Moin,
der Begriff bedeutet erstmal nicht anderes als "Etwas" zu "wissen", also Existenz oder Zustände, Sachverhalte etc.etc. zu "wissen" bzw. zu "realisieren".
Das geschieht auf 2 Ebenen.
A - Philosophie) primär als Selbst-Bewusstsein,- also als Wissen von der eigenen Existenz als ein von der Umwelt als >Entität< abgegrenztes System, potentiell eigenen Wahrnehmens, Denkens, Fühlens, Handelns. -
Das ist systemtheoretisch formal einfach erklärt: Im Rahmen einer System-Umwelt - Kommunikation entstehen durch die Autoaktivität des Systems Veränderungen in der Umwelt, die als Aufmerksamkeitssignal einen Input zurück in das System erzeugen, der das System dazu bringt, sich verhalten zu müssen. Dieser Input wird in der Folge zu einer Information a) über den Input selbst und b) über das System an sich selbst - eine Art "Spiegeleffekt", der dem System Selbstwahrnehmung ermöglicht.
Es erkennt sich als Entität in dem es seinen abgegrenzten Charakter zu seiner Umwelt erkennt, - also Umwelt als etwas qualitativ und quantitativ von sich Verschiedenens.
Hier gilt der Satz von gregory Bateson (Ökologie des Geistes): "Eine Information ist ein Impuls der einen Unterschied macht".
B Psychologie) die Ebene von Bewusstseinsinhalten - also die Transformation von einer Entität in eine Identität. Hier bildet sich ein Ich-Konzept durch das Erlenen, Erfahren und Übernehmen von Ursache-Wirkungserfahrungen, Ausbildung von Erwartungs- und Handlungsmustern, Selbstentwicklungsstrategien usw. aus.
Dieser Prozess aus B) findet natürlich nicht im "luftleeren Raum" statt. Man kann es Erziehung oder Sozialisation nennen - in jedem Fall gehören zu den Lern- und Erfahrungsinhalten immer auch ideelle und pragmatische Vorgaben von außen, um Lernprozesse zu "konfigurieren",- i.d. R. mit Bezug auf "Werte" zwischen Pragmatismus und Idealismus.
Und hier setzt dann die Frage nach der Bedeutung von Ethik und Moral an.
Hierbei ist entscheidend, dass sich Ethik und Moral zwar aufeinander beziehen, aber nicht identisch sind. -
Während Moral den Bereich der, durch Erziehung psychologisch verankertes Affektsystem repräsentiert für ein "gefühltes" Sollen, Müssen, Dürfen, Nicht-Dürfen,- also eine affektive Leitstruktur für erwünschtes / unerwünschtes Verhalten zur Regelung spontanen Alltagsverhaltens darstellt
bildet Ethik eine formallogische Grundlage für die Verbindung der Begriffe "Recht" und "Gerechtigkeit". Sie hat übergreifenden normierenden Charakter. (Universalie / Naturrecht)
Das zwischen beiden Ebenen erhebliche Konflikte betstehen können und i. d. R. auch bestehen kennt eigentlich jedes Kind, wenn es im Zuge seiner Selbstentwicklung eingeforderte Verhaltensnormen als "gerecht" oder "ungerecht", als plausibel oder willkürlich hinterfragt.
Und in der Tat hat ja auch jedes Gewaltregime auf dieser Welt eine Moral und auch eine Rechtsstruktur.
Auf der anderen Seite steht z. B. eine Prinzipienethik von I. Kant (Menschenrechte, Weltrecht, Kategorischer Imperativ, Zweckfreiheit des Menschen etc. pp.), die als Universalie (weil logikbasiert) als Naturrecht den Relativismus moralischer und fragmentierter Rechtssysteme aushebelt.
Inwieweit ein Mensch nun selbst Autonomie in seiner Selbstentwicklung erreicht und von zufälligen Moral- und Rechtssystemen unabhängig zu denken und zu fühlen vermag hängt davon ab, welche Chancen er hatte, bei seiner Entwicklung von der Entität zur Identität sein Ich-Bild mit entsprechenden Leitbildern, aber auch unabhängig von Leitbildern im Sinne psychischer Abhängigkeit auf dem Hintergrund eines bildungsfördernden (nicht nur aus-bildungsfördernden!) Umfeldes entwickeln zu können.