
Wird hier argumentiert oder moralisch unter Druck gesetzt?
Sie schreiben: „Sie werden es nicht lesen!“ – Das ist kein Argument. Das ist ein billiger rhetorischer Trick. Sie stellen eine hypothetische Weigerung als Schwäche dar, um sich den eigentlichen inhaltlichen Diskurs zu ersparen. Es ist – mit Verlaub – eine Immunisierungsstrategie: Wenn du mich widerlegst, zeigst du nur, dass du nicht offen bist. Nein. Wer ein Argument widerlegt, zeigt – dass es widerlegt ist.
Sind diese Bücher wissenschaftlich?
Sie behaupten, man könne „den Glauben wissenschaftlich untersuchen“. Richtig – man kann die Wirkung des Glaubens untersuchen, die Neurobiologie religiöser Erfahrung, die Soziologie des Glaubens. Aber den Inhalt des Glaubens? Nein. Wenn Gott nicht Teil des empirisch zugänglichen Universums ist, dann ist jede Untersuchung über ihn metaphysisch – nicht wissenschaftlich.
Und bitte: Ein Buch auf einer christlichen Verlagsseite ist noch lange kein wissenschaftlicher Beleg. Ein wissenschaftliches Argument lebt von Widerlegung, Überprüfbarkeit, methodischer Redlichkeit – nicht vom Pathos des Gläubigen.
Ist Ihre Argumentation also stichhaltig?
Leider nein. Sie setzt auf emotionale Appelle, auf Unterstellungen („Sie werden es nicht lesen!“), auf rhetorischen Hochmut („damit Sie in den Himmel kommen“), auf vage Andeutungen („sehr genau und belastbar“) – aber nicht auf argumentativ belastbare Strukturen. Das kann man Ihnen nicht vorwerfen, wenn es aus echter Überzeugung kommt. Aber es ist intellektuell unredlich, es als Argumentation auszugeben.
Glaube ich an Gott? Nein. Ist das schlimm? Auch nein.
Ich glaube nicht an Gott – aus genau dem Grund, den Sie selbst beschreiben: Weil er sich jeder Prüfung entzieht. Aber ich glaube an Menschen. An Vernunft. An das Gespräch. An Würde, selbst im Dissens. Und wenn es einen Gott gibt, der Logik, Argumente, Zweifel und Aufrichtigkeit nicht ehrt, dann verdient er keine Anbetung, sondern Kritik.
Zum Abschluss
Sie sprechen mit Herz. Aber nicht mit Klarheit. Wenn Sie Menschen überzeugen wollen, tun Sie es nicht durch moralischen Druck, sondern durch argumentative Tiefe. Wenn Sie sich angegriffen fühlen, prüfen Sie, ob nicht vielleicht das Argument getroffen wurde – und nicht die Person.
Denn: Wer ein Argument persönlich nimmt, hat oft keins mehr.
Was bleibt von der Welt, wenn man Gott radikal streicht – und kommt dann endlich die Wahrheit zum Vorschein?
Ja, dann würden die Menschen aufwachen und sich wichtigeren Dingen zuwenden, anstatt sich mit irgendwelchen Göttern zu befassen, die eventuell existieren.
Es wäre für viele sozusagen das Wiederfinden in der Realität.
Du glaubst noch an den Urknall? Die Ein- oder Zwei-Urknalltheorie? Hast du dich je mit der CMB befasst? Wie erklärst du dir den "Kalten Fleck"? Und wie kommt es zum ansonsten thermischen Gleichgewicht? Kosmische Inflation? Wo sind Beweise dafür? Jedes wissenschaftliche Modell, das ständig mit nicht überprüfbaren Hypothesen untermauert werden muss , ist nicht falsifizierbar und daher keine Wissenschaft – im Grunde blinder Glaube.
Nicht viel, da Gott selbst die Wahrheit ist...
Jesus Christus hat gesagt:
- "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!" (Johannes 14,6).
Wirkliche Wahrheit finden wir nur bei unserem Schöpfer...
Weil ich keine Nerven habe, auf alles jetzt einzugehen:
Hinter deiner Fassade an ach so schlauen Wörtern verbirgt sich nichts weiter als Unlogik und Überhöhung der Wissenschaft.
Ach, wie charmant – das klassische "Ich hab keine Nerven" als rhetorischer Rückzug. Ich verstehe das. Es ist auch schwer, sachlich zu bleiben, wenn man merkt, dass die eigenen Glaubenssätze plötzlich unter Beweislast stehen.
Aber gut, wenn wir schon bei Fassaden sind: Ihre Abneigung gegen „ach so schlaue Wörter“ ist ironisch – denn genau die braucht man, wenn man versucht, komplexe Fragen mit mehr als einer Bibelstelle zu beantworten. Sprache ist kein Blendwerk. Sprache ist unser Werkzeug, um präzise zu denken. Wenn Sie da schon kapitulieren, wird’s halt dünn.
Und zur angeblichen Überhöhung der Wissenschaft: Wissenschaft ist keine Religion, die man „überhöhen“ kann. Sie verlangt nicht, dass man sie anbetet. Sie verlangt nur eines: Belege.
Wissen Sie, was das Gegenteil davon ist? Dinge zu behaupten, für die man keine Verantwortung übernimmt, weil man sich hinter „Glaube“ versteckt, wenn es kritisch wird.
Also nein – meine Argumente sind nicht unlogisch. Sie sind nur unbequem.
Und wenn Sie dafür „keine Nerven“ haben, dann ist das vielleicht kein intellektuelles Urteil – sondern ein emotionales.
Aber keine Sorge: Auch das darf man haben. Nur sollte man dann nicht so tun, als hätte man das Denken für sich gepachtet, während man eigentlich nur vor der Debatte davonläuft.
Vorab: Ich biete dir das das du an.
Schau mal, wann ich die Antwort verfasst habe - Es war gegen ein Uhr nachts. Um diese Uhren hat man weder die Kraft und die Lust, eine Riesendiskussion vom Zaun zu brechen - sprich eben keine Nerven.
Wenn ich es nicht vergesse bzw. mir nicht in fir Quere kommt, werde ich noch irgendwann heute bzw. Diese Woche antworten.
So, ok, bin jetzt da:
Du sagst:
Das klassische "Ich hab keine Nerven" als rhetorischer Rückzug.
Nein. Das "Ich hab jetzt keine Nerven" ist als "Ich hab jetzt keine Nerven gemeint. Glaub's mir oder eben nicht, ist mir ganz ehrlich jetzt ziemlich wurst.
Du sagst:
Es ist auch schwer, sachlich zu bleiben, wenn man merkt, dass die eigenen Glaubenssätze plötzlich unter Beweislast stehen.
Kommt drauf an, was für Glaubenssätze das sind. Sind sie mit der Realität vereinbar? Dann nicht. Wenn es aber eine Märchenreligion ist, dann sicherlich schon. Und was bitte für eine Beweislast? Das einizige Scheinargument, auf welches du dich stützt, sind wissenschaftliche Studien. Studien können niemals alles erfassen. Wie dann bitte den Schöpfer von allem? Erwartest du, dass man Gott auf einige Formeln begrenzt? Dass man Ihn dir in einem Reagenzglas vorzeigt?
Du sagst es doch selbst: Gott ist KEIN Teil des Universums. Er ist kein Geschöpf. Wäre Er ein Teil des Universums, wäre Er Teil Seiner Schöpfung - Ein Widerspruch in sich. Gott existiert ohne Wie, ohne Ort und ohne Zeit. Wie willst du sowas mit begrenzten, menschengemachten Gerätchen messen? Sowas kannst du nicht messen. Gott ist unerfassbar. Das, was du hier forderst, ist weit jenseits der Realität und des Mögliches.
Aber um Gottes Existenz zu erkennen, braucht es nicht mal komplizierte, unmögliche Messungen, die nur die wissenschaftliche Elite der Menschheit verstehen wird. Dazu genügt allein Logik. So wahr eine Schrift einen Schreiber braucht, so braucht auch das gesamte Universum, die Gesamtheit der Schöpfung, jemanden, der es hervorbrachte.
Natürlich ist eine Schrift kaum mit dem Universum zu vergleichen. Aber doch zur Verdeutlichung des Gemeinten geeignet. Natürlich kannst nun mit allerlei wissenschaftlichen Erklärungen kommen, die wahrscheinlich auch stimmen. Aber diese Erklärungen beschreiben im Endeffekt nur die Natur der Dinge. Die Natur wurde von vielen Linguisten auch mit "Wesensart" erklärt.
Diese "Wesensart" kann nichts erschaffen und nichts hervorbingen, denn sie hat keinen Willen. Sie ist bloß einer Sache eingegeben worden. Die übergeorndete Natur von allem ist die Veränderung. Egal was du dir anschaust: Es findet immer eine Veränderung statt. Diese Veränderung kannst du dann spezifizieren und genau benennen - Seien es mathematische, biologische oder physikalische Vorgänge. Gerade diese Veränderungen sind das größte Zeichen dafür, dass etwas erschaffen ist, und in Folge dessen für einen Schöpfer, Der in keinster Weise Ähnlichkeiten mit Seiner Schöpfung hat.
Du sagst:
Ihre Abneigung gegen „ach so schlaue Wörter“ ist ironisch
Nein, ich habe keine Abneigung gegen "schlaue Wörter". Ich habe eine Abneigung gegen viel Gerede ohne Sinn und Inhalt.
Du sagst:
– denn genau die braucht man, wenn man versucht, komplexe Fragen mit mehr als einer Bibelstelle zu beantworten. Sprache ist kein Blendwerk. Sprache ist unser Werkzeug, um präzise zu denken.
Nein, eben nicht. Wenn dem so wäre, wäre Bildung und Intelligenz ausschließlich ein Privileg für eloquente Menschen. Man denkt nicht in Wörtern, sondern mit Bildern. Um diese Bilder zu vermitteln, benötigt es Sprache. Und doch, Sprache kann sehr wohl als Blendwerk dienen. Du glaubst nicht, wie leicht es ist, schon allein mit simpler Sprache ganze Massen hinter sich zu vereinen, zu manipulieren, zu täuschen und aufzustacheln. Ähnlich wie du es hier mit deinem provokantem Text gemacht hast.
Du sagst:
Wissenschaft ist keine Religion, die man „überhöhen“ kann.
Doch Wissenschaft kann definitiv überhöht werden. Dazu ist keine Anbetung nötig. In der Geschichte gab es ständig Überhöhungen ohne Anbetungen. Siehe etwa das Militär des Zweiten Reiches.
Die Überhöhung der Wissenschaft geschieht, in dem sie zu einzigen Quelle der Wahrheit erhoben wird und dabei jede empirische, allerdings wissenschaftlich "unbelegte" Erfahrungen, Moral und Perspektiven außer Acht lässt. Dann wird die Wissenschaft überhöht, und das ist äußerst gefährlich - Dies grenzt nämlich schon fast an religiösem Extremismus.
Du sagst:
Also nein – meine Argumente sind nicht unlogisch.
Doch. Sie basieren nämlich nur auf eigenem Unverständnis und einer Überhöhung der Wissenschaft.
Du sagst:
Sie sind nur unbequem.
Nein. Nur nicht zu Ende gedacht.
Nun, zunächst: Danke. Du hast dir Zeit genommen, deinen Standpunkt auszuführen. Und genau das verdient – auch bei Meinungsverschiedenheit – Respekt. Nicht für das Ergebnis, aber für den Versuch.
Doch ich werde nicht in den höflichen Rückzugsmodus verfallen, wie man ihn aus Feuilleton-Debatten kennt. Warum? Weil wir es hier nicht mit einer Geschmacksfrage zu tun haben. Sondern mit einer Behauptung über das Fundament der Wirklichkeit.
Du willst Logik? Du bekommst Logik.
Du sagst: „Gott ist nicht Teil der Welt, also kann man ihn nicht messen.“
Klingt auf den ersten Blick wie ein raffinierter Taschenspielertrick – bei näherer Betrachtung ist es ein kategorischer Selbstschutz: „Ich behaupte etwas, das sich grundsätzlich dem Zugriff aller Erkenntnismittel entzieht – und dann verlange ich, dass man es trotzdem ernst nimmt.“
Wenn ich das auf eine andere Entität übertrage – sagen wir, ein fliegendes Teekännchen hinter Saturn, das sich jeder Messung entzieht – müsstest du es auch akzeptieren. Tust du aber nicht, weil dein Teekännchen eben Gott heißt. Und damit sind wir beim Punkt: Du willst ein Privileg für deinen Begriff, das du keiner anderen Behauptung zugestehen würdest.
Wissen ersetzt kein Glauben – aber Glauben ersetzt auch kein Wissen.
Du schreibst, die Veränderung sei das größte Zeichen für einen Schöpfer. Warum? Du sagst es einfach. Aber das ist keine Argumentation, das ist Deklamation. Veränderung ist keine Signatur Gottes. Sie ist schlicht: eine Eigenschaft komplexer Systeme in einem thermodynamischen Rahmen. Und genau dieser Rahmen lässt sich – Achtung – empirisch erfassen.
Deine Prämisse lautet: „Alles Veränderliche braucht einen Urheber.“
Aber ist das logisch? Ist Veränderung per se ein Hinweis auf Willen? Oder eher auf Entropie?
Ich verstehe dein Bedürfnis nach einem Urgrund. Der Wunsch, dass etwas gewollt ist. Dass es ein Subjekt hinter dem Objekt gibt. Aber daraus ergibt sich keine Notwendigkeit, sondern eine Projektion. Du hast recht, wenn du sagst: „Die Natur hat keinen Willen.“ Aber warum schließt du daraus, dass sie deswegen nicht Ursache sein kann? Weil sie dir zu kalt erscheint?
Du wirfst mir Überhöhung der Wissenschaft vor – und lieferst dafür ein Paradebeispiel religiöser Immunisierungslogik.
Du sagst, man solle Gott nicht in Reagenzgläser sperren. Richtig. Aber wenn man ihn vollständig aus der Wirklichkeit exiliert, dann muss man sich nicht wundern, wenn er im Diskurs keine Rolle mehr spielt. Wer etwas postuliert, das prinzipiell jeder Überprüfung entzogen ist, verabschiedet sich aus der Welt der Gründe. Und das ist kein intellektueller Triumph – sondern Kapitulation.
Du sagst: „So wie eine Schrift einen Schreiber braucht, braucht das Universum einen Schöpfer.“
Wirklich? Eine Schrift ist ein intentionaler Akt innerhalb einer Welt von Symbolen, Konventionen, Gehirnen. Das Universum ist kein Symbol, sondern die Bühne, auf der überhaupt erst Zeichen möglich sind. Du verwechselst Ebenen. Oder schlimmer: Du vergleichst metaphorisch und tust dann so, als sei das ein Argument.
Und ja: Sprache kann verführen. Aber sie kann auch klären. Deine Behauptung, dass Denken primär in Bildern geschieht, ist neurobiologisch nicht falsch – aber für rationale Analyse irrelevant. Der Satz „Sprache kann auch manipulieren“ widerlegt nicht, dass sie unser präzisestes Werkzeug zur Bedeutungsvermittlung ist. Wenn man so will: Sprache ist die Operation am offenen Gehirn.
Was bleibt?
Ein Glaube, der sich einerseits auf Logik beruft, aber sofort das Spielfeld verlässt, wenn diese Logik nicht das gewünschte Ergebnis bringt.
Ein Glaube, der sich als bescheiden gibt, aber absolute Urteile über das Universum fällt.
Ein Glaube, der Wissenschaft kritisiert, aber keine eigenständige Methode bietet, die über bloßes Behaupten hinausgeht.
Ich habe nichts gegen Glauben. Ich habe nur etwas dagegen, wenn man ihn als Erkenntnisersatz verkauft. Wenn man behauptet, es sei „logisch“, dass Gott existieren muss – und dann jegliche Form von Logik durch eine Behauptung ersetzt, die sich auf nichts anderes stützt als ein anthropozentrisches Bedürfnis nach Sinn.
Glaubst du an Gott? Bitte.
Aber nenne es nicht Beweis.
Denn das ist es nicht.
Und falls du wieder sagst: „Du verstehst mich nicht“, dann antworte ich: Vielleicht.
Aber vielleicht liegt es auch daran, dass du versuchst, etwas Unfassbares mit Worten zu greifen – und dich dabei im eigenen Netz verfängst.
Glaubst du, das Universum braucht einen Urheber? Gut.
Ich glaube, es braucht vor allem eins:
Den Mut, das Nichtwissen auszuhalten.
Du sagst:
kategorischer Selbstschutz
Du vergisst hierbei das der naturwissenschaftlichen Methodik zugrunde liegende System: Es ist auf messbare Phänomene begrenzt. Gott liegt somi per Definition schon außerhalb dieses Rahmens. Die Wissenschaft kann nicht beweisen, dass nur Messbares existiert. Daher bedarf es automatisch andere eine andere Art von Beweisen, etwa Beweise metaphysischer Art. Dies bedeutet nicht, dass der Glaube an Gott bzw. Seine Existenz irrational sei.
Du sagst:
Wenn ich das auf eine andere Entität übertrage – sagen wir, ein fliegendes Teekännchen hinter Saturn, das sich jeder Messung entzieht – müsstest du es auch akzeptieren. Tust du aber nicht, weil dein Teekännchen eben Gott heißt. Und damit sind wir beim Punkt: Du willst ein Privileg für deinen Begriff, das du keiner anderen Behauptung zugestehen würdest.
Ah ja, Russels berühmte Teekanne (welce allerdings per Definition keine Entität ist). Ziemlich witzlos, find ich. Auch wenn die Botschaft recht deutlich ist - sie ist nicht gut durchdacht. Eine solche Teekanne könnte existieren, muss aber nicht. Wenn du davon überzeugt bist, dass sie existiert, meinetwegen.
Jedoch existiert diese Teekanne immer noch im Universum, und das auch in einer Art und Weise, die man früher oder später messen kann. So verhält es sich mit Gott - wie bereits erwähnt - nicht. Gott ist nicht Teil des Universums - Du wirst ihn nie wissenschaftlich auf die Art und Weise beweisen können, wie du es hättest. Genau hier liegt das Problem. Du forderst wieder etwas, was weit jenseits der Realität und des Möglichen liegt - Und das auch absolut.'
Auch hier manipulierst du sprachlich: Mit dem Setzen dieses Scheinarguments lässt du es wirken, als wären beide gleich behandelt - Doch das ist nicht der Fall. Eine Teekanne ist ein begrenzter, fassbarer und vorstellbarer Körper und sei er noch so weit weg. Doch Gott ist es nicht. Er ist nicht weit weg, sondern Er existiert ohne Ort und Zeit, Er ist kein Körper und verändert Sich nicht.
Du sagst:
Du schreibst, die Veränderung sei das größte Zeichen für einen Schöpfer.
Es ist auch das größte und eindeutigste Zeichen für einen Schöpfer. Denn die Veränderung ist das, was jedes Geschöpf miteinander gemein hat - Sei es von einem Atom bis hin zur Entropie selbst. Das ist die Natur. Du kannst verschiedene Aspekte der Natur unterschiedlich benennen und ihnen genaue Ursachen zuschreiben. An denen ist nichts zu rütteln. Die Gesamtheit der Schöpfung, das Universum, ist im Grunde fast nichts weiter als eine große Entropie mit System - oder eben viele kleine Entropien. Diese sind alle von Gott erschaffen und können selbstverständlich die Ursache vieler weiterer physikalischer Phänomene sein. Doch dies ist nur möglich, weil Gott, der Veränderer aller Geschöpfe und Sich Selbst nicht verändert es ermöglicht.
Du sagst:
Ich verstehe dein Bedürfnis nach einem Urgrund. Der Wunsch, dass etwas gewollt ist.
Also das ist jetzt gemein. Durch diesen Satz würde es mir, wäre ich ein außenstehender Leser, erscheinen, als ob diese Diskussion, die Beantwortung dieser Frage bloß ein Spiel, eine Leichtigkeit für dich wäre, wo du doch selbst schreibst, es wäre eine der fundamentalen Fragen der Wirklichkeit - somit alles andere als ein leichtes Spiel.
Du sagst:
Das Universum ist kein Symbol, sondern die Bühne
Du verkennst hierbei die Argumentationslinie. Die Schrift ist nicht als sprachliches Konstrukt gemeint, sondern als intentional entstandene Komplexität, ähnlich der Natur, in der ebenfalls Natur und Ordnung und physikalische Gesetze existieren. Diese sind, ähnlich dem Schreiber der Schrift, ein Indiz auf ihren Hervorbringer - Und der ist Gott.
Du sagst:
Wer etwas postuliert, das prinzipiell jeder Überprüfung entzogen ist, verabschiedet sich aus der Welt der Gründe.
Du sagst also, wenn ich dich jetzt insgesamt richtig verstanden habe, dass der Glaube "sich aus der Welt der Gründe [verabschiedet]", weil er keiner empirischen Beobachtung standhält. Doch dies setzt voraus, dass nur empirische Beobachtungen gültige und wahre Erkenntnisse hervrobringen. Doch dies ist erkenntnistheorethischer Reduktionismus. So sind bspw. Logik, Mathematik und Ethik nicht empirisch nachweisbar, aber dennoch gültige Erkenntnismethoden.
Faktisch? Es gibt keine belastbare Evidenz für die Existenz Gottes. Punkt. Und nein – das ist kein Reduktionismus. Das ist intellektuelle Hygiene. Wer die Wissenschaft kritisiert, weil sie sich auf das Messbare beschränkt, hat entweder die Methodik nicht verstanden – oder verwechselt bewusst erkenntnistheoretische Prinzipien mit einem Wunschkonzert metaphysischer Immunisierung. Der Glaube an Gott ist nicht irrational, aber er ist epistemisch unkontrolliert. Das ist ein Unterschied – aber kein Vorteil.
Ist Gott wirklich „außerhalb“ von Raum, Zeit und Erkenntnis?
Ah, das uralte Manöver: „Gott entzieht sich der Messung.“ Praktisch, nicht wahr? Wer etwas behauptet, das prinzipiell keiner Überprüfung zugänglich ist, postuliert keine Erklärung, sondern eine Ausflucht. Wenn jemand sagt: „Mein unsichtbarer Drache spuckt Feuer, aber nur in einer Dimension, die du nie beobachten kannst“ – dann lachen wir. Wenn jemand sagt: „Gott existiert, aber außerhalb von Raum und Zeit“, sollen wir ehrfürchtig schweigen? Nein. Wir denken. Wir zweifeln. Wir fordern Kohärenz.
Denn seien wir ehrlich: Was heißt es, außerhalb von Raum und Zeit zu existieren? Das ist keine Beschreibung. Das ist semantische Nebelbildung. Eine Art metaphysischer Lyrik, die nichts erklärt – aber den Eindruck von Tiefe erzeugt. Wie ein Hochglanzbild von einem Abgrund: beeindruckend, aber nicht begehbar.
Ist Russells Teekanne wirklich so „witzlos“?
Wirklich? Sie halten die Analogie für schwach, weil eine Teekanne ein „fassbarer Körper“ sei? Genau das ist der Punkt. Die Teekanne ist konkret – und trotzdem entzieht sie sich der Beobachtung. Und jetzt stellen Sie sich etwas vor, das noch weniger greifbar ist – ohne Form, ohne Zeit, ohne Ort. Warum sollte das glaubwürdiger sein?
Die Teekanne ist ein Gedankenexperiment über Beweislast. Wer etwas behauptet, trägt die Begründungspflicht – nicht derjenige, der zweifelt. Oder anders gesagt: Nur weil etwas nicht widerlegbar ist, wird es nicht automatisch wahrscheinlicher. Auch nicht, wenn man es mit Großbuchstaben schreibt und metaphysisch auflädt.
Ist Veränderung ein Beweis für einen Schöpfer?
Veränderung ist kein Beweis für irgendetwas. Veränderung ist die Beschreibung von Zustandsdifferenz über Zeit. Sie ist Folge von Wechselwirkungen, nicht Zeugnis eines Willens. Wenn alles, was sich verändert, „Schöpfung“ ist – dann ist auch radioaktiver Zerfall göttlich. Ist er das? Oder die Verdunstung eines Pfütze? Wenn das Ihre Argumentationslinie ist, dann ist Gott so inflationär, dass er epistemisch bedeutungslos wird. Gott wäre dann nichts anderes als ein anderes Wort für „Veränderung“. Herzlichen Glückwunsch: Sie haben das Unverständliche durch das Beliebige ersetzt.
Ist die Metaphysik eine alternative Form der Begründung – oder eine Flucht aus der Verantwortung zur Begründung?
Sie sagen, die Wissenschaft könne nicht beweisen, dass nur das Messbare existiert. Das ist korrekt – und auch völlig irrelevant. Die Wissenschaft arbeitet mit dem Messbaren, nicht weil sie dogmatisch wäre, sondern weil das der einzige Bereich ist, in dem sich Aussagen prüfen, widerlegen und verbessern lassen. Das ist kein Dogma – das ist Demut.
Wenn Sie also sagen, Gott sei „außerhalb“, dann ist das keine Erklärung, sondern ein intellektuelles Rückzugsgefecht. Eine Art Festung der Unangreifbarkeit. Nur: Wer sich unangreifbar macht, macht sich auch überflüssig. Oder um es mit Ludwig Wittgenstein zu sagen: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“
Ist das Universum Schrift – oder Projektion?
Die Behauptung, dass die Natur „wie eine Schrift“ sei, ist poetisch. Aber Poesie ist kein Beweis. Wenn ich in Wolken ein Gesicht sehe, ist das keine Absicht – das ist Pareidolie. Der Wunsch, hinter der Ordnung einen Ordner zu finden, ist verständlich. Aber Wunsch ist keine Wahrheit. Wenn ich das Universum als Bühne sehe, ist das ein Bild – kein Beleg. Der Unterschied ist entscheidend.
Ist Glaube also irrational?
Nein. Aber er ist nicht rational im wissenschaftlichen Sinne. Er ist existenziell, psychologisch, emotional. Und das ist legitim – aber nicht erkenntnisleitend. Wer behauptet, Gott existiere real, und das sei eine rationale Position – muss mehr liefern als Sprachspiele über das „Jenseits des Messbaren“. Er muss zeigen, warum das nicht nur subjektiv überzeugend, sondern intersubjektiv begründbar ist. Das gelingt bislang niemandem. Auch Ihnen nicht.
Mein Fazit?
Gott ist eine Hypothese ohne Vorhersagekraft, ohne Falsifizierbarkeit, ohne methodische Bodenhaftung. Das ist kein Skandal – das ist einfach eine Kategoriefehler. Wenn Sie glauben wollen – glauben Sie. Aber machen Sie aus Ihrem Glauben keine Erkenntnisbehauptung, wenn Sie die Spielregeln der Erkenntnis nicht einhalten.
Oder, zugespitzt: Sie werfen der Wissenschaft Reduktionismus vor – aber reduzieren selbst jede Evidenz auf Intuition.
Ich kann im Grunde meine erste Antwort widerholen: Deine Beiträge, falls sie als solche zu bezeichnen sind, setzt nicht auf Logik und wissenschaftliche Denken (Auch wenn du dies studiert hast), sondern v.a. auf Provokation und Rhetorik. Du verneinst Gott nicht rational, sondern emotional indem dem du den Glauben an Ihn mit übertriebener Skepsis und Überhöhung der Wissenschaft betrachtest.
Du setzt v.a. auf die Psychologisierung meiner Wenigkeit, etwa in dem du Begriffe und Formulierungen wie "Faktisch? Es gibt keine belastbare Evidenz für die Existenz Gottes.", die deine Position als objektiv und absolut richtig wirken lassen, während andere Formulierungen wie "Wunschkonzert metaphysischer Immunisierung.", "semantische Nebelbildung.", "Eine Art Festung der Unangreifbarkeit" meine Position nicht nur kritiesieren, sondern sie als abwerten und als ausweichend darstellen.
Auch deine Ironie ist keine haltbare Argumentation: Fomulierungen und Vergleiche wie mit einem "unsichtbaren Drachen" sollen den Glauben einen Gott ins Lächerliche ziehen, ohne das Argument jedoch zu entwerten. Denn das ist logisch nicht möglich. Deshalb müssen wohl andere, dreckige und manipulative Weisen her. Eine andere solche dreckige Formulierung ist folgende „Herzlichen Glückwunsch: Sie haben das Unverständliche durch das Beliebige ersetzt“, die jedoch das Argument nicht widerlegt, sondern einfach nur mithilfe deines Spottes als intellektuell unhaltbar vermittelt wird.
Auch die vielem rheterischen Fragen dienen nur der Manipulation, eine Art Skepsis beim Leser zu pflanzen, die allerdings nicht logisch fundiert sind, sondern nur eine verunsichern sollen.
Eine solche Herangehensweise bei einer vermeintlich sachlichen Diskussion ist einfach und widerlich und unsportlich. Bitte verzeihe diese Ausdrucksweise, allerdings kann ich es nicht anders ausdrücken.
Nun zum Inhaltlichem:
1) Du nimmst an, dass nur empirisch nachweisbare Dinge relevant seien. Doch diese Annahme hat selbst zwei Macken: a) ist diese Annahme selbst nicht empirisch nachweisbar, sondern bloß eine erkenntnistheoretische Entscheidung, somit auch für dich nicht relevant. b) Wenn man nur die empirische Methodik zulässt, werden alle anderen Methodiken automatisch ausgeschlossen, zu denen auch die (logische) Mathematik gehört, jedoch nicht, weil sie falsch seien, sondern nur, weil sie vom System nichterfasst werden können.
2) Du sagst:
Ist Russells Teekanne wirklich so „witzlos“?
Ja, ist sie. Sie setzt - Wie bereits gesagt, zwei Dinge gleich, die nicht gleichzusetzen sind - Selbst mit der Prämisse, die Kanne sei nicht messbar.
3) Du missverstehst das "Veränderungsargument".
Um deine verachtenden Fragen zu beantworten: Auch wenn radioaktiver Zerfall und das Trocknen einer Pfütze vielleicht nicht wahnsinnig spektakulär sind, so sind sie doch auch Zeichen auf die Existenz Gottes.
Doch das Argument bezieht sich auf die Gesamtstruktur des Universums, nicht auf einzelne Phänomene, wie du sicherlich auch wusstest. Man kann Veräderungen nicht bloß als zeitliche Zustandsdifferenzen reduzieren - sondern muss die Veräderung selbst als Veränderung betrachten. Selbst Zeit verändert sich ständig - Sie wird älter. Gott jedoch verändert Sich nicht. Er existiert ohne Ort und ohne Zeit, denn Er hat sie erschaffen und ähnelt ihnen nicht.
4) Du sagst:
Die Wissenschaft arbeitet mit dem Messbaren, nicht weil sie dogmatisch wäre, sondern weil das der einzige Bereich ist, in dem sich Aussagen prüfen, widerlegen und verbessern lassen.
Das ist erkenntnistheoretische Voreingenommenheit. Wissenschaft ist nur eine Methode zur Erkenntnisgewinnung, aber nicht die einzige. Auch Logik, Ethik und Metaphysik liefern gültige Erkenntnisse.
À propos: Dein Satz "Die Metaphysik ist keine alternative Form der Begründung – sondern eine Flucht" ist keine Analyse, nicht mal eine Feststellung, sondern nur eine haltlose Behauptung. Auch wenn Metaphysik nicht mithilfe empirischer Mthoden überprüft werden kann, so heißt es nicht, dass sie unbedingt falsch oder irrational seien.
Ich würde jetzt gerne näher auf dein Fazit eingehen:
Du sagst:
Gott ist eine Hypothese ohne Vorhersagekraft,
Die Vorhersagekraft bezieht sich ausschließlich auf empirische Methoden. Gott jedoch ist per Definition nicht empirisch messbar, denn Er ist nicht Teil des Universums. Auch kann die Wissenschaft nicht beweisen, dass nur Vorsagekraft die Grundlage für Existenz ist.
Du sagst:
Kategoriefehler
Du willst Gott unbedingt in die Kategorie der messbaren Objekte setzen, dabei gehört Er - wie schon mehrfach aufgezeigt - nicht in diese Kategorie. Es ist kein logischer Fehler, Gott außerhalb der naturwissenschaftlichen Modelle zu sehen, denn Er hat sie erst hervorgebracht und gehört somit nicht zu den Naturwissenschaften, welche Teil Seiner Schöpfung sind. Schöpfer ≠ Schöpfung.
Du sagst:
Spielregeln der Erkenntnis
Du siehst die Wissenschaft als einzigen Weg zur Wahrheit. Die empirische Wissenschaft ist zwar ein mächtiges Werkzeug und sicherlich ein Weg zu Erkenntnis, aber lange nicht der einzige. Wenn Wissenschaft als einzige Wahrheitsquelle gesehen wird, entsteht ein erkenntnistheoretischer Reduktionismus, der selbst nicht wissenschaftlich nachweisbar ist.
Du sagst:
Sie werfen der Wissenschaft Reduktionismus vor
Nein, ich werfe den Reduktionismus dir vor - Nicht der Wissenschaft per se. An diesem Satz sieht man deinen Reduktionismus nochmal ganz deutlich: Du reduzierst die Wissenschaft ausschließlich auf Empirie und schließt dabei alle anderen gültigen Erkenntnismethoden direkt aus. Du - nicht die Wissenschaft.
Du sagst:
aber reduzieren selbst jede Evidenz auf Intuition.
Diese Argumentation bzw. Behauptung setzt voraus, dass ausschließlich Evidenz empirisch sein kann, ohne zu beachten, dass viele große Erkenntnisse nicht ausschließlich auf reiner Empirie beruhen. Logik, Mathematik und Ethik sind - Wie bereits davor schon erwähnt, Beispiele dafür. Zudem heißt Intiution nicht gleich Irrationalität. Viele große wissenschaftliche und philosophische Erkenntnisse begannen mit intuitiven Ideen, die ausgearbeitet und perfektioniert und später auf empirische bzw. wissenschaftlich gültige Art bestätigt wurden - Siehe bspw. als Einsteins Theorie zur relativistischen Masse - Sie konnte erst mit Teilchenbeschleunigern bestätigt werden - Davor war sie nur eine begründete Theorie, die wahrscheinlich auch aus Intuition heraus entstand.
Sorry, dass ich das jetzt so spät schreibe:
Ich habe es bereits angedeutet. Ich finde deinen Einsatz der Rhetorik größtenteils manipulativ und unsportlich. Ich bitte dich, dies zu unterlassen. Sowas gehört sich nicht zu einer sachlichen Diskussion.
Verzeihen Sie, aber eine gewisse Ironie drängt sich auf: Wer die Rhetorik eines anderen als "manipulativ", "unsportlich" und "widerlich" deklariert, dabei aber selbst eine Sprache verwendet, die aus suggestiver Psychologisierung, ad hominem-Tonalität und rhetorischer Dramaturgie besteht, verliert nicht nur an argumentative Integrität – er hat den Boden der Philosophie verlassen und sich in ein hermeneutisches Kriegsgebiet begeben, in dem jede Aussage schon durch die Waffe der moralischen Empörung gefiltert wird.
Wollen wir über Gott sprechen? Über Erkenntnis? Oder über gekränkte Egos? Ich kann alles drei, aber nicht gleichzeitig.
Ist die Ablehnung Gottes in meiner Argumentation emotional oder rational begründet?
Ein emotionales Ressentiment gegenüber der Gottesidee? Nein. Ein erkenntnistheoretisch begründetes Desinteresse an unbeweisbaren Hypothesen? Ja. Und zwar aus denselben Gründen, aus denen ich auch an Zeus, Vishnu und den Himmelsdrachen des Taoismus keine methodisch belegbare Relevanz messe. Es handelt sich um epistemisch sterile Entitäten, also Annahmen ohne externe Referenzrahmen, die innerhalb keiner überprüfbaren Theorie eine notwendige Rolle spielen.
Dass diese Haltung – nüchtern, skeptisch und empirisch orientiert – nicht emotional neutral wirkt, liegt weniger an mir als an der strukturellen Kränkung, die sie bei jenen hervorruft, die metaphysische Überzeugungen ontologisch priorisieren.
Ist mein Stil polemisch oder analytisch?
Ihre Kritik an meinem Stil – Ironie, Zuspitzung, rhetorische Fragen – ist formal korrekt, aber inhaltlich inkonsequent. Ich greife Argumente an, nicht Menschen. Was Sie als "manipulativ" bezeichnen, ist nichts anderes als eine legitime Anwendung von Philosophiegeschichte in polemischer Klarheit: Denken Sie an David Hume, Bertrand Russell oder Karl Popper. Keiner dieser Denker war zimperlich. Philosophie ist kein Streichelzoo.
Begriffe wie „semantische Nebelbildung“ oder „metaphysische Immunisierung“ sind keine „dreckigen Mittel“, sondern präzise Bezeichnungen für Strategien, in denen Aussagen so formuliert werden, dass sie sich einer Widerlegung prinzipiell entziehen. Wenn Sie dies nicht anerkennen wollen, ignorieren Sie einen wesentlichen Bestandteil wissenschaftsphilosophischer Kritik: die Falsifizierbarkeit.
Zur erkenntnistheoretischen Kritik Ihrer Einwände:
Sie werfen mir vor, ich würde empirisch verengtes Denken kultivieren, während Sie auf alternative Erkenntniswege wie Logik, Ethik oder Metaphysik verweisen. Das ist legitim – allerdings verkennen Sie die funktionale Differenz zwischen deskriptiver und normativer Erkenntnis. Logik ist formalanalytisch. Ethik ist wertnormativ. Metaphysik ist spekulativ. Keine dieser Disziplinen erhebt für sich Anspruch auf empirische Evidenz – und kann daher keine Aussagen über ontologische Wirklichkeit ohne methodische Brücke zur Beobachtung beanspruchen. Genau diese Brücke fehlt Ihrer Gottesannahme.
Wenn Sie sagen, "Gott sei nicht messbar, weil Er nicht Teil des Universums sei", dann ist das kein erkenntnistheoretisches Argument, sondern eine Definition ad hoc, die einen immunisierten Begriff erzeugt: per Definition außerhalb aller Kritik, jenseits aller Interaktion, also auch jenseits aller Aussagekraft. Das ist exakt das, was man einen Kategoriefehler nennt: Sie verwechseln ontologische Behauptung mit erkenntnistheoretischer Rechtfertigung.
Was ist mit der „Veränderung“ als Gottesbeweis?
Ich kenne das Argument. Und ja, es ist alt – sehr alt. Schon Heraklit spielte mit der Idee, dass alles fließt. Und Thomas von Aquin versuchte aus der Veränderung auf einen unbewegten Beweger zu schließen. Doch diese Argumentationsform leidet unter zwei gravierenden Mängeln: Erstens unterstellt sie, dass Veränderung eine Ursache außerhalb des Systems benötigt – was durch physikalische Modelle wie spontane Symmetriebrüche, Quantenfluktuationen oder den radioaktiven Zerfall klar widerlegt ist. Zweitens ersetzt sie ein Erklärungsvakuum durch ein größeres: Einen unbewegten, unzeitlichen Gott, dessen Eigenschaften selbst keiner Erklärung mehr bedürfen. Das ist keine Lösung, sondern eine metaphysische Verschiebung.
Die Behauptung, Gott sei „außerhalb von Raum und Zeit“ und „nicht Veränderung unterworfen“, ist kein Argument – es ist eine immunisierende Metapher, die sich jeder Überprüfung entzieht. Sie sagen: „Gott existiert, aber nicht so, dass wir es wissen könnten.“ Ich sage: Dann existiert er methodologisch nicht.
Zum Vorwurf der Reduktion und zur Rolle der Intuition
Ich verstehe Ihre Kritik an meinem angeblichen Reduktionismus – aber ich akzeptiere ihn nicht. Was Sie als Reduktion bezeichnen, ist methodische Sparsamkeit (Ockhams Rasiermesser), nicht dogmatischer Materialismus. Ich schließe Gott nicht aus, weil ich ihn nicht mag – sondern weil er keinen Mehrwert für das Verständnis der Welt liefert, solange er sich jeder Form von Überprüfung entzieht. Die Wissenschaft funktioniert nicht, weil sie alles weiß – sondern weil sie systematisch herausfindet, was falsch ist.
Intuition ist übrigens kein Argument, sondern ein Ausgangspunkt. Ja, Einstein hatte Intuition. Aber sie wurde nicht akzeptiert, weil sie intuitiv war, sondern weil sie sich später empirisch bestätigen ließ. Das unterscheidet Wissenschaft von Glauben: Sie ist iterativ, nicht final. Sie ist offen, nicht abgeschlossen. Und sie verlangt Begründung, nicht nur Gefühl.
Ein persönliches Fazit
Sie nennen meinen Stil unsportlich. Ich nenne ihn notwendig. Denn wir leben in einer Zeit, in der die Begriffe „Wahrheit“, „Begründung“ und „Wissen“ zunehmend relativiert werden. Dagegen hilft kein Streicheln, sondern scharfe Klinge. Sie können mich dafür hassen. Oder Sie können mir unterstellen, dass ich – wie Sie – nach Wahrheit suche, aber eben mit anderen Werkzeugen.
Wenn meine Argumente eine Zumutung sind, dann nur für Ideologien, die nicht bereit sind, sich selbst zu hinterfragen.
Aber das ist kein Skandal.
Das ist Philosophie.
Du sagst:
dabei aber selbst eine Sprache verwendet, die aus suggestiver Psychologisierung, ad hominem-Tonalität und rhetorischer Dramaturgie besteht, verliert nicht nur an argumentative Integrität
Witzig: Ich mache es und es ist ein rhetorisches und sachliches Verbrechen. Du machst es und es ist
notwendig
da:
Denn wir leben in einer Zeit, in der die Begriffe „Wahrheit“, „Begründung“ und „Wissen“ zunehmend relativiert werden.
Achso. Die anderen springen von der Brücke, da mach ich doch gleich mal mit?
Ich habe meine Kritik an deiner Rhetorik bewusst so emotional aufgeladen formuliert, eben damit du genau so reagierst, wie reagiertest. Mit deiner Antwort hast du deine eigene sprachliche Heuchelei öffentlich gezeigt.
Besonders deutlich erkennt man die "suggestive Psychologisierung" (und somit auch die Heuchlerei), die du so kritisierst, v.a. bei dir - Sie zieht sich durch fast jedes deiner Kommentare durch.
Vor allem aber hier:
[...]
[1.] er hat den Boden der Philosophie verlassen und sich in ein hermeneutisches Kriegsgebiet begeben, in dem jede Aussage schon durch die Waffe der moralischen Empörung gefiltert wird.
[2.] Wollen wir über Gott sprechen? Über Erkenntnis? Oder über gekränkte Egos? Ich kann alles drei, aber nicht gleichzeitig.
[...]
[3.] Philosophie ist kein Streichelzoo.
- Damit versuchst mich erstmal als jemanden darzustellen, der sich in eine persönliche Auseinanderstzung verwickelt hat, statt auf die Argumente sachlich einzugehen --> Einsatz der Psychologiserung, die du an mir kritisiert hast
- Mit diesen rhetorischen Fragen lässt du es wirken, als ob meine Kritik nur emotional begrüdet ist.
- Rhetorisch widerlich. Damit legitimierst du deine sprachliche psychologisierende Rhetorik. Zudem auch ein Widerspruch zu deinen sonstigen Ansichten: Philosophie ist empirisch nicht beweisbar, denn sie basiert oft auf Reflektion.
Du sagst:
Ein erkenntnistheoretisch begründetes Desinteresse an unbeweisbaren Hypothesen? Ja [...] Es handelt sich um epistemisch sterile Entitäten,
Wieder ein Beispiel deiner sprachlichen Fertigkeit ohne Inhalt:
Du setzt voraus, dass nur empirisch überprüfbare Konzepte von Bedeutung sind. Doch diese Annahme ist selbst nicht empirisch überprüfbar – sie ist ein erkenntnistheoretischer Reduktionismus, den du als objektive Wahrheit präsentierst.
Du sagst:
Wenn Sie sagen, "Gott sei nicht messbar, weil Er nicht Teil des Universums sei", dann ist das kein erkenntnistheoretisches Argument, sondern eine Definition ad hoc, die einen immunisierten Begriff erzeugt:
Meine Güte. Ich habe wirklich das Gefühl, dass du unbedingt willst, dass Gott Teil des Universmus ist. Du schwafelst irgendwas von Philosophie und Logik, ohne den Hauch einer Ahnung zu haben. Hier nochmal einfach formuliert:
Gott ist kein Geschöpf --> Er hat keine Ähnlichkeiten mit den Geschöpfen --> Er bracht Seine Geschöpfe nicht --> Ort und Zeit gehören zu Seinen Geschöpfen --> Er braucht sie nicht --> Er existiert ohne sie --> Sprich: Ohne Ort und Zeit.
Würde Er mit Ort und Zeit existieren, wäre Er von Seinen Geschöpfen abhängig. Doch Er hat sie erschaffen. Also: Er existierte schon vor der Erschaffung von Ort und Zeit in Ewigkeit, doch mit ihrer Erschaffung hätte Er Sich zu einen Geschöpf degradiert. Logisch? Nein. Realitätsnah? Nein. Für dich bequem? Ja. Denn dann wäre Gott Teil des Universums, wodurch Er sich prinzipiell messen lassen würde - Und wenn man nichts misst, so gibt es nichts zu messen.
Die Definition von Gott ist nicht nachträglich immunisierst, wie du es darstellst, sondern sie ist per Definition immun gegen Widersprüchlichkeiten. Das ist ein Unterschied.
Du sagst:
Dann existiert er methodologisch nicht.
Hier setzt du den Maßstab „Methodologie“ als ultimative Wahrheit gesetzt, ohne zu hinterfragen, ob dieser Maßstab selbst begründungsbedürftig ist. Damit machst du genau das, was du kritisierst: Du setzt ein erkenntnistheoretisches Dogma
Du sagst:
Erstens unterstellt sie, dass Veränderung eine Ursache außerhalb des Systems benötigt – was durch physikalische Modelle wie spontane Symmetriebrüche, Quantenfluktuationen oder den radioaktiven Zerfall klar widerlegt ist.
Du beschreibst nur das 'Was' bzw. das 'Wie', nicht das 'Warum'. Sage du, warum entstehen diese spontanen Symmetriebrüche, Quantenfluktuationen oder radioaktiver Zerfall?
Du sagst:
(Ockhams Rasiermesser)
Du hast anscheinend das Prinzip von Ockhams Rasiermesser missverstanden. Das Pripniz besagt im Grunde nur, dass man keine unnötigen Annahmen machen sollte, nicht, dass nur empirisch nachweisbares. Du hast die "methodische Sparsamkeit" Ausschließlich auf die Empirik begrenzt.
Ockhams Rasiermesser bedeutet nicht, dass man Erklärungen grundsätzlich ablehnt, sondern unnötige Hypothesen unterlassen sollte - aber die Frage nach dem Beginn des Universums ist nicht unnötig, sondern fundamental.
Du sagst:
weil er keinen Mehrwert für das Verständnis der Welt liefert, solange er sich jeder Form von Überprüfung entzieht.
Dies ist ein erkenntnistheoretischer Fehlschluss. Die Frage nach Gott ist nicht empirischer Art, sondern metaphysischer Art. Es wird nie eine Möglichkeit geben, Gott zu messen und auf diese Art zu "überprüfen". Zudem verabsolutierst du hier bereits und begrenzt "jede Form von Überprüfung" auf die Empirie. Sie ist sicherlich eine Form von Überprüfung, aber noch lange und bei Weitem nicht die einzige. Zudem ist die Begründung hier ohnehin falsch. Nur weil etwas nicht überprüfbar ist, heißt nicht, dass es keinen Mehrwert hat. Bewusstsein und Moral sind empirisch ebenfalls nicht überprüfbar - und doch sind sie für unser Weltbild von großer Bedeutung.
Du sagst:
Intuition ist übrigens kein Argument, sondern ein Ausgangspunkt.
Hab nie was anderes behauptet.
Siehe hier:
Viele große wissenschaftliche und philosophische Erkenntnisse begannen mit intuitiven Ideen,
Du sagst:
Aber sie wurde nicht akzeptiert, weil sie intuitiv war, sondern weil sie sich später empirisch bestätigen ließ.
Aber mal angenommen - sie hätte nie bestätigt werden können oder wäre nie bestätigt worden. Was dann? Hättest du Einstein dann auch in den Wind geschossen?
Du sagst:
Das unterscheidet Wissenschaft von Glauben: Sie ist iterativ, nicht final. Sie ist offen, nicht abgeschlossen.
Das stimmt nur bedingt. Die Glaubensgrundsätze des Islam zumindest werden sich nie ändern. Es wird weiterhin an den Propheten, an Gott und an die sechs Säulen des Glaubens geglaubt - Aber einige Regelungen können sich im Laufe der Zeit von Situation zu Situation ändern - Die Rede ist hier von den bedingten Geboten.
Du sagst:
Und sie verlangt Begründung, nicht nur Gefühl.
Das verlangt der Islam auch.
Du sagst:
Denn wir leben in einer Zeit, in der die Begriffe „Wahrheit“, „Begründung“ und „Wissen“ zunehmend relativiert werden.
Diese Aussage ist unbelegt - Sie stellt gesellschaftliche Bewertung dar, keine fundierte Analyse.
Du sagst:
Dagegen hilft kein Streicheln, sondern scharfe Klinge.
Rhetorisch widerwärtig. Das ist kein sachliches Argument und keine Philosophie, sondern eine Selbstinszenierung als Verteidiger der "harten und seltenen Wahrheit".
Du sagst:
Wenn meine Argumente eine Zumutung sind, dann nur für Ideologien, die nicht bereit sind, sich selbst zu hinterfragen.
Du stellst jede Kritik an deiner Position als ideologisch dar, ohne dich mit den Argumenten auseinanderzusetzen. Doch der Versuch, Gegenmeinungen als dogmatisch abzustempeln, ist selbst eine Form von Dogmatismus.
Wie konsistent ist die Kritik an „suggestiver Rhetorik“?
Sie kritisieren suggestive Psychologisierung – zu Recht. Sie sehen sie bei mir, obwohl ich sie als Stilmittel und inhaltliches Brennglas einsetze, um Positionen sichtbar zu machen. Doch während Sie mir diese Strategie vorwerfen, tun Sie exakt dasselbe – mit rhetorischem Furor, der keineswegs weniger aufgeladen ist. Das nenne ich: hermeneutisches Spiegelkabinett. Wenn man psychologische Rhetorik als unlauter bezeichnet, sie aber gleichzeitig verwendet, um genau diese Unlauterkeit zu entlarven, entsteht ein erkenntnistheoretisches Problem: Die Methode vernichtet sich selbst durch Selbstanwendung. Und ja, das ist ironisch.
Ist „Immunisierung“ gleich „Dogmenschutz“?
Sie werfen mir vor, Gott als "immunisiertes Konzept" zu kritisieren – als hätte ich eine Definition diskreditiert, die von Anfang an ontologisch unangreifbar sei. Doch genau das ist der Punkt: Wenn ein Begriff von vornherein außerhalb aller erfahrbaren Wirklichkeit gestellt wird (transzendent, jenseits von Ort und Zeit, empirisch unzugänglich), dann entzieht er sich per Definition jeder kritischen Prüfung. Das ist keine Bewertung, sondern eine logische Feststellung. Sie nennen es "per Definition immun gegen Widersprüchlichkeiten" – doch das ist nicht gleichbedeutend mit widerspruchsfrei. Es ist vielmehr: nicht zugänglich für Widersprüche, weil außerhalb jeder Referenz.
Doch was geschieht mit einem Konzept, das logisch unangreifbar, aber auch nicht operationalisiert werden kann? Es wird metaphysische Zierde. Das ist nicht illegitim – aber es ist auch nicht erkenntnisfördernd im wissenschaftlichen Sinn. Ich sage nicht: „Es gibt ihn nicht.“ Ich sage: Diese Form von Gott spielt im erkenntnistheoretischen Diskurs keine Rolle, weil sie gar keine spielen kann.
Ist Empirie ein Dogma?
Hier wird es spannend. Sie werfen mir erkenntnistheoretischen Reduktionismus vor – und das ist ein valider Punkt. In der Tat: Wer behauptet, nur das empirisch Beweisbare sei relevant, stellt eine erkenntnistheoretische These auf, die selbst nicht empirisch beweisbar ist. Touché.
Aber ich stelle nicht diese These absolut. Ich sage nur: Innerhalb wissenschaftlicher Methodologie ist Empirie der Prüfstein. Und ja – diese Methodologie ist eine Entscheidung, keine Wahrheit. Doch sie ist fruchtbar, konsistent, nachvollziehbar – und offen für Revision, wenn bessere Methoden entstehen. Das unterscheidet sie von Glaubenssystemen, die in ihrer Axiomatik abgeschlossen sind.
Ist Intuition wertlos, wenn sie nicht empirisch bestätigt wird?
Nein. Und das habe ich auch nie behauptet. Intuition ist oft der Anfang. Einstein begann mit Gedankenexperimenten, Newton mit dem Apfel. Aber was beide von bloßem Glauben unterscheidet, ist die Anschlussfähigkeit ihrer Ideen an eine überprüfbare Welt. Ohne diese Brücke bleibt Intuition bloße Inspiration. Wertvoll – aber ungetestet. Und ja, ich hätte Einstein „in den Wind geschossen“, wenn seine Relativitätstheorie keine empirischen Konsequenzen gehabt hätte. Das ist kein Affront, sondern Methodenkonsequenz.
Ist Glaube grundsätzlich irrational?
Nein. Aber er ist – per Definition – nicht rational im Sinne von deduktiv oder empirisch überprüfbar. Er folgt anderen Regeln, anderen Quellen. Und das ist nicht schlecht. Aber es ist anders. Die Schwierigkeit beginnt dort, wo man versucht, beide Systeme – das religiöse und das rationale – zu überblenden, ohne die jeweils eigene Logik zu respektieren. Sie enden in erkenntnistheoretischen Dissonanzen.
Wer definiert eigentlich, was „Wissen“ ist?
Auch das ist ein Punkt, den Sie zu Recht ansprechen. Die Aussage „Wahrheit wird relativiert“ ist normativ, nicht analytisch. Ich gebe zu: Diese Formulierung war wertend – und damit angreifbar. Vielleicht zu pathetisch, zu sehr im Ton eines Kulturpessimisten. Aber sie hat eine Grundlage: Die Debatte um „postfaktisches Denken“ und um das epistemologische Fundament des Diskurses. Und ja, auch diese Debatte ist ein Minenfeld – aber kein Grund, es zu meiden.
Schlusswort
Sie haben Recht: Es gab Widersprüche, Übertreibungen, ja sogar Rhetorik, die zu weit ging. Ich gestehe sie ein. Doch was wäre Philosophie ohne rhetorische Überhöhung, ohne Versuch, mit Sprache das Unsagbare zu umkreisen? Sie werfen mir Selbstinszenierung vor – gut. Vielleicht ist auch das Teil der Philosophie: die Maske des Sprechenden, die nie ganz fällt, aber immer auf dem Prüfstand steht.
Erstmal möchte ich dir meinen Dank aussprechen, und das ernstgemeint: Deine Sprache ist nun deutlich nüchterner und sachlicher - wenngleich immer noch manipulativ.
Du sagst:
Doch während Sie mir diese Strategie vorwerfen, tun Sie exakt dasselbe – mit rhetorischem Furor, der keineswegs weniger aufgeladen ist.
Wie bereits gesagt, bewusst. Allerdings ist Furor doch jetzt auch übertrieben. Ja, ich war zwischenzeitlich genervt, da wir uns praktisch ständig im Kreis gedreht haben - Allerdings ohne tatsächlichen oder rhetorischen Furor.
Du sagst:
Wenn man psychologische Rhetorik als unlauter bezeichnet, sie aber gleichzeitig verwendet, um genau diese Unlauterkeit zu entlarven, entsteht ein erkenntnistheoretisches Problem: Die Methode vernichtet sich selbst durch Selbstanwendung. Und ja, das ist ironisch.
Manchmal muss man Feuer mit eben Feuer bekämpfen. (Ja, das ist - auch wie bereits erwähnt - eine Art "Trotzreaktion" auf deine Art).
Du sagst:
Sie haben Recht: Es gab Widersprüche, Übertreibungen, ja sogar Rhetorik, die zu weit ging.
Ich freue mich, dass du dich rhetorisch sportlicher verhältst. Inhaltlich wäre allerdings auch gut.
Du sagst:
Doch was geschieht mit einem Konzept, das logisch unangreifbar, aber auch nicht operationalisiert werden kann? Es wird metaphysische Zierde.
Das einzige, was du hier machst, ist es, die Metaphysik sprachlich abzuwerten, nämlich in dem du Nutzlosigkeit suggerierst, ohne wirklich logisch und/ oder methodisch zu widerlegen.
Du sagst:
[...] Touché.
Aber ich stelle nicht diese These absolut. [...]
Witzig, du räumst ein, dass die Kritik berechtigt sei, relativierst sie aber sofort. Im Prinzip lenkt sie nur davon ab, dass du Empirie weiterhin als absoluten Maßstab behandelst.
Nun wieder zum Inhaltlichem:
Du sagst:
Ist „Immunisierung“ gleich „Dogmenschutz“?
Also erstmal: Du scheinst vorauszusetzen, dass nur empirisch überprüfbare Konzepte philosophisch relevant seien und alles andere im erkenntnistheoretischem Diskurs keine Rolle spielen würde.
Doch dies stimmt nicht. Viele metaphysische Prinzipien, wie Kausalität und Existenz, sind ebenfalls nicht direkt messbar und dennoch grundlegend für unser Verständnis von Realität. (Findest du es auch nicht faszinierend, dass überhaupt was existiert??)
Du sagst:'
diese Methodologie ist eine Entscheidung, keine Wahrheit.
Mit diesem Satz widersprichst du dir selbst: Einerseits stellst du nur das empirisch Messbare als das Relevante dar, während andere Erkenntniswege irrelevantes hervorbringen, hier allerdings räumst du ein, es wäre eine Entscheidung, nicht Wahrheit. Diese Hlatung vertrittst übrigens auch in deinem "Intiutionsparagraphen". Ohne (empirischen) Beweis sei Intuition für die Erkenntnistheorie nichts anderes als Inspiration, während du noch andere Erkenntnisformen, wie Logik und Mathematik, ignorierst.
Du sagst:
Ist Glaube grundsätzlich irrational?
Glaube kann durchaus rational sein, wenn er auf logischen Prinzipien und begründeten Argumenten basiert. Rationalität ist nicht ausschließlich auf empirische Methoden beschränkt.
Du sagst:
„postfaktisches Denken“
- Ist dies immer noch eine gesellschaftliche Meinung und keine haltbare Analyse
- Ist die Diskussion über Wahrheit und Wissen nicht ausschließlich auf "postfaktisches Denken" zu begrenzen - Diese Diskussion sehr viel komplexer.
Du sagst:
Doch was wäre Philosophie ohne rhetorische Überhöhung,
Philosophie ist nicht nur Rhetorik und Stil, sondern auch methodische Präzision. Sprachliche Rhetorik und Überhöhung darf in der Philosophie genutzt werden, allerdings ersetzen sie keine validen Argumente. Psychologisierung und Manipulation gehören - meiner unbedeutenden Ansicht nach - allerdings nicht dazu.
War mein Furor-Vorwurf unangebracht?
Ja – vielleicht. Ich gebe zu, das Wort „Furor“ trägt semantisch mehr Schärfe, als die Situation rechtfertigt. Wenn Sie sagen, Sie waren „genervt“, nicht „furios“, dann nehme ich das beim Wort. Und ja: Der Ausdruck war – wohl in einer gewissen ironischen Verve – überzeichnet. Punkt für Sie. Rhetorisch war Ihr Ton hart, manchmal spöttisch, aber nicht blindwütig. Rückblickend war meine Wortwahl nicht präzise genug.
Ist „Feuer mit Feuer“ eine legitime Methode im erkenntnistheoretischen Streit?
In gewisser Weise: ja. Aber auch gefährlich. Sie sprechen von einer Trotzreaktion – das ist menschlich. Doch erkenntnistheoretisch bleibt das Dilemma bestehen: Wenn man genau die Mittel einsetzt, die man dem anderen zum Vorwurf macht, erzeugt man – auch unbeabsichtigt – ein performatives Paradox. Wenn jemand Manipulation manipulativ entlarvt, bleibt am Ende oft nur: Manipulation. Und das schwächt beide Positionen. Das war mein Punkt. Ob Feuer mit Feuer langfristig etwas erleuchtet, wage ich zu bezweifeln – meist rußt es nur alles ein.
Ist Metaphysik wirklich nur „Zierde“?
Ich verstehe Ihre Kritik. Der Begriff der „metaphysischen Zierde“ war zugespitzt – vielleicht zu sehr. Er beschreibt eine Gefahr, keine Notwendigkeit. Es stimmt, viele Konzepte der Metaphysik – Kausalität, Identität, Sein – sind grundlegend, ohne empirisch direkt operationalisierbar zu sein. Und doch gibt es eine Grenze zwischen „fundierender“ und „spekulativer“ Metaphysik. Letztere – jene, die sich jeder intersubjektiven Klärung entzieht – tendiert eben dazu, ästhetisch zu werden, nicht epistemisch. Und ja: Das muss nicht schlecht sein. Es ist nur eine andere Funktion. Dass etwas existiert, ist kein triviales Faktum. Es ist ein Staunen, das jede Philosophie trägt. Sie haben recht: Das verdient mehr als bloße Abwertung. Da war ich zu polemisch.
Behandle ich Empirie als absolute Wahrheit?
Nicht bewusst. Aber möglicherweise implizit – und wenn Sie das so klar benennen, verdient es Selbstkritik. Es stimmt: Ich spreche oft von Empirie als Maßstab – doch wenn ich zugleich behaupte, Methodologie sei eine Entscheidung, dann entsteht ein Spannungsverhältnis. Sie haben recht: Entweder ich halte Empirie für das epistemische Fundament – oder ich räume ein, dass es nur eine mögliche Perspektive ist. Und dann muss ich andere – wie Logik, Intuition oder transzendentale Reflexion – ebenfalls ernst nehmen. Danke für diesen klaren Fingerzeig. Er trifft.
Ist Intuition erkenntnistheoretisch irrelevant?
Nicht irrelevant. Aber unsicher. Die Trennung, die ich gemacht habe – Inspiration versus Erkenntnis – ist keine vollständige. In der Mathematik etwa ist Intuition oft die erste Bewegung, der erste Impuls zur Beweiskonstruktion. Auch in der Philosophie. Doch ohne argumentative Fundierung bleibt sie flüchtig. Nicht falsch – nur ungesichert. Vielleicht war ich hier zu vorsichtig, zu analytisch, zu wenig offen für die „rationale Intuition“ – die z. B. Kant in seinen transzendentalen Anschauungen durchaus ernst nahm. Ich nehme das mit: Eine schärfere Unterscheidung ist nötig, aber keine Entwertung.
Ist Glaube irrational?
Nein – und das habe ich, zugegeben, nicht klar genug gemacht. Glaube kann rational sein, wenn er kohärent, konsistent und innerhalb eines argumentativen Rahmens plausibel bleibt. Natürlich ist er dann kein Wissen – aber er kann ein begründetes Für-Wahr-Halten sein. Denken Sie an Pascal, an Kierkegaard, an Plantinga. Ich stimme Ihnen zu: Rationalität endet nicht an der Schwelle der Empirie. Sie beginnt dort manchmal erst wirklich.
Ist „postfaktisches Denken“ ein realer Begriff oder nur Modewort?
Er ist beides. Einerseits beschreibt er reale Tendenzen – etwa die absichtliche Leugnung von Fakten zugunsten von Gefühlen oder ideologischer Kohärenz. Andererseits ist er selbst ein politischer Kampfbegriff geworden, der oft mehr abwertet als erklärt. Die Wahrheit ist: Der Diskurs über Wahrheit, Wissen, Fiktion und Überzeugung ist viel älter, viel tiefer, viel komplexer als jede heutige Talkshowkategorie. Sie haben völlig recht: Wer Philosophie ernst nimmt, darf sich mit dem Begriff „postfaktisch“ nicht zufriedengeben.
Ist Philosophie nur Stil oder mehr?
Natürlich ist sie mehr. Stil ist ihr Medium, nicht ihr Inhalt. Die Philosophie lebt von begrifflicher Strenge, logischer Kohärenz, methodischer Redlichkeit. Aber sie lebt auch von Sprache, von Schönheit, von Ironie, vom Spiel mit dem Paradox. Ich gebe Ihnen recht: Psychologisierung und Manipulation haben dort nichts zu suchen. Und wenn ich sie verwendet habe – selbst unbewusst – dann war das unphilosophisch. Punkt.
Ich persönlich denke, dass die Diskussion jetzt mehr oder weniger abgeschlossen zu sein scheint, auch wenn ich mit einigen deiner Aussagen nicht mitgehe.
Jetzt an dieser Stelle nochmal ein Kompliment. Deine ehemalige Rhetorik war - auch wenn ich, wie du sicher merktest, sie nicht mochte - durchaus herausfordernd, nun jedoch deutlich sachlicher, als sie es noch einige Kommentare davor war - Etwas, das in sachlichen Diskussion, versteht sich, eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Verstehen beginnt nicht mit dem Nachbeten von Dogmen, sondern mit dem radikalen Akt des Zweifelns. Wer sagt, „Du hast Gott nicht verstanden“, unterstellt eine Voraussetzung: dass Gott überhaupt verstehbar ist – und vor allem: dass der Sprecher ihn bereits verstanden hätte. Aber wie paradox ist das? Einerseits sei Gott unfassbar, ewig, über unser Denken erhaben. Andererseits weiß man dann plötzlich ganz genau, was Er denkt, will, straft oder rettet? Das ist kein Glaube – das ist Selbstüberhöhung im Namen der Demut.
Sie werfen mir Stolz vor. Ich frage: Ist es nicht umgekehrt? Ist es nicht ein überbordender Stolz, sich mit Gewissheit über den Willen einer allwissenden, transzendenten Entität zu äußern – und andere in die Hölle zu schicken, weil sie sich ihres Verstandes bedienen?
Wissenschaft irrt sich? Ja. Und gerade das ist ihre Stärke. Sie ist der einzige Weg, der Irrtum nicht nur erlaubt, sondern ihn systematisch einplant. Das nennen wir Fortschritt. Sie sprechen von Metastudien, als wären sie ein Makel. In Wahrheit sind sie ein intellektuelles Meisterwerk: Sie nehmen Unsicherheit ernst, statt sie zu verdrängen. Genau darin liegt der fundamentale Unterschied zum Dogma: Der Glaube sagt „Es ist so“, die Wissenschaft sagt „Vielleicht – bis wir etwas Besseres wissen.“
Sie fordern mich auf, die Bibel zu lesen. Habe ich. In Originalsprachen. Hebräisch, Griechisch, Latein. Ich habe gesehen, wie Mythen des Alten Orients recycelt wurden, wie sich das Gottesbild wandelte – vom Stammeskrieger zum universalen Vater. Die Bibel ist ein faszinierendes, tief poetisches, auch grausames und widersprüchliches Buch. Aber keine kosmische Bedienungsanleitung. Sie mag prophezeien, ja – aber welche Prophezeiung ist das, wenn sie auf tausend Weisen interpretierbar ist? Wenn man alles hineindeuten kann, was man gerade braucht?
Und was die Weltgeschichte betrifft: Wurde sie wirklich vorhergesagt? Oder haben Menschen in die Weltgeschichte genau das hineingelesen, was sie aus ihr herauslesen wollten?
Sie schreiben: „Du kannst Menschen mit Deiner Gelehrsamkeit beeindrucken.“ Das ist nicht mein Ziel. Ich bin nicht hier, um zu beeindrucken. Sondern um zu verstehen. Und ja, auch um zu widersprechen, wenn man mir ewige Verdammnis androht, weil ich mir die Unverschämtheit erlaube, nachzudenken.
Ist das Rebellion? Vielleicht. Aber keine narzisstische, sondern eine existenzielle. Die Art von Rebellion, die Sokrates getötet hat, Galilei zum Schweigen brachte und Spinoza exkommunizierte. Diese Art von Rebellion hat Fortschritt überhaupt erst möglich gemacht.
Sie glauben, ich verliere mein Seelenheil. Vielleicht. Aber ich verliere es in Freiheit. Nicht durch Angst. Nicht durch Drohung. Nicht durch ein moralisches Erpressungssystem, das mir sagt: Entweder Du glaubst – oder Du verbrennst.
Wenn Gott existiert – und wirklich gerecht, allwissend, allgütig ist – dann wird er mir keinen Strick daraus drehen, dass ich seinen angeblichen Worten nicht blind gefolgt bin, sondern der Wahrheit mit offenem Herzen begegnet bin, selbst wenn sie unbequem war.
Denn was wäre das für ein Gott, der mein Hirn schafft, meine Zweifel zulässt – und mich dann dafür bestraft, dass ich sie ernst nehme?
Glaube ich an Gott? Nein.
Ist es schlimm? Nein.
Denn ich habe ihn nicht verworfen, weil ich sündigen wollte – sondern weil ich wissen wollte. Und weil die ehrliche Suche nach Wahrheit mehr Mut verlangt als jede Liturgie.