Leben wir in Westeuropa in einer Gesellschaft wo Misserfolg die Regel und Erfolg die Ausnahme ist?
Was verstehst du unter Misserfolg in diesem Zusammenhang?
Nichterreichen der Lebensziele. Sozialer Abstieg im Vergleich zur Generation der Eltern.
3 Antworten
Moin,
ich denke, dass man die Komplexität, die in deiner spannenden Frage steckt etwas reduzieren muss, um ggf. zu einem Punkt zu kommen, wo das Thema allgemein kommunizierbar ist.
Deshalb vorab die Strukturanalyse. Es existieren 2 Ebenen, die bei dieser Frage eine Rolle spielen:
a) external = aktuelle gesellschaftliche Konvention über das, was als "Erfolg" als das 1. Erreichen einer "Lestungsbenchmark" gelten soll, 2. intersubjektiv darstellbar ist und 3. mehrheitlich anerkannt wird, - z.B. ökonomisch (Wohlstand) und sozial (Status).
b) internal = lern- und erfahrungsbiographisch bedingte individuelle Selbstbewertungsmuster und Zielstellungen der Selbstentwicklung im Rahmen eines so entstandenen Selbstkonteptes.
Beide Ebenen bestehen immer gleichzeitig und parallel zu- wie auch gegeneinander.
Entscheidend für eine Selbst-Bewertung im Sinne deiner Frage ist also letztlich der Grad an emotionaler wie intellektueller Autonomie des einzelnen Individuums, der über den Grad der Reflektionsfähigkeit und die Qualität der Analyse bestimmt, wo ich mich in einem Koordinatensystem von Selbst- und Fremdeinschätzung sowie der Überzeugung zum Bedeutungsgrad meiner persönlichen Zielsetzungen verorte.
Ja. Und genau das ist jeweils abhängig vom (subjektiven) "Koordinatensystem" in welchem der Begriff "Erfolg" a) qualitativ und b) quantitativ auf der Grundlage des eigenen individual- und sozialpsychologischen Selbstkonzeptes definiert und bewertet wird. ;-) - Wenn du das eher im Sinne einer Sammlung persönlicher Einschätzungen von GF-Lesern gemeint hast wäre vielleicht das Format einer allgemeinen Umfrage mit 3 Antwortmöglichkeiten passender gewesen, oder? - Dann hätte ich z. B. mit Blick auf die Frage der Selbstentwicklungschancen das Ganze eher mit "schlecht" beantwortet. :-)
Ist nicht genau das Gegenteil der Fall? Oder welche Informationen hast du, die ich nicht habe?
Als Beispiel: In Deutschland sind laut Umfragen 70 Prozent der Menschen mit ihrer Arbeit unzufrieden.
Komisch. Meine Suche ergab das hier:
"Laut dem aktuellen kununu Zufriedenheitsatlas 2024 sind 54 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland mit ihrer Arbeit zufrieden. Dabei schneidet Hamburg mit einer Zufriedenheitsquote von 55,8 Prozent als bestes Bundesland ab, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg."
Kommt wohl drauf an, wen man fragt und wie man fragt.
Ist das nicht ein Aspekt der (Selbst-) Wahrnehmung?
Wenn alles darauf ausgerichtet ist wer
- der nächste Abteilungsleiter wird
- unter den Kollegen das größte Auto fährt
- den teuersten Urlaub bucht
- USW (mein Haus, mein Boot, mein Pferd)
Wie soll es dann zu einer Art "Augenhöhe" kommen?
Es gibt eine kleine Gruppe welche an dem Rennen teilnimmt und eine große Gruppe welche kein Verständnis dafür aufbringen kann.
Wann ist ein Leben schlecht?
Wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus, nicht im Erdgeschoss.
Wir haben keinen Garten.
Niemand von uns hat den europäischen Kontinent jemals verlassen, Richtung Amerika, Asien oder so.
Auf niemanden im Haushalt ist ein PKW zugelassen bzw versichert.
Dennoch würde ich uns als zufriedene Familie beschreiben.
kommt natürlich auch auf die individuellen Ansprüche an. Meine 9-jährige Tochter zum Beispiel hat ein eigenes Pferd. Ich denke wenn man ihr gesagt hätte, dass dies nicht finanzierbar sei wäre sie unglücklich.
sinnvolle Ergänzung, aber bei meiner Frage geht es mir jetzt zunächst um die subjektive soziologische Einschätzung der Leser bezüglich der Erfolgschancen und deren Erfahrungen diesbezüglich.