Warum ist die Kirche beim Thema "Sexualität" so verklemmt?


13.03.2020, 21:34

Und wie erklären die die Tatsache das Sexualität Spaß macht

15 Antworten

Du hast Recht. Wenn man von einem Gott als Schöpfer der Welt und damit der Menschen ausgeht, müsste man beim Sex ganz klar fragen: "Wer hat's erfunden?"

Auf der anderen Seite fließt dann beim Sex ja quasi die Schöpfungskraft (es wird neues Leben geschaffen), und damit geht eine gewisse Ehrfurcht und eine Verantwortung einher.

Ich denke, das "verklemmte" Verhältnis zur Sexualität hat eher traditionelle als religiöse Hintergründe. Die meisten alten Kulturen, von denen auch das Christentum historisch geprägt wurde, waren eher patriarchal. In solchen Kulturen wird die Frau oft als "Besitz" des Mannes angesehen. Wenn die Frau fremdgeht, ist das also quasi Diebstahl. Fremdgehen der Männer wurde nie als ganz so schlimm angesehen. Ist in vielen Teilen der Welt (auch nicht-christlichen) noch heute so.

Die Sexualität auch der Männer zu reglementieren war dann vielleicht eher ein Schutz für die Frauen, die in einer Welt ohne Demokratie, Gewaltenteilung und Polizei, in der sie quasi macht- und rechtlos waren (im alten Rom war man noch der Meinung, dass Frauen keine Seele besäßen) vom Wohlverhalten der Männer abhängig waren.

Der Verein ist noch nicht mal 2000 Jahre alt.

Abgesehen davon ist Sex zur Fortpflanzung in Ordnung, aber nicht um Spaß zu haben. Spaß daran wäre der Wollust nachgeben und das ist eine Sünde.
Das kommt vermutlich daher, dass das Christentum auf die Befreiung von den irdischen Sphären hinarbeitet und nicht das Irdische so gut wie möglich machen will.

Gruß Than

Batmahhhhhhn  14.03.2020, 11:28

Ja Jesus hat mal gesagt dass wir uns keine Reichtümer auf der Erde ansammeln sollten. Genau.

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ThanatosBell  14.03.2020, 11:30
@Batmahhhhhhn

Ich bin mir recht sicher, dass diese Mentalität älter ist als Jesus, aber meinetwegen.

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Batmahhhhhhn  14.03.2020, 11:31
@ThanatosBell

Du bin nicht der profi. Wenns dich interessiert kann ich gerne googeln wer dat gesacht hat.

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Hallo Meaglon

Die Kirche hat auch nichts gegen Sex, aber gegen Verhütung. Man sollte nur Sex haben um Nachwuchs zu zeugen

Liebe Grüße HobbyTfz

die ist nicht verklemmt, sondern sie hat einen fundamentalen auftrag im bereich der sexualität, von dem sie nicht abweicht.

earnest  13.03.2020, 22:15

Wer hat der (katholischen) Kirche denn den "Auftrag" erteilt, in das Privatleben von Menschen einzugreifen?

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nowka20  14.03.2020, 16:33
@earnest

das hatte die seit ihrer gründung selber getan und hält daran eisern fest.

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earnest  14.03.2020, 17:10
@nowka20

Alles Gründe, eine solche Bevormundung nicht zu akzeptieren.

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nowka20  15.03.2020, 15:51
@earnest

akzeptiert, denn du bist ja auch kein kirchgänger.

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earnest  15.03.2020, 15:52
@nowka20

Doch, ich bin oft und gern in schönen Kirchen.

Aber so etwas würde ich auch nicht als "Kirchgänger" in DEINEM Sinn akzeptieren.

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nowka20  15.03.2020, 16:02
@earnest

da bin ich voll mit dir!

was aber meinst du mit: schönen kirchen (außen, innen, beides?)

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earnest  15.03.2020, 16:19
@nowka20

Ich bin Kathedralen-Fan. Draußen und drinnen.

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Der Monotheismus an sich ist eine Religion der Mächtigen. Egal ob in Ägypten von Pharao Echnaton, im Judentum von Mose, im Christentum von der katholischen Kirche oder im Islam von Mohammed, immer wurde der Monotheismus von Oben verordnet und mit Gewalt, Folter und Mord durchgesetzt. Die Vielgötterei im Volk wurde massiv bekämpft. Diejenigen, die den Monotheismus verordnet haben, waren immer Machtmenschen und es ging ihnen immer darum, durch die Religion Macht über das einfache Volk zu erlangen und diese zu festigen. Eines der eingesetzten Machtmittel im Rahmen der Religion besteht darin, Regeln aufzustellen, die sowieso niemand einhalten kann oder will. Damit kann man alle Menschen zu Sündern stempeln, um ihnen dann ordentlich Angst vor der weltlichen oder göttlichen Macht einzujagen. Denn eines wussten die Machtmenschen schon vor ein paar Tausend Jahren: wer Angst hat, lässt sich leichter manipulieren und unterdrücken. Der Sex ist dafür wunderbar geeignet, denn so gut wie niemand schafft es, diesen natürlichen Trieb, mit dem uns Gott (angeblich) geschaffen hat, zu unterdrücken. Das schaffen ja noch nicht einmal diejenigen, die diese Verbote erlassen haben oder propagieren. In dem Moment aber, wo das einfache Volk sich nicht mehr diesen Regeln unterwirft, verliert die Religion automatisch an Macht. Diesen Zusammenhang zwischen religiöser Macht und Sexualfeindlichkeit kann man überall in den betreffenden Gebieten leicht erkennen, das Gegenteil ebenfalls. Dort, wo die Menschen nicht mehr bereit sind, sich ihre Sexualität von der Religion vorschreiben zu lassen, haben es Religionen sehr schwer. Mir ist z.B. aufgefallen, dass Katholiken, die sich nicht mehr der restriktiven Sexualmoral der Kirche unterwerfen, fast alle auch nicht mehr den Papst als alleinige Autorität akzeptieren, von dem sie sich vorschreiben lassen, was sie zu glauben haben und was nicht.


Hier lohnt sich ein etwas tiefergehender Blick in die Geschichte der Entstehung des westlichen Christentums.

Am Anfang stand Jesus von Nazareth, der sich selber regelmäßig als Jesus Menschensohn betitelte. Dieser Jesus entwickelte eine Lehre, die auf Nächstenliebe und auf gutem Tun beruht. In diesem Sinne sagte er auch, dass er die Welt von Sünden befreit und wer ihm folgt, wird frei von Sünde sein und das Himmelreich erlangen. Mit „ihm folgen“ meinte er, dass man seine Lehre beachten und nach ihr leben solle. Von einer Erbsünde oder einer Erlösung durch den Kreuzestod sprach er selber nicht. Daher fasste er seine Lehre in dem Satz zusammen (Matth. 7,12):

„Alles nun, was ihr wollt, daß die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.“

Dieser Jesus bekämpfte die Priesterkaste (Matth. 23,1):

Da sprach Jesus zum Volk und zu seinen Jüngern: 2 Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf Moses Stuhl gesetzt. 3 Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken tut nicht; denn sie sagen es wohl, tun es aber nicht.

Er predigte, dass diese Priester für das richtige Tun nicht notwendig seien (Matth. 6,5-6):

„Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn sie beten gern in den Synagogen und an den Straßenecken, um von den Leuten bemerkt zu werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. 6 Du aber, wenn du betest, geh in dein Kämmerlein und schließ deine Türe zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten öffentlich.“

Außerdem verurteilte er die Priesterkaste deshalb, weil sie das Volk ausbeutete, um selber in Saus und Braus leben zu können. Dazu hatten sie den regelmäßigen Opferdienst im Jerusalemer Tempel eingerichtet und die dafür erforderlichen Opfertiere durften nur dort gekauft werden (bei den sogenannten Geldwechslern), damit die Priesterkaste ordentlich daran verdienen konnte. Jesus stürmte den Tempel und randalierte unter diesen Geldwechslern. Deutlicher kann ein Protest nicht formuliert werden.

Jesus war auch gegen einzuhaltende Rituale und Festtage. So aß und trank er entgegen der religiösen Vorschriften mit den Damen des horizontalen Gewerbes und Geldeintreibern am heiligen Sabbath.

Alles in allem führte das dann dazu, dass die Priesterkaste ihn unbedingt loshaben wollte und seine Kreuzigung betrieb.

Das, was für die Priesterkaste im Sinne der Religion alles Sünde war, spielte für Jesus keine Rolle. Er rettete sogar eine angebliche Sünderin vor der Steinigung und sprach: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“. Er lehnte also die Bestrafung für Sünden ab.

Er hat auch nur selten über Sünden geredet. Du kannst ja selber mal suchen, wo in den wörtlichen Zitaten Jesu Sünde überhaupt vorkommt. Das ist sehr selten der Fall.

Im Prinzip hat Jesus nur drei Fälle genannt, die in seinen Augen als unverzeihliche Sünde zu werten sind:

- Lästerung wider den heiligen Geist

- andere daran zu hindern, seiner Lehre zu folgen, also daran zu hindern Gutes zu tun und Böses zu unterlassen

- Ehebruch. Der Ehebruch ist auch die einzige Stelle, wo sich Jesus überhaupt in das Sexualleben einmischt. In heutigen Worten müsste man sagen: „Wer in einer Beziehung lebt, hat treu zu sein“. Ansonsten hat Jesus nichts sexuelles verurteilt, weder Selbstbefriedigung noch irgendwelchen Spass, Fetische oder besondere Praktiken. Die Grenze liegt gemäß der Goldenen Regel nur dort, wo andere gegen ihren Willen zu etwas gezwungen werden oder gar beschädigt werden.

Dann wurde Jesus letztlich aufgrund seiner Lehre gekreuzigt.

In den ersten Jahren nach Jesu Tod bildeten sich im Urchristentum ganz verschiedenen Zweige heraus, die sich in den ersten Jahrhunderten auch noch weiterentwickeln und getrennte Wege gehen konnten. Besonders zu erwähnen wären die Gnostiker oder auch die Manichäer oder Arianer, um nur einige zu nennen.

Eine dieser vielen Richtungen wurde durch Paulus begründet. Paulus führte aber nicht die Lehre Jesu fort sondern er begründete eine ganz neue Lehre. Er machte aus dem Verkünder einer Lehre (Jesus von Nazareth) den Verkünder einer ganz neuen Lehre (Jesus Christus). Im Mittelpunkt der paulianischen Lehre stand auch nicht mehr das rechte Tun, sondern der rechte Glauben. Nicht mehr die Goldene Regel Jesu stand nun im Mittelpunkt, die wurde ganz zur Seite gedrängt. Paulus formuliert einen ganz neuen Mittelpunkt seiner Lehre: „Wer nicht an die Auferstehung Jesu von den Toten glaubt, für den ist das Christentum hinfällig.“ Nicht umsonst ist daher Ostern bei den Pauluschristen mit der höchste religiöse Feiertag, während es einen Verkündungstag zur Feier der Lehre Jesu bzw. zur Feier der Bergpredigt erst gar nicht gibt.

Die Lehre des Paulus stand aber nicht nur im zentralen Punkt der Lehre Jesu entgegen, er pervertierte die Lehre des Jesus von Nazareth in vielen weiteren Punkten. So lehrte er auch Lust- und Frauenfeindlichkeit, was entgegen der Lehre Jesu steht. In der Lehre des Paulus stand plötzlich auch die Sündhaftigkeit der Welt und der Menschen ganz im Vordergrund und in den Schriften des Paulus wimmelt es plötzlich nur so von Sünden.

Der Zweig des Christentums, den Paulus begründet hat, wurde zur theologischen Grundlage des römischen Katholizismus. Dort pflanzte sich die Pervertierung der Lehre Jesu weiter fort. Es wurde erneut eine Priesterkaste eingerichtet, die nahmen das Volk noch mehr aus, als es die jüdischen Priester je taten, die Lust- und Frauenfeindlichkeit wurde noch weiter getrieben und die Pflicht zu religiösen Riten und Feierlichkeiten wurden noch weiter verschärft. Nicht mehr das rechte Tun stand im Mittelpunkt, falsches Verhalten konnte durch regelmäßiges Beichten und Sündenablass durch einen Priester leicht wieder aus der Welt geschafft werden. Der rechte Glauben wurde in den Mittelpunkt gestellt und wer dem nicht folgen wollte, wurde verfolgt, unterdrückt oder gar ermordet.

Genau diese Katholiken stellten dann im 4. Jahrhundert die Bibel zusammen. Dabei ließen sie nur zu, was ihrer, also der paulianischen Lehre entsprach. Deshalb nimmt Paulus auch einen so ungeheuer großen Raum im Neuen Testament ein. Alle anderen Schriften, die es aus den anderen Zweigen des Urchristentums gab, wurden dagegen verdammt und fast vollständig vernichtet. Zum Glück haben aber doch einige dieser verdammten (apokryphen) Schriften in ihren Verstecken wie z.B. bei Nag Hammadi oder in den Höhlen bei Qumram überlebt. Daher wissen wir heute, dass in diesen von den Paulianern verdammten Schriften, wie z.B. dem Thomasevangelium, das ausschließlich aus wörtlichen Zitaten von Jesus besteht, nichts für aber vieles entgegen der Lehre des Paulus steht. Dort wird von Jesus weder die allgemeine Sündhaftigkeit, die Frauenfeindlichkeit, die Gründung einer Kirche und Priesterkaste, die Lustfeindlichkeit oder die Einhaltung spezielle Regeln gefordert sondern im Gegenteil, er spricht sich dort sogar ausdrücklich dagegen aus.

Die paulianische Lehre wurde dann von den katholischen Kirchenlehrern noch weiter im Sinne der Priesterkaste zur Unterdrückung und Ausbeutung des einfachen Volkes ausgeweitet. So erfand dann auch Augustinus die Erbsündenlehre, wie sich in Dokumenten der Vatikanbibliothek nachlesen lässt. In der weiteren Geschichte spalteten sich dann von den Katholiken diverse andere Kirchen und Glaubensrichtungen ab, wie z.B. Protestanten, Evangelikale etc. pp., die im Prinzip aber immer noch auf der paulianischen Lehre basieren und den Schriften des Paulus folgen. Das sind die sogenannten Pauluschristen.

Nun muss man sich entscheiden, welchen Weg man gehen möchte:

Den des Jesus von Nazareth und seiner Lehre. Dann tue Gutes. Dann liebt Gott auch dich, nach den Worten Jesu. Dann halte dich von Kirchen, Priestern und religiösen Führern fern, die die Lehre des Paulus vertreten und dir deine Sündhaftigkeit einreden wollen.

Oder man geht den Weg eines frommen Christen, beachtet die Lehre des Paulus, unterwirft sich der paulianischen Lehre sowie seinen Nachfolgern, die ihn propagieren, verrät weiter die Lehre Jesu, und hat ein schlechtes Gewissen wegen einer angeblichen Sündhaftigkeit. Du verdirbst dir damit das irdische Leben, und kommst dadurch nach den Worten des Paulus in den Himmel, wirst aber nach den Worten Jesu damit garantiert nicht das Himmelreich erlangen.

Viktor1  13.03.2020, 23:37
Im Mittelpunkt der paulianischen Lehre stand auch nicht mehr das rechte Tun, sondern der rechte Glauben.

Was für ein Unsinn.
https://www.bibleserver.com/ELB/R%C3%B6mer2%2C1-16
Paulus denkt hier allen das "Heil" zu welche gerecht handeln, ohne "Ansehen der Person", egal ob gläubig (Juden) oder ungläubig(Griechen oder "Heiden")
In der Auseinandersetzung mit Judenchristen setzt er den "Glauben" gegen das (mosaische) Gesetz. Diese konnten sich offensichtlich noch nicht von der alten "Denke" lösen was auch sonst zu Konflikten zu den "Heidenchristen" führte.(s."Apostelkonzil", APG)
Was Paulus unter "Glauben an Jesus" verstand ist hier ausgesagt: (Luth.Gal.5,6)
"Denn in Christus Jesus gilt .... der Glaube, der durch die Liebe tätig ist."
Auch hier wird dies bestätigt (1.Kor.13,1-13)
https://www.bibleserver.com/LUT/1.Korinther13%2C1-13
"13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen."

Beschäftige dich mal ernsthaft mit Paulus statt hier immer wieder auf ihn rumzuhacken. Er hat Jesus besser verstanden als viele Judenchristen, welche teils noch ihr Leben lang im Gesetz "verstrickt" waren.

Richtig ist, daß die (meisten) Konfessionen aus der Reformation Paulus forcieren und zwar nur dort , wo er angeblich nur Glaube und Gnade an 1. Stelle setzt und dabei die Botschaft Jesu ignorieren.

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