Die alte Ost/DDR Zeit!
Immer wieder ist es interessant und zugleich auch atemberaubend falsch, was so von Leuten über unsere alte DDR-Zeit geschrieben wird. Insbesondere dann, wenn sie überhaupt nicht dabei sein konnten (altersmäßig schon nicht), aber alles besser wissen, als die Leute, welche den Zirkus mitgemacht haben. Da muß man schon die Füße still halten können, um nicht aus der Haut zu fahren. Bin ich diesbezüglich der einzige, dem das so geht.
5 Antworten
Geht mir bei der "Ostalgie" genau so.
Ich habe allerdings auch noch die DDR mitgekriegt (bin zwar Wessi, hatte aber Verwandtschaft drüben). Und natürlich kann ich mich auch noch an die Wende erinnern.
Ich habe mich damals einfach nur gefreut als die Mauer fiel und die Leute endlich aus dem Arbeiter- und Bauerngefängnis raus kamen. Allerdings hatte ich ein gutes Jahr vorher noch die "offizielle DDR" auf Einladung der dortigen Regierung erlebt und war deshalb gegen die überhastete Wiedervereinigung. Dass das Zusammenführen zwei solch grundverschiedener politischer und wirtschaftlicher Systeme nicht von jetzt auf gleich funktionieren würde, war abzusehen. Und leider habe ich auch viel Rassismus und Fremdenfeindlichkeit erlebt - das Erstarken von Neonazis und rechten Parteien finde ich zwar traurig, aber nicht verwunderlich.
Ich hatte zwei Kolleginnen aus der Ex-DDR, die die "Wehmut nach der guten alten Zeit" mit Ärger sahen. Die eine hatte Verwandte im Stasi-Knast und kannte eben auch die Kehrseite des Systems. Das einzige, was beide vermissen, ist die Kinderbetreuung.
Ich habe 2003 meinen Bilanzbuchhalter gemacht. Im Lehrgang gab es die U-30- und die Ü-30 Fraktion. Ü-30 war in der Lage, aus einem Bruttobetrag die Umsatzsteuer herauszurechnen. Wir haben das noch in der Schule gelernt.
Vor ein paar Jahren gab es mal einen Aufstand bayerischer Abiturienten, weil die Mathe-Abi-Prüfung so schwer war. Ich habe mir spaßeshalber mal die Aufgaben angesehen - zu meiner Zeit war das noch Stoff der mittleren Reife (Wahrscheinlichkeitsrechnung). Und obwohl meine Schulzeit fast 50 Jahre zurückliegt, konnte ich die Aufgaben immer noch lösen. Das war wirklich kein Hexenwerk.
Ich habe schon einige Studentinnen (BWL) mitbekommen. Im Gegensatz zu deren Schmalspur-Bachelor-Studium musste ich mir mein Diplom noch hart erarbeiten.
Die Anforderungen haben auch im Westen nachgelassen.
Und nun kannst du mal nachdenken, warum wir keine Chance mehr international in der Bildung haben. Ich hatte noch Wehrmachts-Lehrer/in. Die haben uns das Laufen beigebracht, aber auch ---- FACHLICHES WISSEN ------. Wahrhaftig!!!!!!!
Mich stört vor allem das Schwarz-Weiß denken bei dem oft verlangt wird den starken Autoritarismus als einziges wesentliches Merkmal der DDR zu betrachten und den Totalitarismus der kapitalistischen Wirtschafftsordnung als "Freiheitlich" zu begreifen oder aber umgekehrt.
Ich Habe als Sozialarbeiter durchaus einiges an Menschen aus der DDR als Klienten die teilweise gegen das System waren und die Stasi hassen, aber z.T. auch Berechtigt stink sauer sind, wenn der Neoliberalismus Medial verteidigt und die DDR auf die Stasi reduziert wird.
Und genau das muß man auch verstehen können. Und das ist verdammt schwer. Die allermeisten, insbesondere hier, scheitern daran.
Ich war 1985 und 1986 auf einer Behindertenfreizeit in Leipzig. Bekam da tiefe Einblicke in den Alltag der DDR.
Man muss die Bevölkerung von der Staatsführung und ihrer Ideologie trennen.
In der DDR war ja nicht alles schlecht aber auch nicht alles gut..
Heute bin ich dankbar für diese Erfahrungen in der DDR.
LA
Siehst du, genau in diese Richtung geht auch der Begriff Ostalgie. Rate mal, warum ich diesen Begriff angesetzt habe. Man mußt wenigstens etwas --- DIREKTES --- wissen, so steht es auch in der Beschreibung dieser Abteilung. Besten Dank an dich.
Da geb ich dir voll recht. Vor allem von Leuten die das gar nicht miterlebt haben. Ja ich habe mir hier auch viele Beiträge durchgelesen, wo auf die Ostler gewettert wurde. Ja leider sind wir auf der falschen Seite geboren worden. Dafür konnten wir persönlich nichts.
LG
Du bist auf jeden Fall jemand, der seine eigenen Erfahrungen - die Dir niemand nehmen kann und vor allem niemand nehmen will - sehr oft als einzig und allein gültig darstellt. Andere haben bei Dir kaum eine Chance, wenn sie andere Erfahrungen gemacht haben, werden pauschal als "zu jung", "nicht dabei" oder "besserwisserisch" abgestempelt.
Dabei gab es in der DDR durchaus sehr unterschiedliche Ansichten und Erfahrungen.
Bei Dir schwingt immer eine Portion Arroganz und ganz viel Voreingenommenheit und Subjektivität mit.
Ich gebe dir, massiv, aber nicht total Recht. Ich vermisse auch so manches. Eines davon ist das Thema Schule. Aber Achtung, der Begriff Politik bleibt bei diesem Thema, draußen. Was konnten und wusten die jungen Leute damals, wenn sie -- AUS --- der Schule in die Lehre kamen. Dann vergleiche das mal mit heute. Ich sehe es doch selbst, was sie können. Meine Stieftochter (aus Jalta, ich habe eine russische Frau und auch dort geheiratet) war den Mitschülern, hier in Deutschland turmhoch in den Fach-Fächern (außer Deutsch) überlegen. Das ist auch schon Jahre her. Mindestens 1-2 Schuljahre war sie den Mitschülern überlegen, als sie in die deutsche Schule kam.