Warum erscheinen Fahrer einer bestimmten Automarke als "netter"?
Guten Abend,
wenn ich an meine Kindheit und Jugendzeit denke, denke ich auch an Leute und oft deren Autos, die ich damals kannte.
Irgendwie war es damals (90er-Jahre) so, dass die mir bekannten Audi-Fahrer gefühlt die nettesten Männer waren, egal ob "alt" oder "jung". Ich bin zwar kein Fan der Marke, aber es fällt mir im Nachhinein auf.
Die Audi-Fahrer (aber auch die Ford-Fahrer) waren gefühlt irgendwie "cooler" als diejenigen, die Mercedes, BMW, VW und große Opel oder Japaner usw. fuhren - sie waren unkomplizierter und irgendwie hatte ich bei denen menschlich das bessere Gefühl. Sie waren zu uns Kindern netter, eher auf Augenhöhe, lockerer drauf.
Man konnte mit ihnen "freier reden" und hatte das Gefühl, als Mensch zu zählen und nicht deswegen, weil man dieses oder jenes hatte oder schlechter angesehen zu sein, weil man dieses oder jenes eben nicht hatte. Sie wirkten auch irgendwie lebensfroher - egal ob sie (das waren die 90er-Jahre) ein neuwertiges Audi Coupé mit Fünfzylinder-Motor fuhren, einen gepflegten gebrauchten Audi 100 oder einen zehn Jahre alten Audi 80 B2. Bei Ford war es ähnlich.
Wie seht ihr das und woran mag das liegen? Oder waren die "netten" Audi-Fahrer von damals Zufall oder kam es uns als Kindern und Jugendlichen einfach nur so vor?
6 Antworten
Warum erscheinen Fahrer einer bestimmten Automarke als "netter"?
Ich glaube, dass das in die Tiefenpsychologie geht. Ohne all dieses technische Hintergrundwissen würde ich den Inhaber eines Wagens der Marke XY völlig neutral bewerten - besonders, da mir Neid und Missgunst komplett abgehen. Auch, ob eine bestimmte Marke besonders nette Fahrer hervorbringt, dafür habe ich gar kein Sensorium!
Bei uns zuhause waren Autos kein Gesprächsthema. Um jemanden deswegen zu beneiden, darf man generell dieses Hintergrundwissen nicht haben, das ich von Haus aus mitbekommen habe: eine große teure Karre haben oft Leute, die die Allgemeinheit der Steuerzahler daran beteiligen - sprich: die den Kaufpreis steuerlich geltend machen. Oder wenn jemand überhöhten Geltungsdrang hat und etwas kompensieren muss, um vor sich selbst gut dazustehen, weil er annimmt, er würde von anderen wegen seines Wagentyps höher bewertet.
Da steht schnell mal ein Porsche vor der Tür! Sowas lässt mich völlig kalt - soll er doch!
Selbst neige ich zum Understatement und freue mich, wenn Leute darauf reinfallen. Ich gönne allerdings jedem seine Freude an seinem Wagen - schließlich empfinde ich sie ja auch an meinem Wägelchen.
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Bei dir, denke ich, war es ein Gefühl der Harmonie, das dich im Gespräch mit dem Fahrer der jeweiligen Marke _Audi_ ergriff und sich beim Fachsimpeln vertiefte. Dadurch hast du Bestätigung erfahren - etwas sehr Angenehmes.
Dass dieser Abgleich mit der 'Außenwelt' damals für dich elementar wichtig war, kann ich gut verstehen - besonders in deinem Alter damals. In der Selbstfindungsphase als Jugendlicher hat man eigene individuelle Bedürfnisse, die die Beziehungen zum sozialen Umfeld regeln.
Du hast dir das 'best of' gemerkt - genauso funktioniert das!
Alles zusammengenommen klingen deine Anmerkungen wie eine sehr gut beobachtete Analyse, die man als 'Futter' für KIs für Marktforschungszwecke einsetzen könnte! Klasse! Ich finde, ihr Wert leitet sich gerade aus der Subjektivität ab - wo findet man schon sowas!?!
Ich habe da eigentlich nur die Leute in meiner Heimatstadt beschrieben, wie sie vor 20-30 Jahren dachten und wie das ggf. auch heute noch ist - was sich aber meiner Kenntnis entzieht, da ich keine Kontakte mehr habe und auch keine wünsche.
Naja, ist doch ok - als Sittenbild des Kleinbürgertums in und um XYZ zu einer bestimmten Epoche, von außen beobachtet mit besonderem Blick (der dir ja eigentlich ist!). Steh dazu!
Es sollte 'eigen' heißen - da hat unbemerkt die Autokorrektur ihr Geltungsbedüfnis mal wieder durchgedrückt.. ^^
Ich war BMW-, Mercedes-Volkswagen- und Passatfahrer, und ich war immer nett.
Was die anderen Leute so sind, das weiß ich nicht.
Merkwürdige Frage.
Einen schönen Abend noch!
Gruß Gabel
Das mit merkwürdig kommt hin - meine Heimatstadt war in vielen Dingen merkwürdig bis absonderlich, spießbürgerlich und reaktionär bis aggressiv. Ich bin sehr froh, dass ich da weg bin, aber manches Thema aus der Zeit will ich emotional irgendwie doch noch klären.
Ich arbeite derzeit wieder verstärkt an meinem Buchprojekt darüber.
Nicht so direkt - man denkt beim Arbeiten an einem solchen Buch automatisch an viele Dinge. Es geht einem nicht nach und belastet nicht, man denkt aber reflexartig drüber nach.
Und was hat am meisten gefallen?
Denk bei deiner Antwort daran, auch die 3 Könige haben sich von einem Stern leiten lassen. 😇 Aber ich will ja niemanden beeinflussen, ... aber ... 😂
Ich glaube es ist deine Wahrnehmung. So habe ich in über 1000000 Km schon unterschiedliche Personen wahr genommen, die freundlich und nett waren, aber auch A......., von unterschiedlichen Marken und dass hatte nichts mit der Marke des Fahrzeuges zu tun, welches ich fuhr ;-) (waren auch unterschiedliche Marken).
Das war Zufall. Wenn man jemanden kennt, der ein bestimmtes Auto gefahren hat, stellt man vielleicht unbewusst solche Verbindungen her.
Ist ähnlich mit bestimmten Namen. Oftmals findet man Leute, die einen bestimmten Namen haben, auch sympathisch beziehungsweise unsympathisch, weil man sie mit Leuten mit dem selben Namen in Verbindung bringt, die man bereits kennt.
eine sehr interessante Betrachtung, ich denke aber, das es eine ganz persönliche Sichtweise ist, die sicherlich auch auf Deinen Erfahrungswerten beruht, auch wenn ich das so nicht nachempfinden kann, das es ausgerechnet Audi und Ford Fahrer waren, die Dir angenehm in Erinnerung geblieben sind, aber es kann natürlich auch Zufall sein, aber es sind Deine Erfahrungen, die Du ja aufgrund von bestimmten Erlebnissen mit diesen Menschen gemacht hast, mich würde aber in diesem Zusammenhang auch interessieren, wie Du die Sache Heute einschätzt, gilt Deine besondere Sympathie immer noch den Fahrer von Audi und Ford, oder hat sich da Dein persönliches "Weltbild" diesbezüglich etwas verschoben und haben zB die VW Fahrer oder Fahrer von Fahrzeugen aus Frankreich da "aufgeholt"?
in diesem Zusammenhang würde ich gerne noch erwähnen, das mein Onkel, mit dem ich mich super gut verstanden habe, und der alle von Dir positiv beschrieben Eigenschaften besaß, im Laufe seines Lebens unter anderem einen Audi 60, einen Mercedes 200, 1 BMW 525, 1 Opel Senator und nie einen Ford fuhr, deswegen trifft das was Du empfunden hast nicht immer zu, weil ja nicht wenige auch die Auto Marke gewechselt haben, und ein Opel Ascona Fahrer wurde ja nicht automatisch netter, wenn er auf einen zB Audi 80 umgestiegen ist
Es ist schon so und es ist bis heute ähnlich. Was man sagen muss: Die Audi-Fahrer von damals haben nicht alle die Marke beibehalten, die Ford-Fahrer blieben alle ihrer Marke treu, entweder bis heute oder bis zum Tod.
Ich kannte auch nette Fahrer anderer Marken, aber irgendwie waren alle, die Audi oder Ford fahren, besonders angenehm, locker drauf, nicht so steif.
Die Marke Ford mag ich immer noch sehr ohne besonderen Grund, mir sind auch Leute, die einen Ford fahren meist sympathisch bzw. man merkt zufällig, dass jemand Ford fährt und hat da schon gemerkt, dass er in Ordnung ist. Bei Audi ist es oft ähnlich und viele "Japanerfahrer" (nicht alle) nehme ich als ernst, spießig und teilweise unfreundlich und rational wahr. Es gibt auch nette vor allem im Bereich Toyota, aber viele sind mir einfach zu "spießig-vernünftig" ohne Power, ohne Lebensfreude.
Der letzte Abschnitt könnte passen. Die Audi-Fahrer wirkten umgänglicher, nahbarer und die Autos waren keine Statussymbole, mehr Autos, die man aus Freude fuhr und über die man gern sprach, weil man Spaß dran hatte und aus Überzeugung einen Audi hatte, so wie man aus Überzeugung gern lebt.
In meiner Heimat spielten Statussymbole eine große Rolle, Audi galt als Marke für Leute, die es "nicht geschafft hatten" oder "wo es zu mehr nicht gereicht hat". Entsprechend unangenehm waren aber im Gegenzug die meisten, die "edle" Marken fuhren.
Viele "Japanerfahrer" (nicht alle) nehme ich als ernst, spießig und teilweise unfreundlich und rational wahr. Es gibt auch nette vor allem im Bereich Toyota, aber viele sind mir einfach zu "spießig-vernünftig" ohne Power, ohne Lebensfreude.