Therapieabbruch wegen fehlender Veränderungsmotivation?
Hattet ihr als Patient oder Therapeut einer Psychotherapie mal die Situation, dass eine Therapie wegen zu wenig Änderungsmotivation (ungleich Therapiemotivation) abgebrochen werden musste?
Wenn ja, wie war die Situation für euch? Und falls ihr Patient wart: Wie ging es danach weiter mit eurer Erkrankung?
2 Antworten
Einen Abbruch gab es nicht. Aber mein Therapeut hat mir sehr deutlich gesagt, dass es so keinen Sinn mehr hat, wenn ich nichts ändere.
Mich hat das erst sehr geschockt und verletzt, weil ich in den Therapiestunden sehr engagiert mitgearbeitet habe. Ich hab mich ziemlich ungerecht behandelt gefühlt.
Irgendwann hab ich dann eingesehen, dass ich tatsächlich außerhalb der Therapiestunden nichts geändert habe. Daraufhin hab ich meine Einstellung geändert und mich Tag für Tag darauf konzentriert dass ich gesund werden will. Also nicht dass ich Druck aufgebaut hätte, sondern nur anders an Dinge herangegangen bin.
Letztendlich bin ich echt froh über den Kommentar des Therapeuten. Auch wenn es unschön gesagt wurde. Aber mir geht es seitdem viel besser.
Danke für die Erklärung.
Mir hat das meine Therapeutin letztens auch sehr deutlich gesagt. Die Therapie wurde auch nicht abgebrochen, aber erstmal stark eingeschränkt.
Ja, ich kenne diese Situation aus meiner Arbeit als Therapeut. Manchmal ist ein Mensch zwar bereit, zur Therapie zu kommen, aber innerlich noch nicht bereit, wirklich etwas zu verändern. Das kann viele Gründe haben. Angst vor dem Unbekannten. Der sekundäre Gewinn eines Symptoms. Oder einfach der innere Schutzmechanismus, der sagt: So unangenehm es auch ist, es ist immerhin vertraut.
Ich erinnere mich an einen Fall, bei dem ein junger Mann regelmäßig zur Sitzung kam, aber kaum etwas umsetzen wollte oder konnte. Die Gespräche blieben oberflächlich, die Verantwortung lag aus seiner Sicht immer im Außen. Nach einigen Wochen wurde deutlich, dass er sich zwar Hilfe wünschte, aber noch nicht bereit war, die Kontrolle abzugeben oder sich mit dem Schmerz dahinter zu konfrontieren. Wir haben das gemeinsam besprochen und die Therapie auf seinen Wunsch hin vorerst beendet. Wichtig war mir, ihm das Gefühl zu geben, dass das kein Scheitern ist, sondern ein Innehalten.
Manche Menschen brauchen Zeit, bis sie bereit sind. Und das ist okay. Wenn Veränderung erzwungen wird, bleibt sie meist oberflächlich. Manchmal ist das größte Geschenk einer Therapie nicht die Lösung, sondern das achtsame Spiegeln dessen, was gerade noch nicht möglich ist.
Als Patient kann ein solcher Moment sehr frustrierend sein. Aber er kann auch der Anfang einer tieferen Selbsterkenntnis sein. Nämlich zu verstehen, dass Veränderung nicht passiert, weil man es sich vornimmt, sondern weil innerlich etwas bereit dafür ist.
Danke für die Erklärung. Bei mir gab es jetzt zwar keinen Abbruch der Therapie, aber eine deutliche Einschränkung aufgrund fehlender Änderungsmotivation.