AMA: Blickwechsel 12. November 2024
AMA: Deine Fragen an einen Psychotraumatologen
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Warum werden Trauma und Depression oft verwechselt?

4 Antworten

Das kann daran liegen, dass sich viele Symptome tatsächlich überschneiden können und es kommt nicht selten vor, dass man wegen einer Depression in Behandlung ist, jedoch darunter eine verdeckte PTBS schlummert. Beide Diagnosen müssen sich nicht zwangsläufig ausschließen und oft kommt das dann erst im Behandlungsverlauf zum Vorschein, sogar in Kliniken, wo man eigentlich 24/7 mit dem Patienten in irgendeiner Form zu tun hat.

Abhilfe schafft nur eine ausführliche Diagnostik, Anamnese und auch eine Fremdanamnese kann sehr hilfreich sein. Das ist aber keine Garantie dafür, dass es auch so erkannt wird.

Manche Patienten spalten auch ihr erlebtes Trauma ab und können sich daran nicht erinnern. Das Unterbewusstsein löst dann Symptome aus, die sowohl einer PTBS als auch einer Depression zugeordnet werden könnten.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Traumazentrierte Fachberatung nach DeGPT, Akutpsychiatrie

Viele Menschen bekommen die Diagnose „Depression“.

Sie fühlen sich leer, antriebslos, traurig. Nichts macht mehr Freude. Alles ist zu viel.

Das passt. Und es kann eine Depression sein.

Aber manchmal liegt der wahre Grund woanders: beim Trauma.

Wenn jemand schlimme Dinge erlebt – Gewalt, Missbrauch, Vernachlässigung, emotionale Kälte – kann das Spuren hinterlassen. Auch viele Jahre später.

Der Körper merkt sich, was der Kopf verdrängt.

Und das zeigt sich dann in genau diesen Symptomen: Rückzug, Erschöpfung, Schlafstörungen, innere Leere.

Deshalb wird Trauma oft als Depression behandelt.

Weil es gleich aussieht. Aber die Ursache ist eine andere.

Die Depression ist nicht das Problem – sie ist eine Reaktion. Eine Schutzfunktion

Viele Fachleute kennen sich mit Trauma nicht gut genug aus.

Sie fragen nicht nach. Oder sie erkennen es nicht, vor allem, wenn es nicht „dramatisch“ aussieht. Kein Unfall, kein Krieg – nur eine schwierige Kindheit. Aber das reicht.

Und dann?

Dann bekommen Betroffene die falsche Behandlung.

Antidepressiva helfen vielleicht kurz. Gespräche über das Hier und Jetzt auch.

Aber wenn das Trauma nicht aufgearbeitet wird, bleibt das Gefühl. Oder kommt zurück. Immer wieder.

Deshalb: Wenn eine „Depression“ nicht besser wird – lohnt es sich, nach dem Trauma zu schauen.

Manchmal liegt die Lösung unter der Oberfläche.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ich denke das Problem ist, dass man sich richtig öffnen muss und gerade Traumapatienten damit oft erst spät rausrücken oder sich sogar gar nicht an ihr Trauma erinnern. Bei mir wurde es deshalb erst etwa zwei Jahre später bemerkt.

Dazu kommt, dass viele Traumapatienten auch Depressionen haben und die Diagnose daher nicht falsch ist. Und der Patient muss auch sagen was er braucht, bzw den Kernpunkt nennen, was vielen jedoch schwer fällt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe einen bunten Blumenstrauß an psychischen Erkrankungen.

Depression ist ein Sammelbegriff für ein sehr breites Spektrum psychischer Störungen, bei denen sich die Symptomatik oft stark überlappt. Man kann auch durch ein Trauma in eine Depression kommen, ohne die typischen Symptome für eine Traumastörung zu entwickeln.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium Psychologie und Psychiatrie