Ist das Spanisch auf den Kanaren sehr schwer zu verstehen?
Zwei Spanisch-Studenten mit hohem Sprach-niveau kamen auf die kanarischen inseln. Aber sie haben kein Wort verstanden, was die Leute dort untereinander geredet haben.
Die sprechen dort angeblich 100 x schneller und undeutlicher als in Madrid. Kann das stimmen?
3 Antworten
100x schneller kann nicht stimmen. Dass es Menschen gibt, die nuscheln, allerdings schon. Was nicht heißt, dass es Jeder macht.
Guten Appetit.
Wenn du nach Bayern, ins Rheinland oder nach Hamburg kommst, und dort Einheimischen zuhörst, die in ihrem Dialekt reden, hast du selbst als Muttersprachler Schwierigkeiten, Alles zu verstehen.
Finde ich nicht. Ich verstehe jeden Dialekt. Aber niemand redet so extrem schnell wie Spanier. Ich kriege Kopfschmerzen denen zuzuhören. Es klingt alles sehr lieblos. Man versteht kein Wort. Die Italiener hingegen haben eine langsame stilvolle Ausspreche. Das klingt echt angenehmer.
Südspanische Varietäten (Andalusisch, Kanarisch) haben mehr mit lateinamerikanischem Spanisch, insbesondere der Karibik, gemein.
Spanisch wird dort dynamischer ausgesprochen. In Nordspanien eher gleichmäßig und wie aus der Maschinenpistole gerattert, in Südspanien manche Silben länger als andere ausgesprochen und das unter voller Verwendung der üblichen Silbenverschmelzung inbsesondere über die Wortgrenze hinweg.
Die Frage ist, ob die beiden Spanisch-Studenten unter gleichen Bedingungen (vor völlig Fremden) in Madrid nicht auch Schwierigkeiten hätten. Im schulischen oder studentischen Umfeld ist das immer einfach oder auch, wenn dei Angesprochenen schon grob wissen, um was es geht
Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn die Spanischstudenten Spanisch in Südspanien oder Lateinamerika studiert bzw. gelernt hätten, würden sie in Madrid weniger verstehen, da sie nicht an diese Art zu reden gewöhnt wären.
Für Spanischsprecher ist in Spanien die kanarische Varietät die am schönsten klingende. Sie hat viel mit der aus Venezuela oder Kuba gemein.
Und Madrid ist auch nicht Hochspanisch:
https://www.youtube.com/watch?v=lODDcPqym8A
So wie in Lehrvideos oder Unterrichtsmaterial oder auch den Nachrichten spricht kein Mensch auf der Straße.
"So wie in Lehrvideos oder Unterrichtsmaterial oder auch den Nachrichten spricht kein Mensch auf der Straße."
Eben! Von daher verstehe ich nicht, warum den Schülern so ein realitätsfernes Spanisch beigebracht wird.
Kanarisches Spanisch klingt wie Arabisch. Z.B. Esta wird zu "ehh ta". Klingt alles so komisch abgehackt. Keine schöne Sprachmelodie.
Geschmackssache. Für 95% der Spanischsprecher klingt Nordspanisch unschön, insbesondere auch die Aussprache von z (th) und dass dort überall s ungeschwächt ausgesprochen wird klingt für viele so überdeutlich, dass es schon weh tut, also in der Art wie "ich bin doch nicht schwer von Begriff".
Tja, aber für Ausländer ist es sicher besser zu verstehen, wenn man langsam und deutlich redet. Findest du nicht?
Es wäre dann nur eben kein Spanisch mehr. Das ist nichts, was bewusst so ist, sondern in der Sprache drin liegt. Man könnte auch sagen: warum sprechen die kein h aus. Es wäre doch besser, wenn sie hotel statt otel sagen. Die Schrift bildet nur die Aussprache ab. Fremdsprachler lernen nach Schrift, Muttersprachler nach Gehör und lernen dann erst die Schrift.
Wieso sollte es dann kein Spanisch mehr sein, wenn man es stilvoll und langsam ausspricht? Machen die auf dem spanischen Festland doch auch.
Nein. Jede Region hat hier ihren Akzent. Auch Madrid. Und auch Andalusien gehört zum Festland oder Galicien. Ich habe dir es oben nochmal etwas detaillierter geschrieben. Jede Region glaubt, keinen Akzent. Aber in Argentinien, auf Kuba oder in Saragossa klingt Spanisch völlig unterschiedlich. Und oft versteht man zunächst das Spanisch besser, das man gelernt hat.
Das ist in Deutschland oft das nordspanische Spanisch. In den USA wäre es lateinamerikanisches Spanisch, je nach Standort aus Mexiko (Süden der USA), Kuba (Florida) oder Puerto Rico (New York). Sprachschüler die auf den Kanaren oder in Andalusien Spanisch gelernt haben, müssen zweimal hinhören, wenn jemand aus Madrid oder Nordspanien spricht. Es ist eine andere Dynamik.
Mit der Zeit gibt sich das dann.
Der Schlüssel dazu liegt in der Aussprache, d. h. du musst insbesondere auch die Wort übergreifende Silbenverschmelzung kennen, die im normalschnell gesprochenen Spanisch Anwendung findet.
Einfaches Beispiel, aber stell dir das eben auf ganze Sätze oder kompliziertere Wörter vor:
En el hotel. Im Deutschen ist man es gewohnt Silben und Wörter klar zu trennen. Die Aussprache wäre also: en el o-tel. H ist ja stumm. Im Spanischen wird das aber ausgesprochen, als ob es nur ein Wort wäre: e-ne-lo-tel.
Vergleich mal beide Varianten.
- en el o-tel
- e-ne-lo-tel
Bei gleichem Tempo klingt die erste unspanisch, die zweite typisch Spanisch und kann auch viel schneller ausgesprochen werden (enne lotell).
Das Problem ist also nur, das zu wissen, deine Aussprache selbst so anzupassen und in dem Augenblick, indem dir das bewusst wird, hörst du auf einmal Spanisch ganz anders und verstehst es, musst es nur noch auseinanderklauben.
Es ist etwas, über dass sich Muttersprachler i. d. R. gar nicht bewusst sind. Es ist so selbstverständlich wie z. B. im Deutschen einen Knacklaut vor Vokale zur Silbentrennung zu setzen. Spanisch funktioniert umgekehrt. Silben bzw. Wörter verschmelzen soweit wie möglich und wenn das nicht der Fall ist, ist es für viele ebenso unverständlich, weil sie meinen, es wäre bereits ein anderer Satz und nicht das gleiche Wort.
Ich finde, die sprechen verständlicher als zum Beispiel Andalusier. So weit ich das mitbekommen habe, wird das s auch nicht so gelispelt.
Ich bin selbst auch verwundert darüber wie gut ich das Standard Spanisch verstehe im Gegensatz zu den Leuten auf den Kanaren. Die Wörter werden kaum betont, es wird alles sehr lieblos und monoton ausgesprochen. Da braucht man schon das C2 Niveau, um alles zu verstehen.
Also Gran Canaria und die östlichen Inseln sind eine Provinz, Teneriffa und die westlichen Inseln sind eine weitere Provinz. Das kann schon sein, dass es leichte Sprachunterschiede gibt. Ich konnte die Leute auf den westlichen Inseln bisher recht gut verstehen. Auf Gran Canaria war ich auch schon mal, da war es auch ok. Ich frag immer, ob sie ein bisschen langsamer sprechen können.
Die verschlucken auch viele Wörter