Wieso ist Coming-out unter Jungs immer noch so ein großes Ding?

10 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Pauschal gesagt, es herrscht im Jahr 2025 noch immer eine männliche Dominanz und eine andere Lebensform neben der Heterosexualität wird weder akzeptiert noch toleriert.

Wenn eine junge Frau sich als bisexuell oder lesbisch outet in unserer männlich geprägten Zeit, dann ist das für Viele ein geiler Augenblick. Outet sich ein junger Mann als bisexuell oder schwul, dann wird er in unserer dominierenden heterosexuellen Männerwelt abgestoßen, oft mit dem Gedanken, "Nicht das der etwas von mir will", deshalb diese Distanz bzw. Distanzaufbau.

Würde man im Jahr 2025 endlich dazu übergehen, dass wir alle Menschen unter Menschen sind und wir Sexualität nur leben können und nicht eine Sexualität sind, dann würde man sich nicht von Sexualität zu Sexualität begenen sondern als Mensch zu Mensch. Was bei dieser Begegnung entsteht oder entwickelt, dass wird dann durch die Gefühle, Situation und die Zeit entschieden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – bin über 60 Jahre und habe Erfahrungen gesammelt.

Zum 1. Teil deiner Frage: Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass es bei mir die Leute kaum interessiert. Ich "oute" mich aber in der Regel auch nicht vor Leuten (auch damals nicht vor meiner Familie oder Freunden). Ich gehe einfach offen damit um und habe z.B. dann einfach von meinem ersten Freund erzählt. Im Alltag gehe ich damit auch in Gesprächen offen um, wenn z.B. Crushes zur Sprache kommen, Geschichten vom Ex oder so...

Meistens kommen nicht mal mehr Nachfragen und je selbstverständlicher ich damit umgehe, desto selbstverständlicher reagieren auch alle um mich herum.

Homophobie gibt es natürlich trotzdem und das begegnet einem bestimmt an der ein oder anderen Stelle, aber von solchen Leuten distanziere ich mich. Mit Leuten, die Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verurteilen, möchte ich generell nichts zu tun haben.

Zum 2. Teil deiner Frage: Schwule Männer erfahren gesellschaftlich oft weniger Akzeptanz als lesbische Frauen.

Und das gilt heute genauso wie früher, besonders wenn man mal über Deutschland hinausblickt. Männliche Homosexualität wird viel stärker sanktioniert und wird meist sogar alleinig unter Strafe gestellt, weil sie traditionelle Männlichkeitsbilder verschiedener Kulturen und Religionen bricht. Auch in der Gesellschaft ist Homophobie gegenüber Männern daher sehr viel verbreiteter als gegenüber Frauen. So zeigen Statistiken beispielsweise, dass Männer häufiger Opfer von Hassverbrechen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung werden.

Bei Frauen und lesbischen Beziehungen gibt es eher andere Formen damit umzugehen. Sie werden vor allem häufig von Männern fetischisiert, was natürlich zu einer weniger "konfrontativen" Haltung führt (auch wenn das trotzdem nicht gut ist).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin homosexuell — mein Leben ist meine Expertise

Homosexuelles Verhalten wurde in unserer Gesellschaft schon seit langem eher unter Frauen toleriert als unter Männern. Das kannst du z. B. auch daran erkennen, dass der zum Glück abgeschaffte "Schwulenparagraph" Homosexualität immer nur unter Männern unter Strafe gestellt hat,nicht jedoch unter Frauen. Das ist in vielen Ländern, in denen Homosexualität heute noch illegal ist, oft ebenfalls so - meist wird sie nur unter Männern bestraft oder das Strafmaß ist bei Männern viel härter. Wünschenswert wäre natürlich, wenn es solche Gesetze in keinem einzigen Land auf dieser Erde mehr gäbe.

Aber warum ist das so? Warum ist Homosexualität selbst hierzulande, wo sie inzwischen nicht mehr strafbar ist, immer noch gesellschaftlich zwischen Frauen akzeptierter als zwischen Männern? Na ja, das hat damit zu tun, dass lange Zeit ein klassisches Rollenbild der Geschlechter existierte und teils bis heute noch in vielen Köpfen herumgeistert. Viele hängen noch einem ziemlich toxischen Männerbild nach. Traditionell galten Männer als das "starke" und Frauen als das "schwache" Geschlecht. In dieser Vorstellung verlor ein Mann seine Stärke, wenn er homosexuell war - weil er als insbesondere penetrierter Part sich quasi in die Rolle der "schwächeren" Frau begab. Schwule galten daher als unmännlich, schwach und als eine Gefahr für die "richtigen" Männer. Von einer Lesbe ging hingegen keine gesellschaftliche Gefahr aus, als Frau war sie ja sowieso "schwach" und konnte nicht noch "schwächer" werden. Das ist natürlich alles geistiger Unsinn, aber leider ist diese Denkweise noch bei viel zu vielen verankert, wie Trump und Co. leider tagtäglich mit ihren von Homophobie durchtrieften "geistigen" Ergüssen beweisen.

Tja und wenn in einer Gesellschaft so ein Klima herrscht, dann fällt ein Outing eben gerade Männern noch immer besonders schwer.

Insbesondere bei Bisexuellen kommen dann noch weitere Vorurteile dazu, die dazu führen, dass sie sich sogar noch seltener outen - etwa nur halb so oft wie Homosexuelle, wie Studien belegen. Hier sind es insbesondere Klischees wie Bisexuelle könnten nicht treu sein, sie wären hypersexuelle Alkesbesteiger, notorische Fremdgänger, sie könnten sich nicht entscheiden, wären wankelmütig und unzuverlässig, sie wären dafür verantwortlich, dass die "Schwulenseuche AIDS" unter den Heterosexuellen ausgebreitet würde uvm. Dran ist an all diesen Vorurteilen natürlich nichts, aber solche Vorstellungen existieren eben leider.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin bisexuell. 💕💜💙

War bei mir kein großes Ding, würde behaupten das es da stark auf die Person ankommt.. nur eine Person hatte sich danach anders verhalten, das hat sich aber schnell gelegt.

Weil Frauen als minderwertig angesehen werden. Wenn sie auf ihrer Stufe bleiben, und nur mit Mädchen was machen, ok. Sex unter Mädchen nehmen viele Männer eh nicht ernst, weil sie phallus-besessen sind.

Aber ein Mann wird als besser als eine Frau angesehen. Wenn er sich beim Sex "nehmen lässt" sieht das für Idioten so aus, als wäre das eine "Frauenposition", also eine demütigende Position. Aus Sicht von Idioten scheißt er damit auf sein Mann-Sein, bzw. befindet sich plötzlich auf dem Level von Frauen, als seien die gleichwertig - was die meisten Männer eben nicht wollen.