Ist die Verteidigung eigener Standpunkte ("Rechthaberei" / Schopenhauer-Dialektik) wichtiger als die Synthese aus These und Antithese (Hegel-Dialektik)?

5 Antworten

Deine Frage ist etwas unfair gegenüber Schopenhauer. Im Gegensatz zu Hegel, der seine Dialektik propagiert, ist Schopenhauers Eristische Dialektik keine Propagierung, sondern Analyse und Kritik der Rechthaberei.

Er ergänzte und baute dieses Manuskript zwar weiter aus, beließ es aber bei „etwa vierzig“ Kunstgriffen (tatsächlich sind es 38), weil er sich angewidert sah, „alle[r] dieser Schlupfwinkel der mit Eigensinn, Eitelkeit und Unredlichkeit verschwisterten Beschränktheit und Unfähigkeit“ zu beleuchten - https://de.wikipedia.org/wiki/Eristische_Dialektik

Das sind zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen, die sich nicht vergleichen lassen.

Lediglich der Begriff Dialektik für die Rechthaberei ist wohl ein Seitenhieb auf Hegel. Dass sie sich nicht mochten, ist allgemein bekannt.

Ja, das reicht aus!

Ich habe nicht Deinen gesamten Text gelesen.

Es ist die Kunst des Streitens um des Sieges willen, nicht um der Wahrheit willen.

Zunächst reicht es aus, kein Wissen zu haben. Wenn das Gegenüber dann nicht mehr diskutieren will, habe ich ja gewonnen. Vermeintlich.

Bevor man zu dieser Erkenntnis kommt, muss man erstmal erkennen ab wann es Rechthaberei ist.

Es gibt Personen, die anderen Personen Rechthaberei unterstellen, weil sie mit ihrer eigenen Argumentation nicht mehr weiter kommen aber recht haben wollen.

Die Erkennung der Rechthaberei ist ein sehr komplizierter Sachverhalt.

Meine Erfahrung ist, dass Narzissten anderen Personen häufig Rechthaberei unterstellen., um ihren Narzissmus abzusichern. Denn nicht jeder Narzisst ist auch ein kluger Mensch.


SpezialAntwort 
Beitragsersteller
 24.06.2025, 10:06

Eine eigene negative Eigenschaft jemandem zuzuweisen (z.B. Unpünktlichkeit) ist ein klinischer "Klassiker", ist typisch für Narzissten (im psychologischen Sinne).

Ich persönlich halte es für wichtig und förderlich, sich über unterschiedliche Standpunkte auszutauschen ohne zwingend den anderen überzeugen zu müssen. Der Weg zu einer Erkenntnis kostet Zeit und Bedarf der Auseinandersetzung mit Informationen. Ein Mangel an wichtigen Informationen verzerrt das eigene Bild, inbesondere da das Gehirn physiologisch darauf angewiesen ist, Informationen zu bewerten und Lücken heuristisch zu schließen.

CleverRemo  24.06.2025, 10:09
@SpezialAntwort

Genauso ist es.

Deutet man "Rechthaberei" aber falsch, geht die ganze Auseinandersetzung in die falsche Richtung

Salü SpezialAntwort,

kommt auf deine Motivation und Intention an, also auf die Gründe, weshalb du eine Diskussion führst und zu welchem Zweck.

Diskutierst du hauptsächlich um deiner eigenen Eitelkeit willen, weil du dich sozusagen an deinem intellektuellen Vermögen ergötzt und/oder weil du eine Diskussion als "Schlacht" (miss)verstehst, die nur in deinem Sieg oder deiner Niederlage enden kann bzw aus Rechthaberei, ohne nach höherer Erkenntnis respektive "der Wahrheit" zu streben, um es pathetisch zu formulieren, dann wirst du vermutlich die eristische der Hegelschen Dialektik vorziehen.

"langer Rede Fluß mündet ins Meer der Geschwätze" - chin. Sprichwort