Seltsamer Traum/späte Verarbeitung der Kindheit?
Ich habe einen seltsamen Traum, der seit 2016 immer wieder kommt.
Ich hatte damals das Gefühl schon mal da gewesen zu sein als Herr, der Ende der 80er um die 50 war. Damals kursierten sofort ein voller Name und ein Ort, ein Beruf - der so abgefahren ist, dass man sich das nicht ausdenken kann; ich musste hinterher googeln, ob es den überhaupt gibt und ja, es war in der DDR ein Lehrberuf - eine Wohnungseinrichtung und ein Wartburg. Hatte das Gefühl, Person XYZ gewesen zu sein. Den Ort musste ich googeln, kannte ich nicht.
Über die Jahre kam dieser Traum/dieser Charakter immer wieder mit Name und Lebensstil in Träumen vor. Mal sah er zu, wie ein Junge aus der Nachbarschaft nie wieder kam und mal hatte er mit englischen und südafrikanischen Soldaten in Deutschland zu tun, und so weiter.
Die "Vita" von Person XYZ endete 1988, ich wurde 1990 geboren. Irgendwie ist das gruselig. Letzte Nacht erschien ich wieder als diese Figur dieses Namens, nur spielte das wiederholt ca. 1994/95, in und an dem Hochhaus, statt des Wartburgs gab es einen grellblauen Ford Sierra (ich habe das gegoogelt - diese von mir nie live gesehene Farbe gibt es, schreibt sich "Bavariablau" - wie komm' ich auf so einen Blödsinn?), der Rest war ähnlich, nur war Person XYZ jetzt Rentner und saß am Fenster und war der Freund aller Kinder aus dem Hochhaus. Es war nicht infantil, es war ein real wirkender Traum mit Dialogen und mit 90er Jahre Schlagermusik im Hintergrund, als hätte ich das echt erlebt und war wirklich Person XYZ. Irgendwie waren die Bilder so verstaubt, gelblich und milchig, wie in meiner Region der Geruch und die Luft ca. 1994 waren und so roch es auch (Industrie, Smog usw.) gefühlt in dem Traum. Es kam sogar ein Opel Rekord E2 vor.
Ich wusste, das kann nicht sein, aber es war so real. Es ist sehr beklemmend, ich hatte komische Bilder im Kopf: Was war da los? Ich wurde von meinem Opa erzogen und habe vieles aus der "älteren Generation" übernommen, kann das damit zusammen hängen? Oder viel mehr, ist das begründbar, was hier abging? Oder verarbeitet man eigenerlebtes?
Seit rund einem Jahr reflektiere ich viel aus meiner Kindheit, bin durch meine Freundin wach geworden und arbeite vieles auf - aber der Traum kommt ja seit 2016 immer wieder. In meiner Kindheit fiel manches Komische vor, das ich nie verarbeitet habe; komische, namenlose Männer die mein Opa kannte und alte Autos - kein Missbrauch, aber es lief viel schief. Es kann sein, dass ich so einen Typen wie XYZ damals kannte weiß es aber nicht. Meine Freundin meint, das sind alte Erinnerungen vom Unterbewusstsein oder ich hätte mir als Kind gewünscht, so ein Rentner zu sein. Als ich im Kindergarten war gab es eine holländische Soldatenfamilie, die wirklich eines Tages einfach verschwand.
Wäre das nicht so belastend, würde ich nicht fragen... es geht mir gut, stehe mitten im Leben, gute Arbeit, gute Beziehung, Kumpels, Familie - passt alles ... aber das ist sehr suspekt und es kommt immer wieder.
2 Antworten
ein Beruf - der so abgefahren ist, dass man sich das nicht ausdenken kann; ich musste hinterher googeln, ob es den überhaupt gibt und ja, es war in der DDR ein Lehrberuf
Wie hieß der abgefahrene Beruf? Zootechniker?
In Träumen kommen oft unverarbeitete Dinge hoch, auch Ängste oder je nach erlebten Situationen auch gewisse Vorahnungen.
Hat dieser Mann aus deinen Träumen ein Gesicht?
Um deine Frage versuchen beantworten zu können, muss man auch leicht neugierig - indiskret werden. Da du beim Opa aufgewachsen bist, liegt ja die Frage nahe, was mit deinen leiblichen Eltern (passiert) ist, besonders mit deinem Vater.
Da sehe ich zum Beispiel eine Richtung. Kinder, die ihren Vater nicht kennen oder nur selten gesehen haben, machen sich auch immer wieder Gedanken, wie er aussieht, wie er ist, was er macht, wo er wohnt.
Hast du deinen Vater gekannt oder in all deinen jungen Jahren vermisst?
Wurde vom Opa über deinen Vater gesprochen? Wenn ja, wie wurde von ihm gesprochen? War es der Opa väterlicher - oder mütterlichseits?
Ein Rentner, der aus dem Fenster schaut und der Freund aller Kinder ist, kann ein Hinweis darauf sein, dass Männer, die ihre eigenen Kinder vernachlässigt haben oder denen der Umgang durch bestimmte Umstände verwehrt war oder wurde, im Alter entweder begreifen, was sie versaubeutelt haben oder die sich vorstellen, wie es gewesen wäre, ihre eigenen Kinder so aufwachsen zu sehen und später als Opa die Enkel.
Das sind eigentlich gängige Berufe. An meinem Arbeitsplatz gibt es auch ein solches Labor.
Warum suchst du nicht den Kontakt zu deiner Mutter?
Zu DDR-Zeiten oder allgemein früher war es gängig, jung Kinder zu bekommen und zu heiraten. Idealerweise sollten aber auch Gefühle dabei sein.
Was du so von deinem Opa erzählst, wie er die Welt sah und einteilte, erinnert mich an die Eltern meines Ex. Ich passte ihrer Meinung auch nie zu ihrem "tollen Sohn" aus verschiedenen zurechtgelegten Gründen und meine große Tochter haben sie auch bis zu ihrer Volljährigkeit negativ beeinflusst und verbal manipuliert. Sie hat seit über zehn Jahren den Kontakt komplett abgebrochen. Und meine jüngere Tochter haben sie nur einmal gesehen. Wenn sie nicht auch gesagt hätte, dass sie mit diesen Leuten nichts zu tun haben will, hätten sie es bei ihr sicher auch versucht und gemacht.
Wer nur seine Version der Geschehnisse hochhält und jeglichen Kontakt verhindert, der will nicht, dass es eine zweite Seite der Medaille gibt und dass sie auch erzählt wird. Das mit deinem Opa klingt sehr danach. Selbst wenn dabei herauskommt, dass diese zweite Seite wirklich negativ ist, sollte sie gehört werden.
Dein Vater hat sich auch ohne Worte durch sein Verhalten geoutet. Das ist für dich sehr tragisch. Aber dass deiner Mutter das Sorgerecht entzogen wurde, finde ich persönlich sehr heftig. Da muss entweder wirklich Vernachlässigung dir gegenüber vorgelegen haben oder sehr großer Machteinfluss und Geld im Spiel gewesen sein, um Richter dazu zu bewegen, einem Opa das alleinige Sorgerecht zu überlassen.
An deiner Stelle würde ich die wahren Zusammenhänge herausfinden wollen. Die Ämter müssen ja gewisse Daten viele Jahre oder Jahrzehnte speichern.
Manchmal habe ich eine fürchterliche Vermutung, aber die geht zu tief und an die will ich nicht denken.
Denkst du an Mafiaähnliche windige Geschäfte?
Um seine Identitätskrise zu klären, muss man bereit sein, alle Wege zu beschreiten, selbst wenn die einen mal im Schmodder versinken lassen.
Ich denke, du hast dir zum einen eine ganz normale Familie gewünscht, wie das jedes Kind tut. Und insbesondere auch einen ganz normalen Opa.
Deine Träume sollen dich aus meiner Sicht durchaus dazu anstoßen, dich mit deiner Vergangenheit auseinanderzusetzen und das unter dem Teppich Gehaltene ans Tageslicht zu holen, auch wenn das bedeutet, dass einerseits einzelne Details sehr schmerzhaft sind und andererseits seinen Opa richtig kennenzulernen.
Nicht, wie er sich darstellte, sondern wie er wirklich war.
Böse oder verstörende Träume enden da, wo man die Wahrheit herausgefunden hat.
Vielen Dank für deine ehrlichen Zeilen.
An mafiamäßige Geschäfte denke ich nicht, das hätte er auch nicht nötig gehabt und da er bei Gericht Übersetzer für Serbo-Kroatisch war, hätte ihn das in Teufels Küche gebracht. Ich glaube eher, dass er da als Vertreter Dinge anlieferte, das war sicher harmlos, aber für mich befremdlich und ich fand die Leute einfach komisch.
Aber seine Gerichtstätigkeit könnte Einfluss erklären, den er gehabt haben könnte (Geld war nicht da, d.h. wir waren nicht arm, aber auch nicht reich) - andererseits weiß ich von Verwandten und einer ehemaligen Nachbarin, die ich an Opas Beerdigung erst kennen lernte dass meine Eltern im Dreck gehaust haben müssten und gesagt hätten, es wäre besser, ich wäre tot zur Welt gekommen. Ich sei mitgenommen worden, weil ich Ende 1990 beinahe erstickt wäre und meine Eltern sagten, wenn er stirbt, dann stirbt er halt, es wäre besser so. Mein Vater hatte das bestätigt, als es ums Erbe ging und nochmal bekräftigt, es wäre besser gewesen, er hätte das von Anfang an so gesagt und war froh, als er mich endlich los hatte und wieder Party machen konnte. Es gibt ein paar Fotos einer Abstellkammer, in der ich als Kleinkind lag neben Getränkekisten und Abfall in einem primitiven Holzbett. Die habe ich beim Opa gefunden.
Das haben mir einige bestätigt, zwei Tanten aber vor allem mein Großonkel. Er hat auch mal gesagt, das mit dem Opa ist lieb und nett und er tut was er kann für die Familie und für mich, aber man dürfe ihm nicht alles glauben. Ich weiß, dass er Anfang der 90er als Rentner für seinen früheren Arbeitgeber Vertreter einlernte, die aus der DDR kamen - das könnten diese im Traum erschienenen "namenlosen Herren" gewesen sein. Vor denen hatte ich große Angst.
Es gibt sicher eine zweite Seite. Entweder war es noch schlimmer als ich weiß bei meinen Eltern und er tatsächlich mein Retter und einfach sein Milieu komisch, in dem ich groß wurde - oder wurden vom Opa Dinge zu seinen Gunsten verdreht. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.
Kontakt zu meiner Mutter ... weiß ich nicht. ich habe Angst vor Ablehnung oder Zurückweisung, weil ich bei alledem nicht glaube, dass sie Interesse an mir gehabt hat. Es hieß immer nur, sie will nichts von mir wissen und laut meinem Onkel war sie vor Gericht total gleichgültig. Ich weiß es nicht.
Vielleicht mache ich mir auch nur zu viele Gedanken, aber diese Träume sind da und ich bin mir sicher, sie hängen damit zusammen, dass ich wach wurde und gemerkt habe, dass irgendwas daneben gelaufen sein muss.
Von all dem, was dich etwas verwirrt kann ich aber vorallem heraus lesen dass du dich vielleicht auch mit dem Thema Reinkarnation beschäftigst und vielleicht sogar den Unglauben an die menschliche Wiedergeburt in Frage stellst, verstehe ich das richtig?
ich bin beeindruckt von den Zusammenhängen die du mit deiner Logik verbinden kannst und deshalb auch tendiere ich eher auf zweiteres.. Dein Unterbewusstsein möchte irgendwelche Eindrücke, Reize, Wahrnehmungen etc. die du irgendwann, irgendwie und irgendwo in deiner Kindheit erlebt hast verarbeiten. Vielleicht auch genau die Erinnerungen die dir nicht gefallen haben.
Ich glaube nicht an die Reinkarnation, um dir meine Meinung mit anderen Worten mitzuteilen: Entweder Jesus Christus war der größte Lügner auf Erden der jemals gelebt hat, oder er ist wirklich der einzige Sohn Gottes und alles was über ihn geschrieben steht, ist die einzige und pure Wahrheit.
Reinkarnation ist keine Option an die ein Mensch glauben sollte.
Gruß
Nein, damit habe ich mich noch nie befasst, ich bin auch der Kirche nicht besonders zugetan. Das war alles ganz komisch.
Es kommt nur seit Jahren wieder, was in diesem Traum vorkommt und es verkam fast zu einer "Serie", die aus Träumen rund um diesen komischen Mann und sein Hochhaus-Umfeld irgendwo in Ostdeutschland vor und kurz nach der Wende besteht.
Ich bin wirklich fertig. Meine Freundin meinte schon 2016, der Opa hätte mich zu weiten Teilen verdorben oder auf dem Gewissen und man müsse retten, was zu retten ist.
Hmm.. Das ist schon sehr skuril was dich da seit Jahren in deinen Träumen einholt. Was du machst und auch deine Freundin, versteh mich da bitte nicht falsch, ist nur spekulieren. => in Bezug auf den Opa.
Du machst mir erstmal keinen verdorbenen Eindruck, dafür stehst Du mit beiden Beinen zu fest und positiv integriert im Leben.
Du hast die Möglichkeit, einen Fachmann aufzusuchen.. Das wäre mir an deiner Stelle lieber als weiter zu spekulieren, da wo Leidensdruck für die psyche/Seele entsteht, sollte man mal einen Experten aufsuchen, auch wenn der Anlass dazu etwas eigenartig ist.
Wissen ist mir lieber als Unwissenheit, Wissen klärt auf.. Unwissenheit führt zu Ängsten oder Desorientierungen..
Du kannst gern schreiben was zu "spekulieren" ist. Ich denke mir ja auch einen gewissen Teil dazu - es würde mich interessieren, was du denkst, ehrlich. Ich nehme klare Worte auch nicht krumm, die bin ich von meiner Freundin gewöhnt und das tut mir als mal gut!
Ich denke ehrlich gesagt schon an einen Psychologen, dem ich das mal erzählen kann. Ich leide zwar nicht, aber es ist alles so surreal, so eigenartig, was da geträumt wird....
Schreibe dir morgen noch etwas ausführlicher dazu.
Und ja, das mit dem Psychologen ist eine sehr gute Idee, was ist schon dabei? Schämen brauchst du dich schon mal gar nicht und dir dabei dumm oder verrückt vorkommen ganz sicher auch nicht. Es ist einfach nur eine gute Chance diese Dinge aufzulösen und wer weiß.. Vielleicht findet der Psychologe gemeinsam mit dir sogar heraus was diese Träume zu bedeuten haben, und wer weiß, am besten lösen sie sich sogar dann auch für immer auf.
Beste Grüße
Lebensmittelchemielaborant bzw. Nahrungsmittelchemielaborant. Hatte ich nie vorher gehört.
Der Mann hat ein Gesicht und doch nicht. Es ist mehr die (altmodische) Kleidung zu sehen und die Wohnung und das Auto und dass er viel lacht und herzlich ist, die Kinder ihn gern haben und dass er graue Haare und eine Brille hat - aber ein Gesicht ... eigentlich nicht. Das ist viel mehr auf die Kinder fixiert, die er um sich schart.
Meine Eltern ... Kurzform: Sie kannten sich flüchtig, landeten im Bett, ich kam zustande, man musste auf Druck heiraten obwohl man sich nicht liebte, zu jung war und ein Partyleben auskosten wollte. Sie waren der Meinung, ich sei ein Parasit, der ihnen die Jugend geklaut hätte - und der Opa väterlicherseits holte mich raus, weil sich um mich dort angeblich niemand kümmerte. Er zog vor Gericht, bekam das Sorgerecht, war Erziehungsberechtigter. Das ist die offizielle Version, die er mir erklärt hat. Ich habe nie Papiere dazu gesehen. Es wurde aber nach seinem Tod vieles entsorgt, vielleicht war da was dabei.
Kontakte zu den Eltern lehnte er ab, es hieß immer, die wollen nichts von mir wissen. Ich glaubte das, es gab ja kein Gegenargument. Meine Eltern haben nie Kontakt gepflegt, aber ich glaube, der Opa hat sie abgewürgt. Vermisst habe ich meinen Vater nie, es war ja immer jemand da.
Ich lernte ihn kennen, als der Opa starb. Er besuchte mich öfters, aber es kam raus, er wollte Geld haben, um sich ein Haus und ein teures Auto kaufen zu können. Ich war so entsetzt, dass er nur Kohle wollte, dass ich den Kontakt wieder abbrach. Mein Vater war das schwarze Schaf der Familie, er fand nie statt, der Opa vermied jede Äußerung. Mit meiner Mutter war der Opa nie zufrieden, obwohl sie die Tochter einer ihm bekannten auch jugoslawischen Familie war, die er als seriös ansah. Seriös und unseriös waren für ihn wichtige Elemente, er teilte die Welt sehr streng ein und beeinflusste auch mein Umfeld stark dadurch. Er hatte sehr zwielichtige Kontakte zu sehr seltsamen älteren Herren gehabt, trieb sich oft am Frankfurter Güterbahnhof rum und an seltsamen Orten rund um Würzburg. Manchmal nahm er mich mit, es war sehr beklemmend. Ich saß als allein im Auto und musste warten, bis er wieder kam. Von Beruf war er Handelsvertreter, ich kann zu den Kontakten nichts sagen. Bis er 83/84 war, hat er nebenher Touren gemacht.
Die Ehe der Eltern war unglücklich und scheiterte. Ich weiß mittlerweile, dass meine Mutter gern Kontakt gehabt hätte und der Opa das nicht duldete. Im Nachgang weiß ich nicht mal, was ich von allem halten soll. Er hat mir vieles vermittelt und ich hatte es gut, es fehlte an nichts und er war ein "cooler Rentner", kein böser zorniger Alter. Wir hatten viel Spaß aber im Nachhinein hat er wohl viele Sachen verdreht zu seinen Gunsten, mir Details über meine Herkunft/Eltern anders erklärt um besser dazustehen und so weiter.
Erst meine Freundin hat mich dazu gebracht, die Dinge anders zu sehen und neu aufzuziehen, Gespräche zu suchen und zu führen und auch nachzudenken. Sie ist das Beste, was mir je passiert ist, endlich weiß ich das.
Ich habe im Grunde nur Opas offizielle Version und ganz vage Vermutungen/Anhaltspunkte. Vielleicht hatte ich deswegen schon immer tief in mir Identitätsprobleme.
Manchmal habe ich eine fürchterliche Vermutung, aber die geht zu tief und an die will ich nicht denken.