Eine missbräuchliche Einnahme von hohen Dosen Paracetamol kann zu schwerwiegenden Leberschäden führen.

Was wirklich hilft, ist nicht, diesen Schmerz zu betäuben – sondern ihm einen Raum zu geben, wo er sein darf. Manchmal mit einem Menschen, der zuhört. Manchmal in einem Brief, den man nie abschickt. Manchmal in Tränen, die längst überfällig sind.

Wenn es so weh tut, dass Du kaum noch kannst: Bitte bleib nicht allein.

Es gibt gute Gespräche, es gibt therapeutische Hilfe, es gibt Wege zurück ins Leben – auch wenn sie im Moment vielleicht nicht sichtbar sind.

Herzliche Grüße

Ralf

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Ja, ich kenne diese Dynamik aus eigener Erfahrung und viele Menschen, mit denen ich arbeite, beschreiben etwas ganz Ähnliches:

Der Wunsch, dass es besser wird – und gleichzeitig das merkwürdige Bedürfnis, noch ein bisschen im Schmerz zu bleiben.

Warum passiert das?

1. Schmerz kann vertraut sein

Wenn Du lange mit innerem Leid, Selbstzweifeln oder einer Art emotionalem „Dunkelmodus“ gelebt hast, wird das irgendwann zur Normalität. Und alles, was „besser“ wäre – mehr Leichtigkeit, Lebensfreude, neue Wege – wirkt dann unsicher oder sogar bedrohlich.

Manchmal ist es einfacher, im Vertrauten zu bleiben, auch wenn es weh tut.

2. Leiden kann unbewusst eine Funktion haben

Für manche ist der Schmerz eine Form von Ausdruck: „Seht her, wie schwer es gerade ist.“

Oder ein stiller Protest gegen Dinge, die im Leben nicht gehört wurden.

Oder eine Art Kontrolle: Solange ich selbst in der Tiefe bleibe, kann mich nichts mehr enttäuschen – denn ich rechne ohnehin mit dem Schlimmsten.

Das alles passiert nicht bewusst oder absichtlich. Es sind oft alte Schutzstrategien, die einmal hilfreich waren – aber heute vielleicht nicht mehr dienlich sind.

3. Besserung bedeutet Loslassen – und das kann Angst machen

Denn was passiert, wenn es mir plötzlich besser geht?

  • Wer bin ich dann?
  • Darf ich es mir erlauben, glücklich zu sein?
  • Habe ich überhaupt gelernt, mit Freude umzugehen?

Manchmal blockiert uns nicht der Mangel an Lösungen – sondern der innere Zweifel, ob wir es wert sind, dass es wirklich besser wird.

Wie lässt man das los?

Nicht durch Kampf. Sondern durch Verständnis. Geduld. Und Schritt für Schritt Rückverbindung mit dem Teil in Dir, der gesund leben will.

Ein paar Fragen, die helfen können:

  • Was genau würde ich verlieren, wenn es mir plötzlich besser geht?
  • Was in mir klammert sich noch an den Schmerz – und warum?
  • Kann ich mir erlauben, einen ersten kleinen Schritt Richtung Heilung zu machen, ohne alles sofort loslassen zu müssen?
Veränderung beginnt nicht damit, dass wir alles abwerfen.
Sie beginnt damit, dass wir dem Schmerz einen Platz geben – aber nicht mehr das Steuer überlassen.

Ich glaube: Du bist bereit. Sonst würdest Du diese Frage nicht stellen.

Herzliche Grüße

Ralf

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Danke für Deine Offenheit – die Frage, die Du stellst, ist viel tiefer, als sie auf den ersten Blick wirkt. Und sie betrifft sehr viele Menschen, auch wenn es kaum jemand so ehrlich formuliert wie Du.

Ich erlebe immer wieder, dass ungesunde Verhaltensweisen nicht das eigentliche Problem sind, sondern eher der Versuch, mit etwas Tieferem umzugehen, das (noch) keinen anderen Ausdruck gefunden hat.

Wenn Du z. B. zu spät ins Bett gehst, zu wenig isst oder Dich überisst, wenn Du Deine Bedürfnisse ignorierst – dann klingt das für mich nicht nach „Schwäche“, sondern nach einem inneren System, das gelernt hat zu funktionieren, zu kompensieren, vielleicht auch Kontrolle zu behalten, wo eigentlich etwas fehlt: Sicherheit, Verbindung, Fürsorge, Orientierung.

Zwei Dinge möchte ich Dir sagen:

1. Du bist nicht falsch.

Was Du beschreibst, ist kein Zeichen von Versagen, sondern ein Zeichen dafür, dass Du wach wirst, dass Du Dich spürst – zumindest stellenweise – und dass in Dir etwas ist, das gesünder leben möchte. Und das allein ist schon unglaublich wertvoll. Der Wunsch nach Veränderung ist oft der erste Beweis, dass sich etwas in Dir neu sortiert.

2. Veränderung beginnt nicht mit Disziplin, sondern mit Mitgefühl.

Viele Menschen glauben, sie müssten sich „zusammenreißen“, um endlich gesünder zu leben. Ich glaube:

Du musst Dich nicht härter anpacken – sondern liebevoller verstehen.

Was in mir braucht eigentlich Trost, wenn ich mich vollstopfe?
Was will ich vermeiden, wenn ich zu spät ins Bett gehe?
Warum fällt es mir schwer, regelmäßig für mich zu sorgen – als wäre ich es nicht wert?

Solche Fragen sind oft der Anfang einer echten Veränderung – nicht, weil sie sofort Antworten liefern, sondern weil sie Dich näher zu Dir selbst bringen.

Natürlich helfen auch kleine konkrete Schritte: eine Wasserflasche griffbereit, ein Abendritual, ein ruhiger Reminder. Fang mit einer Sache an, z.B. dem Trinken - das ist aus meiner Sicht etwas, mit dem Du am schnellsten eine positive Wirkung erzielen kannst. Wenn Du viele Gewohnheiten auf einmal ändern willst, funktioniert das meistens nicht. Und dann bist Du vielleicht wütend auf Dich selbst und hast wieder einen Grund mehr, Dich im übertragenen Sinne dafür zu "bestrafen".

Aber das Entscheidende ist: Nicht „richtig“ leben, sondern wieder lernen, verbunden zu leben.

Ich wünsche Dir Mut, Geduld und Mitgefühl auf diesem Weg. Und die Erlaubnis, dass nicht jeder Tag perfekt sein muss – sondern dass jeder ehrliche Versuch zählt.

Herzliche Grüße

Ralf

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Ja, ich erlebe tatsächlich viele Menschen, die sich durch ihren Alltag quälen. Nicht, weil sie schwach oder undiszipliniert wären, sondern weil sie innerlich den Kontakt zu sich selbst verloren haben. Sie funktionieren, erfüllen Erwartungen, halten irgendwie durch – aber oft fehlt ein echtes „Warum“. Ein inneres Feuer. Oder wenigstens das Gefühl, dass sie selbst in ihrem Leben vorkommen.

Was Du beschreibst – Dir eine bewusste Challenge zu setzen, Dich selbst wachzurütteln, Routinen zu schaffen und Deinen Geist herauszufordern – ist stark. Und ja: Es braucht Disziplin. Aber vor allem braucht es eine Entscheidung. Die Entscheidung, nicht mehr nur zu existieren, sondern wirklich zu leben.

Ich würde nur einen Gedanken ergänzen:

Nicht jeder Mensch ist an dem Punkt, so aktiv ins Leben einsteigen zu können. Manche sind innerlich so erschöpft, dass „Routine“ sich eher wie ein weiterer Anspruch anfühlt. Und für manche ist das scheinbar „planlose Dahintreiben“ sogar eine Überlebensstrategie – weil sie nie gelernt haben, eigene Ziele zu setzen, geschweige denn sich selbst ernst zu nehmen.

In meiner Erfahrung hilft es wenig, nur Struktur und Disziplin von außen „draufzusetzen“, wenn innerlich etwas fehlt:

  • die Verbindung zu sich selbst
  • das Gefühl, wertvoll zu sein
  • die Erlaubnis, überhaupt Ziele haben zu dürfen

Deshalb bewundere ich Deinen Weg – und gleichzeitig würde ich sagen:

Disziplin ist kein Ersatz für Sinn.

Was mich etwas irritiert hat ist Dein Begriff "maximale Routine". Wenn die Routine zum Selbstzweck und zum Zwang wird, kann sie sehr kontraproduktiv sein. Disziplin kann immer nur für einen gewissen Zeitraum nützlich sein, bis etwas zur Gewohnheit wird und keine Mühe mehr bereitet.

Aber wenn beides zusammenkommt – klare Struktur und echte innere Ausrichtung –, dann entsteht etwas Großes.

Ich glaube, viele Menschen wären weiter, wenn sie sich nicht fragen würden: „Wie diszipliniert bin ich?“,

sondern: „Bin ich mir selbst noch nah?“

Herzliche Grüße

Ralf

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Früher hat mich Stress oft sofort aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich bin dann in einen „Funktioniermodus“ gefallen: kämpfen, kontrollieren, durchhalten. Heute ist das anders – nicht, weil es keinen Stress mehr gibt, sondern weil ich anders damit umgehe.

Was mir hilft, nicht mehr so schnell aus der Ruhe zu geraten, ist nicht ein einziges Mittel, sondern eher eine innere Haltung, die ich mir über die Jahre aufgebaut habe. Hier ein paar Dinge, die für mich entscheidend waren:

1. Atmen – wirklich bewusst

Das klingt banal, ist aber oft der erste Schlüssel. Wenn ich merke, dass mein System anspringt, atme ich tief in den Bauch, schließe die Augen (wenn möglich) und lasse für einen Moment alles sein. Kein Druck, keine Lösung, nur ein kurzes Innehalten im Jetzt.

2. Stress ist nicht gleich Gefahr

Ich erinnere mich bewusst daran: Nur weil etwas gerade drückt oder laut ist, bedeutet das nicht, dass ich mich verteidigen oder anpassen muss. Diese innere Entkopplung von Reiz und Reaktion hat mir viel Freiheit gegeben.

3. Ich frage mich: Gehört das gerade wirklich zu mir?

Viele stressige Situationen entstehen, weil ich mich unbewusst für etwas verantwortlich fühle, das gar nicht mein Thema ist. Dann hilft mir die Frage: Was ist meins – und was kann ich getrost zurückgeben?

4. Selbstmitgefühl statt Selbstoptimierung

Früher wollte ich in stressigen Situationen „besser“ werden – heute bin ich milder mit mir. Manchmal ist es okay, wenn ich mich zurückziehe. Oder wenn ich nicht perfekt reagiere. Das nimmt den Druck raus.

5. Rituale und Erdung

Natur, Bewegung, Stille, Musik, ein gutes Gespräch. Ich habe gelernt, dass ich nicht warten muss, bis der Stress kommt, um mir Gutes zu tun. Ich darf vorsorgen – wie ein inneres Polster, das mich weich auffängt, wenn es mal stürmisch wird.

Fazit:

Ich lasse den Stress heute öfter kommen und auch wieder gehen – ohne sofort in Alarmbereitschaft zu verfallen. Und das fühlt sich nicht nur ruhiger, sondern auch echter an.

Herzliche Grüße

Ralf

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Könnte das Kptbs sein?

Hey,

man alle Profis oder Leute die eine Komplexe postraumatische belastungsstörung haben, ich möchte wissen ob es bei mir in diese Richtung geht.

ich habe mehrere Ereignisse erlebt ( im Alter von 6 Jahren hat es angefangen bis ich 12-13 war und danach wurde es ruhiger zuhause und mein Vater ist ausgezogen)

sie verfolgen mich bis heute und das sind meine Symptome:

-ich fühle mich sehr oft leer oder taub

-ich erinnere mich plötzlich daran weil ich zb etwas bestimmtes gerochen habe oder ein wort

-ich bin sehr empfindlich was Geräusche angeht und eben Türen knallen, Leute schreien oder wütend sind werde ich sehr panisch und fühle mich wie früher

-egal was passiert habe ich immer Schuldgefühle und ein sehr geringes Selbstwert Gefühl

-ich habe große Bindungsangst ich kann meine Freundschaft schwer halten (sie ist meine einzige Freundin) wenn Leute mir versuchen emotional oder körperlich näher zu kommen sehe ich es irgendwie als Gefahr und dann entferne ich mich bevor sie es tun können oder brauche eine Pause weil keine Ahnung es mir zu viel „Liebe“ ist und es sich falsch anfühlt

-ich bin immer in Alarmbereitschaft ich schlafe nie tief ich höre so gut wie alles was um mich passiert oder ich scanne Umgebungen richtig krass ab damit ich weiß wer wo was tut

-svv

-plötzliche Wutausbrüche oder Nervenzusammenbrüche

-ich fühle mich oft gefangen im Kopf und starre zb in die Leere ich weiß nicht was das ist aber das passiert mir sehr oft.

Das is was mir grad dazu einfällt

ich weiß das ich es auch googeln kann aber vlt kann man mir es besser erklären oder besser feststellen als Google. Danke!

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Hallo,

erstmal: Ich finde es sehr mutig von Dir, dass Du hier so offen über Deine Erfahrungen und Gefühle sprichst. Das zeigt nicht nur Stärke, sondern auch, dass Du begonnen hast, Dich selbst ernst zu nehmen – und das ist oft der erste wichtige Schritt.

Zu Deiner Frage:

Ob es bei Dir eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung (kPTBS) ist, kann natürlich niemand hier im Netz eindeutig diagnostizieren – das müsste eine erfahrener Therapeut*in mit Dir gemeinsam klären. Aber was Du beschreibst, passt in vielen Punkten zu dem, was man unter kPTBS versteht.

Bei kPTBS geht es nicht um ein einzelnes schlimmes Erlebnis, sondern – wie bei Dir beschrieben – um wiederholte, andauernde Belastungen in einer Phase, in der man besonders verletzlich ist, also in der Kindheit oder Jugend. Häufig durch emotionale Vernachlässigung, instabile Beziehungen, Überforderung oder Gewalt im direkten Umfeld.

Was Du schilderst – das Gefühl von Leere, Flashbacks über Gerüche oder Geräusche, Übererregung (ständiges „Scannen“), Schlafprobleme, Bindungsschwierigkeiten, Schuldgefühle, Selbstverletzung, plötzliche emotionale Ausbrüche – das sind alles ernstzunehmende Reaktionen auf etwas, das damals viel zu viel war und heute im Nervensystem „weiterlebt“.

Das bedeutet nicht, dass Du „kaputt“ bist. Es bedeutet, dass Du etwas mit Dir trägst, das gesehen und verarbeitet werden möchte.

Viele Menschen in Deiner Situation beschreiben genau dieses Spannungsfeld:

  • einerseits der Wunsch nach Nähe und Verbindung
  • andererseits eine innere Alarmanlage, die schon bei kleinen Signalen anspringt

Das ist kein Widerspruch – es ist ein Schutzmechanismus, den Du Dir in einer sehr schwierigen Zeit angeeignet hast, um irgendwie klarzukommen. Und jetzt zeigt Dein System: Ich will nicht mehr nur überleben – ich will frei werden.

Was Du brauchst, ist keine schnelle Lösung – sondern einen Raum, in dem Du in Deinem Tempo wieder in Kontakt mit Dir selbst kommen kannst, ohne Druck, ohne Bewertung, ohne „richtig“ oder „falsch“. Und: Unterstützung. Nicht, weil Du „schwach“ bist – sondern weil kein Mensch so etwas alleine tragen muss.

Ich habe erlebt, dass es möglich ist, sich aus dieser ständigen inneren Anspannung zu lösen. Nicht von heute auf morgen – aber Schritt für Schritt. Methoden wie körperorientierte Traumaarbeit, EMDR oder achtsamkeitsbasierte Verfahren können dabei sehr helfen.

Was Du jetzt schon tun kannst:

Nimm ernst, was Du fühlst. Sprich mit jemandem, der zuhören kann, ohne zu bewerten. Und sei sanft mit Dir – Du hast viel getragen. Vielleicht zu viel.

Du bist nicht allein.

Herzliche Grüße

Ralf

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Das ist eine berechtigte und vielschichtige Frage – und gerade im Zusammenhang mit ADHS lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

ADHS wird klassisch als neurologische Besonderheit beschrieben – mit Symptomen wie Unruhe, Impulsivität, Konzentrationsschwierigkeiten oder Reizfilterschwäche. Aber wenn man tiefer geht, zeigt sich bei vielen Betroffenen noch eine andere Ebene, die oft übersehen wird:

die emotionale Vorgeschichte.

Ich habe in meiner Arbeit oft erlebt, dass sich viele Symptome, die wir mit ADHS verbinden, auch bei Menschen zeigen, die früher belastende oder überfordernde Erfahrungen gemacht haben, ohne dass diese bewusst als Trauma wahrgenommen wurden. Dazu gehören etwa:

  • chronische emotionale Unsicherheit in der Kindheit
  • Vernachlässigung oder unvorhersehbare Beziehungserfahrungen
  • hohe Anpassungsleistung in instabilen Umfeldern

Das heißt nicht, dass ADHS „nur ein Trauma“ ist – aber es ist durchaus möglich, dass sich ungeklärte emotionale Muster neurologisch, psychisch und körperlich niederschlagen und über Jahre wie eine Reizverstärker wirken.

Viele Erwachsene mit ADHS-Symptomatik erzählen nicht nur von Konzentrationsproblemen – sondern auch von:

  • innerer Unruhe ohne erklärbaren Grund
  • einem Gefühl von „ständig auf Habacht“
  • Schwierigkeiten, sich selbst zu spüren oder zu regulieren
  • einem hohen inneren Leistungsdruck, um nicht aufzufallen oder zu versagen

Und genau hier wird es spannend:

Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Methoden wie EMDR besonders bei Erwachsenen mit ADHS-ähnlichen Symptomen hilfreich sein können – vor allem dann, wenn hinter dem Verhalten alte, nicht verarbeitete Erfahrungen liegen.

Denn manchmal sind es nicht die äußeren Umstände, die zu viel sind – sondern das, was im Inneren schon lange zu schwer geworden ist.

Kinder mit ADHS wirken oft impulsiv, unruhig, auffällig – weil sie noch keine Strategien haben, um zu kompensieren. Erwachsene dagegen haben oft gelernt, sich anzupassen – aber der Preis dafür ist häufig Erschöpfung, Leere oder das Gefühl, innerlich ständig unter Spannung zu stehen.

Fazit:

ADHS ist keine Einbahnstraße und keine festgelegte „Diagnose für immer“. Es lohnt sich, auch die tieferen Schichten zu erforschen – ohne Schuld, aber mit der ehrlichen Frage:

Was in mir will eigentlich gehört werden?

Herzliche Grüße

Ralf

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Eine sehr wertvolle Frage, die viele Menschen irgendwann in ihrem Leben bewegt – besonders dann, wenn sie beginnen, sich nicht mehr nur über Leistung, Rolle oder Funktion zu definieren, sondern sich selbst wirklich begegnen wollen.

Nach den eigenen Moralmaßstäben zu leben bedeutet nicht, stur gegen alles zu rebellieren, was „da draußen“ ist. Es bedeutet vielmehr, von innen heraus stimmig zu sein – in Denken, Fühlen und Handeln. Und das ist leichter gesagt als getan.

Wie findet man seine eigenen Werte?

Für viele beginnt das mit einer Phase des Innehaltens. Nicht mit Listen und Theorien, sondern mit ehrlichen Fragen:

  • Was macht mich innerlich ruhig?
  • Wann fühle ich mich im Einklang mit mir selbst?
  • Wofür bin ich bereit, unbequem zu sein?

Unsere echten Werte spüren wir oft da, wo wir entweder klar Ja sagen – oder deutlich Nein fühlen. In der Begeisterung genauso wie in der Abwehr. Wer gelernt hat, diese innere Bewegung wahrzunehmen, kommt seinen Werten näher.

Und wie setzt man sie in der Praxis um?

Hier beginnt die eigentliche Arbeit: Abgrenzen ohne abzuwerten. Standhaft bleiben ohne stur zu sein. Klar sein – und gleichzeitig offen.

Das gelingt meiner Erfahrung nach dann am besten, wenn man:

  • sich selbst regelmäßig reflektiert, ohne sich zu verurteilen,
  • den Mut entwickelt, auch mal nicht zu gefallen,
  • und sich mit Menschen verbindet, die einen nicht nur für das mögen, was man tut – sondern für das, was man ist.
Was tun, wenn andere das nicht verstehen?

Das ist wahrscheinlich der schwierigste Teil. Denn oft kommt das echte Spannungsfeld nicht von außen, sondern aus dem inneren Konflikt: „Bin ich egoistisch, wenn ich mich abgrenze?“ – „Was denken die anderen, wenn ich anders entscheide?“

Hier hilft für mich ein Gedanke, den ich mir selbst immer wieder in Erinnerung rufe:

Es ist nicht meine Aufgabe, die Erwartungen anderer zu erfüllen. Es ist meine Aufgabe, ein Leben zu führen, das sich für mich wahr anfühlt.

Natürlich braucht das Übung. Und manchmal auch Mut. Aber jeder Schritt in Richtung Authentizität bringt etwas mit sich, das man durch kein angepasstes Verhalten ersetzen kann: innere Freiheit.

Ich wünsche Dir auf diesem Weg viel Klarheit, Verbundenheit mit Dir selbst und Vertrauen in Deine eigene Stimme.

Herzliche Grüße

Ralf Musto

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Das ist eine wirklich spannende Frage.

Ich arbeite als systemischer Hypnotherapeut und Coach mit vielen Menschen, die sich innerlich verloren fühlen – und oft ist das größte Problem gar nicht das konkrete Symptom, sondern die Einsamkeit dahinter. Das Gefühl, mit all dem, was in einem tobt, allein zu sein. Kein Mensch, dem man es sagen kann. Kein Raum, wo man einfach mal sein darf, ohne Bewertung.

In so einer Situation kann eine KI tatsächlich eine Art Resonanzfläche bieten. Nicht weil sie „fühlt“ – sondern weil sie strukturiert, ruhig und jederzeit verfügbar antwortet. Das kann in akuten Momenten sogar stabilisierend wirken. Ich kenne Menschen, denen es geholfen hat, sich einfach mal auszusprechen – auch wenn auf der anderen Seite kein Mensch saß.

Aber – und das ist wichtig:

Eine KI ersetzt keine echte zwischenmenschliche Verbindung. Sie kann Impulse geben, zuhören (bzw. „verarbeiten“), manchmal ordnen oder beruhigen. Aber sie kann nicht spüren, wie du wirklich atmest, ob deine Stimme bricht, oder was hinter deinen Worten zwischen den Zeilen mitschwingt. Und sie kann auch nicht die Verantwortung tragen, die ein Mensch in einer echten therapeutischen Beziehung übernimmt.

Für mich ist die Frage deshalb nicht „gut oder schlecht“, sondern:

Wofür genau wird sie genutzt – und was fehlt daneben?

Wenn man KI nutzt, um sich zu sortieren, Gedanken zu strukturieren oder sich überhaupt wieder spüren zu können, kann das durchaus hilfreich sein. Wenn sie jedoch langfristig echte Beziehung ersetzt oder als Ersatz für professionelle Hilfe genutzt wird, wo eigentlich echte Begleitung nötig wäre – dann wird es problematisch.

Ich sehe KI als Werkzeug – nicht als Lösung. Als erste Brücke, aber nicht als Ziel. Und manchmal ist eine gute Brücke ja auch genau das, was man braucht, um auf der anderen Seite überhaupt wieder anzukommen.

Herzliche Grüße

Ralf Musto

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Gute Frage – und eine, die ich nicht nur beruflich oft höre, sondern auch aus eigener Erfahrung gut kenne.

Stress ist ja nicht nur „viel zu tun haben“. Oft ist es das Gefühl, nicht mehr in Verbindung mit sich selbst zu sein. Wenn wir dauerhaft gegen unser inneres System arbeiten – gegen unsere Bedürfnisse, unsere Rhythmen, unsere Grenzen – dann ruft irgendwann der Körper: „Stopp!“

Wie ich heute mit Stress und Erschöpfung umgehe?

Früher: Augen zu und durch. Heute: Augen auf und hinspüren.

Hier ein paar Dinge, die mir persönlich und vielen meiner Klient:innen helfen:

🧠 1. Körper als Frühwarnsystem ernst nehmen
  • Wenn ich merke, dass ich dauerhaft flacher atme, schlechter schlafe oder reizbarer werde, weiß ich: Ich bin auf dem Weg in den Stresskreislauf.
  • Dann schalte ich bewusst einen Gang runter – auch wenn der Kopf ruft: „Keine Zeit!“
🌀 2. Täglich kleine Pausen einbauen
  • Keine halben Tage im Spa – sondern 3 Minuten bewusst atmen, kurz rausgehen, Musik hören oder einfach „nichts tun“.
  • Diese Mini-Reset-Momente bringen oft mehr als ein Wochenende auf der Couch.
🌱 3. Mich selbst regelmäßig fragen: „Was brauche ich gerade wirklich?“
  • Manchmal ist es Ruhe, manchmal Verbindung, manchmal Klarheit. Ich habe gelernt: Selbstfürsorge ist kein Egoismus – sondern die Basis für alles andere.
🔥 4. Dem Burnout vorbeugen, indem ich nicht nur funktioniere
  • Ich achte auf echte Lebensfreude: Bewegung, Natur, Austausch mit Menschen, die mir guttun – und Momente, in denen ich mich „ganz“ fühle.
  • Und ich nehme Warnsignale ernst – nicht erst, wenn gar nichts mehr geht.
🧭 5. Innerlich aufräumen
  • Hinter Dauerstress stecken oft alte Glaubenssätze wie „Ich muss leisten, um wertvoll zu sein“ oder „Ich darf keine Schwäche zeigen“.
  • Hier hilft mir mein eigener Weg mit Hypnotherapie, systemischer Arbeit und Meditation – und auch im Coaching unterstütze ich Menschen dabei, diese inneren Programme zu erkennen und zu transformieren.

Wenn Du das Gefühl hast, dass der Stress Dich zu sehr im Griff hat oder Du dich wie innerlich leer fühlst – sprich mit jemandem. Du bist nicht allein, und es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Selbstachtung, sich Unterstützung zu holen.

Manchmal beginnt Veränderung mit einer ganz einfachen Frage:

„Was will ich nicht mehr – und was stattdessen?“

Alles Gute auf Deinem Weg

Ralf Musto

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Hallo,

zuerst einmal:

Du bist nicht unnormal. Und Du bist auch kein gefühlloser Mensch.

Du bist ein Mensch, der gerade eine sehr individuelle Art der Trauer erlebt – und das ist vollkommen in Ordnung.

Trauer ist kein festgelegter Ablauf mit klaren Stationen. Sie ist kein „Pflichtprogramm“, das bei jedem gleich abläuft. Es gibt Menschen, die in Tränen zerbrechen. Und es gibt Menschen, bei denen Trauer still, sachlich oder sogar erst viel später kommt – oder sich ganz anders zeigt als erwartet.

Was Du beschreibst, klingt nach einer Mischung aus:

  • emotionalem Abschied über einen langen Zeitraum hinweg – Alzheimer ist oft ein schleichender Verlust, bei dem man die geliebte Person Stück für Stück verliert,
  • innerer Erschöpfung, vielleicht auch einer Art emotionalem „Ausgebranntsein“ nach all den Jahren,
  • und vielleicht auch dem Gefühl: Ich müsste doch jetzt fühlen. Ich müsste doch trauern.

Doch genau das erzeugt oft Druck – und blockiert die echte Verbindung zu dem, was da eigentlich in Dir lebt.

Du schreibst:

„Er hatte es verdient, dass seine Tochter trauert.“

Vielleicht hast Du auf Deine Weise längst getrauert. Vielleicht bist Du innerlich noch gar nicht dort angekommen, dass er wirklich gegangen ist. Vielleicht ist Deine Beziehung zu ihm so vielschichtig, dass die Gefühle einfach Zeit brauchen, um sich zu sortieren.

Was auch immer es ist:

Du darfst fühlen, wie Du fühlst. Und Du darfst auch „nicht fühlen“.

Es macht Dich nicht zu einem schlechteren Menschen. Im Gegenteil – dass Du Dir diese Frage stellst, zeigt, wie fein Dein Gespür ist.

Ich habe in meiner Arbeit oft erlebt, dass sich Trauer wie eine Zwiebel schält. Schicht für Schicht. Und manchmal zeigt sie sich nicht in Tränen, sondern in innerer Stille, Müdigkeit, Erinnerungsfetzen oder einem plötzlichen Kloß im Hals beim Hören eines Liedes.

Wenn Du magst, nimm Dir bewusst Raum, ohne etwas zu erwarten. Vielleicht schreibst Du einen Brief an Deinen Vater. Vielleicht erzählst Du ihm innerlich, was offen geblieben ist. Vielleicht lässt Du los, was Du nicht mehr tragen willst.

Und wenn Du das Gefühl hast, dass etwas feststeckt oder Dir die Verbindung zu Deinen Gefühlen fehlt – dann kann auch ein Gespräch mit einem einfühlsamen Coach oder Therapeuten helfen. Nicht, weil Du „Hilfe brauchst“, sondern weil Du es Dir wert bist.

Du bist auf dem Weg – und er ist genau richtig, so wie er gerade ist.

Alles Liebe

Ralf Musto

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Hallo,

erstmal möchte ich Dir sagen:

Du bist ganz bestimmt kein schlechter Mensch.

Du bist ein Mensch, der gerade durch etwas zutiefst Schmerzhaftes geht – und der sich fragt, ob das, was er fühlt (oder gerade nicht fühlt), überhaupt „normal“ ist. Und genau das zeigt, wie feinfühlig und reflektiert Du bist.

Eine Fehlgeburt ist ein tiefgreifendes Ereignis – nicht nur körperlich, sondern auch emotional und seelisch. Es reißt einen regelrecht aus dem inneren Gleichgewicht. Und: Trauer verläuft nie linear. Manchmal ist sie laut, manchmal still. Manchmal zeigt sie sich in Tränen – und manchmal in völliger Leere.

Die Leere, die Du beschreibst, ist in der Psychologie ein ganz natürlicher Schutzmechanismus. Der Mensch kann in akuten Verlustphasen regelrecht „abschalten“, um nicht zu überfluten. Das bedeutet nicht, dass Du nichts fühlst – sondern dass Dein Inneres gerade auf „Pause“ geschaltet hat, um Dich zu stabilisieren.

Gefühle kommen oft in Wellen – sie machen Pausen, sie verändern sich. Das ist okay.

Und auch wenn Du im Moment nichts fühlst, heißt das nicht, dass Deine Liebe zu Deinem Baby nicht echt war. Im Gegenteil: Manchmal ist gerade die Leere Ausdruck von etwas sehr Tiefem, für das Worte und Tränen gerade nicht ausreichen.

Bitte sei in dieser Zeit besonders sanft mit Dir.

Gib Dir Raum. Druck erzeugt nur noch mehr innere Enge.

Vielleicht hilft Dir dieser Gedanke:

Es gibt keine richtige oder falsche Art zu trauern – nur Deine eigene.

Wenn Du das Gefühl hast, dass die Leere bleibt oder sich verstärkt – dann sprich mit jemandem, dem Du vertraust. Vielleicht einer Therapeutin, einer Doula, einer Trauerbegleiterin. Es ist absolut in Ordnung, sich in solchen Momenten Unterstützung zu holen.

Und falls Dir niemand so direkt sagt, wie es sich vielleicht gehört:

Du bist nicht falsch. Du bist nicht kalt. Du bist nicht weniger Mama, nur weil Du im Moment nicht weinst.

Du bist eine junge Frau, die gerade Großes trägt – auch wenn es niemand sieht.

Ich wünsche Dir von Herzen Kraft, Mitgefühl mit Dir selbst und Menschen an Deiner Seite, die Dich genau jetzt annehmen – genau so, wie Du gerade bist.

Alles Liebe

Ralf Musto

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Hey,

was Du beschreibst, kenne ich aus vielen Gesprächen mit Menschen – und ehrlich gesagt auch aus eigenen Erfahrungen. Wenn sich alles sinnlos anfühlt und man sich fragt, wozu man überhaupt noch etwas tun sollte, kann das unglaublich zermürbend sein.

Diese Gedanken bedeuten nicht, dass mit Dir „etwas nicht stimmt“. Sie zeigen vielmehr, dass Du gerade sehr ehrlich spürst, dass Dir etwas Wichtiges fehlt – vielleicht Richtung, vielleicht Verbindung, vielleicht einfach ein Grund, morgens aufzustehen.

Sinn ist nichts, das wir irgendwo finden.

Sinn entsteht oft in kleinen Momenten, wenn wir anfangen, uns selbst wieder zu spüren – ohne Druck, ohne Masken, ohne Erwartungen.

Was mir in solchen Phasen geholfen hat – und auch vielen meiner Klient:innen:

  • Nicht nach dem großen Lebenssinn suchen, sondern nach kleinen Dingen, die sich gut anfühlen.
  • Sich selbst erlauben, da zu sein – auch wenn’s grad schwer ist.
  • Und darüber reden. Ehrlich. So wie Du es gerade getan hast.

Wenn Du oft solche Gedanken hast, hol Dir bitte Hilfe – nicht, weil Du „krank“ bist, sondern weil Du es verdienst, wieder Licht zu sehen. Es gibt gute Therapeut:innen, Krisendienste und Menschen, die zuhören.

Du bist nicht allein.

Und auch wenn’s gerade schwer vorstellbar ist:

Es kann wieder besser werden. Schritt für Schritt.

Herzliche Grüße

Ralf

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Ich arbeite seit vielen Jahren mit systemischen Aufstellungen – sowohl in Präsenz mit Figuren als auch online mit moderner Aufstellungssoftware – und begleite Menschen dabei, unbewusste Dynamiken und belastende Muster im Familiensystem sichtbar zu machen. Die Erfahrungen, die Klient:innen dabei machen, sind oft tief bewegend und nachhaltig verändernd.

Viele Menschen berichten nach einer Aufstellung davon, dass sie plötzlich verstehen, warum sich bestimmte Themen – wie Konflikte, Schuldgefühle, Beziehungsmuster oder Ängste – immer wiederholen. Und genau darin liegt die Kraft der Aufstellungsarbeit: Sie bringt innere Bilder und Bindungen ans Licht, die meist aus der Herkunftsfamilie oder früheren Generationen stammen und heute unbewusst wirken.

Ich selbst habe auch eigene Aufstellungen erlebt – und ich kann sagen: Es ist eine der kraftvollsten Methoden, um innere Klarheit zu finden, Frieden mit der eigenen Geschichte zu schließen und sich selbst neue Entwicklungsspielräume zu eröffnen.

Wenn Du darüber nachdenkst, eine zu machen, schau gut hin, ob Du Dich bei der Person gut aufgehoben fühlst. Eine fundierte Ausbildung, Erfahrung und ein klarer Rahmen sind meiner Meinung nach entscheidend.

Viele Grüsse Ralf

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