Wenn die Psyche einmal kaputt ist, kann man sie reparieren?
#komplexe PTBS
18 Stimmen
6 Antworten
Ja locker... bei den einen brauch es etwas mehr Arbeit und bei anderen weniger
Nein, weil die Erinnerungen bleiben. Du kannst im Idealfall lernen damit umzugehen, mehr auch nicht.
Reparieren würde bedeuten, das man zum Ursprungspunkt zurück kehrt. Also bevor die Psyche "kaputt" ging. Also zu dem, was sie eigentlich "kaputt" gemacht hat. Und wenn man dann WIEDER an dem Punkt ist, ist es nur eine Frage der Zeit bis sie wieder "kaputt" geht.
Ist das wirklich ein gutes Ziel? Das Wort kaputt finde ich fehl am Platz. Ebenso wie defekt oder beschädigt.
Man ist Krank. Man leidet. Krankheiten haben immer ihren Ursprung. Das Ziel sollte es sein diesen Ursprung zu erkennen und seinen Weg so einzuschlagen, dass man heilt. Nicht nur die Symptome zu behandeln.
Heilung kann mehrmals (wenn man die Lektion, warum man krank wurde, nicht gelernt hat) oder aber einmalig (man hat es gelernt) stattfinden.
Jetzt entscheide selbst: willst du dich reparieren oder willst du heilen?
Diese Frage berührt etwas sehr Tiefes. Viele Menschen, die mit komplexer PTBS leben, haben erlebt, dass sie nicht einfach "repariert" werden können wie ein kaputtes Gerät. Und genau da liegt vielleicht der erste wichtige Gedanke: Die Psyche ist kein technisches System. Sie ist lebendig, verletzlich, anpassungsfähig und voller ungenutzter Kraft.
Komplexe Traumatisierungen hinterlassen Spuren. Im Nervensystem, im Selbstbild, im Vertrauen. Und doch zeigt die Erfahrung vieler Menschen: Heilung ist möglich, auch wenn sie nicht immer wie eine vollständige Rückkehr zum „alten Ich“ aussieht. Vielmehr ist es ein Weg hin zu einem neuen Umgang mit sich selbst, zu einem tieferen Verständnis und zu mehr innerem Frieden.
Manche Wunden bleiben spürbar. Aber mit der Zeit verlieren sie oft ihre Schärfe. Was heute kaum auszuhalten ist, kann morgen vielleicht schon benannt, gefühlt oder verwandelt werden. Und genau hier beginnt Heilung. Nicht mit dem Anspruch, alles „wegzumachen“, sondern mit Mitgefühl, mit achtsamer Begleitung, mit Methoden wie EMDR, körperorientierter Traumaarbeit oder systemischen Ansätzen, die auch unbewusste Dynamiken sichtbar machen.
Deine Psyche ist nicht kaputt. Sie hat dich überleben lassen. Das ist ein Zeichen von Stärke.
Zumindest „wieder funktionell“ machen, aber halst auch nicht bei allen.