Was haltet ihr von der Aussage "Reich wird man nur durch Ausbeuten oder Erben"?
Undzwar habe ich vorher von einem Gutefrage User, der etwas über Ungerechtigkeit im Bezug auf reiche Leute geschrieben hat, die oben im Titel erwähnte Aussage gelesen.
Was haltet ihr von dieser Aussage?
30 Stimmen
Definiere "reich".
Z.B. wenn man Millionär ist. Muss aber auch nicht im Millionenbereich liegen. Halt einfach reich.
10 Antworten
Naja, grundsätzlich ist diese Aussage nicht richtig.
Allerdings ist es so, dass in Deutschland Vermögensaufbau aufgrund der extrem hohen Abgabenlast auf normalem Wege durch Arbeitseinkommen usw. sehr schwer ist, somit überwiegen natürlich oft andere Wege.
Nach dem Krieg war es sicher möglich, auch ohne Familienhintergrund relativ reich zu werden. Auch wenn damals schon die großen Familien (Quandt, Porsche, Thyssen ...) ihren Reichtum bewahren konnten. Aber es gab auch Unternehmen, die neu hochkamen. Neckermann, Lidl, Adidas, ...
Heute entscheidet Beziehung, Erbe und die Unterstützung bei der Bildung weitgehend, ob eine Person zu Reichtum kommt.
Vermögensbildung in unserem Verständnis ist mit einem stabilen Geldsystem in der Regel nich vereinbar. In einem jeden stabilen Geldsystem muss Geld ununterbrochen fließen. Das schließt nicht aus, dass man zweckgebunden ansparen kann. Gegen kurz- bis mittelfristiges Geldanhäufen ist nichts zu sagen, wenn es dann restlos in den Geldkreislauf zurückgeführt wird. Das geschieht in der Regel dann, wenn man Geld anspart, um sich danach etwas zu kaufen.
Das langfristige sparen funktioniert mit unserem aktuellen Geldverständnis jedoch nicht. Wenn Geld aus dem Geldfluß entnommen wird, steht es nicht zur Verfügung. Und da der neoliberale Staat aktuell ungern seine eigenen Coupons ausdrucken möchte, reduziert sich damit die verfügbare Geldmenge im System; das Geld wird künstlich verknappt. Und die Finanzmärkte sind nur eine Falle für Geld. Geld, welches sich auf den Finanzmärkten befindet, verbleibt auch ausschließlich auf den Finanzmärkten. Es fließt Tag für Tag deutlich mehr Geld in die Finanzkreisläufe zu, als dass Gelder in den normalen Geldfluß zurückfließen. Der normale Geldfluß kann auch als Wertschöpfungskreislauf verstanden werden. Mit Geld müssen stetig Werte geschöpft werden. Das passiert nur, wenn Neues erschaffen und für Geld verkauft wird. Finanzinvestitionen erfüllen diesen Zweck zu 99% nicht.
Auch die Geschwindigkeit, wie Geld angehäuft werden kann, ist mit unserem Geldverständnis und Geldsystem nicht vereinbar. Der Schaden, der dadurch entsteht, ist aktuell allgegenwärtig. Die Geschwindigkeit, mit der die Privatvermögen zunehmen, ist unnatürlich und kann ausschließlich nur durch unmoralische Methoden erwirkt werden. Steuertricks, Lohndumping, Lobbyismus, Intransparenz, Geißelung des Staates/Regierung und noch zahlreiche weitere Aspekte. Man wid als Held gefeiert, wenn man jegliche moralische Grenze überflügelt, um sein Vermögen um jeden Preis zu maximieren. Und jeder noch so kleine Privatanleger ist Teil des Systems, dessen Profite auf den gleichen Methoden aufbauen. Es ist rechnerisch mit normalen Mitteln nicht möglich, jedes Jahr ununterbrochen die Dividendenerwartungen zu erfüllen, wie sie die letzten 40 Jahre erfüllt wurden. Die Milliarden um Milliarden, die inzwischen jedes Jahr erwartet werden, lassen sich nicht mehr durch Produktivitätssteigerung und moralisch vertretbaren Kostensenkungen realisieren - hier haben wir die Grenze schon vor einigen Jahren erreicht.
Wenn man nicht selber Geld drucken kann, bedeutet eine Anhäufung an anderer Stelle immer eine Absenkung.
Denke durchaus das in erster Linie der soziale Stand davon abhängt. Aber das ist auch nicht die Regel. Denken wir an Berufseinsteiger welche soziale Netzwerke vor etwa 20 Jahren gegründet haben.