Greta Thunberg lehnte ab sich das Video vom 7. Oktober anzusehen?
Nachdem die Schauspieler und Instagram-Aktivisten der "Freedom Flotilla" von Israel in Gewahrsam genommen wurden, hatte man ihnen wohl das Angebot gemacht, sich das 45-Minuten-Video, mit den durch die Hamas dokumentierten Aufnahmen vom Massaker am 7. Oktober, anzusehen.
Das wurde von Greta Thunberg und den anderen Aktivisten scheinbar abgelehnt.
Greta Thunberg and 'selfie yacht' pals refused to watch 'horror film of the Oct. 7 massacre': Israel
Vermutlich kann jeder Mensch froh sein, der die Bilder nicht sehen muss. Wenn die 11 Aktivisten allerdings die Chance hatten, dadurch ihr Weltbild auf die Probe zu stellen und es wirklich ablehnten, wären sie dann nicht der selektiven Wahrnehmung überführt?
Oder wie es Brendan O'Neill vom Spectator schrieb (übersetzt):
Falls ja, könnte es sein – weil sie die Barbarei der palästinensischen Seite in diesem Krieg nicht ertragen konnten? Der Seite, deren Flagge sie schwenken und deren Kufiya sie tragen? Sie müssen uns erzählen, was passiert ist. Das ist wichtig.
Wäre es wichtig gewesen, dass die Aktivisten dieses Bildmaterial gesehen hätten und wäre es moralisch verwerflich, wenn sie es ausdrücklich nicht ansehen wollten?
14 Antworten
Ich kann sie gut verstehen, ich mag mir auch keine Horrorfilme anschauen.
Auch von den israelischen Aktionen im Gazastreifen mag ich mir keinen Film ansehen. Ein paar Fotos reichen mir völlig, um mir das Schlimmste vorstellen zu können.
Aber auch wenn ich mir solche Filme ansehen würde, könnte ich keine Gewaltaktionen und keinen Krieg rechtfertigen. Kein Opfer wird wieder lebendig, wenn Unschuldige der anderen Seite massakriert werden.
Ich würde hier nicht sofort von moralischer Verwerflichkeit sprechen, aber ich finde, sie hätte sich das Video doch ansehen sollen.
Gerade bei solchen Konflikten ist es wichtig, BEIDE Standpunkte anzuhören. Die eigene Glaubwürdigkeit könnte sonst Schaden nehmen.
Audiatur et altera pars!
Ich habe Greta lange supportet. Aber hier fährt sie meines Erachtens in eine Einbahnstraße. Das ist genau der Punkt den ich bei mir selber auch kritisch gesehen habe. Wenn man sich zu einem hochbrisanten und komplexen Konflikt zu Wort meldet und dabei irgendwie Stellung bezieht, sollte man differenziert genug sein, sich die Vergehen beider Seiten kritisch anzuschauen.
Man kann / darf / sollte dann, nicht blind auf einem Auge sein. Ich hab es zwar nie gänzlich ausgeblendet. Meine Rethorik war dennoch zu einseitig und undifferenziert. Ich für meinen Teil habe das selbstkritisch wie ich bin, erkannt.
Bei Greta aber.. Weiß auch nicht. Wirkt als wenn sie sich selber neu erschaffen hat und jetzt in einer Einbahnstraße festgefahren ist, bei der es nicht mehr vorwärts und auch nicht mehr rückwärts geht.
Greta täte gut daran, sich die Komplexität dieses Konfliktes bewusst zu machen. Frieden gibt es nicht, wenn man blind eine Seite unterstützt, während man der anderen ausschließlich ihre Verfehlungen vorwirft. Das sorgt dafür das sich die Positionen festfahren und ist wenig zielführend. Solche Konflikte brauchen neutrale, differenzierte Stimmen, die sich auf keine Seite schlagen, sondern an Lösungen interessiert sind, die die Interessen aller berücksichtigen.
Hier heißt das für mich ganz klar:
Ich stehe hinter Israel, lehne aber Bibi und seine Koalition ab.
Ich bin für die Sicherheit der israelischen, wie auch palästinensischen Zivilbevölkerung.
Positioniere mich aber ganz klar gegen Hamas und Konsorten. Insbesondere weil die als Proxy des Iran, die Geopolitik der Mullahs supporten.
Netanjahu und seine Koalition, wie auch die Mullahs im Iran, sehe ich hier als das Übel an. Die müssen beide entmachtet werden. So gäbe es nicht nur Frieden, sondern wäre auch im langfristigen Interessen aller Zivilisten in Israel, Palästina und dem Iran. (Irak übrigens auch. Weil die stehen auch unter den Fittichen der schiitischen Mullah Extremisten.)
Über Palästinenser hat sie auch nicht am 07.10.2023, als "nur" ca. 250 Palästinenser getötet wurden, berichtet. Das erste Bild kam am 20.10.2023, nachdem Israel ca. 5.000 Palästinenser getötet und ca. 1 Mio. Palästinenser vertrieben hat.
Und noch schlimmer (ich denke, das ist der wichtigste und vielleicht entscheidende Punkt): Israel hat damals nicht aufgehört, Tausende Palästinenser zu töten. Israel wurde unterstützt und hätte gestoppt werden müssen (was nicht passiert ist).
https://www.instagram.com/p/CynzkCFM0yX/?igsh=Nzc2cHI1MXNvdmx6
Proteste gegen die Hamas bringen nichts. Stell dir vor, in Deutschland gäbe es 1 Mio. Menschen, die gegen die Hamas demonstrieren würden! Was könnte dann passieren? Was würde sich ändern? Nichts.
Das erste Bild kam am 20.10.2023, nachdem Israel ca. 5.000 Palästinenser getötet und ca. 1 Mio. Palästinenser vertrieben hat.
Sie spricht in diesem Post und auch davor kein einziges Mal über die israelischen Opfer. Wenn ihr diese egal sind, und danach sieht es aus, dann hat sie keinen Respekt verdient. Omer Bartov sagt, dass man mit Verweis auf die Hamas Charta argumentieren könne, dass der 7. Oktober eine genozidale Tat war.
Hatte der Angriff der Hamas auch eine genozidale Botschaft? Manche sprechen vom größten Massaker an Juden seit dem Holocaust.
Es war ein großer terroristischer Angriff, ein Kriegsverbrechen, und möglicherweise ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Wenn man es mit der Charta der Hamas von 1988 in Verbindung setzt, kann man argumentierten, dass es sich um eine genozidale Tat handelt.
https://taz.de/Genozidforscher-ueber-Gaza/!5984116/
Außerdem war zu diesem Zeitpunkt völlig unklar, dass sich der Krieg gegen die Hamas zu einem Genozid entwickelt. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit nach dem 7. Oktober. Die westliche Welt stand hinter Israel und hatte Verständnis für ein militärisches Vorgehen. Den Evakuierungsbefehl bezeichneten manche Völkerrechtler noch als legitim.
Matthias Herdegen wies diese Vorwürfe im November 2023 hingegen als „abenteuerlich“ zurück. Es werde von ethnischer Säuberung oder Massenaustreibungen gesprochen. Das seien Formen der Diskussion, die das Völkerrecht und das tatsächliche Geschehen geradezu pervertierten.[402] Auch der deutsch-britische Völkerrechtler Stefan Talmon wies darauf hin, dass die von Israel geforderte Evakuierung des nördlichen Gazastreifens nicht völkerrechtswidrig gewesen sei, da es sich um eine Maßnahme zum Schutze der Zivilbevölkerung handelte. Ferner würde es sich bei den zivilen Objekten, die von der Hamas militärisch genutzt werden, um legitime militärische Ziele handeln
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Israel_und_Gaza_seit_2023
(Vorwürfe wegen Kriegsverbrechen und Völkermord)
Israel hat damals nicht aufgehört, Tausende Palästinenser zu töten. Israel wurde unterstützt und hätte gestoppt werden müssen
Ja, man hat Israel vertraut. Das war ein Fehler. Deutschland tut das heute noch und liefert Waffen.
Proteste gegen die Hamas bringen nichts. Stell dir vor, in Deutschland gäbe es 1 Mio. Menschen, die gegen die Hamas demonstrieren würden! Was könnte dann passieren? Was würde sich ändern? Nichts.
Proteste bringen auch gegen Israel nichts. Nicht mal die Mehrheitsmeinung des israelischen Volkes interessiert Netanjahu, wie will man ihn dann stoppen? Ich denke nur die USA können das. Aber bei Trump braucht man sich keine Hoffnungen zu machen. Wenn Greta Thunberg meint, sie könne was gegen Israel ausrichten, dann kann sie das ja glauben.
Wenn man es mit der Charta der Hamas von 1988 in Verbindung setzt, kann man argumentierten, dass es sich um eine genozidale Tat handelt.
Andere argumentieren auch anders. Siehe z. B. das Interview von der Nahost-Expertin und Politikwissenschaftlerin Prof. Helga Baumgarten:
Minute 21:33 - 28:55
https://www.youtube.com/live/VhzPaOsYmbM?si=sOMHmPUBKLSD50bM
Außerdem war zu diesem Zeitpunkt völlig unklar, dass sich der Krieg gegen die Hamas zu einem Genozid entwickelt.
Mir war es klar, von einem "Krieg gegen die Hamas" würde ich nicht mal sprechen. Der israelische Historiker, Holocaustforscher und Genozid-Experte Prof. Raz Segal hat spätestens am 13.10.2023 (also 6 Tage nach dem Beginn der israelischen schweren Angriffe auf den besetzten Gazastreifen) angefangen, von einem Völkermord zu sprechen.
https://jewishcurrents.org/a-textbook-case-of-genocide
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit nach dem 7. Oktober.
Ja, ich auch. Damals hatte ich 3 Wochen Urlaub. Am letzten Samstag vor meinem Urlaub bin ich um 6 Uhr aufgewacht und habe Nachrichten verfolgt. Die 3 Wochen habe ich dann in meinem Bett verbracht und habe nichts anderes gemacht.
Die westliche Welt stand hinter Israel und hatte Verständnis für ein militärisches Vorgehen.
Was natürlich schlimm war. Macron und Obama, die ich nicht mag, gehörten zu den ersten, die sich getraut haben, Israel zu kritisieren. Macron musste sich entschuldigen.
Den Evakuierungsbefehl bezeichneten manche Völkerrechtler noch als legitim.
Oder richtig formuliert: Vertreibungsbefehle.
Welche Völkerrechtler fanden es okay, dass Israel über 1 Mio. Palästinenser aus dem Norden des Gazastreifens innerhalb von 24 Stunden vertreiben wollte? Das war noch am 12.10.2023.
Jetzt nochmal zur Greta: Ich glaube, dass es ihr darum geht, dass Israel gestoppt werden muss. Gegen die Hamas kann sie nichts machen.
Der israelische Historiker, Holocaustforscher und Genozid-Experte Prof. Raz Segal hat spätestens am 13.10.2023 (also 6 Tage nach dem Beginn der israelischen schweren Angriffe auf den besetzten Gazastreifen) angefangen, von einem Völkermord zu sprechen.
Der war der einzige, der so früh von einem Völkermord sprach.
Ich war aber noch schneller.
Verstehe nicht wirklich, wie du zu diesem Zeitpunkt zu dieser Einschätzung gekommen bist. Eine Genozidintention nachzuweisen, ist schwierig. Bartov sagte im Mai 2024, dass ein Genozid vorliegt. Vorher wollte er sich darauf nicht festlegen, sondern warnte nur vor der Gefahr eines Genozids.
Ja, ich auch. Damals hatte ich 3 Wochen Urlaub. Am letzten Samstag vor meinem Urlaub bin ich um 6 Uhr aufgewacht und habe Nachrichten verfolgt.
Viele haben sich über diese Nachrichten wahrscheinlich gefreut. Ich hoffe du gehörst nicht dazu und hast deine Menschlichkeit nicht verloren. Samidun hat Süßigkeiten verteilt.
Die 3 Wochen habe ich dann in meinem Bett verbracht und habe nichts anderes gemacht.
Das verstehe ich nicht. War der Urlaub so langweilig?
Vielen Dank für die fabelhaft differenzierte und zur Vernunft ermahnende Stellungnahme.
Allerdings sehe ich folgende Probleme dabei:
1. Israel wurde zu Beginn und während der ersten rund 40 Jahre von einer linken Arbeiterpartei regiert, die Pro-2-Staatenlösung waren - also dem kompletten Gegenteil von heute. Besänftigt hatte es die panarabischen Kräfte deshalb nicht.
2. Israel und Iran hatten ein schon eher freundschaftlich-diplomatisches Verhältnis zueinander, bis zur islamischen Revolution 1979. Ohne Frage ist der Iran heute eine treibende Kraft für die Konflikte. Aber auch vorher gab es Kriege und Konflikte mit den panarabischen Kräften.
Es scheint nicht nur an der aktuellen, rechtsextremistischen Regierung und dem Mullah-Regim zu liegen.
Ich stehe hinter Israel, lehne aber Bibi und seine Koalition ab.
Smotrich auch? Das wundert mich jetzt.
Das sagt alles über diese „Aktivisten“ aus. Peinlich, wirklich!
Ich erkenne keinen Mehrwert darin, ihr diese Aufnahmen zu zeigen. Grausamkeit dient selten der Aufklärung.
Sicherlich richtig. Man muss aber auch bedenken, dass das Massaker vom 7. Oktober gefeiert wurde.
In Gaza nennen es die Zivilisten "einen der schönsten Tage" und selbst in Berlin wurden Süßigkeiten zur Feier auf der Straße verteilt, von islamischen Vereinen.
Zu dem Zeitpunkt wurde das Massaker noch als "Gerechtigkeit" und "nachvollziehbar" bezeichnet, weil die Palästinenser ja selbstverständlich von Israel unterdrückt werden...
Das Massaker ist also zu grausam, um es sich anzusehen, aber nicht grausam genug, um gefeiert zu werden? Und wer diese heuchlerische Doppelmoral kritisiert, ist ein "Genozid-Unterstützer"... ein Vorwurf von Menschen, die gleichzeitig einen anderen, versuchten Genozid relativieren... ich komme mit dieser Logik einfach nicht mehr klar 😂
Ich kann heute keine Auszeichnungen mehr vergeben 😭 erinnere mich morgen nochmal daran 😅
Und ja, Greta Thunbergs Verhalten ist wirklich enttäuschend. Nicht mal einen einzigen Satz des Mitgefühls waren ihr die Opfer des 7. Oktobers wert. Zur Ukraine schweigt sie auch. Da sterben auch unschuldige Zivilisten.